Annenas
Annenas’ Blog
vor 3 Jahren - 01.08.2021
8 12

Kaffeeduft und dampfende Tassen

Illustration von mir: Kaffeeblüte, Blattformen, Bohnen

Regenwetter, fühlt sich an wie Herbst. In eine Decke gewickelt bei offenem Fenster sitze ich da und sehe dem Lavendel zu, wie er sich im Wind wiegt und im Regen zittert. Die leichte Brise aus Kräutern im Garten, regenfeuchter Erde und Gras mischt sich mit dem Dampf aus meiner Kaffeetasse. So ein himmlischer Geruch. Wenn ich beschreiben müsste, wie "wohlfühlen" riecht, dann wäre es das hier. Ruhe und Natur in einer Tasse. Kaffee ist ein Teil meines täglichen Rituals, aber als Note in Parfums habe ich kaum Erfahrung mit diesem Duft, der alles sein kann von schokoladig bis bitter-herb und grün.

Wo beginnen wir also auf dieser Entdeckungsreise der Kaffeedüfte? Die Pflanze liefert uns ja gleich mehrere Duftstoffe. Da wären einmal natürlich die Bohnen, deren Duft ich wohl nicht beschreiben muss. Natürlich gibt es Unterschiede, manche Sorten riechen und schmecken fruchtiger, andere dagegen entwickeln sich mild süß oder eher säuerlich. All diese Nuancen spielen in der Parfumerie sicher eine Rolle, aber meistens ist in den Noten schlicht "Kaffeebohne" angegeben, ab und an findet sich auch ein Absolue oder eine spezifische Sorte, aber in der Regel bleiben wir ziemlich unspezifisch, vor allem da durch die Art, Dauer und Intensität der Röstung unterschiedliche Aromen betont werden.

Interessanter gestaltet sich da schon die Kaffeeblüte als Note. Die kleinen weißen Blüten erinnern im Erscheinungsbild an Jasmin, riechen laut Internet wohl auch sehr ähnlich. Wie viele Weißblüher ist der Duft also leicht süßlich, grün und manchmal klebrig. Jasmindüfte haben für mich auch immer eine gewisse Schärfe und Würze, die den Duft eher frisch wirken lässt.

Leider habe ich bisher noch keinen Duft gefunden, der Kaffeeblätter nutzt. Ich stelle mir diesen Duft unglaublich toll vor, die leichte Kaffeenote aber so viel grüner. Also wenn jemand in die Richtung etwas anzubieten hat: immer her damit.

Aber jetzt zu den Düften: in meiner Sammlung findet sich tatsächlich nicht ein einziges Parfum mit Kaffeenote. Eigentlich schade, wo ich diesen Geruch doch wirklich sehr liebe. Bleibt natürlich immer die Frage, ob ich so riechen möchte? Kaffee kann sehr schwer und heimelig werden, aber ich mag eigentlich eher gerne frischere Düfte, die einen gewissen Biss haben. Also mal sehen, was ich da spannend finde auf den ersten Blick. Wie immer führt mich mein Weg unweigerlich durch die Untiefen von Parfumo, Youtube und diversen anderen Foren. Wieder einmal bin ich bei "Smelling Great Fragrances" gelandet, der eine Liste zusammengestellt hat, die mich bei vielen Düften anspricht



Meine erste Erfahrung mit der Kaffeenote stammt aus Santal Volcanique von Maison Crivelli. Trockenes Sandelholz trifft auf frische, herbe Noten und eben in der Basis: Kaffeebohne. Klar, das Sandelholz steht hier im Vordergrund, aber für mich kommt hier sehr deutlich ein staubtrockener Kaffee dazu, dunkel geröstet und von der Marke: die Toten zum Leben erwecken. Dieser Duft ist gerade schon auf dem Weg zu mir, um endlich meine Sammlung durch ein trockenes Sandelholz zu erweitern. 

Süße Düfte, cremige, milchige - da tue ich mich schwer. Irgendwie habe ich noch nichts davon wirklich gerne getragen und habe oft zu stark die Assoziation zu Sonnenmilch und billigen Lotionen. Bei Kaffee mit Milch könnte es dann allerdings spannend werden, wenn wir in Richtung Gourmand gehen.

Auf der süß-würzigen, aber aromatischen Seite: Kilians Intoxicated. Viel Kardamom und Muskat, die sich auf Kaffee tummeln und einen reichen, warmen Geruch fabrizieren. Die Karamellnote soll das ganze süß und leicht cremig machen. Ich glaube den muss ich wohl auch einmal probieren. 

Ristretto Intense Cafe
 ist einer der hoch gehandelt wird unter Cafeliebhabenden. Mit klarem Fokus auf der Kaffeenote soll die herbe Duftwolke nur leicht durch Rose gebrochen sein. Interessant, aber glaube ich, wirklich sehr eigen. Mein einziges Problem mit der Geschichte: Die Süße. Hat da doch wirklich jemand den Kaffee mit fünf Löffeln Zucker gesüßt und noch etwas Sirup hinterhergekippt?

Trockener, schwarzer Kaffee: Follow von Kerosene muss ich unbedingt testen. Kaffee mit Benzoe, Vanille, Tonka und Pflanzensaft (ominöse Note). Und das Ganze in nicht süß! So wird er beschrieben und wenn er so ist, dann darf er wohl bei mir einziehen. 

Akro Awake folgt der Kardamom und Kaffee Tradition in Düften. Vetiver und Zitrone machen den Duft reicher und vielschichtiger. Bitter, kaum süß wird er beschrieben. Right up my alley mit den zitrischen und grünen Aspekten. 

Coffee Break
 von Maison Margiela: Hach ja, Margiela und Ich sind so eine Sache. Beim ersten Riecher bin ich meistens schwer verliebt. Under the Lemon Trees, Autumn Vibes, Tea Escape waren alle toll, und dann habe ich sie länger getragen und mich unfassbar schnell daran sattgerochen. Ich weiß nicht, was es ist, aber es gibt einen Punkt, ab dem ich sie nicht mehr tragen mag und sie weiterziehen müssen. Schade eigentlich, denn Coffee Break soll gourmandig, aber fast schon fougèreartig daherkommen mit Milch und Lavendel. Ein aromatisierter Milchkaffee quasi, der sich die MIlchnote von Tea Escape leiht? Wer weiß... und verdammt, die Flakons sind einfach zu hübsch. 

Bitter-dunkler Kaffee, fast schon salzig, holzig: Café von Franck Boclet der wohl weniger nach Kaffee selbst, als nach den Aromen beim Rösten riechen soll. Etwas anders, ungewöhnlich, vielleicht gut? 

Vanille, Kaffee, Benzoe, Zeder: Vanille Café von Comptoir Sud Pacifique. Klingt nicht wahnsinnig spannend, aber dafür genau dem Gefühl am Fenster entsprechend: cozy, in eine Decke gewickelt bei Schietwetter und mit entspannter Musik dazu. 

On that note: Ich geh´mir mal einen Kaffee machen und kuschele mich wieder ein. 


Was sind eure liebsten Kaffeedüfte? 









8 Antworten

Weitere Artikel von Annenas