Arawiya

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6 - 10 von 14
Arawiya vor 10 Jahren 12 2
10
Duft
Mein Refugium
Um "Arabie" für mich zu beschreiben, muss ich ein wenig ausholen. Ja, mein "Refugium" ist es tatsächlich geworden, so, wie es die drei Waisen im Film "Lemony Snicket" erkennen: Dass man sich einen geschützten Ort schaffen kann, wo immer man auch ist.
"Arabie" habe ich zuerst als Probe im Laden bekommen und war damals schon verzückt von dem Geruch nach Datteln und dieser Ahnung von Tausendundeiner Nacht. Dass sämtliche Assoziationen zu diesem Geruch einmal ganz weit weg vom Orient sein würden, konnte ich ja noch nicht ahnen.

Nun zu der Geschichte, wie "Arabie" zu meinem "geschützten Ort" wurde:
Vor mehr als einem Jahr verließ ich mein Heim und fuhr weit in den Süden, auf der Suche nach einem Ort, wo ich lernen, leben und arbeiten würde - das, obwohl ich mich in meiner Heimat immer sehr zuhause gefühlt habe und sie nicht verlassen wollte, nicht meine Freunde, nicht meine Familie, nicht meinen Liebsten. Und doch stand ich an einem goldenen Herbsttag hier, bummelte nach meinem Vorstellungsgespräch durch die wunderschöne Altstadt, genoss die Sonne, den Weg über den Marktlatz mit seiner riesigen alten Kirche und ihrem "schönsten Turm der Christenheit", wie man so sagt. Auf dem Markt entdeckte ich viele spannende Buden, unter anderem eine, die aus Trockenobst geformte Kugeln zum Verzehr feilbot - und obwohl ich Trockenobst nicht mag, probierte ich eine dieser Kugeln, Feigen, Datteln, ein bisschen Schokolade...Und alles schien perfekt, passte so gut zusammen und machte den Tag fast magisch, die Sonne, die Stadt, der warme, runde Geschmack auf meiner Zunge, so weich und wohlig, der süße Wein im Herbstlicht...ich fühlte mich so willkommen geheißen, wie ich es nicht ansatzweise erwartet hatte.

Geraume Zeit verging und ich lebte nun tatsächlich in dieser alten Stadt im Süden Deutschlands, mit Bergen und dem Schwarzwald um mich her. Und so schön es dort sein mochte, wurde es mir doch keine Heimat. Die Menschen waren freundlich, ja, die Stadt lächelte mich an, ja - und doch sehnte ich mich oft nach meiner "Grauen Diva" zurück, die ich nun nur noch so selten sah. Ich vermisste die harsche Natur und die weiten Felder, die ich dort finden konnte, die zwei Burgen, den Fluss, die Inseln und die Grünflächen, die sich durch die ganze Stadt ziehen, Ich vermisste meine Freunde und meinen Liebsten, den ich manchmal drei Monate am Stück nur am Telephon hörte. Oft genug fragte ich mich, was ich hier soll und wieso ich nicht längst wieder zurückgekehrt war.

Und in diesem Momenten trug ich Lutens´ "Arabie" - weil der Duft auf meiner Haut genauso riecht, schmeckt, wie jenes Trockenobst auf dem Markt im goldenen Oktober. Nach Datteln, Feigen, Vanille, nach Gewürzen wie Zimt und Nelken und, ganz leicht, nach Schokolade. Er verändert sein Gesicht überhaupt nicht, bleibt immer der gleiche Teppich aus schimmernden, warmweichen Fäden und hält lange Zeit.
Der Duft erinnerte mich daran, warum ich mich hier sofort wohl gefühlt habe, warum mich dieser Ort entzückt hat und warum ich sicher war, hier ein paar Jahre bleiben zu können. So entstand mein Refugium, mein eigener Platz, an dem ich mich wärmen und trösten lassen konnte, bis ich mich gestärkt fühlte und mich wieder in die fremde Welt wagte.

Arabie ist für mich, abgesehen davon, dass er mich vorm Trübsal blasen ein wenig bewahren kann, ein magischer Duft. Ich mag ausnahmsweise gerade, dass er sich nicht groß verändert, sondern dass alle Aromen bleiben und sich geschickt zu einem Bouquet verbinden. Der Duft weckt ganz viele Assoziationen und ruft hundert Bilder wach, passt für mich wunderbar zu orientalischen Märchen, zu einem Abend beim Marokkaner und zu heißen Abenden am Strand oder Schnee auf dem Weihnachtsmarkt. Ein wahrer Wohlfühl - Duft!
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Arawiya vor 11 Jahren 7 1
Im Nomadenlager
Tja...da geht es mir scheinbar wie einigen Geprüften Sesshaften aus der Community. In wahnhaftem Enthusiasmus testete ich mich neulich durch ein Regal voller Serges und da die Verkäuferin irgendwann dahinterkam, dass an diesem Abend mit den üblichen leichten Wassern und Blümchen kein Blumentopp zu gewinnen war, kamen endlich alle Lutens - Schwergewichte ins Spiel. Darunter auch der olle Khan. Ich muss sagen, die Kopfnote konnte mich noch begeistern, ich roch lecker Gewürze - so wie das muss. Fast hätte ich mir schon die Flasche gegriffen und wäre mit meinem Plündergut zur Kasse geritten. Gott sei Dank wurden die Zelte dann doch vorher abgebrochen... denn auf der Heimfahrt wurde ein sehr befremdlicher Duft immer stärker, bis ich irgendwann drauf kam: Bin ICH das etwa?!? Ähem, tatsache.
Was mir durchaus unangenehm war. Langsam zog ich eine olfaktorische Wolke hinter mir her, die es mit dem wildesten Stall im größten Pferdeherrentross bestimmt durchaus aufnehmen könnte. Hallo Danaerys, jetzt weiß ich, wie es bei deinen Dothraki gewesen sein könnte. Nicht, dass du mich in den Stall sperrst.
Irgendeine Zutat scheint da nicht so recht zu passen. Könnte das Bibergeil sein, wobei mir eh neu ist, dass man das in Parfum mischt, aber Ambra ist ja auch nicht gerade was leckeres, auch wenn es lecker riecht. Koublai Khan riecht aber ohne Scheiß (pardon) auf meiner Haut wie Pferdeäppel. Naja, mit ein bisschen Rose, aber auch wenn Blütenblätter im Wind darüber hinwegtanzen, bleiben Pferdeäppel immer noch Pferdeäppel. Nicht dass mich der Geruch per se stört. Ich finde nicht mal, dass ein Stall stinkt. Ist eben der Geruch von gutem, altem Tier und ehrlicher Arbeit. Ich stehe gern bis zum Knie drin und miste aus - aber danach riechen möchte ich dann doch nicht.
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Arawiya vor 11 Jahren 10 3
Das allererste Mal...
...dass ich einen sehr Patchouly-betonten Duft entdecke, den ich an mir auch lange ertragen und lieben kann. Zwar mag ich Patchouly sehr - bisher allerdings immer nur als Basis, die Düften Tiefe verleiht, aber nicht markant in Erscheinung tritt. Seitdem mich "Patchouly" von Etro an meinem Schatz jedoch regelrecht zum Geifern bringt und Profumum Romas Kunstwerk bei mir eingetroffen ist, lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.

Das ist wieder einer dieser Düfte, die einem nicht nur gefallen, sondern die einem einen richtige "Whoaaa"-Moment bescheren können, oftmals auch mit dem ersten Gedanken "Gefällt mir das überhaupt?!?" Und verdammt ja, die dunkle Flüssigkeit, der schimmernde, ölige Film auf meinem Handgelenk - immer noch nicht verschwunden nach über 20 Minuten - verdammt, das gefiel mir. Und geradezu teuflisch wurde das Vergnügen, je weiter die Zeit voranschritt und sich dieser Duft trotzdem nicht verabschieden wollte, genauso wenig wie seine hundert-Meter-Sillage. Egal, was jetzt noch kommt - der Preis ist schonmal gerechtfertigt!

"Patchouli" startete bei mir gänzlich unerwartet nicht mit einer markanten Patchouly - Note, sondern seltsam scharf - süßlich und überhaupt ganz eigen. Es hatte ein wenig etwas von einem brennend heißen Saunaaufguss, aber das ist, um ehrlich zu sein, nicht der eigentliche "Geruch" dieses Parfums, sondern eine persönliche spontane Assoziation meinerseits. Trotzdem muss ich immer wieder daran denken, auch wenn ich weiß, dass eine Sauna eindeutig anders riecht/ riechen sollte (sage ich als Finne).
Nach einiger Zeit wird der Duft dann nahezu gourmandig; Ich bin mir diesmal sicher, etwas ähnliches wirklich schon einmal gerochen zu haben, nur was? Ich erahne da etwas "dickes", nussiges... Marzipanähnlich, vielleicht auch Nussgebäck oder Nussbutter... eigenartig. Ich habe ganz stark die Ambra im Verdacht. Und langsam schleicht sich auch das namensgebende Patchouly an. Ob es mich am Ende hinterrücks überfällt und mir die Zähne in den Nacken schlägt? Inzwischen würde mich eine derartige Überraschung fast freuen. Auf Weihrauch und Sandelholz, zwei meiner erklärten Lieblinge, warte ich bisher vergebens, andererseits hält "Patchouli" immerhin nahezu ewig und bevor wir auseinandergehen findet sich sicherlich noch die ein - oder andere Duftnote in seinen dunklen Tiefen. "Dunkel" ist im Übrigen das passende Wort - aber wohlig dunkel, kein kalter Novemberwald in der Nacht, sondern der Schoß, die Erde, ein warmes Schlafzimmer. Genauso einen Patchouliduft habe ich gesucht, der einen umarmt, obwohl sich bei jedem einatmen die Nackenhaare wohlig sträuben, der gleichzeitig einlullen oder aufpeitschen kann; Der perfekt in gute Gothic - Clubs passt, genauso wie zum Trip auf dem Hippie - Trail. Und das völlig, ohne Klischees zu bedienen. Kein billiges, synthetisches Kopfschmerz - "Patchouly" wie in gängigen Gruftieparfums, keine Esos, die einem in ihren New - Age - Workshops heilende Handyflatrates andrehen. Und obwohl sich hier weniger Schwitz un Schweiß findet, als in "animalischen" Parfums mit nem ordentlichen Schuß Zibet steckt hier ne Menge mehr Sex drin. Und das ist verdammt gut so.

Fazit: Genialer Duft, ganz und gar nicht wie ich es erwartet hatte, aber ich hätte keinen besseren Griff tun können. Das wird ein nussiger Immer - Bleiber werden.
3 Antworten
Arawiya vor 11 Jahren 7 3
Mit dem zweiten wird man besser.
Seltsam, wenn ich mir die angegebenen Noten anschaue finde ich (zum ersten mal bei Paarfumo) keine einzige davon auf meinem Handgelenk wieder. Da lässt mich meine Nase wohl im Stich, oder meine Haut und ihr Geruch spielen mir Streiche (was, da besagte Haut recht eigensinnig ist was Parfums angeht, sehr wahrscheinlich ist).

"Rouge" gefällt mir persönlich besser als Ditas erster Duft. Dieser war bei mir ganz grässlich und auch auf dem Papier konnte ich ihn nie lange aushalten... irgendwie war da im Hintergrund immer so eine Kopfschmerzverursachende Kleb-und-Quietsch-Süße, die störte. Sehr schade, bei meiner Leidenschaft für Miss von Teese und diesem edlen Flacon!

Das Flacon finde ich bei "Rouge" nicht ganz so schön, aber das ist ja GEschmackssacke. Lustigerweise wird "Rouge" bei mir eher Vanillig mit einem Hauch Jasmin. Roch zu Beginn meistens wie ein guter Kuchen und bekam am Ende eine sehr interessante Gewürznote, wie Kardamom oder Koriander. Wer weiß, wie die sich in mein Riechorgan gemogelt haben!

Wie auch immer, jedenfalls ist es ein nettes Parfum, was wahrscheinich auch schon wieder der Haken ist. Ich hatte beim Text ("Perfume sets the mood...and I´m in the mood to seduce") ganz andere Erwartungen. Wenn es schon heißt, man solle verführen, hätte ich etwas..."aggressiveres" erwartet, nicht etwas, was mir trotz allem doch recht sittsam erscheint. Raffiniert, ja - aber für meine Geschmack eher ein nettes Alltagsparfum denn etwas für einen sinnlichen Abend oder gar fürs Schlafzimmer. "ich muss dir etwas gestehen...das wird nie etwas mit uns beiden werden, aber es liegt nicht an dir, es liegt an mir! Du bist ein wirkich tolles Mädchen...lass uns Freunde bleiben!" sage ich da am besten. Trotzdem war unser kurzes Techtelmechtel angenehm und fröhlich. Für mich ist es kein Duft, den ich haben muss, aber ich weiß schon einige Mädels, die ich damit bestimmt unterm Oh Tannebaum erfreuen kann. Auch schön!
3 Antworten
Arawiya vor 12 Jahren 12 1
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Verführung andersherum.
Wow dachte ich mir, als ich "Chambre Noir" testen durfte. Denn dieser Schatz war einer der wenigen Düfte, bei denen ich mir sofort ganz sicher war, dass der was für mich ist, und zwar maßgeschneidert. Zufall oder Schicksal führt einen in das Boudouir (Verneigung vor Ms. Westwood) faszinierender Ladies, und dieses schmucke Werk könnte auch so eine sein - aber eher in Leder als in Plüsch, und eher dominant und edel als kinky.

Auf meiner Haut startet "Chambre Noir" sehr wuchtig und intensiv mit dem Pfeffer und gibt dem ahnungslos schnuppernden erstmal einen ordentlichen Tritt in den Arsch! Nein, das hätte man von diesem edlem, gesitteten Flakon und von der angegebenen Duftpyramide nicht vor dem Finale gedacht. Leider verfliegt dieser Karateschlag recht schnell, aber andererseits wäre ien längeres Vorspiel auch eindeutig zuviel des Guten und außerdem macht es neugierig auf mehr. Denn wie soll man so einen Kracher noch steigern?

"Chambre Noir" ist allerdings eine schlaue Verführerin, the Devil in disguise. Nach dem lauten Auftakt zieht sie sich zurück und wird leise, dezent, anschmiegsam, fast gesittet - lässt ihre Reize aber nicht vergessen, lockt mir süßen, dunklen Pflaumen und verwirrt unsere Sinne mit einer winzigen Dosis Weihrauch. Vom Jasmin merke ich persönlich gar nichts, was mir aber ganz lieb ist - Sorry liebe Jasmin-Fraktion! Stattdessen werden die Basisnoten Leder, Patchouli und Sandelholz immer präsenter. Vanille merke ich auch nicht vordergründig, ich habe allerdings den Verdacht, dass sie es ist, die diese drei Kracher zähmt und nahezu gourmandig macht, so dass sich die Diva nicht auf einmal als Frank´n´Furter entpuppt.

Der Duft hält sich bei mir zwar recht lange, wird aber immer schwächer und das leider relativ schnell (allerdings sollte man vielleicht nicht alle Düfte bezüglich Silage und Haltbarkeit am Rest der Parfum-Sammlung messen...). Ich finde es beinahe schade, dass sich der Duft mit der Zeit so sehr zurückzieht, andererseits lädt dies die Umgebung dazu ein, mit der Zeit immer näher zu kommen, sich auf einen einzulassen und in die geschickt gestellte Falle zu gehen. Da fällt mir doch ein Zitat aus Dita von Teeses "Die Kunst der Burlesque" ein (frei zitiert: "Sie (die Femme Fatale) ist außerdem eine Meisterin der Schockpsychologie, die Frau, die zu spät in einem Mantel zu einer Besprechung kommt, ihn öffnet und dann "bemerkt", dass sie darunter nackt ist. Und die sich dann an ihren geschockten Nebenmann wendet. "Haben sie vielleicht eine Zigarette für mich? Ich habe meine Schachtel offenbar nicht bei mir.""

Ein Hoch auf diesen Duft, der nicht nur abends geht und "andersrum" lockt und ich glaube fast, dass ich heute mal wieder Lust auf ihn habe.
1 Antwort
6 - 10 von 14