10.12.2012 - 12:29 Uhr
Bertel
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Schwarz-wer...?
Meine erste Begegnung mit dem Haus "J.F.Schwarzlose" (danke Caty!!). Schwarz-wer...? Das fragen bei einem Startup mit so einem historisierend-sperrigen Namen natürlich die meisten, daher arbeitet die Marketing-Maschinerie auf Hochtouren - und produziert Verheerendes:
Was hat man von einem Haus zu halten, das von sich behauptet, es liefere "Kreationen, die wie ein Spiegel für das moderne Berlin funktionieren", für "Duftkenner, Genießer und Individualisten, sind sie souverän und selbstbewusst, ohne laut sein zu müssen, kosmopolitisch und zeitgeistig, originell und authentisch, jenseits jeder Mainstream-Attitüde", und auch noch meint behaupten zu müssen diese wären "so exzentrisch, extravagant und schillernd wie die Stadt Berlin"...?
Das den Duft "Trance" mit Sprüchen bewirbt wie "Trance spiegelt die Ambivalenz Berlins wieder: Modernität und Tradition, Mann oder Frau.... wie die Transformation von Unschuld zu Sünde" (!!!) ...?
Das die obige Duftpyramide mit solch unsäglichen Wortblasen sich anbiedern lässt:
"Herkunft & Sensualität: Jungfräuliche türkische Rose
Verwandlung: Kristallisierte Blütenblätter & Puder
Die verbotene Essenz: Absinth & Balsamharze"
Für mein Empfinden ist dergleichen ärgerlich inhaltsleer-hippes hohl-übersteuertes Zeitgeist-Marketing-Gewäsch so dermaßen widerwärtig und abstoßend. Zwei oder drei Nummern kleiner und vor allem an wenigstens irgendwie Realem und Reellem orientiert war grade aus...? Das passiert wenn ein Industrie- und Produktdesigner(Boss, Joop, Lancaster, Beiersdorf), eine IFF-Parfumeurin (Moschino, Ungaro,Lancôme) und ein Marketing- und Vertriebsmann (der seine Diplomarbeit über "Markenrevitalisierung" schrieb) eine 1856 gegründete und 1976 eingestellte Berliner Traditionsmarke wieder ausgraben und zeitgemäß hypen. Ist vermutlich ein Generationsproblem, ich kriege Wutpickel wenn jemand bereits bei der Gründung seiner Kleinstfirma die Klappe dermaßen aufreisst und sich wichtig macht.
"Trance" ist die Rekonstruktion eines alten Schwarzlose-Duftes. Und ich muss bekennen: ich finde ihn ziemlich gut gelungen, er gefällt mir ;) Eine angenehme, durchaus etwas süße, dabei kraftvolle und schön nach unten abgerundete Rosen-Note eröffnet, bereits von Vanilligem und Pudrigem unterstützt. Im Herzen kommen dann weitere florale Aspekte dazu, die ziemlich prominente Vanille karamellisiert (ein wenig wie bei Lutens' "Un Bois Vanille" ohne ganz so arg schwer und dunkel zu werden), in dieser Phase wird mir der Duft allerdings doch viel zu aufdringlich süß und pudrig, behält aber dennoch weiterhin seine runde und attraktive Rosen-Note. Den Absinth im Drydown vermag ich bestenfalls zu erahnen, auch die Harze und Incense-Schwaden sind sehr dezent, es überwiegt nach wie vor die pudrige und leicht süße Vanille als Bett für die Rose - nicht unangenehm, durchaus angenehm floral-rosig ansprechend, aber halt leider wie so vieles derzeit sehr mainstreamig-gourmandesk.
Der Duft und seine Entwicklung gefallen mir übrigens auf Teststreifen wesentlich besser als auf meiner Haut, da ist er lediglich ein billig-süßes künstliches rosiges Fruchtbonbon und vermag sich leider gar nicht recht zu entwickeln, das ist schade (und sicherlich nicht dem Duft anzulasten). Daher wird er sicher nicht Einzug in meine Sammlung nehmen, ist aber vor allem Damen die diese Richtung schätzen durchaus zur Prüfung zu empfehlen ;)
Was hat man von einem Haus zu halten, das von sich behauptet, es liefere "Kreationen, die wie ein Spiegel für das moderne Berlin funktionieren", für "Duftkenner, Genießer und Individualisten, sind sie souverän und selbstbewusst, ohne laut sein zu müssen, kosmopolitisch und zeitgeistig, originell und authentisch, jenseits jeder Mainstream-Attitüde", und auch noch meint behaupten zu müssen diese wären "so exzentrisch, extravagant und schillernd wie die Stadt Berlin"...?
Das den Duft "Trance" mit Sprüchen bewirbt wie "Trance spiegelt die Ambivalenz Berlins wieder: Modernität und Tradition, Mann oder Frau.... wie die Transformation von Unschuld zu Sünde" (!!!) ...?
Das die obige Duftpyramide mit solch unsäglichen Wortblasen sich anbiedern lässt:
"Herkunft & Sensualität: Jungfräuliche türkische Rose
Verwandlung: Kristallisierte Blütenblätter & Puder
Die verbotene Essenz: Absinth & Balsamharze"
Für mein Empfinden ist dergleichen ärgerlich inhaltsleer-hippes hohl-übersteuertes Zeitgeist-Marketing-Gewäsch so dermaßen widerwärtig und abstoßend. Zwei oder drei Nummern kleiner und vor allem an wenigstens irgendwie Realem und Reellem orientiert war grade aus...? Das passiert wenn ein Industrie- und Produktdesigner(Boss, Joop, Lancaster, Beiersdorf), eine IFF-Parfumeurin (Moschino, Ungaro,Lancôme) und ein Marketing- und Vertriebsmann (der seine Diplomarbeit über "Markenrevitalisierung" schrieb) eine 1856 gegründete und 1976 eingestellte Berliner Traditionsmarke wieder ausgraben und zeitgemäß hypen. Ist vermutlich ein Generationsproblem, ich kriege Wutpickel wenn jemand bereits bei der Gründung seiner Kleinstfirma die Klappe dermaßen aufreisst und sich wichtig macht.
"Trance" ist die Rekonstruktion eines alten Schwarzlose-Duftes. Und ich muss bekennen: ich finde ihn ziemlich gut gelungen, er gefällt mir ;) Eine angenehme, durchaus etwas süße, dabei kraftvolle und schön nach unten abgerundete Rosen-Note eröffnet, bereits von Vanilligem und Pudrigem unterstützt. Im Herzen kommen dann weitere florale Aspekte dazu, die ziemlich prominente Vanille karamellisiert (ein wenig wie bei Lutens' "Un Bois Vanille" ohne ganz so arg schwer und dunkel zu werden), in dieser Phase wird mir der Duft allerdings doch viel zu aufdringlich süß und pudrig, behält aber dennoch weiterhin seine runde und attraktive Rosen-Note. Den Absinth im Drydown vermag ich bestenfalls zu erahnen, auch die Harze und Incense-Schwaden sind sehr dezent, es überwiegt nach wie vor die pudrige und leicht süße Vanille als Bett für die Rose - nicht unangenehm, durchaus angenehm floral-rosig ansprechend, aber halt leider wie so vieles derzeit sehr mainstreamig-gourmandesk.
Der Duft und seine Entwicklung gefallen mir übrigens auf Teststreifen wesentlich besser als auf meiner Haut, da ist er lediglich ein billig-süßes künstliches rosiges Fruchtbonbon und vermag sich leider gar nicht recht zu entwickeln, das ist schade (und sicherlich nicht dem Duft anzulasten). Daher wird er sicher nicht Einzug in meine Sammlung nehmen, ist aber vor allem Damen die diese Richtung schätzen durchaus zur Prüfung zu empfehlen ;)
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