Antoine

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201 - 205 von 207
Antoine vor 14 Jahren 4 1
7.5
Haltbarkeit
4
Duft
Wenig Freude mit der Samtstunde
Die Beschreibung des Dufts klang attraktiv – Gewürze, Hölzer, Amber, fast keine Blumennoten außer Freesie. Zur Zeit ist mir nicht nach Blumig, und ich suche nach etwas Neuem. Früher habe ich um Drogerie- und Stardüfte immer einen weiten Bogen gemacht (wirklich nicht aus Snobismus, sondern aus der Überzeugung heraus, dass Drogeriedüfte nicht gut riechen können). Aber mit dem Alter werde ich anscheinend milder, und vor allem ist das Duftangebot des hiesigen Einzelhandels selbst unter Berücksichtigung des Drogerieangebots arg überschaubar. Warum also nicht zumindest mal testen, wenn die Beschreibung interessant klingt? Der Test fällt aber enttäuschend aus. Liegt es am Duft, liegt es an meiner Hautchemie, ich weiß es nicht. Jedenfalls rieche ich nicht die erhoffte ausgewogene Komposition aus würzigen und holzigen Zutaten; vielmehr entfaltet sich ein undefinierbares, vorwiegend süßliches Misch-Masch, das sich nicht entscheiden kann, ob es sich in die holzige, in die vanillige, oder lieber doch in die würzige Richtung entwickeln soll. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Die Basis ist ganz schön, aber eben erst die Basis, Stunden nach dem Aufsprühen.

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Antoine vor 14 Jahren 7 3
6
Duft
Rive-Gauche-Zombie, oder: Was Reformulierung anrichten kann
Rive Gauche heißt auf Deutsch „Linkes Ufer“ – gemeint ist die linke Uferseite der Seine, in den 60er, 70er Jahren ein trendiges Pariser Bohème-Viertel, wo sich auch Yves Saint Laurents Boutique befand. Das Parfum Rive Gauche ist ein aldehydig-blumiger Duft und war ein besonders charakteristischer Vertreter dieser Duftfamilie. Aldehyde sind chemische Verbindungen, die pur eher stechend riechen sollen. Aber als Beimischung, insbesondere in Blumendüften, sind damit besondere Effekte erzielbar (Strahlung, metallische Nuancen Haftfähigkeit …), die mit natürlichen Essenzen allein so nicht erreichbar sind. In den 60er, 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren aldehydig-blumige Düfte besonders „in“ – für heutige Nasen und Duftgewohnheiten wirken viele dieser Düfte, so es sie überhaupt noch gibt, eher befremdlich, altmodisch, schlimmstenfalls grottig, jedenfalls ungewohnt. Damals waren sie so beliebt und gängig wie heute das Duftkonzept Fruchtig-Blumig-Süß. Rive Gauche war Saint Laurents Beitrag zum Thema Aldehyde – ein olfaktorisches Zeitzeugnis der Siebziger, mit einem geradezu metallisch-strahlenden Aldehydakkord in der Kopfnote und einer perfekt ausbalancierten Herz- und Basisnote von unvergleichlich leichter, spöttischer Eleganz. Anders als manche Aldehyd-Saurier aus den 60er oder 70er Jahren wirkte Rive Gauche auch Jahrzehnte nach seinem Erscheinen kein bisschen angestaubt.

Aber heute? YSL, was habt ihr nur mit Rive Gauche gemacht?! Ich habe diesen Duft Mitte der 90er Jahre gern getragen und kann mich wirklich noch gut an ihn erinnern. Es war einer der wenigen Düfte, von denen ich nicht nur den Flakon leerbekommen, sondern sogar nachgekauft habe. Aber irgendwann nach der Jahrtausendwende wurde Rive Gauche reformuliert, will heißen, unter Berücksichtigung neuer Duftgewohnheiten „modernisiert“ und vor allem geglättet.

Ich habe das „neue“, das „verbesserte“ Rive Gauche getestet. Ergebnisoffen, es gibt ja auch Reformulierungen, die man kaum merkt, oder die sogar eine Verbesserung bringen. Die Änderungen, denen Rive Gauche unterzogen wurde, sind aber heftig, und nicht zum besseren. Die typische Rive-Gauche-Duftnote ist natürlich noch erkennbar (man will ja die Stammkäuferinnen nicht völlig verprellen). Aber der extrem aldehydig-metallische Eröffnungsakkord, der für diesen einmaligen Duft so charakteristisch war, ist weg. Weichgezeichnet, weichgespült, der komplette Duft. Was da jetzt aus der Flasche kommt, mag für sich genommen immer noch ganz passabel sein, aber verglichen mit dem alten Rive Gauche kommt es mir vor wie ein Rive-Gauche-Zombie. Musste das sein?


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Antoine vor 14 Jahren 6 1
7
Duft
Iris-Träume
Am Anfang waren für mich aldehydig-zitrische Noten, etwas Orangenblüte und dann auch gleich Iris wahrnehmbar. Das Aldehydige verschwand ziemlich rasch, der Duft wurde immer irisbetonter und pudriger, das ganze auf einer sich langsam entwickelnden angenehm holzig-warmen Basis, die nach und nach in den Vordergrund tritt und die Irisnote mit der Zeit immer mehr (aber nie ganz) ablöst und sehr lang anhält, ohne aufdringlich zu sein.
Die Herz- und die Basisnote haben mich stark an den Chypre-Klassiker Ma Griffe von Carven erinnert.

Infusion d'Iris riecht für mich auf eine gelungene, moderne Art altmodisch. Wer die ganzen blumig-süßlichen Fruchtdüften über hat, aber weder in die zitronig-frische noch in die gewürzige Richtung möchte, könnte hier fündig werden.
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Antoine vor 14 Jahren 4 3
6
Duft
Zuviel Understatement
Weil mir Diors Escale à Portofino sehr gut gefällt, habe ich Escale à Pondichery mit einigen Erwartungen getestet, bin aber enttäuscht. Von der Beschreibung her habe ich auf einen Duft gehofft, der zunächst ruhig in Richtung Eau de Cologne gehen darf, sich dann aber trotzdem – spätestens in der Basis – bei aller Leichtigkeit sanfter, würziger und deutlich in Richtung orientalisch entwickelt (Pondichery ist schließlich in Indien!). Aber zumindest auf meiner Haut riecht Escale à Pondichery am Anfang wie ein frisches Eau de Cologne, in der Mitte wie ein frisches Eau de Cologne, und nach Stunden immer noch wie ein frisches Eau de Cologne (wenn ich überhaupt noch was wahrnehme). Insgesamt zwar nicht unangenehm, aber arg eindimensional, und für den Preis ist mir das zuviel an Understatement.
3 Antworten
Antoine vor 14 Jahren 7
5
Haltbarkeit
7
Duft
Understatement an der Riviera
Escale à Portofino riecht zunächst eigentlich nur wie ein sehr, sehr gutes Eau de Cologne: frisch, zitronig mit einem Schuss Orange und ein bisschen mediterranen Kräuterzeug (davon aber nur ganz wenig). Im weiteren Verlauf kommen dann noch dezente Blumennoten dazu: ich meine, neben der Zitrone, die weiter eine Hauptrolle spielt, etwas Rose und Orangenblüte wahrzunehmen (von Wacholder merke ich nichts). Die Basis ist sanft-holzig und auch eine Spur warm, aber immer noch frisch. Der Gesamteindruck bleibt leicht, frisch, sommerlich, wirklich wie Riviera im Juni. Ein Duft der zunächst scheinbar ganz einfach daher kommt und trotzdem sehr komplex wird, das gefällt mir daran.
Escale à Portofino war 2008 der erste von Diors Cruise-Edition-Düften, die den Duftcharakter von Landschaften (hier eben der italienischen Riviera) in cologne-artigen Eaux einfangen sollen. Dieses Konzept muss man berücksichtigen, wenn man Escale a Portofino testet, denn in Charakter und Intensität ist es ziemlich nah an einem klassischen Eau de Cologne. Wer also ein "richtiges" Parfum erwartet, dürfte enttäuscht sein.
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