Andin

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1 - 5 von 7
Andin vor 2 Monaten 11 11
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Weiß-Blau-Gelb
Ich betrete den Garten durch einen wundervoll spritzig-gelbgrünen Auftakt, würzig-herb mit einem sonnigen Lächeln statt zitrischer Säure. Bergamotte und Basilikum sind in den ersten 10 min deutlich herauszuriechen, ein Minzblättchen hätte mich in den Duftnoten auch nicht verwundert. Aus dem Hintergrund schiebt sich dann zügig die geballte Süße der Weißblüher in den Vordergrund: viel Jasmin und Gardenie, etwas Neroli - echt, keine Tuberose?? Mimose macht das ganze schön fluffig, aber es ist schon recht süß. Zum Glück blitzen kühlere, blaue Noten dazwischen auf, sonst wäre ich voll unter dem Blütenstrom begraben.
Witzigerweise bekomme ich bei meinem ersten Test plötzlich richtige Hallenbad-im-Sommer-Assoziationen, inkl. Chlor, Sonnencreme und gestauter Hitze unter dem Glasdach. Bei meinem zweiten Durchgang (mit mehr Sprühstößen) habe ich das nicht, jetzt ist hier die Balance zwischen Weiß und Blau besser. Ganz langsam schleicht sich die blumige Süße aus und macht einer weichen, hellen Holzigkeit Platz.
Dieser Duft trägt seinen Namen völlig zurecht - eindeutig ein großer, sonnenbeschienener Garten in Vollblüte am Mittelmeer. Besonders macht ihn für mich das gekonnte Darstellen der blauen, kühleren Anteile, das dürfte für mich gern noch ausgeprägter sein. Wäre er etwas weniger blühend süß, würde er mir noch besser gefallen.
11 Antworten
Andin vor 2 Monaten 5 13
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
6.5
Duft
Der schwierige Weg zu den Dünen
Dieser Duft lies mich mehrmals meine innere Bewertung verändern.
Er startet hellgrün, zart und irgendwie... gemüsig!! Es macht Klick, ich denke an frisch geerntete Gurken, noch kalt von der Nachtluft. Zügig, innerhalb der ersten Minuten, schleicht sich etwas Scharfes ein, zunächst erinnert mich das an verriebene Blätter mit viel Pflanzensaft. Aber das Scharfe wird stärker, bekommt für meine Nase einen bissig-kalten Charakter, alkoholisch und etwas synthetisch. Das brennt schon fast in den Augen, hier öffnet sich das Meer aus Waschbenzin, in dem noch die Gurkenstücke schwimmen. Die Salznote ist für mich auch deutlich, alles trägt eine dicke Salzkruste. Es beißt und kratzt nun wirklich über dem Grün, diesen Teil kann ich mir beim besten Willen nicht als Duft für mich vorstellen.

Nach gut einer Stunde wird es weicher, holziger, der Kratz ist weg. Ich stehe auf einem kiesigen Strand und schaue den weißen Moschuswolken in der kühlen Meeresluft hinterher. Silbriges Treibholz erwärmt sich leicht unter den vereinzelten Strahlen der Morgensonne. Tang liegt in sich verkleinernden Pfützen aus Meerwasser. Das Grün wird dunkler und trägt den Duft der scharfen, raschelnden Halme der Gräser in den Dünen zu mir.
Die Basis empfinde ich als angenehm rauh, wie ein kurzer Ausflug an eine Küste im Norden. Hier nun finde ich endlich die verheißenen Dune Roads.
So wanderte meine Bewertung von 6,5 (Gurke??) auf 5,5 (es beißt mich!), und kletterte dann Stück für Stück auf 7,5 für die angenehme Basis. So komme ich schlußendlich zu einer 6,5 - ein Duft, den ich selbst nicht tragen möchte, aber eindrückliche und spannende Bilder bringt.
13 Antworten
Andin vor 6 Monaten 8 11
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Gift und Rauchsalon
Hier gibt es direkt aus dem Zerstäuber Blausäure pur auf die Haut, dessen quietschmandelige Süße und bissigsterile Schärfe nur um eine Nuance von Safran ergänzt wird. Das ist schon heftig und für meine Nase massiv unangenehm.
Bei mir dauert es circa 20 Minuten, bis dieser Angriff abflaut und die kreischende Bittermandel durch eine angenehm dunklere, sehr gezähmte Oudnote ersetzt wird. In diese fließt deutlich Waldmeister hinein, was nochmal kurz süßliche Erinnerungen weckt.
Daraus entwickelt sich in der nächsten Stunde eine weiche, leicht rauchige Ledernote, die an braune, hochwertige Ledersessel in einem Countryclub erinnern - damit kommen wir meiner Vorstellung der höchsten diplomatische Kreise näher (oder wer weiß, vielleicht waren wir da bereits von Beginn an?)
Noch eine gute Stunde später erweitert sich der Lederduft um eine dezente vanillige Tabaknote, die gut dazu passt. Vor meinem inneren Auge haben die Herren sich nun in den Rauchsalon zurückgezogen und bleiben dort, bis der Abend ganz weich in Amber-Moschus ausklingt.

Hätte ich den Duft in der ersten halben Stunde, empört über diesen Nasenangriff, abgewaschen, hätte ich den folgenden deutlichen Wandel nicht mehr miterlebt. Der Duft lässt sich Zeit, gleitet von Duftnote zu Duftnote und verändert so über den Tag immer wieder sein Gesicht. Für mich ist er hochwertig gemacht und spannend zu tragen, aber sicher nichts, worin ich mich wiederfinde und in meine Sammlung einziehen müsste.
11 Antworten
Andin vor 2 Jahren 7 4
7
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Sommerphantasie im Dezember
„Wie ich diesen Duft liebe“ denke ich, als ich die frisch aufgeschnittenen Zitronenscheiben in das kühle Wasser gleiten lasse. Meine Finger, die die Kristallkaraffe halten, duften noch zart nach den eben geschälten Orangen. Frische Minze passt jetzt noch gut dazu, die würde ich gleich im Garten finden. Die perfekte Erfrischung an diesem Morgen, der die kommende Mittagshitze schon in sich trägt.
Barfuß schlendere ich durch das taufeuchte Gras den Hügel hinab, ein kühler Wind streift und belebt mich, trägt den Duft der Feigenbäume um mich herum in meine Nase. Gedankenverloren greife ich nach einer der noch grünen Früchte...herb, aber nicht bitter - frisch, aber nicht kalt riecht die Welt um mich herum. Meine Füße lenken mich von allein, die Luft wird wärmer und trägt einen Hauch der weißen Blüten mit sich, die sich öffnen und der Sonne entgegen strecken.
Ich erreiche den kleinen, offenen Pavillion am südlichen Ende des Gartens. Die knorrigen Feigenbäume hier unten tragen schon reifere Früchte, deren zarte Süße mich an Kokosmilch erinnert. Ein Korb mit frischen Grapefruits, die zum Haus gebracht werden wollen, duftet zartherb. Auf der weißen Marmorbank strecke ich mich aus, sehe die schwankenden Schatten der Äste durch die geschlossenen Lider. Warme Sonnenstrahlen führen mich in einen frühsommerlichen Traum.

Was für eine schöne Erfrischung zwischen Lebkuchen, Christstollen und Tee. Postcard ist eine luftig-leichte Sommerphantasie, nach spätestens sechs Stunden ist man wieder in der Realität zurück.
Mir gefällt das wundervoll natürliche, zarte verwobene Nebeneinander von Zitrik und Grün im Auftakt sehr gut. Das Ausklingen mit mehr milchig-süßen Anteilen überzeugt mich nicht so sehr, daher wird es wohl kein Dauerreiseziel werden.
Mein Dank gilt der lieben Mamue für die großzügige Probenspende.


Eine Übersicht über mein Dauerprojekt Feigendüfte gibt es hier:
https://www.parfumo.de/Benutzer/Andin/Blog/Eintrag/reise-durch-den-feigenhain
4 Antworten
Andin vor 2 Jahren 4 3
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Duell statt Duett
Eine Duftpyramide bestehend aus nur zwei Darstellern: Feige und Vanille.
Hmmm, Feige + Zitrus / Sandelholz / Kokos / Leder / Tee / Anis / Basilikum / Walnüssen, das hatte ich schon unter der Nase. Aber die Kombination mit Vanille hat heute Premiere und ich bin sehr gespannt auf den Duft. Ich erhoffe mir ein warm-weiches Duett, in dem die fruchtige Süße der Feigen mit einer ungourmandigen Vanille verschmilzt, umrahmt von etwas Blattgrün.
Ich sprühe zwei Mal und bekomme: Vanille! Süß! Zuckersüß! Die Vanillenote, die hier so selbstbewusst aus dem Sprühkopf auf meine Haut marschiert, hat leider nichts von dem dunklen, etwas herben Geruch einer aufgeschnittenen Vanilleschote. Diese hier riecht nach Vanillezucker. Wenige Sekunden später betritt die Feige den Platz des Geschehens und lässt mich lächeln. Sie ist herrlich natürlich, grünherb und hängt umgeben von Feigenbättern noch am Baum.
Wem diese zwei Hauptdarsteller gefallen, darf sich freuen, denn grundsätzlich bleibt es dabei, der Verlauf ist linear. Einzig die dominierende Position wechselt zwischen den beiden hin und her und so ergibt sich vor meinem inneren Auge das Bild eines Fechtkampfes. Mal rieche ich die nachreifende Feige stärker, mal Vanille, aber beide sind immer wahrnehmbar. Dieser Kampf dauert erstaunlich lange, erst nach fünf Stunden gibt es eine Siegerin: die Feige verschwindet und übrig bleibt eine Vanillebasis, die noch weitere drei Stunden allein auf meiner Haut thront.

Ich hatte mich auf ein Duett gefreut, bekommen habe ich ein Duell, das mein Favorit verloren hat. Für mich ist die Vanille zu gourmandig um mit den natürlichen Feigennoten zu verschmelzen. Nichts für meine Wunschliste, aber wer sein Herz an süße Düfte verloren hat und einer grünen Begleitung nicht abgeneigt ist, könnte hier seinen perfekten Feigenduft finden.

Mein Dank gilt der lieben PetiteMadame für diese wunderbare Beigabe zum Sharingduft.

Eine Übersicht über meine Feigen-Testreihe gibt es hier:
https://www.parfumo.de/Benutzer/Andin/Blog/Eintrag/reise-durch-den-feigenhain
3 Antworten
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