Unruh

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11 - 15 von 97
Unruh vor 3 Jahren 10 3
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
4
Duft
Enttäuschend
Mit Herrn Kurkdjians Düften komme ich selten zurecht. Egal ob Kreationen als Auftragsarbeit oder Düfte aus seinem eigenen Hause, oft sind sie mir zu blumig oder zu süßlich, bis zur Grenze der Schwülstigkeit. Gleichwohl handwerklich gut gemacht.

Nachdem mich sein futuristischer Fougère "masculin Pluriel" positiv überrascht hat, war ich gespannt auf "Gentle fluidity". Vor allem die angeblich so dominante Wacholderbeere ließ mich hoffen - eine Duftkomponente, die ich sehr gern rieche. Allerdings werde ich, so oft ich es auch probiere, mit diesem Duft nicht warm.

Ja, der Duft hat viel Wacholderbeere zu bieten, fruchtig und leicht süßlich. Leider verabschiedet sich diese Note nach wenigen Minuten. Dann betritt der Moschus die Bühne, minimal gewürzt, mit ziemlicher ambroxanhafter Schlagseite. "Gentle fluidity" wird nun frisch, sehr frisch, fast scharf. Nach vielen Stunden nimmt sich diese scharfe Frische glücklicherweise etwas zurück und wird ein wenig pudrig-holzig. Während der ganzen Zeit ist der Duft sehr präsent und gut wahrnehmbar.

Schade. Ich habe zwar wie erhofft einen unsüßen, weniger überladenen Kurkdjian-Duft bekommen. "Gentle fluidity" bietet mir jedoch insgesamt zu viel Frische und zu wenig Entwicklung, als das wir Freunde werden könnten.

3 Antworten
Unruh vor 3 Jahren 3 3
9
Flakon
7.5
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Fettes Brot
"Terre d'Hermès" und ich - eine endlose Geschichte. Ich habe mir den Duft zu seinem Erscheinen das erste Mal zugelegt. Ich war damals (und bin weiterhin) beeindruckt von Herrn Ellenas Innovationswillen. Damals für mich ein unerhörter Duft, so völlig neu, mit bisher ungerochenen Akkorden. Ein würzig-zitrischer Auftakt, gefolgt von einem erdig-herb-frischen Herz, welches den Eindruck von steiniger Erde erschafft. Die einzelnen Komponenten greifen perfekt ineinander und schaffen ein individuelles Dufterlebnis. Meiner Meinung nach ein Konzeptduft par excellence, allerdings einer der wenigen uneingeschränkt tragbaren, alltagstauglichen. Zwar ist das Parfüm inzwischen weit verbreitet, seiner Faszination schadet das aber nicht.

Ich habe "Terre d'Hermès" damals gern und häufig getragen. Bloß...irgendwann nervte mich der Duft, ich weiß bis heute nicht warum. Was folgte, war eine Phase der Abstinenz. Irgendwann habe ich mir das Eau de Parfum zugelegt. Fruchtiger, orangiger, aber auch mit der unverkennbaren Duft-DNA. Irgendwann war mir das Eau de Parfum zu fruchtig, also ging es zurück zum Eau de Toilette. Erneut setzte die Begeisterung ein, ich konnte von diesem Parfüm nicht genug bekommen. Langsam schlich sich aber wieder die Sättigung ein, also gab ich den Flakon weiter. Die Faszination blieb. Ich testete bekannte Vertreter dieser Duftrichtung, wie "Red Vetiver" oder "Ginepro Nero", grübelte ob einer erneuten Anschaffung des Originals, verbrauchte Abfüllungen. Ich bin bis heute unschlüssig. An manchen Tagen ist "Terre d'Hermès" ein olfaktorisches Elysium, an anderen Tagen nervt mich der Duft ungemein...

Wie es Fettes Brot schon 1996 sangen: "Soll ich's wirklich machen oder lass ich's lieber sein? Jein..."
3 Antworten
Unruh vor 3 Jahren 16 22
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
2
Duft
Langweiliger Durchschnitt für den langweiligen Mainstream
Das passende Leben zu diesem Duft: Reihenhaus mit Steingarten, Ehefrau, zwei Kinder, Hund, einmal im Jahr Urlaub auf Malle oder den anderen üblichen Pauschaltourismus-Hotspots, abends vor die Glotze, einmal wöchentlich 10 Minuten Hochleistungssport in der Missionarsstellung. Willkommen in der Spießbürger-Hölle. Narf!

"Sauvage" ist ein Ambroxan-Klopper par Excellence. Ein bisschen Würze schwingt zwar mit, aber alles wird von dieser nervig-monotonen duschgeligen Frische erschlagen. Entwicklung? Fehlanzeige. Frisch geduscht riechen kann ich auch einfacher haben. Und dieser Name. "Sauvage" - wild. Bitte? Wild geduscht oder was? Oder soll der Duft Assoziationen an "Eau Sauvage" wecken? Dieser Klassiker mit Profil, mit Entwicklung, mit Herz und Charakter; kein Vergleich mit dieser profillosen Laborgeburt!

Auch dieses Wässerchen zeigt deutlich, wonach die Massen schreien. Angepasst, glatt, profillos, unauffällig. Ich kann durchaus verstehen, warum der Duft so ist, wie er ist. Wenige Kunden machen sich die Mühe oder haben die Zeit, einen Duft auf Herz und Nieren zu prüfen. Erst recht nicht in einer olfaktorisch völlig überladenen Parfümerie. Kopfnote passt, alles klar, ab in den Einkaufskorb. Viel passiert bei "Sauvage" nach der Kopfnote eh nicht mehr.

Es ist nicht nur die Verkörperung der Langeweile, die mich bei diesem Duft zur Weißglut treibt. Es ist auch die Mutlosigkeit, die fehlende Inspiration, der fehlende Innovationswille des Hauses dahinter. Natürlich muss der Massengeschmack befriedigt werden. Natürlich geht das nicht mit extrem konzeptionellen Duftkompositionen wie ledrige Aquaten oder Düften, die alle drei Minuten ihre Richtung ändern. Aber bestimmt könnte ein Mittelweg gefunden werden zwischen Befriedigung des Massengeschmacks und gleichzeitig Innovation ohne gesichtslose Laborfrische, die sich inzwischen in jedem zweiten oder dritten Designerduft findet!

22 Antworten
Unruh vor 3 Jahren 5
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Bei der Zeitreise zu früh abgebogen...
Ich denke, die bewusste olfaktorische Sozialisation, sprich die "Eichung" auf bevorzugte Duftrichtungen, geschieht bei Vielen im Jugendalter. Das andere Geschlecht wird interessant, der erste Rausch, Grenzen und Freiheiten werden ausgelotet, und wegen Erstem wird versucht, die noch ungeschliffene eigene Persönlichkeit mit Duftwässern zu unterstreichen.
...dann ist wohl bei mir irgendwas schiefgelaufen. Meine Jugend fand in den 1990ern statt, mit den vielen frischen, aquatischen, süßlichen, vermehrt unisex-ausgerichteten Parfüms dieses Jahrzehnts kann ich jedoch fast gar nix anfangen. Ich fühle mich wohler mit herben, dunkelgrünen, "klassischen" Düften - Eichenmoos, Galbanum, Patchouli, Kräuter; Parfüms der 1960er bis 1980er mit Ecken und Kanten.

Tom Fords "Noir Anthracite" macht diesbezüglich Vieles richtig.
Der Duft startet pfeffrig und minimal scharf, mit dezenten zitrischen Einsprengseln. Darunter liegt bereits deutlich wunderbar herb-grünes Galbanum. Galbanum bestimmt dann auch für die nächsten Stunden den weiteren Duftverlauf, ergänzt um dunkel-florale Noten und Pfeffer-Überbleibseln, ein wenig rauchig wird's auch. Viel Entwicklung wird bis zur Basis, einer herrlichen Sandelholz-Patchouli-Melange, nicht geboten.

"Noir Anthracite" ist für mich eine deutliche Reminiszenz an klassische Herrendüfte vergangener Jahrzente. Ich habe lange gegrübelt, warum mich Tom Ford hier nicht 100% überzeugt. Der Duft verlässt doch ausgiebig ausgetretene süße respektive frische Duft-Pfade der letzten Jahre, quasi "back to the roots"?!
Die Lösung: "Noir Anthracite" ist zu glatt, zu durchdesignt. Die oben erwähnten klassischen Herrendüfte - "Polo", "Bogart", "One Man Show", "Yatagan" mal als Beispiele - starten mit einem wilden Potpourri, die einzelnen Duftnoten müssen sich erst einige Minuten zurechtzupfen, bis der Duft zum einem wohlfeinen Erlebnis wird. Dieser manchmal kakophonische Überbau fehlt "Noir Anthracite" und macht ihn dadurch etwas langweilig. Man weiß direkt von Anfang an, wohin die olfaktorische Reise geht.

Ein feiner Duft, keine Frage. Aber ausreichend gut für meine Sammlung? Ich bin noch unschlüssig...

0 Antworten
Unruh vor 3 Jahren 3 1
5
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
3
Duft
Räucherschinken, serviert im Rosenbeet
Meinen Jahresendurlaub nutze ich aktuell, um Ordnung in meine Probensammlung zu bekommen. Bekannte, als interessant befundene Düfte einem neuerlichen Test unterziehen, unliebsame/langweilige Düfte eintauschen (schaut gerne mal in meinen Ordner "Proben für einen Tausch" *hust) und neue Parfüms ausgiebig testen.

Wegen letzterem macht sich deshalb gerad das Perfume Oil von "Smolderose" auf meinem Arm breit...und im Zimmer...und in der Wohnung. Mal schauen, wann die ersten Nachbarn klingeln. Meine Frau ist wahrscheinlich ausgezogen, ich habe seit Stunden nichts von ihr gehört oder gesehen.

Ist das Eau de Parfum noch deutlich von namengebender Rose und fein eingesetztem Rauch geprägt, schlägt beim Perfume Oil das Pendel in die entgegengesetzte Richtung aus. Direkt zu Anfang rieche ich viel Räucherschinken, übermächtig, laut, aufdringlich. Nach etwa einer halben Stunde gesellen sich Rose, Bibergeil und ein wenig Oud dazu. Alles andere, was an Komponenten aufgelistet ist, geht in diesem Vierklang unter. Was für die nächsten Stunden bleibt, ist ein animalisch-schwülstiger, leicht ledrig-würziger Rosenräucherschinken allergrößten Kalibers. Die Projektion und Haltbarkeit sind (leider) enorm.

Vom January Scent Project hatte ich inzwischen alles unter der Nase. Durchaus mutige Düfte, meist mit einem gewissen Kontrast in den verwendeten Noten, manchmal bis an die Grenze des Erträglichen. "Eiderantler" empfinde ich noch als tragbarsten. Diese "Smolderose"-Variante befindet sich zusammen mit "Selperniku" jedoch auf dem letzten Platz.
Ich werde January Scent Project dennoch weiter im Blick behalten. John Biebel beweist mit seinen Kreationen definitiv Mut und Innovation, vielleicht ist irgendwann doch noch ein für meine Nase gefälliger Duft dabei.
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