Treffpunkt 8 Uhr 2012

Treffpunkt 8 Uhr von J.F. Schwarzlose Berlin
Flakondesign Lutz Herrmann
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7.6 / 10 409 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von J.F. Schwarzlose Berlin für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2012. Der Duft ist würzig-holzig. Es wird noch produziert.
Aussprache
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Duftrichtung

Würzig
Holzig
Fruchtig
Grün
Frisch

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
IngwerIngwer MangoMango
Herznote Herznote
SalbeiSalbei Herbstzeitlose
Basisnote Basisnote
VetiverVetiver

Parfümeur

Videos
Bewertungen
Duft
7.6409 Bewertungen
Haltbarkeit
7.4325 Bewertungen
Sillage
6.7332 Bewertungen
Flakon
7.6281 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
6.7115 Bewertungen
Eingetragen von Apicius, letzte Aktualisierung am 21.04.2024.
Wissenswertes
Ursprünglich 1900 herausgebracht, wurde Treffpunkt 8 Uhr nach Wiederbelebung der Marke J.F. Schwarzlose Berlin neu interpretiert.
2014 erschien anlässlich des 88. Jubiläums des Duftes die limitierte Auflage "Opening Edition" in der Stückzahl von 88 Flakons. Bei dieser Variante sollen Kopf- und Herznote wie in der original Duftformel riechen.

Rezensionen

17 ausführliche Duftbeschreibungen
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Palonera

467 Rezensionen
Palonera
Palonera
Top Rezension 43  
weit über jeden Hype hinaus
Irgendwie klappt das nicht mit den Hypes und mit mir.
Wann immer solch ein zartes Pflänzchen entsteht, aus dem Samen der Keim, das erste Grün, schließlich die prachtvolle Blüte und aus ihr heraus die schmackhafte Frucht entsteht, stehe ich staunend und zaudernd daneben, teilnehmend, doch nicht teilhabend, aus sicherer Entfernung das Wachsen und Werden verfolgend.
Und dann, eines Tages, wenn der Mut mich geschubst hat und die Neugier, wenn ich mittun will bei dem Hype, der alles und jeden gepackt zu haben scheint – dann ist er vergangen, der Hype, hat "Tschüß!" gesagt und die Koffer gepackt, hat den Zug genommen, der nun abgefahren ist, weit hinten noch erkennbar vom nun leeren Bahnsteig aus.
Und so ergeht es mir auch diesmal mit "Treffpunkt 8 Uhr" und dem Schöpfer Schwarzlose Berlin.

Hätte ich es nicht genau gewußt, ich hätte es nicht geglaubt.
Nicht bei "Treffpunkt 8 Uhr".
Nicht, daß dies ein Duft sein soll, sein kann, der seinen ersten Auftritt hatte zur vorletzten Jahrhundertwende.
In etwas anderer Gewandung, sicherlich, doch ganz gewiß auch nicht ganz anders.
So jung erscheint mir "Treffpunkt 8 Uhr", so unverstaubt und zeitgeistnah, daß Zeugung wie Geburt in 2012 sehr viel wahrscheinlicher erscheinen als einst zu Kaiser Wilhelms Zeit.
Und das ist ein Phänomen, denn meist geschieht es andersrum: Dann kommt ein junger Duft daher in klassischen Gewändern, erinnert mich an Duftgeschmeide von Guerlain, Dior, Balmain aus einer Zeit, in der ich lang noch nicht geboren war.
Doch daß ein Duft seiner Zeit so weit voraus gewesen ist, wie es für "Treffpunkt 8 Uhr" ganz den Anschein hat, ob nun neu interpretiert oder nicht, das hat es bisher nicht gegeben, nicht für meine Nase und für mich.

"Treffpunkt 8 Uhr" eröffnet auf meiner Haut mit einer fast cologneartig hellen Frische, sehr sacht jedoch und gar nicht stichlig-brizzlig-scharf – Mango würde ich nicht leugnen, doch weitaus eher kommt mir neben Ingwer Limette in den Sinn oder pinke Grapefruit, in jedem Fall unsaure Zitrusfrucht.
Licht und leicht und luftig ist das wie ein früher Sommermorgen tief im Süden, nicht sauer und nicht süß – und nicht die Spur belanglos, denn bereits hier webt sich graudunkler Rauch in zarten Schwaden in die Frucht, transparent, ein wenig bitter, ohne streng zu sein und trist.
Zart, beinahe zärtlich umgarnt der Rauch die helle Frucht, verbindet sich mit ihr und gibt sie wieder frei, facettiert und fasziniert mit spielerischer Leichtigkeit, die weit entfernt ist von jeder Schwere, wie sie mir in Lenglings "Sekushi" oder rauchig-ledrigen Verwandten wie "Tuscan Leather" schon begegnet ist.
Keinerzeit ist "Treffpunkt 8 Uhr" dicht und süß und wuchtig, nie ist er aggressiv, nie opulent – Salbei und die Blumen verbergen sich vor mir, doch das ist gar nicht schlimm, das muß nicht anders sein.
In seiner Reduziertheit ist "Treffpunkt 8 Uhr" fein, sehr fein auf meiner Haut – und wird noch feiner mit der Zeit, wenn sich der Rauch sehr langsam löst und nur noch Basis bildet für das Hellweißgrün, das bleibt.
Und bleibt.
Und bleibt.
Weit über jeden Hype hinaus.
20 Antworten
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 37  
Elterliche Naivität
„Ich bin um acht mit Lukas verabredet.“ Derartige Sätze sind für Eltern grundsätzlich nicht ungewöhnlich – gewundert hatte ich mich allerdings, dass sich mein Sohn mit kaum zwölf Jahren um diese Uhrzeit mit einem Klassenkameraden treffen wollte, Wochenende hin oder her. Das sollte meine Frau ihm erlaubt haben? Nicht einmal der unleugbar niedlichste und charmanteste (bei Bedarf jedenfalls) aller Söhne hätte seine Mama dazu gekriegt.

Naja, des Rätsels Lösung war natürlich, dass die Verabredung in der Art und Weise des voranschreitenden 21. Jahrhunderts stattfinden sollte, nämlich am Computer, verbunden über Skype oder einen ähnlichen Dienst und als gemeinsame Daddel-Runde ausgelegt war. Na toll. Die Zeiten, wo in diesem Alter noch irgendwo rumgestromert wurde, sind schlichtweg vorbei.

Oder ist morgens um acht Uhr gemeint? ‚Treffpunkt 8 Uhr‘ scheint mir näher dran am Büro als am abendlichen Ausgehen, denn er ist ein transparenter Vetiver-Duft, für den die anderen genannten Zutaten allenfalls Staffage sind.

Vetiver-Nussigkeit eröffnet, und zwar lange bevor ein Gedanke an Frucht überhaupt aufkommt. Frische liefert eine vermutlich chemie-gestützte, wässrige Unterlage. Die allmählich aufdämmernde Frucht ist ebenfalls mehr wässrig als obstig, wenngleich ich sie am zweiten Testtag bereits etwas deutlicher wahrnehme. Dass das nun Mango ist – na gut. Ich hätte auf Pfirsich aus der Dose getippt.

Das Vetiver entwickelt im Laufe des Vormittags sukzessive eine rauchige Note. Einen begleitenden blütigen Hauch direkt auf der Haut gestehe ich meinetwegen zu. Eher wittere ich einen Anflug von Kunstholz. Salbei müsste ich mir gänzlich einbilden.

Und auch der nachmittägliche Fortgang kratzt nicht an der Vorherrschaft des Süßgrases – trotzdem legt es (laboriell) noch einen drauf: Ich rieche die –ylacetat-Säuerlichkeit, sogar recht intensiv, doch geschmackvoll in einen passenden Kontext eingebunden und daher weniger aggressiv als etwa in Geza Schöns entsprechendem Solisten ‚Molecule 03. Gefällt mir hier wesentlich besser.

Fazit: ‚Treffpunkt 8 Uhr‘ überzeugt als relativ schlanker Vetiver-Duft. Wer derlei mag, teste aber unbedingt außerdem ‚II-III (homage to) Hemingway‘ aus dem Hause Masque. Dort ist das Thema Vetiver vielleicht einen Zacken beherzter aufgefächert.

Ich bedanke mich bei Serenissima für die Probe.
22 Antworten
9
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Yatagan

395 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
Top Rezension 45  
Harte Arbeit
Bei einem Parfum, das den eigenwilligen Markennamen "Schwarzlose" und den noch eigenwilligeren Produktnamen "Treffpunkt 8 Uhr" trägt, kann ich nicht widerstehen und werde aufmerksam.

Ich vermutete zunächst, dass es sich um eine sehr alte Marke handeln müsse, die noch heute auf exzentrische Namen aus alten Tagen setzt. Und tatsächlich ist J.F. Schwarzlose eine ehemalige Berliner Traditionsmarke, die 1856 gegründet wurde und 1870 bereits königlicher Berliner Hoflieferant wurde. Überdies übernahm man bald eine noch ältere, 1820 gegründete Parfummarke, Treu & Nuglisch. Schwarzlose zählte damit zu den ältesten deutschen Dufthäusern.

Eine Blütezeite habe es insbesondere in den 20er Jahren bis zum zweiten Weltkrieg gegeben, so die Informationen auf der Homepage. 1976 wurde die ursprüngliche Marke eingestellt. Die heutige Firma Schwarzlose ist somit eine Neugründung aus dem Jahre 2012, die sich bemüht, die alte Tradition wieder aufzunehmen und neu zu interpretieren.

Nun ist es ja im Markt der Nischenparfums derzeit schick, auf möglichst lange Traditionen verweisen zu können. Vermutlich erleben wir bald den Relaunch eines Parfums aus der römischen oder chinesischen Antike. Ob diese angeblich altertümlichen Düfte dann aber auch immer Originalkompositionen sind, ist damit noch gar nicht gesagt. Schwarzlose ist an dieser Stelle immerhin ehrlich: Man spricht von Neuinterpretationen alter Klassiker und kommt damit der Wahrheit vermutlich sehr nahe. Gleiches gilt ja auch für viele andere Traditionshäuser, die ihre Klassiker (leider) von Zeit zu Zeit den Moden und aktuellen Vorlieben angleichen, um sich dem stetig verändernden Markt anzupassen. Eine Entwicklung, die man bedauern kann, die zuweilen jedoch auch nötig war und ist, um allergene, aus heutiger Sicht medizinisch bedenkliche Stoffe auszutauschen.

Wie Treffpunkt 8 Uhr also in der Originalversion roch, hätte ich vielleicht meine Tante aus Berlin fragen können, die vorletztes Jahr mit 98 Jahren starb und die die "roaring Twenties" in Berlin als junge Göre erlebt hatte. Leider kam dafür die Neufassung von Treffpunkt 8 Uhr zwei Jährchen zu spät auf den Markt. Näheres erfahren wir wahrscheinlich nie.

So bleibt nur, die aktuelle Interpretation dieses Klassikers zu testen und sich der Vorstellung hinzugeben, sie käme dem Original aus der legendären Zeit der Aufbruchsstimmung der 20er Jahre in Deutschland nahe. Zugegebenermaßen kann man sich auf der Homepage der heutigen Marke verlieren, insbesondere bei den Fotos alter Markenwerbung, die die ganzen Klassiker, z.B. 1A - 33, dem einstmals bekanntesten Duft des Hauses, den ich leider noch nicht testen konnte, präsentieren. Tatsächlich lässt sich so also wirklich eine ehrwürdige Tradition der Firma Schwarzlose lückenlos über die alte Markenwerbung nachweisen, die wahrhaft beeindrucken ist. Eigentlich erstaunlich, dass noch nicht früher jemand auf den Gedanken kam, dieses Traditionshaus wieder zu beleben. Umso schöner, dass es nun gelungen ist.

Im Gegensatz zu damals, als man bei der Firma Schwarzlose den genialen Gedanken hatte, Parfums in Automaten anzubieten (auch von dieser kuriosen Idee gibt es Fotos auf der Homepage), sind die heutigen Produkte eher teure Luxusparfums. Eigentlich schade. Ich warte mal auf die Neubelebung einer Marke für den breiteren Markt. Auch dies könnte ja eine Nische sein, die wirtschaftlichen Erfolg versprechen dürfte.

Zurück zu "Treffpunkt 8 Uhr". Selten hat mich ein Duft so viel harte Arbeit gekostet, bis ich ihn mochte. Ich bin gerade über das verlängerte Silvesterwochenende nicht zu Hause und fand, kurz bevor ich mich ins Auto setzte, eine Probenlieferung in meinem Briefkasten. Darunter auch Schwarzloses Treffpunkt 8 Uhr. Kurzentschlossen nahm ich die vier Pröbchen mit, dabei auf andere Düfte meiner Sammlung bewusst verzichtend, um mich eingehend mit diesen neuen vier Düften zu beschäftigen. Während die drei übrigen Düfte anderer Marken eher enttäuschen waren, blieb ich an Treffpunkt 8 Uhr sofort hängen. Es gefiel mir zwar zunächst nicht, aber dennoch ertappte ich mich wieder und wieder, wie ich einen kleinen Sprühstoß auf mein Handgelenk sprühte, um den Duft immer wieder neu zu testen. Während meine Bewertung anfangs um 50 bis 60% schwankte, habe ich sie heute auf 80% erhöht. Zwar bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob es bei dieser recht hohen Bewertung bleiben wird, aber schließlich hat mich das Parfum ganz langsam umgarnt. Liebe auf den zweiten Blick sozusagen.

Auch die Homepage spricht von kontrastierenden Duftnoten, schweigt sich aber zu den Inhaltsstoffen aus. So bleibt nur, der eigenen Nase zu vertrauen und sich auf die hier auf Parfumo genannten Inhaltsstoffe zu beziehen.

Und wirklich kann man florale Noten wahrnehmen, ohne dass sich das Parfum dadurch zu einem typischen Damenparfum entwickeln würde. Die Kategorisierung als Unisex-Duft ist sicherlich zutreffend und überzeugend. Da ich kein geübter Damenduft-Kenner, sondern eher Experte für Herrendüfte bin, kann ich nicht sicher sagen, ob es sich bei der floralen Note, die ich wahrnehme, um Herbstzeitlose handelt, wie oben angegeben. Es könnte auch Geranie oder eine andere, etwas herbere, weniger süße Blütennote sein. Die Wirkung ist ein wenig streng, was mir das Parfum aber als Duft, der auch für Herren geeignet sein soll, durchaus sympathisch macht.

Überzeugend finde ich die Angaben zu Vetiver und Salbei. Vor allem ersteres kann ich deutlich wahrnehmen und somit bleibt in der Basisnote eine Komponente, die eigentlich sogar typisch für Herrendüfte ist, im Vordergrund.

Der Ingwer könnte für eine gewisse würzige Schärfe verantwortlich sein, die über den gesamten Duftverlauf präsent bleibt, die aber immer angenehm dezent ist und niemals stört. Denkbar wäre hier auch ein Pfefferakzent. In der Basisnote scheint mir auch eine Mooskomponente enthalten zu sein, was für ein Parfum der damaligen Zeit durchaus typisch gewesen wäre. Sicherlich handelt es sich dabei heute um ein Substitut von Eichenmoos, um die allergene Wirkung dieses wunderbaren Duftstoffes zu vermeiden.

In der oben stehenden Duftpyramide lesen wir überdies von Mangoblüten. Eigentlich ist es m.E. sogar die Frucht selbst, die durch den Dufteindruck hindurchschimmert, eine obstartige Note, die sehr angenehm ist und den Duft wunderbar abrundet.

Bei dieser Beschreibung wird schon deutlich, dass es sich bei Treffpunkt 8 Uhr um keinen Duft handelt, der Harmonie um jeden Preis anstrebt. Vielmehr werden Duftakzente miteinander verwoben, die stark kontrastierend wirken, die das Erschließen diese Duftes durchaus erschweren. Eigentlich eine mutige Entscheidung, vielleicht tatsächlich der Tatsache geschuldet, dass auch der Originalduft aus den 20er Jahren diese Kontraste abbildete; sicherlich hervorgerufen durch andere, damals geläufigere Duftnoten, vielleicht aber auch hier schon durch den Kontrast aus einer gewissen würzigen Schärfe und weicheren, wenn auch herben Blütendüften. Wer weiß?

Mich jedenfalls hat das Kennen- und inzwischen auch Liebenlernen dieses Duftes ein hartes Stück Arbeit gekostet. Eigentlich nicht unbedingt ein Kompliment für ein Parfum. Andererseits sind es doch oft gerade die Düfte, die uns nicht gleich von Anfang an gefallen, weil sie nicht gefällig und populär sein wollen, an denen wir dann ein Leben lang hängen bleiben.

Ich werde Scharzloses Treffpunkt 8 Uhr weiterhin eine Chance geben, vielleicht sogar einen Flakon erwerben, denn die harte Arbeit muss sich doch irgendwie gelohnt haben.
29 Antworten
10
Preis
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
BFellmeden

31 Rezensionen
BFellmeden
BFellmeden
Top Rezension 27  
Treffpunkt 8 Uhr auf meinem Dachboden
Schon eine ganze Weile bin ich neugierig auf die Düfte von J.F. Schwarzlose Berlin, zumal diese immer wieder mal auf Youtube rezensiert werden und dabei – zumindest in den Videos, die ich gesehen habe – eigentlich immer gut wegkamen. Außerdem finde ich den Namen J.F. Schwarzlose Berlin ungewöhnlich und kreativ, jedenfalls für ein Parfümhaus. Ich habe dahinter zwar ein deutsches Haus erwartet, aber nicht vermutet, dass es auf eine so lange Geschichte zurückblicken würde. Auf irgendeine Art und Weise assoziiere ich diese Parfümerie, ohne jemals einen Duft von ihr gerochen zu haben, mit einer Menge Einfallsreichtum und außergewöhnlichen Geruchskonzepten.

Kai Porten führt diese Marke in seinem Shop, also habe ich mir dort das sogenannte Discovery Set bestellt. Darin enthalten sind 8 Düfte. Den Neunten, den Fougair, hat er mir freundlicherweise als Giveaway ins Paket gelegt, und nicht nur das.

In einem Video kündigte er an, anlässlich des Tages des Parfüms einige Düfte in seinem Shop mit 20% zu rabattieren, was der eigentliche Grund für meine Bestellung war. Zudem sollten die ersten 5 Besteller im avisierten Zeitraum einen 50 ML-Flakon eines Duftes von J.F. Schwarzlose Berlin gratis erhalten. Vielleicht könnt ihr euch meine Freude vorstellen, als ich nach einigen wenigen Tagen des Wartens das Paket öffnete und für mich völlig unerwartet darin ein 50 ML-Flakon des Duftes „Treffpunkt 8 Uhr“ enthalten war, denn ich hatte es mit der Bestellung nicht eilig gehabt. Normalerweise gehöre ich nicht zu den Leuten, denen bei solcherlei Sonderaktionen das Glück zuteilwird, davon zu partizipieren.

Wir, ich und der Duft, verabredeten uns um 8 Uhr abends in meiner alten Junggesellenbude auf dem Dachboden, der in einer schattigen Ecke alle meine Düfte bevorratet. Ich bin zurzeit so sehr im Thema Parfüm verstrickt, dass ich versuche jeden Tag mindestens zwei unterschiedliche Düfte aufzutragen, einen morgens für den Tag und einen abends, um diesen ausklingen zu lassen. Das klappt nicht immer, weil der morgendliche Duft an manchen Tagen dermaßen langanhaltend ist, dass ein abendlicher Wechsel eher überlagert als ersetzt und damit zu einem Gemisch zweier Düfte führt.

Nicht so bei der aktuellen Verabredung. Der morgendliche Vorgänger war Oxford von Roberto Ugolini, der eher zurückhaltend ist.

Ich sprühe mir, wenn ich einen Duft ausprobieren möchte, diesen gerne auf die Unterarme, weil er sich immer relativ gut in der dortigen Behaarung verfängt. Also setze ich auch jetzt einen ersten Sprühstoß auf den rechten Unterarm. Sooft ich mir auch vornehme, wenigstens einige Sekunden zu warten, bevor ich meine Nase auf den Arm presse, gelingt mir das fast nie und so auch heute. Unmittelbar nach dem Sprüher hebt sich mein Arm wie von selbst zu Nase und ich hole tief Luft. Ich rieche etwas Kräftiges, dass ich anfangs nicht richtig einordnen kann. Ich erkenne zuerst nur den hohen Alkoholanteil, aber schon nach wenigen Sekunden wird es sehr grün. Ich begreife bei diesem Duft zum ersten Mal, was man unter krautig versteht. Es riecht nicht nach Blumen und überhaupt nicht lieblich. Es riecht eher wie an einer Uferböschung, an der allerlei Kräuter wachsen. Nicht alles was hier wächst, schmeichelt meiner Nase. Der „Grünton“ vermischt sich mit etwas Scharfem.

Natürlich habe ich mir die Duftpyramide angesehen und weiß deshalb, dass nun der Ingwer zum Vorschein kommt. Eine ungewöhnliche Mischung, kein anderes meiner Parfüms hat den Ingwer in der Duftpyramide. Ich bin mir nicht sicher, ob mir das gefällt.

Dann bereits nach wenigen Minuten gesellt sich eine sehr sanfte Süße dazu. Das dürfte die Mango sein, die ich als solche nicht identifiziere, aber eine leichte Süße ist für mich eindeutig zu erkennen. Insgesamt bleibt es grün, aber der Duft wird sanfter und weicher, ohne an Intensität zu verlieren.
Ich weiß, dass Salbei drin ist und so bilde ich mir ein, auch diesen zu erkennen. Und auch die Herbstzeitlose glaube ich zu erkennen. Ihr ordne ich das Krautige zu. Ich habe gelesen, dass Herbstzeitlose dem Bärlauch nicht nur optisch ähnelt, sondern auch geruchlich, nur der Knoblauch entfällt und darüber hinaus ist Herbstzeitlose, anders als Bärlauch, nicht zum Verzehr geeignet, sogar giftig. Und genau das empfinde ich, während ich in meinem Sessel sitze, meine Unterarme in den Schoss lege und immer wieder tief einatme. Nie zuvor habe ich so etwas gerochen. Es riecht nicht nur nach Uferböschung, sondern auch nach dem Kochtopf der Hexe Gundel Gauckeley. Ich bin völlig fasziniert und sitze minutenlang bewegungslos da, um zu riechen.

Ich würde jetzt nicht so weit gehen und behaupten, dass der Duft schön ist. Schön ist in diesem Zusammenhang ein unpassendes Wort. Aber er ist, wie ich es anfangs schon vermutete sehr einfallsreich und das zu Grunde liegende Konzept eben außergewöhnlich. Bis jetzt bin ich begeistert.

Der Vetiver kommt zu Besuch, vereinigt sich mit dem Kraut. Es bleibt grün, aber es wird langsam dunkler. Nach einer Stunde haben alle den Treffpunkt erreicht. Die Duftpyramide ist übersichtlich, was dem Duft keinen Abbruch tut. Es ist das allererste Mal, dass ich sie wirklich komplett nachvollziehen kann, das ist mir bei keinem anderen Parfüm gelungen.

Der Abend neigt sich seinem Ende und ich gehe irgendwann zu Bett. Am nächsten Morgen wache ich auf und rieche, nachdem ich mir den Schlaf aus den Augen gerieben habe, an meinen Unterarmen. Die Hexe hat bei mir übernachtet, sie ist immer noch da. Das ist krass, auch wenn ein Duft sich unter einer Bettdecke möglicherweise länger hält, ist es doch bereits 11 bis 12 Stunden her, dass ich ihn auftrug, was die überwiegend schwache Einordnung von Haltbarkeit uns Sillage hier auf Parfumo unverständlich erscheinen lässt.

Natürlich ist er nicht mehr so präsent wie gestern, aber er ist da und er riecht noch genauso, wie ich ihn in Erinnerung habe. Er ist immer noch grün, vielleicht ein Ticken weniger zickig, aber noch immer erkenne ich seine Bestandteile.
Ich finde ihn großartig und werde ihn dementsprechend bewerten. Auf jeden Fall hat er mein Leben um ein eindrucksvolles Dufterlebnis bereichert.
4 Antworten
9
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Mollucella

8 Rezensionen
Mollucella
Mollucella
Top Rezension 29  
Wehmut
Ein junger, unbeschwerter Mensch fährt an einem heißen Spätsommerabend mit dem Fahrrad vom Freibad nach Hause. Die Sommerferien sind fast vorbei und deswegen trifft er sich später noch um 8 Uhr mit seinen Freunden um um die Häuser zu ziehen. Möglicherweise sind es seine letzten unkomplizierten Wochen, vielleicht beginnt nach den Sommerferien der Ernst des Lebens. Aber jetzt, heute, riecht die Luft schwer nach Hitze, Sommer und Sonnencreme und alles ist möglich.
10 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

117 kurze Meinungen zum Parfum
JonasP1JonasP1 vor 2 Jahren
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
5
Duft
8 Uhr Morgens
Treffpunkt im Synthetik-Laden
Süßen Mangosaft trinken
Trockenen Vetiver kauen
Blasse Salbeiumarmung
Ich bleib besser daheim
49 Antworten
AxiomaticAxiomatic vor 8 Monaten
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
6
Duft
Berlin mal wieder.
Trifft man sich, dann pfeffert man sich Mango und Ingwer an die Backe.
Danach cremiger Kuss. *
47 Antworten
NuiWhakakoreNuiWhakakore vor 3 Jahren
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Sitze da mit meinem
Kräuterblumenstrauß
sie kommt 8:15
Mangos im Haar
rauche etwas Süßgras
wie sage ich es ihr nur?
26 Antworten
JeobJeob vor 6 Monaten
7
Sillage
8
Haltbarkeit
6
Duft
Man traf sich gegen 8
zu Ingwershots & Salbeitee
Bei soviel Munterkeit
quietscht jedes Wort zwischen
den Zähnen.
32 Antworten
GandixGandix vor 3 Jahren
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Raus aus den Federn um 8
Auf zum Treffen
Im Vetivergras
Mit Mango
Paar Salbeistängel dabei.
Sie wird dich lieben
So frisch, wie du riechst.
14 Antworten
Weitere Statements

Diagramm

So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

Diskussionen zu Treffpunkt 8 Uhr

Downtown in Unisex-Parfum
Hab ihn mir gestern gegönnt... :-) Mittlerweile denke ich auch, dass erauf alle Fälle unisex ist.quote="Hannah"]Ich würde ihn unisex...

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