Art3miss

Bois Doré ist für mich „Das Hotel New Hampshire“ von John Irving. Bois Doré ist für mich meine Jugend in den 90ern.

Damals mit 16. Meine Cousine hat mir das Buch empfohlen. Alles was meine Cousine aus der Großstadt zu empfehlen hatte, konnte nicht schlecht sein. Sie zitierte voller jugendlichem Tiefgang den Satz „Bleib weg von offenen Fenstern“. Es war für uns ein Code der Verbundenheit.

Die Geschichte ist wahnwitzig und melancholisch. Dinge, die es nicht geben darf, finden wie selbstverständlich ihren Platz. Alles ist genau richtig so wie es ist. Die Welt ist naiv-einfach und gleichzeitig so komplex. Ein märchenhafter Traum. Man liegt im Sonnenuntergang im Spätsommer unter einem Baum und döst vor sich hin. Die Welt verschwimmt. Traumverloren gibt man sich hin. Dem was ist und dem was sein könnte, was sein sollte.

All das ist Bois Doré für mich. Meine längst vergessene Jugend, die in mir schlummert. Unbekümmertheit gepaart mit Weltschmerz. Es ist warm, würzig, tiefgehend, ein wenig süss, aber gleichzeitig leicht und unbeschwert.

Zu meinen Füßen liegt mein alter Kater. Er ist schon ein wenig dement. Er geniesst das Leben. Das Jetzt und Hier. Ich weiss nicht wie lange wir zwei noch Zeit miteinander verbringen können. Das macht mich tieftraurig, weil ich mir eine Welt ohne ihn nicht vorstellen kann. Aber jetzt gerade ist es schön. Er und ich. Umhüllt von Bois Doré. Beib weg von offenen Fenstern!