Arawiya

Arawiya

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1 - 5 von 14
Arawiya vor 6 Jahren 20 3
8
Flakon
8
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Der Beelzebub trägt Prada!
"Prada Amber" ist ein eigenartiger Duft - eigenartig im Sinne von interessant und gut! Ich habe ihn mir sozusagen im Vorbeigehen zwischen zwei Terminen schnell aufgesprüht, ganz neugierig auf diesen Duft.
Angestachelt wie immer von den Parfumos und ihren Kommentaren hier. Liebe Leute, euer Enthusiasmus ist gefährlich!

"Prada Amber" startet bei mir völlig unsüß, ja bitter, grün, krautig, fast "männlich". Nanu? Hat sich da ein Hauch Chypre-Basis in die Kopfnote geschlichen?
Ich würde den Duft in dieser Phase nicht als "frisch" bezeichnen, obwohl sich sogar immer mal etwas zitrisches einzuschleichen scheint - ganz dezent. Die Silage ist ordentlich!
Ich glaube, ich rieche hauptsächlich Bergamotte. Wenn da eine Mandarine drin steckt, dann keine süß-fruchtig-saftig-reife, sondern eine, die noch grün und ein bisschen heimtückisch im Baum sitzt.

Ein Stündchen später - ich bin noch unterwegs - trägt mir der Wind immer wieder einen unmerklich süßlichen Hauch zu. Ist das etwa Prada? Er ists tatsächlich. Aus der Distanz besser wahrnehmbar als aus unmittelbarer Nähe (da bleibt es erstmal "krautig") erschnuppere ich ein feines Aroma, wie eine edle Creme. Kaum auf Abruf wahrnehmbar, aber immer wieder um meine Nase gaukelnd.
Rose und Patchouli kommen ganz langsam zum Vorschein, beides unschwülstig und un-tantenhaft. Der Übergang von der Kopf-, zur Herznote sehr gekonnt!

Nach diesem furiosen Debüt zieht sich der Duft zur Basis hin etwas zurück, wird deutlich körpernäher und nun auch wärmer. Holz bleibt präsent, auch die bittere Rose rieche ich noch relativ lange, dann wird der Duft balsamisch, etwas cremiger. Patchouli verabschiedet sich noch lange nicht, ein bisschen feuchte Erde ist schon dabei. Mit der Nase nahe an der Haut bleibt aber dieser nicht wirklich zu greifende Eindruck, den das Parfum schon von Anfang an hat. Ich kann es im Moment wirklich nicht beschreiben. "Unisex" wäre so ein Wort, was aber für meinen Geschmack viel zu sehr nach weißen Baumwollhemden und Boyfriend-Jeans klingt, und beides sehe ich nicht zu diesem Duft.

Das große Abendkleid dann aber auch nicht. Dazu ist "Prada Amber" dann doch nicht Lady genug, obwohl einem das Parfum definitiv keine Chance zum "kleinen Auftritt" lässt!

In Oslo gibt es eine von Grufties und Metalheads geführte Boutique, die exklusive Mode regionaler Designer in kleiner Stückzahl verkauft. Große Fenster, lichtdurchflutet, alle Klamotten edles schwarz. Eleganz, klare Schnitte, Strickware fein wie Spinnweben, dazwischen vereinzelt etwas gekonnt zerrissenes. Minimalistischer Silberschmuck, breite Armspangen, teure Stiefel aus butterweichem Leder. Die Besitzerin eine elfenhafte Schönheit, die nach dem Geschäftsessen im Luxusrestaurant bestimmt mit Erde an den Füßen auf Farnblättern schläft. Und wer jetzt nicht glaubt, dass all das zusammenpasst, der möge diesen Ort besuchen und bei einem Glas Wein Stunden über jedem Kleidungsstück verplaudern.
Back to Topic - eigentlich müsste es dort nach Prada Amber riechen. So ein ungruftig-erdiges Patchouli habe ich noch nie gerochen und der Duft scheint mir eigentlich auch zu distinguiert für etwas anderes als das Exzentrischze, aber Edle. Erstaunlich "nischig" für etwas, das im Müller zu finden ist.

Ich glaube, den muss man ganz oft testen, bis es "klickt" - aber dann...!
3 Antworten
Arawiya vor 9 Jahren 11 2
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Die Geisha ist morbide und nicht ganz jugendfrei
Die liebe Puck1 hat mir -zusammen mit anderen Schätzchen- eine Probe von "Geisha noire" zukommen lassen und besagter Duft wurde ad hoc zum neuen Liebling erklärt. Vielen Dank dafür!
Ich muss zugeben, von diesem Duft oder Aroma M hatte ich zuvor noch nie gehört. Aber mein lieber Scholli,was da aus dem Briefumschlag steigt wie der Geist aus der Wunderlampe, kann sich wirklich sehen lassen. Sofort ein Sprüher aufs Handgelenk... oh... ah... Ich kippe aus den Latschen, krieche auf allen vieren zum Pröbchen zurück, denn Gott steh mir bei, ich brauche MEHR davon! Das ist kein Shinto-Gebet im Tempel mehr, das ist New-Orleans-Voodo im Sprüher!
Ihr seht, der erste Eindruck war überwältigend und bleibend. Gestern habe ich ihn erneut getestet und habe versucht, diesmal nicht zu versinken, sondern den Duft konzentriert zu verfolgen...

Zu Beginn nehme ich an "Geisha noire" noch eine leichte holzig-scharfe, medizinische Note wahr, die durchaus angenehm ist und sich harmonisch mit den weichen Aromen verbindet, die langsam in den Vordergrund sickern. Nach etwa zwei Stunden ist die leichte Schärfe verflogen und wunderschön warme, weiche Vanille und Tonkabohne breiten sich im Raum aus. Sandelholz gibt eine unglaublich schöne Würze und Amber rundet das ganze ab, macht es warm, ja heiß, lasziv und ein wenig morbide. Und so ganz kann ich meinem Vorsatz mit der Konzentration nicht treu bleiben. Dazu ist der Duft zu berückend und schön, ich möchte am liebsten in ihn hinein sinken und dort im warmbraunen Dunkel selig treiben, Surreale Träume träumen...bis der Duft verfliegt - und das kann dauern. Die Sillage ist stark, aber nicht raumfüllend, was mir angenehm ist. Die Haltbarkeit unglaublich! Nach einem Vormittag zuhause, einer Acht-Stunden-Schicht im Krankenhaus mit mehrfacher Händedesinfektion, einer Dusche am Abend und der Nacht nehme ich "Geisha Noir" heute Mittag immer noch ganz leicht an meinem Handgelenk wahr.

Es stimmt schon, zu einer Geschichte wie sie Arthur Golden beschreibt, kann ich mir "Geisha noire" auch nicht ganz vorstellen. Dazu schwebt mir eher ein federleichter Duft von Sake, Teeblättern, Kirschblüten vor. Und doch - im alten Kyoto, bei Nacht zwischen den Teehäusern mit ihren Holzterassen, den Grillständen, In einer Schwülen Dämmerung am Flussufer - davon erzählt dieses Parfum mir ganz deutlich. Von den dunklen Seiten, die man als Gast nicht zu Gesicht bekommt, aus deren Tiefe aber die Kunst der Gesellschafterinnen aufsteigt. Soweit ich mich erinnere, bedeutet das Wort Geisha soviel wie "Künstlerin". Geisha noire wäre also eine "Schwarze Künstlerin", und das bekommt schon wieder einen ganz anderen Geschmack... denn eine schwarze Künstlerin ist "Geisha noire" mit Sicherheit. Sie umschmeichelt dich, bezaubert dich, aber hell und leicht ist sie nicht.
Ich sehe bei diesem Duft immer die Zeichnungen von Vania Zouravliov vor mir. Ihren Geishas ist dieser Duft perfekt auf den leib geschneidert - genau wie der Schwarzsamtene Kimono.

Ein wunderbares Parfum!
2 Antworten
Arawiya vor 9 Jahren 9
5
Flakon
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Schmusekatze
Die Agent provocateur-Düfte habe ich bisher ganz außer Acht gelassen. In Versuchung geführt durch die Duftpyramide und die begeisterten Kommentare (und ja, ich gebs zu - durch den Namen des Parfums...) wollte ich mich dann aber mal daran wagen. Vielen Dank an Puck1 für die Abfüllung und die vielen Duftpröbchen!
Ich schwebe also im siebten Dufthimmel. Dazu noch ein Testsprüh "Strip" aufs rechte Handgelenk und nun - was kommt?
Zuerst eine süße, fast zuckerige, blumige Wolke. Oha. Irgendwie riecht es gut, oder doch nicht? Ich weiß noch nicht recht. Aber abwarten, immerhin braucht ein guter Strip seine Zeit. Und Langsamkeit. Ziemlich deutlich rieche ich das Ylang-Ylang heraus, die Iris und Rosengeranie halten sich eher zurück. Der Duft bleibt floral-süß und ganz und gar unpudrig. Mit der Zeit lockt mich "Strip" immer öfter zum Schnuppern - die Blumen treten in den Hintergrund und eine ganz sanft animalische Note kommt dazu, weiches Amber und verschmustes Moschus. Hölzer kann ich nicht wahrnehmen.
Die Sillage ist erstaunlich, genau wie übrigens die Haltbarkeit des Parfums. Hatte ich so gar nicht erwartet. In der Basis zeigt sich schließlich feinsüße, goldene Sahne, cremiges Vetiver und anschmiegsames Moschus bleiben übrig, sehr köpernahe, sehr intim und sinnlich.
Im Vergleich zu meinen sonstigen Vorlieben ein sehr gourmandiger und weicher Duft (der trotzdem Kraft hat!). Aber in der dunklen Jahreszeit gibt es ein Verlangen, das in uns erwacht, ein Gelüst nach warmen, süßen Naschereien und imtimer Zweisamkeit bei Kerzenschein. Ich weiß noch nicht, wann ich diesen Wohlfühlduft tragen werde, aber ich freue mich darauf.
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Arawiya vor 9 Jahren 11 1
Das Anfixen
Dieser Duft wird mir immer als etwas besonderes in Erinnerung bleiben, denn es war mein erstes Parfum überhaupt.
Ich konnte Parfum kurioserweise lange Zeit nicht leiden, immer traumatisiert vom olfaktorischen Overkill in Drogerien und Kosmetiktheken. Zum Glück ist meine Mutter eine Frau mit exquisitem Geschmack, der es gar nicht einfallen würde, woanders als in der gutsortierten, Generationen alten Geheimtipp-Parfumerie der Stadt zu kaufen, wo die Duft-Zeit irgendwie vor hundertfünfzig Jahren stehen geblieben sein muss und niemandem einfallen würde, ein Avril-Lavigne-Parfum im Regal auszustellen. Lange Rede, kurzer Sinn, sie brachte also eines Tages ein teures, winziges Tütchen mit nach Hause, darin ein ebenso winziges Testerchen von Ms. Lempicka.
Für sie war der Duft nichts, ich roch skeptisch - und war rettungslos verloren. Es gab also etwas anderes, etwas, was auf seltsame Weise nach MIR roch. Das Pröbchen wechselte in meinen Besitz und das Parfum wurde bis zur Ohnmacht von mir getragen. Leider auch, bis das Pröbchen leer war und zu allem Überfluss auch noch irgendwo verloren ging. Natürlich wusste niemand mehr, wie das Parfum denn geheißen hatte. Tiefe Trauer! Katastrophe!
Nun wäre meine Mutter nicht meine Mutter, wenn sie diese Sache nicht als Herausforderung betrachtet hätte. Sie wandert also in ihre Parfumerie und schafft es, den Damen dort den Duft so genau zu beschreiben, dass es die Damen wiederum tatsächlich schafften, den gemeinten Duft herauszufinden. Und auf dem nächsten Geburtstagstisch fand ich mein erstes, eigenes, stolzes Parfumflakon.
Und auch noch ein so wunderschönes! Keines hätte besser in meine Pubertät zwischen Tim Burton, Baudelaire, illegalen Gruftieparties und E.T.A. Hoffmann gepasst.
Ich konnte damals keine einzelnen Duftnoten heraus riechen. Heute würde ich sagen, bei mir kamen vor allem Ananas, Moschus, Tonkabohne und eine bombastische Ladung Süßholz zum Vorschein. Alles andere war ein geschickt komponiertes Gesamtbild, das mir wie eine eigene Duftnote vorkam, statt wie viele einzelne. Sillage und Haltbarkeit waren ordentlich und für die Umwelt angenehm.
Vielleicht nicht das typische Parfum für eine sechzehnjährige, aber wen schert das schon. Heute würde ich den Duft wohl nicht mehr tragen, denn er ist mir inzwischen schon fast zu leicht und süß. Eine wahnsinnig tolle Erinnerung ist und bleibt er allemal, schon allein, wie er über meine Mutter seinen Weg zu mir gefunden hat.
Und: Er hat den Weg geebnet zu anderen, großen Düften und mich angefixt für die Duftsucht, an der wir alle leiden.
Vielleicht kaufe ich mir irgendwann mal ein kleines Flakon zum schnuppern und erinnern.
1 Antwort
Arawiya vor 9 Jahren 13 3
Alles ist gesagt.
Lange, lange habe ich mich auf Parfumo nicht blicken lassen. Ungefähr genauso lange hat es mich in den Fingern gejuckt, etwas zu "Poison" zu schreiben, obwohl zu diesem Duft eigentlich längst alles gesagt ist, mehrfach sogar. Den Kommentar könnte ich mir also eigentlich sparen, denn Neues kommt nicht mehr.
Und doch - dieser Duft hat mir kein "Oh wow, muss ich haben"-Erlebnis beschert, beschäftigt mich aber trotzdem. Wer mich kennt, weiß inzwischen, dass ich ziemlich gerne so rieche, als käme ich gerade vom Gewürzbasar. Oder dem Haus der Baba Yaga. Oder dem Domina-Studio, und zwar als Dienstleistende, nicht als Kundin. Ich muss mich also dazu äußern, ob es euch passt oder nicht! ;-)
Poison passt da so gar nicht ins Bild. Ich habe ihn an einem kühlen Nachmittag getestet und erwartete nach der Duftpyramide hier einen blumigen, warmen Schmeichelduft. Weit gefehlt.
"Poison" konnte ich auf meiner Haut keine klassische Pyramide entlocken, der Duft veränderte sich kaum. Doch was war das denn? Blumen, warme Weihnachtsnoten, wo seid ihr? Mich umhüllte eine bleischwere, schwülstig-finstere Wolke, und das meine ich durchaus als Kompliment. Der Duft erschien mir, in Ermangelung eines besseren Wortes, eher fruchtig. Wer das nun aber mit süßer Unschuld verbindet, liegt falsch. Schwarzdunkle Kirschen, blutrote Himbeeren, zum Platzen reif, giftige Äpfel, schon fast faulig. Modernde Pflaumen und irgendwo, weit Hintergrund tropische Blüten, die dumpfe, betäubende Düfte in die stickige Luft schicken.
"Poison" ist wie die Athmosphäre vor einem Gewitter - schwül, stickig, ermattend und trotzdem mit irritierender, elektrischer Spannung geladen, macht unruhig ohne zu wissen, was uns in unserem Taumel so erregt-nervös werden lässt. Ich fühle mich wie im Urwald, im Nebelwald von Costa Rica. Feuchtigkeit tropft von psychedelisch-bunten Pflanzen, einige sind mit Sicherheit giftig, andere verschlingen dich, locken dich, wie Sirenen. Graue Nebelschwaden lassen das Blickfeld verschwimmen, streicheln die Haut feuchtwarm und anzüglich. Ich bin verloren...

Ich kann im Nachhinein gar nicht mit Sicherheit sagen, ob mir "Poison" eigentlich gefällt oder nicht - besser gesagt, ob ich ihn tragen würde oder nicht. Ich finde ihn beeindruckend, umwerfend sogar. Möchte ihn um mich haben, wenn ich Garcia Marquez´"Hundert Jahre Einsamkeit" lese, oder "Von der Liebe und anderen Dämonen", ja, das passt noch besser. Mich im Urwalddickicht verlieren und einlullen lassen vom Duft und den Geschichten, mich aus der Welt tragen lassen von dieser trägen, betäubenden Droge.
Aber passt dieses süße Gift zu mir - oder ist er zu klebrig, zu feucht, zu sehr Venusfliegenfalle? Das bleibt noch herauszufinden und erneut zu testen.
Vorerst: Meine Hochachtung vor diesem Ausnahmeduft.

Nachtrag: Heute habe ich Poison erneut getestet. Und mit nach Hause genommen. Immer noch frage ich mich, ob dies "mein" Duft sein kann, aber ich kann ihm einfach nicht widerstehen. Wenn "Poison" eine Frau ist, dann Goldie Hawn oder Isabella Rosselini in "Der Tod steht ihr gut". Ich kann mir vorstellen, dass sie sich gerade köstlich über ihr neues Opfer amüsiert.
Und im Hintergrund läuft Jill Tracys "The fine art of poisoning". Diese Kunst beherrscht sie offenbar makellos.
3 Antworten
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