Altruismus

Ach ja, Kashan Rose, was für ein Duft! Durch einen Tipp von einer Parfumorista bin ich auf diesen Duft aufmerksam geworden. Man könnte meinen, das es Unschuldigkeit in Flaschen nicht gibt, aber hier zweifel' ich daran. Kashan Rose startet für mich mit einer durchaus fruchtigen Litschi im Einklang mit einer zarten rosa Rose. In der Kopfnote runden neben der fruchtigen Litschi ein Hauch rosa Pfeffer sowie erahnend Salbei und Kardamom das Ganze sehr luftig würzig ab. Absolut dezent und nicht überbordend wird man von einem zarten fruchtig-rosigen Duftschleier eingehüllt. Wen ich es bildlich beschreiben müsste, so kommt mir ein weißes Sommerkleid mit rosa Akzenten oder auch die kleinen rosa Bodendecker-Rosen in den Sinn. Für mich hat dieser Duft etwas Unschuldiges, Zerbrechliches was schon fast einen Beschützerinstinkt auslöst.. Sehr leicht und filigran schmiegt sich dieses Duftkonstrukt an die Haut und begleitet einen im Background für 4-5 Std.. Immer wieder erhascht meine Nase flüchtig diesen zart lieblich fruchtig-rosigen Duftschleier und lässt mich innehalten. Wunderschön. Selbst die Basis mit Ambrettesamen, Sandelholz und Moschus ist derart cremig, holzig leicht gestaltet, das es schon fast nicht in´s Gewicht fällt. Der filigrane Aufbau gibt den ganzen eine gewisse feminine Richtung, was man mögen muss. Ich spiele jedoch gern ein wenig mit den Kontrasten. Für Rosenduftliebhaber/-innen einen Test wert.

Auf der Suche nach "meinem" perfekten Rosenduft bin ich über diesen Kandidaten gestolpert.
Mein Dank geht an 'Pandora' für die Abfüllung.
Direkt nach nach dem Aufsprühen empfängt mich eine sehr starke herb zitrisch-grüne Frische. Die kalabrische Bergamotte entfaltet hier übermächtig ihr Potential, das es schon ordentlich in der Nase kitzelt. Die Mandarine steuert hier dezent den fruchtigen Aspekt bei. Der Pfeffer gibt dem Ganzen einen leicht dreckigen Kick. Unweigerlich habe ich den grünen Verschnitt von Rosenbüschen vor dem geistigen Auge. Alle sehr sehr grün, was ich ungemein mag.
Nichts desto Trotz gesellen sich sehr schnell die stark blumigen Anteile der Herznote dazu. Vorab die lieblich duftende Rosa centifolia oder auch hundertblättrige Rose / Provence-Rose / Kohl-Rose. Im Schlepptau die Pfingstrose, welche mit ihren herb-rosigen Anteilen die Kopfnote deutlich verlängert und das Bindeglied zwischen herber Kopf- und rosiger Herznote darstellt. Die grün-herbe Kopfnote ergänzt die lieblich rosige Herznote perfekt. Die Maiglöckchen stützen im Hintergrund lieblich-grün die Rosen. Das Duftkonstrukt hält lange durch, so dass es gefühlte 4-5 Stunden dauert bis es langsam in die Basis geht, wo ein cremig weicher holzig-ambrierter Ausklang den grünen Rosen zart zum Abschied winkt.
AdP hat hier einen äußerst frischen grünen Rosenduft abgeliefert, der Seinesgleichen sucht. Müsste ich der Rose eine Farbe geben, wäre es Grün. Für Liebhaber-/Innen von frischen Rosendüften unbedingt einen Test wert. Wirklich sehr schön gemacht.

Ich kann die Einordnung des Duftes in zitrisch-frisch nicht wirklich nachvollziehen. Cedrat startet zwar üppig synthetisch zitrisch, ähnlich dem Zitronat zum Backen, allerdings für mich keinesfalls frisch. Neben der Zitronatzitrone lauert bereits etwas Dumpfes fast schon schwülstig Süßes, was so gar nicht frisch rüberkommt, sondern eher gourmandige Züge hat und somit für mich kuschelig wirkt. Der Duftverlauf, sofern man hier davon reden kann, gestaltet sich recht linear. Die Anfangs üppige Zitronatnote verduftet recht zügig und gibt die ausgeprägte dumpf süß-holzige Basis frei, welche im Verlauf von 4-5h immer schwächer wird und hautnah ausklingt. Die Zitronatzitrone mit schon fast gourmandigen Noten zu verknüpfen, muss man mögen. Das Ganze wirkt irgendwie ungewöhnlich, recht eigenwillig und für den Sommer unbrauchbar. Aber vlt. ist ja gerade diese Eigenwilligkeit der Reiz des Duftes. Für mich ist Cedrat ein "Übergangsduft" zw. den kalt/warmen Jahreszeiten. Als nettes Gimmick hat L'Occitane den Flakon die Optik/Struktur der Cedrat verpasst.

Vorab lieben Dank an 'Sferics' für die Probe!
Ora startet im Auftakt durch die Hesperiden leicht fruchtig frisch und wird von einer dezent herb grünen Note begleitet. Dieser aquatische Auftakt erinnert einen Augenblick an Duschgel. Jedoch verfliegt der Eindruck so schnell wie er gekommen ist, da sich das Feigenblatt aus der Herznote mit dem vermeintlichen süßen "Kokosaroma" (wie man(n) es von "Marc Jacobs Men" kennt) hervorkämpft und zunehmend an Dominanz gewinnt. Das Ganze riecht wie eine aquatische "Kokosnuss". Hört sich komisch an, ist aber ungemein lecker. Im weiteren Verlauf steuert das Salz der Melange dezent eine gewisse synthetische Note bei. Wie Salz auf der Haut menschelt es ganz dezent, jedoch wird dadurch das dominante Feigenblatt im Zaum gehalten. Die leicht blumige Anklänge des Wasserjasmin sind sommerliches Beiwerk und verleihen dem Duft einen schönen luftigen Charakter, ähnlich wie bei Kenzo "L'eau par Kenzo". Nach ca. 1-1,5h geht es langsam in die Basis. Der cremige Moschus bettet hier die dezent holzig-krautigen Noten perfekt ein. Das Olivenholz habe ich zum ersten mal bei Versace "Versense" kennen und schätzen gelernt. So sanft holzig mediterran schmeichelt es sich in die Nase und ergänzt sich perfekt mit den letzten Atemzügen des Feigenblatt. Weich, mediterran und aromatisch durch Galbanum und Mastix klingt der Duft hautnah aus.
Ich kann erahnen, was hier Vater des Gedanken war. Die Düfte, welche der Ora/Südwind über den Gardasee trägt einzufangen. Einerseits der aquatische Anteil des Gardasee, andererseits der mediterrane Anteil der umgebenden Landschaft. Das ist den Machern von Terre del Garda bestens gelungen.
Wenn es so am Gardasee duftet, muss ich da unbedingt auch mal hin. :)

Haltbarkeit geschätzte 4h. Für ein EdP ein bissel mau.
Silage anfangs üppig, aber schnell auf Dunstkreis abflachend.

Ich war neulich im Duftkontor in Oldenburg. Ein Laden, der ausschließlich Nischendüfte anbietet.
Vom Ambiente eher kühl und schlicht gehalten, reihen sich die Düfte diverser Hersteller in den Wandregalen.
Eine "Selbstbedienung" an den Testern ist nicht erwünscht, so das man artig auf Bedienung warten muss. Nun gut, andere Düfte, andere Sitten ;-)...Als ich dann endlich an der Reihe war und meinen Wunsch nach grasig-grünen Düften äußerte, wurde mir eine kleine Auswahl präsentiert. U.a. Carthusia "Essence of the park". Ein Sprüher auf's Handgelenk und die Duftreise konnte beginnen: Eine zitrisch-grüne Frische kitzelte mir direkt in der Nase, im Hintergrund lauerte etwas dumpf Süßes. Hmmm, irgendwie kommt Dir das bekannt vor, dachte ich mir. Nur woher? Während ich am grübeln war und meine Nase immer mal wieder am Handgelenk schnupperte, merkte ich schon, wie das Frisch-Grüne bereits abebbte und die wahrgenommene vanillige Süße weiter hervortrat. Hier und da tauchten vereinzelt ein paar zarte liebliche Blüten auf, welche sich aber gegen die deutlich durchbrechende Basis nicht behaupten konnten. Recht schnell landete der Duft also in der Basis, wo vornehmlich Tonkabohne und Vanille den Ton angeben, mit einem leicht herb-grünen Hint, schön kuschelig. Ich hätte jedoch der Kopfnote mehr Durchhaltevermögen sowie der Herznote mehr Kraft gewünscht. Mittlerweile kam mir dann auch in den Sinn, woher ich das kenne. In den '90 hatte Joop! bereits dieses Konzept mit "What about adam" verfolgt. Leider wurde dieser Duft auf Grund der Erfolglosigkeit eingestellt. War wohl vielen zu speziell zu dieser Zeit. Schade, gehörte er doch mit zu meinen Lieblingsdüften. Um so mehr freue ich mich, das ich mit "Essence of the park" einen ebenbürtigen Nachfolger gefunden habe, der sicherlich kein 100% Dupe darstellt, jedoch das damalige Konzept aus frisch-grün, dezent blumig, süß vanillig gekonnt umsetzt.
Bei mir schwächt sich der Duft innerhalb von 4-5 Std. auf hautnah ab. Das finde ich persönlich nicht all zu schlimm, da Anfangs eine kräftige Silage gegeben ist.