Alba

Argh!!! Und ich hatte mich so auf ein Revival gefreut mit Narcisse und mir - ich hab ihn wirklich gemocht und hatte ihn mir irgendwann von dem ersten selbstverdienten Geld als Bedienung in einem kleinen Weinlokal geleistet, das war so '93... Ich war 18.

Und dann das:
Ich mag Aprikose. Aber das hier sind grüne harte Aprikosen, mit denen man sicher Fenster einwerfen kann. Es klirrt förmlich vor Säure. Ich empfinde es echt als aggressiv.
Die Blüten, ich glaube es sind Narzisse und Rose, fressen sich aufs derbste in meine Nasenschleimhaut und ich frage mich ob Bayer-Leverkusen mit im Spiel ist?

Kühl, grün und krautig entwickelt sich der Duft. Da ist so etwas seifiges wie Kerbel, was wie Klette zwischen den Blumen steht. Ich mag keine Kerbel.

Es dauert 4-5 Stunden bis eine völlig im Kontrast stehende knarzig süßliche Moschus und ich denke Tolubalsam Basis übrig bleibt. Wo auch immer sie versteckt war vorher - plötzlich ist sie da. Obwohl... Hinter den brüllenden unreifen Früchten und den Synthetik Blümchen?! Jedenfalls ist diese Basis gleichmäßig und ausdauernd. Ich bin damit schlafen gegangen und morgens war sie erfreulicherweise verschwunden.

Nicht gut. Nicht lecker. Anstrengend.

Da sitz ich nun, mit vorgeschobener Unterlippe, total enttäuscht vor dem roten Kartönchen und dem niedlichen tulpenförmigen Flakon. Menno. Das war nix.
Flakon in das Kartönchen, Kartönchen in den Schrank. Aber leider in die letzte Reihe, ganz nach hinten.

Vier ganze Jahre später.
Das Kartönchen samt Inhalt hab ich schnell weitergegeben. Jetzt hab ich einen zweiten Versuch gestartet: Rossi hatte ihn recht günstig und was soll ich sagen? Vielleicht war da etwas nicht richtig mit dem Parfum?! Jetzt bei dem aktuellen ist alles so wie damals. Besonders die warme Basis, die bei dem anderen Flakon so eklig rüberkam umhüllt mich jetzt genauso wie damals: sanft und warm mit einer schönen Moschusnote. Die Aprikose ist reif und die Ringelblume erkenne ich sehr gut heraus. Ich bin jetzt wieder beruhigt und derzeit steht Narcisse mit in der ersten Reihe meiner derzeitigen Düfte.

Rückblick. 1995. 5:30h. Schnell in Lederhose und Angorapulli geschlüpft. Ein Sprühstoß "Tocade" aufs Dekolleté - auf geht's, zum Fernmeldeamt 1, Köln. Auf den Fluren wird geraucht und erzählt, ein Standaschenbecher schmort und qualmt munter vor sich hin, was keinen wirklich kümmert. Noch am kleinen Vorzimmer vorbei. "Guten Morgen!" Aus dem Raum mit Doppelschreibtisch dringt eine dichte alles einhüllende Parfumschwade "Narcisse" und die dürre Blondine mit kinnlangem fusseligem Bob und schwarzen Stilettos dreht sich lächelnd um.
7:30h und ich schiebe mich durch die Schwingtür des Büros, in dem schon die ersten Rechner laufen und Monitore in den wildesten DOS-Farbkombinationen flimmern. Meine Tischnachbarin trägt heute wieder hohe Stiefel mit Blockabsatz, dazu ein psychedelisch gemustertes Polyesterkleid von H&M. Sie scheint wieder durchgefeiert zu haben, ihr hübsches Gesicht mit hohen Wangenknochen umrahmt von welligem aschblondem Haar sieht müde aus, darüber täuscht auch nicht eine frische Wolke "Laura" hinweg.
Die Bürotür schwingt erneut mit einem kurzen Luftsog auf und ein quietschvergnügter wilder dunkler Lockenkopf fegt herein. Stupsnäsig und mit blitzenden Kulleraugen flötet sie "Morgähn!" Und stöckelt mit Schwung auf Plateaupumps mit riesigen Satinschleifen und schlanken Leggingsbeinen an ihren Platz. Hinter ihr wirbelt "Dolce Vita" durch die Luft. Ein Parfüm, wie für die temperamentvolle Halbitalienerin gemacht.
Nix für mich. Irgendwie. Obwohl ich den Duft da schon mochte. Und waren wir vor 20 Jahren nicht alle recht schmerzfrei in der Auffassung über einen passenden "Büroduft"? ;)

Und jetzt? 2014.
Nachdem ich "Poison" in meine Sammlung aufgenommen habe, erinnerte ich mich auch an Dolce Vita und der Duft ist für mich heute nicht mehr ausschließlich mit dem Bild von südländisch dunkler Lockenpracht belegt.

Jetzt steht er vor mir, der hübsche runde Flakon aus dickem klarem Glas mit kreisrunden Mulden, die wie große Sprudelblasen aussehen. Die gelbliche Flüssigkeit harmoniert toll mit dem goldenen Sprühkopf, der allerdings nicht besonders diffus sondern eher wie eine ganz kleine Wasserpistole sprüht. Egal...

Der Auftakt entschädigt die Pfütze, die auf der Haut entsteht. Es ist, als wenn meine Nase in Maiglöckchen und Rosen gepresst werden, seeeehr üppig!

Langsam lösen Zimt und Vanille die Blumen ab und der Duft wird sehr würzig. Reife süße aber ungezuckerte Aprikosen treten in den Vordergrund und werden von den Gewürzen umschmeichelt. Genau so hab ich den Duft auch in Erinnerung: saftig, fruchtig, würzig, warm, weiblich.

In der Basis hauchen die Früchte langsam aus und weiches Sandelholz und eine leise Spur Vanille bleiben übrig.

Die Haltbarkeit ist sehr gut mit 7-8 Stunden und die Sillage ist nicht erschlagend.

Sparsam verwendet ist dieser nicht sehr leise daherkommende Duft zu vielen Anlässen tragbar. Einer Jahreszeit kann ich ihn nicht zuordnen, die Stimmung muß einfach stimmen. Punktabzug gibt's nur für den Sprühkopf, der so komisch spuckt.

Schön schön! Ich mag Dich Dolce Vita. Und ich glaub mein Freund auch :)

...and making love is all there is to eat" singt Tina Turner.

Ich mußte sofort an dieses Lied und eine Aachener Back-Spezialität denken, als ich heute den kunstvollen pinkfarbenen Flakon in die Hand nahm und den Duft erst auf den Teststreifen und dann auf mein Handgelenk sprühte.
Das war mutig, denn ich bin schwanger und das ist nach ein paar Monaten totaler Parfümabstinenz ( urgs! mir war immer nur übel) mein erster Versuch wieder eine Parfümerie zu betreten.
Kennt ihr die? Diese göttlich weichen, warmen, milchig vanilleduftigen Reisflädchen aus Aachen? Ein Hefebodenkuchen der mit Milchreis gefüllt und dann goldbraun gebacken wird. Genau so riecht anfangs Amour. Der Duft ist einfach lecker und zum wohlfühlen, super weiblich und weich. Gut, dass ich nicht viel von den Blümchen rieche. Wenn dann ist es Frangipani, welches sich mit Holz und Weirauch harmonisch würzig verbindet. Zum Schluß bleibt ein ganz zarter leichter Moschusschleier auf meiner Haut.

Den Duft kann man zu vielen Gelegenheiten tragen, stört sicher nicht im Büro ist aber auch ein Schmeichler, wenn man ausgeht. Sehr schön - weich, weiblich und auch sexy - ich mag Dich gerne wieder vernaschen, Kenzo Amour :)

Ich finde auch, es ist ein merkwürdiger Duft, den ich nicht jeden Tag an mir leiden kann. Aber wenn alles blüht und die Natur nach einem Gewitter grün und saftig strotzt und warme Feuchtigkeit in der Luft liegt, kommen mir die Gerüche der Sommerferien in den Sinn. 
Wir Kinder im Viertel sind nach einem Regenguss wieder aus dem Haus in die Gärten geschlüpft. Die orangenen Planschis mit den quietschblauen Böden, die von Opa immer wieder sorgsam geflickt worden sind, rochen nach Gummi. Von der warmen nassen Straße geht ein Regen und Teergeruch aus. Es riecht nach feuchter Erde aus der wir Regenwürmer gezogen und für 10Pfennig das Stück den Nachbarn an der Haustür verkauft haben. Dieser dumpfe süße Geruch reifer aufgeplatzter Beerenfrüchte, die von den dicken Tropfen zu Boden geschlagen worden sind und anfingen zu vermodern. Dann der ganze Stolz meiner Oma, eine wundervoll duftende englische Teerose mit großen gelblich orangenen Blüten, an der ich mich vorbeiquetschen mußte, um verbotener Weise über den moosigen, wackligen Jägerzaun zu klettern. Die Schienbeine zerkratzt und ein Holzsplitter im Daumen... Das allerbeste ist aber der Geruch der Tujahecken hinter denen wir verstecken gespielt haben. 
All dies finde ich in Eden wieder. Und die etwas verwilderten Gärten mit den Obstbäumen, Gemüse- und Blumenbeete hier im Viertel waren für uns Kinder eindeutig das Paradies. 
Eden ist sehr intensiv, daher trage ich es nur mit einem 
Wattestäbchen auf, aus Rücksicht zu meinen Mitmenschen...

Als ich Le Male das erste mal begegnete fand ich ihn unsympathisch . Zu süß. Zu schwül. Zu aufdringlich. Und unseriös.
Ich mochte ihn einfach nicht. Trotzdem traf ich ihn doch an jeder Straßenecke - und mal ehrlich Mädels! Wo sollen denn bitte die ganzen Seemänner herkommen bei uns in der Voreifel??? Zwinker zwinker, kniep kniep...
Thess spricht mir aus der Seele:
Zitat:

"Ich mache es ganz kurz.

Ein Mann der diesen Duft trägt hätte ganz schlechte Karten bei mir, weil dieser Duft mir förmlich entgegenruft "will eine Frau, egal welche".

No go, sorry."

Gleiche Blender-Kategorie wie der klassische "Cool Water" Träger...

Dann hab ich mich vor einiger Zeit gewagt mit dem Seemann an Deck zu gehen und das kam so:

Er stand das erste mal vor mir. Nachmittags, im Sommer. Und bei der Begrüßung, als ich ihn roch, dachte ich: Nein! Alles, nur das nicht! Ich will keinen Seemann, der doch in jeder Hafenstadt eine Braut hat. Der meint es nicht ernst.
Trotzdem konnte ich nicht anders - er war als Mensch unwiderstehlich und ich gab ihm eine Chance. Er begann seine Geschichte zu erzählen, seine hübsch geschwungenen Lippen standen einfach nicht still. Seemannsgarn? Schwer zu sagen, von allem etwas...

Ich lauschte dennoch gespannt:
"ganz in der Frühe weht der Duft von Kräutern im Morgentau frisch und seicht vom Ufer und die Segel des großen Schiffs blähen sich auf von dieser Brise. Es nimmt Fahrt auf, treibt uns hinaus aufs Wasser.

Im Schiffbauch eine Ladung aus allen Herrenländer - Gewürze, besonders Zimt, süße Schwüle von Blüten und Vanille."

Awww neee! Von allem zuviel, es nebelt mich ein. Stickig, Narkose!!! Ich muß raus an Deck, alles dreht sich.
Erzähl mir lieber vom Ozean, lieber Seemann!

"Ich spüre die Gischt, es duftet nach Meer, ich spüre die nassen Holzplanken unter meinen nackten, sonnengebräunten Füßen. Willst Du das Salz auf meinen Lippen schmecken? - das Schiff schwankt auf hohen Wellen. Komm, ich halte dich fest - bei mir bist Du sicher!"

Hm. Ich komme gerade noch klar und kann noch alleine stehen - du riechst nach deiner Wachsjacke. Leg sie doch ab, so gefällst Du mir besser! Oh, ich wünsche mir, dass Du bleibst und nicht wieder in See stichst!

Er ist übrigens geblieben und ich liebe ihn sehr :)
Aber ohne Matrosenmütze und Wachsjacke. Le Male steht im Schrank. Da steht er gut.