Skylab

Kouros war in meinen Augen nie wirklich revolutionär, oder gar richtungsweißend! Er hat perfekt in die opulenten 1980er Jahre gepasst, wo „animalische“ Düfte, wie Chanel Antaeus, Dior Jules, Jil Sander Man Pure, Azzaro Pour Homme oder Aramis Hochkonjunktur hatten. Was die Verkaufszahlen betraf, schwamm Kouros weit vorne auf der Erfolgswelle mit! Ein säulenhafter Flakon aus Opalglas und eine „heldenhafte“ (göttergleiche) Werbekampagne mit flirrender Hitze, athletisch anmutenden Körpern und den salzigen Wogen des Mittelmeers. Göttergleiche Kampagnen gibt es mit Versace Eros und Paco Rabanne Invictus auch im 21. Jahrhundert wieder!

Kouros ist eine Marke in der Marke geworden, mit tollen Summer "Colognes", ja das gab es schon vor 10 Jahren *lach*! Kouros ist ein Mythos und obgleich er für viele nach knapp 35 Jahren zu Tode reformuliert sei, kann kein Ableger dem Original das Wasser reichen, schließlich sind die Fußstapfen schlichtweg zu groß! Demnach gleicht es für meine Begriffe gar an Blasphemie (Gotteslästerung), wenn sich so ein jugendlicher Duftkandidat mit den Lettern des (All)Vaters schmückt!

Ich weiß nicht, was sich die Werbestrategen stets versprechen - will man mit solchen Namens Ablegern ein jugendliches Klientel ins Boot holen und sie an solch manifestierte Klassiker langsam heranführen? Wohl kaum, es ist taktvolles "Namedropping", neuer Wein in alten Schläuchen. Aber das ist heute gang und gebe, leider!

Der Name "Silver" ist Programm, nach einem unspektakulären Start mit synthetischer Apfel/Birne Komposition, lässt Salbei viel ozone, "metallisch" glänzende Frische frei! Es riecht nach Mentos Kaubonbons - Invictus lässt grüßen!

Im weiteren Verlauf wartet mal wieder die ach so trendige Fruchtzucker Note auf und birgt gemeinsam mit künstlichem Amber ein wirres Gebräu aus dumpf, kandierten Zügen ála Versace Eros. Booooring!

Die Basis ist nach gut 2 Stunden erreicht. Was bleibt ist ein undefinierbarer Chemiecocktail aus holzig, süßen Noten. Das Ende möchte ich schon garnicht mehr abwarten. Meine Enttäuschung lässt sich herauslesen, darum möchte ich schnell zum Ende kommen!

Kouros Silver ist eine klare Kampfansage zu oben aufgeführten Pendant Düften und entspricht dem jugendlichen Zeitgeist! Das Vokabular passt zum Thema und die Kampagne mit dem Male Model Mias van der Westhuizen und dem stahlblauen Himmel unterstreicht dieses. Haltbarkeit liegt bei groben 5-6 Stunden. Sillage ist anfänglich gut, der Duft wird aber schnell hautnah.

Obwohl ich stets Parfums subjektiv bewerte - Kouros Silver ist nach L'Homme Parfum Intense und L'Homme Sport für mich mit Abstand die größte Enttäuschung aus dem Hause YSL! Monsieur Laurent himself dreht sich im Grabe um, die Götter machen den Olymp dicht und ich greife lieber wieder zu meinen Kouros Sommer Versionen...!

PS: Danke an den Gönner meiner Kostprobe, dessen Phiolen Abfüllung ich gerne an den ersten Interessent weiterreichen möchte!

Die kalten Tage scheinen vergangen, die Winterjacken sind weggepackt und die „opulenten“ Düfte in meiner Sammlung rutschen in meinem Schrank nach hinten! So sehr ich sie auch mag, irgendwann kommt doch der Moment, wo ich sie über Monate nicht mehr anrühre! Klingt abwertend, ist es aber nicht - ich mag sie ja schließlich alle.

Ganz im Sinne der Sommer Monate und entgegen dem Trend jubelt uns Thierry Wasser eine „abgespeckte“ Version unter. Dabei hätte ich schwören können, dass aus der „flüssigen Praline“ im Stil von Pure Havane (Thierry Mugler) ein rauchiger Zartbitterschokoladen Ableger mit OUD Akzenten wird!? Falsch gedacht! Doch Ernüchterung gibt es bei mir keine, im Gegenteil! Ich begrüße eine „Light“ Version, mit der Hoffnung, dass der Trend der „Intensiv“ Ableger irgendwann mal enden würde! Mit L´Homme Idéal Cologne sehe ich da optimistisch(er) in die Zukunft!

Endlich glänzt mal kein Flakon im mystischen Schwarz, oder lasziv wirkenden Bordeaux, sondern präsentiert sich in einer attraktiven, weiß schimmernden Optik mit leicht güldener Essenz! Schon der Original Flakon ist ein wahrer Eyecatcher - doch diese aufgefrischte Glasarchitektur mit weißem Verschluss gibt dem Auftritt eine ganz neue "Attitude"!

Der Auftakt präsentiert sich so, was die Optik verspricht! Heitere Hesperiden Akzente versprühen gute Laune! Der Mix aus Grapefruit und Orangen Noten wirkt saftig und fruchtig zugleich. Ich stelle mir vor, wie besagte Früchte in einem Bottich voll Eiswasser schwimmen. Herausgefischt werden sie anschließend sanft mit Puderzucker bestreut. Neroli steuert eine flirrende, fast ozonartige Süße bei. Diese kandierte Combo wirkt in meinen Augen aber nicht überladen oder gar aufdringlich.

Der Mandel Charakter vom Original ist natürlich da, ist aber dezenter ausgeprägt. Überhaupt habe ich den Eindruck, dass beim Cologne all die Dekadenz vom Bruder weggelassen bzw. runder komponiert wurde.

Das Cologne, wie mag es auch anders sein offenbart keine überschwängliche Sillage Eskapaden. Wie der Vorgänger wirkt die abgespeckte Version bei mir sehr hautnah. Nach nur knapp 2 Stunden nehme ich an mir selbst nicht mehr wahr, wenn auch die Haltbarkeit auf der Haut bei akzeptablen 4 Stunden liegt.

Die Basis ist unspektakulär und leise. Pudrige Töne treffen auf holzige Komponente. Vetiver nehme ich garnicht wahr.

Zusammengefasst ist das Cologne für meine Begriffe gelungen. Die L'homme Idéal DNA ist vorhanden, doch alle Ecken und Kanten, welche mich beim Original gestört haben sind nun rundgeschliffen! Entgegen meinen üblichen Gegenüberstellungen, muss ich betonen, dass ich diesmal beide nicht direkt miteinander verglichen habe. Ich habe mich ganz und gar ungezwungen auf das Cologne eingelassen. Der Name ist Programm und gut gewählt! "L´Homme Idéal Casual" hätte ich auch toll gefunden - in diesem Sinne, auf einen schönen Sommer!

PS: Vielen Dank an den edlen Spender für diese Vorabverkostung!

Das Thema ist schlichtweg nicht tot zu kriegen. Seit mehr als zwei Jahren schieben die großen Firmen einen „Intensiv“ Ableger nach dem anderen auf die große Weltbühne! Ob „Extreme“, „Night“, „Noir“, "Nuit" oder eben das romantisch klingende „Intense“ - jeder Neuzugang oder große Klassiker wird mit einer „Fliege“ ausstaffiert, in eine Abendrobe gesteckt, einer Veredelung unterzogen. Mal ist das gut gelungen (Dior Homme Intense), mal ist es ein Fehlgriff in Form von totaler Überflüssigkeit (Paco Rabanne One Million Intense oder Joop! Homme Extreme). Bei Boss Bottled Intense scheint das fast geklappt zu haben – aber der Reihe nach...

Der manifestierte Allrounder aus Metzingen beglückt oder nervt seit knapp 20 Jahren die Duftgemeinde. Der klassische Büroduft mit der Hugo Boss typischen Apfelnote begeisterte mich Anfang der 2000er. Begonnen hat mein Interesse mit der duftenden Kopie „Extase Pure Passion Man“, wovon ich einige Flaschen leerte. Nach zwei Boss Bottled Flakons war es allerdings aus mit der Liebe und der Zuneigung! Auch wenn ich dem Parfum im Alltag nicht so häufig begegne, wie beispielsweise einem Le Male oder Dior Homme – ich konnte den Duft schlichtweg nicht mehr riechen, selbst wenn ich mit „Sander For Men“ ein ähnlich gestricktes Pendant in meiner Sammlung habe! Dennoch ist in meinen Augen Boss Bottled ein Duft mit Charakter! Er ist unaufdringlich, hat einen hohen Wiedererkennungswert und ist Boss´s „Zugpferd“ und hat wohl mit „Bottled Night“, „Bottled Sport“, „Bottled Unlimited“ und dem neuen „Bottled Intense“ die meisten Flanker! Letzterer erscheint erst in einigen Tagen/Wochen, sodass ich mich glücklich schätze, eine Abfüllung vor dem offiziellen Start bekommen zu haben!

Verglichen mit einer aktuellen Herstellerprobe bietet sich mir folgende Gegenüberstellung: Das Intense hat entgegen dem Original einen fruchtigeren Einstieg! Orangenblüte birgt einen Hauch von Exotik - ohne aber kitschig zu wirken! Das Original EDT hingegen startet etwas dumpf, matt, ja gar synthetisch. Das scheint der aktuellen Reformulierung geschuldet!? Das war damals nicht so! Der weitere Duftvergleich scheint fast 1:1 zu sein. Es sind ledeglich Nuancen, welche hier beim Intense leicht unterschiedlich aufscheinen, welche aber attraktiver herausgearbeitet sind. Beim Original wirkt alles sehr komplex und linear! Das Intense empfinde ich im Ganzen eine Spur trockener und herber. Weniger grün und einen Hauch weniger süß.

Doch nach all den positiven Punkten, die Euphorie hält sich trotzdem bei mir in Grenzen! Trotz der Bezeichnung "Intense" ist die Intensität mehr schlecht, als Recht! Der Duft ist absolut körpernah (ähnlich wie beim aktuellen Original) und ich nehme ihn nach nur drei Stunden an mir nicht mehr wahr! Auf meinem Armrücken sind Fragmente zwar noch nach 10 Stunden vorhanden, allerdings muss man seinen Riechkolben schon darauf pressen! Somit großer Minuspunkt in der Perfomance und in der Haltbarkeit! Aber auch das klassische Bottled überzeugt mich nicht (mehr) - hält nicht länger aus!

Zusammengefasst ist das neue Bottled Intense ausgewogener, tiefgründiger, als die aktuelle Original Fassung - im großen und Ganzen harmonischer und attraktiver! Das klassische Bottled, erscheint mir irgendwie künstlich(er), als noch vor 10 Jahren! Dennoch, Boss Bottled und ich werden beide keine Freunde mehr - weder das Original, noch das Intense!

Manche Dinge lernt man erst richtig schätzen, wenn es sie nicht mehr gibt! Vor allem dann, wenn sie anfangen so richtig „rar“ und „selten“ zu werden, wie bei folgend beschriebenen Cuiron:

2001 als zweiten Helmut Lang Herrenduft lanciert, wurde er bereits nach 4 Jahren (zusammen mit den ersten beiden Düften) wieder eingestampft! Nachdem Helmut Lang im selben Jahr sein Label verließ, schien der Hype der Parfums erst so richtig angetrieben zu werden! So kam es, dass bereits nach ein paar Jahren die Bestände knapp wurden! Unzählige Bitten und Beschwerden erreichten das Unternehmen…es wurde Panik geschürt! Die letzten Tropfen wie Weihwasser verwahrt. Es war wie die Suche nach dem heiligen Gral! Für halbvolle Flakons zahlten Liebhaber gut und gerne dreistellige Summen. Manche geschäftstüchtige Parfumos kauften in privat geführten Parfümerien ganze Bestände auf, um diese dann in der „Bucht“ für das 6 fache zu veräußern! Ein Hype, der für manch Außenstehende nicht ganz nachzuvollziehen ist…aber man gönnt sich ja sonst nichts! :-)

Nach dem Abgang vom "King of Minimalism", dem Meister himself, schien auch eine Neuauflage in weite Ferne gerückt. Die Verantwortlichen hatten in der Zwischenzeit sogar einen komplett neuen HL Duft angedacht. Die Pläne wurden aber verworfen und getreu dem Motto „Back to the roots“ veröffentlichen die Macher nun alle drei Parfums in den Ursprungsflakons und in Einheitsgrößen (100ml) erneut und beugen sich dem Druck der Fans!

Schwierig nur an die Neuauflage überhaupt zu kommen, denn soviel ich weiß, gibt es die Parfums bisher nur exklusiv in den Helmut Lang Stores New York und Paris! Wie „Chnokfir“ in Erfahrung gebracht hat, haben die Verantwortlichen von Helmut Lang zurzeit kein Interesse am Vertrieb der Düfte in Deutschland...Der Inhaber der alten und noch bestehenden Vertriebsrechte würde scheinbar nur zu gerne die Düfte hierzulande vermarkten, die von ihm geforderten Preise (Ebay Mondpreise sei Dank), wollen die Verantwortlichen verständlicherweise nicht zahlen! Persönlich finde ich die aktuellen Euro Preise ebenfalls für ziemlich abgehoben! Mit Versand (Paris versendet europaweit) läge man da auch schon bei stolzen 160.- Euro!

Da fragt man sich skeptisch, ob es der Duft wirklich wert ist, solch hohe Summen zu zahlen, gerade für einen Vintage!? "JEIN" klingt da meine Antwort! Natürlich würde ich keine 300.- Euro ausgeben wollen, kann aber zeitgleich auch auf Anhieb keinen, weitaus günstigeren Referenzduft nennen, der dem Cuiron zu gleichen scheint!? Ich rieche leichte Kopfnoten Parallelen zum damaligen "Pure For Men" (Vintage) von Jil Sander und der Pflaumen Charakter gleicht fast dem von Boss Elements, aber beide gibt es bekanntlich auch nicht mehr! Es gibt Personen, die „Cuirs“ von Carner oder Carbone de Balmain als Vergleichs Düfte angeben. Für mich nimmt Cuiron einen eigenen Stellenwert ein und da er einfach so selten ist, fehlt es vllt. schlichtweg an Alternativ Vorschlägen von anderen Personen.

Aber was macht Cuiron nun so speziell, so individuell, so einzigartig!? Der Vintage startet mit einer prickelnd, pudrigen Kopfnote. Ein sanft, säuerlicher Ton begleitet diese. Alles wirkt recht gediegen und Hautnah! So soll es auch im weiteren Verlauf sein, welcher recht linear und komplex wirkt! Es mischen sich holzig, würzige Akkorde hinzu. Eine süßlich, wässrige Note - die mich an Pflaumenschnaps erinnert - schwirrt geduckt im Hintergrund. Im Ganzen wirkt Cuiron aber relativ "trocken".

Die Basis bestimmen samtig, weiche Moschus Klänge. Ein gewisser "brauner Zucker" Flair tut sich da auf! Die Thematik "Leder" kommt an mir allerdings nicht wirklich zum Vorschein! Macht aber dem Ganzen keinen Abbruch!
Cuiron riecht vornehm/elegant, männlich und herb, wobei ich ihn mir durchaus auch an Frauen vorstellen kann! Daher ist es nachzuvollziehen, warum die Neuauflage jetzt auch als Unisex Duft publiziert wird!
Trotz verminderter Sillage hält Cuiron (Vintage) gut und gerne 8 Stunden! Ich hatte sogar mal eine Abfüllung, wo ich das Parfum stolze 12 Stunden an mir wahrnahm! Die Bezeichnung "Eau De Cologne" ist irreführend! Bei Cuiron (Vintage) handelt es sich um ein wertiges Eau De Toilette". In den USA ist diese Bezeichnung nämlich nicht gängig! Wie weit die neue Cuiron Version dem alten Vintage kann ich leider noch nicht sagen! Die Marke Helmut Lang behauptet, die Formel hätte sich nicht geändert! Ich mag das bis zum Vergleich mal glauben... *g*!

Der Flakon in Rauchglas Optik ist einer Apotheker Flasche nachempfunden. Die Flasche der 2002 Version wirkt auf mich - mit dem kleinen Etikett - optisch ansprechender. Die Neuauflage sieht da etwas "überladener" aus. All diese Sorgen teilt Helmut Lang nicht! Er verweilt auf den Hamptons und widmet sich der Kunst! Weit abseits des High Fashion Kosmos...dem Hype um seine Düfte macht das keinen Abbruch! AMEN!!!

1989 – die 80er sind in ihren letzten Atemzügen. Der kalte Krieg neigt sich dem Ende entgegen und der Mauerfall ist zum Greifen nah. Die Welt im Umschwung und auch der Duftkosmos ist im Wandel – durchlüften und ablegen so die Devise. Weg mit den Schulterpolstern, der Opulenz und dem Aufgebauschten. Mit Davidoff´s Cool Water wurden die Weichen gelegt und der Grundstein für aquatische und frische Düfte gesetzt. Düfte zum Durchatmen! Doch entgegen diesem Trend lancierte Wolfgang Joop mit Joop! Homme nochmal ein orientalisches Parfum Deluxe! „Endlich habe ich ihn gefunden – den Duft, auf den alle warten!“ freute er sich damals!

Joop! Homme war politisch "unkorrekt", nicht frisch und pur, sondern schwer, aggressiv, schwülstig, provokant! Die Komposition mit einer gewissen Brise Sexappeal schlug ein wie eine Bombe und wurde auf Anhieb ein Hit! Joop! Homme setzte völlig neue Maßstäbe für Herrenparfums. Die bordeauxfarbige (heute pinke) Flüssigkeit war natürlich auch ein Indikator dafür! Der von Designer Urgestein Peter Schmidt entworfene Art Deco Flakon mit schwerem, purpurfarbenen Verschluss tat sein Übriges!

Und der Erfolg gab ihm Recht und fand mit Jil Sander Background und Davidoff Relax sogar zeitnahe Nachahmer – einziger Unterschied – die damaligen Konkurrenten wurden mittlerweile alle zu Grabe getragen. Kritiker sagen, dem Klassiker sei nach einem viertel Jahrhundert ein wenig der Lack abgebröckelt - wird teilweise zu Unrecht verissen! Man muss eingestehen, trotz seinen 25 Jahren ist er nach, wie vor ein Erfolgshit - eines der meistverkauftesten Herrenparfums weltweit! Die Tester halten sich nie lange und sind alsbald leergesprüht! Und er passt nur zu gut in den aktuellen Zeitgeist der zuckersüßen Intense/Extreme/Night Parfums.

„Discounter-Preise“ und die Überdosierung gewissen, jugendlichen Macho Klientel's nagt allerdings am Image und lässt den Duft irgendwie "billig", "prollig" und "omnipräsent" erscheinen! (Ich selbst rieche ihn jedoch Dank One Million recht selten!) Unterstrichen wird auch dieses Klischee durch äußerst kitschig und lasziv wirkende Werbekampagnen, welche seit 10 Jahren ausschließlich stählerne Männer Torsos und nackte Mannequins zeigen...umschlungenen von elektrisierenden Armen einer Frau. Der Slogan "Real men wear pink" hat in meinen Augen schon einen Hang zur Lächerlichkeit! Auch die Namensausschlachtung anhand der Flanker "Homme Wild" und "Homme Extreme" und diverse Sommer Versionen ála "Hot Contact", "Sexy in Pink" oder "Beach Clubbing" tragen dazu bei, dass der Brand wohl oder übel verkünstelt wird! Das ist die Marke Joop! anno 2014, mit der der Gründer W. Joop schon lange nichts mehr zu tun hat - darum habe ich persönlich mit der heutigen Marke Joop! abgeschlossen! Leider!

Kommen wir aber zurück zum Duft, über den im Prinzip bereits alles erzählt wurde...ein Duft der polarisiert, der auffällt und die Massen aufwühlt. Er wird geliebt oder gehasst. Ich muss mittlerweile gestehen, dass ich mich jedes Jahr auf's Neue in ihn verliebe! Für den Hochsommer natürlich undenkbar, doch an kühlen Tagen für mich ein Nasenschmeichler!

Verwirrend die Schöpferfrage - Michael Almairac wird als Parfumeur mehrmals genannt, jedoch findet sich auch der Name Pierre Bourdon. Letzterer wird in einem betreffenden Wikipedia Artikel aufgeführt und taucht auch im Frank J. Schnitzler Buch "Das große Buch vom Parfüm" auf...?! Entweder kreierten damals beide den Duft, oder einer von den beiden hat ihn reformuliert?! Stichwort:"Reformulation" - in gut 25 Jahren seines Bestehens wurde Joop! Homme natürlich auch überarbeitet und an die aktuellen IFRA Auflagen angepasst. Glaubt man einem Basenotes Forum Eintrag, gab es sogar zwei Reformulierungen! Zu erkennen sind diese an der optischen Modifikation des Flakons und der Kartonage! So verschwand bei Flakon Nummer 2. die Kornblume und die Bezeichnung "Homme" rutschte an deren Stelle. Das Joop! Logo präsentiert sich fortan in prägnanter Typo. Beim aktuellen Flakon wanderte "Homme" wieder unterhalb des Markenzeichens und wirkt nun ebenfalls ausdrucksstärker! Die Kartonage (damals bordeaux/blutroter Farbverlauf) entspricht den aktuellen Kampagnen - sie glänzt im grellen quietsche Pink! Die Range der Pflegeprodukte beschränkt sich mittlerweile nunmehr auf After Shave, Deo Body Spray (seltener anzufinden), Deo Stick und Duschgel. Letzteres gibt es natürlich nicht mehr in der flakonähnlichen Verpackung. Stattdessen quietscht man es aus der Coty-einheitlichen Family Tube...gääähn.

Vergleichen kann ich ledeglich die neue Version mit der Ursprungsversion, welche "gefühlsmäßig" bis Ende der 1990er Jahre verkauft wurde. Obwohl der klassische Joop! Homme Flair erhalten geblieben ist, wirkt der Vintage "beeriger" (Kirsche), dunkler, herber, tiefgründiger und gehaltvoller! Der Neue ist dagegen heller, fruchtiger (mehr Orangenblüte), holziger, trockener und irgendwie auch kratziger (Laien wird das aber absolut nicht auffallen!). An Power und Haltbarkeit hat er jedoch in keinster Weise eingebüßt! An mir rieche ich die aktuelle Variante ebenfalls 24 Stunden und an Textilien gar Monate! Aber Achtung - Joop! Homme macht sehr schöne "pinke" Flecke! In diesem Sinne, auf weitere 25 pinke Jahre!

Joop! Homme Forever!!!