Birkenteer

Birkenteer

Rezensionen
Birkenteer vor 1 Jahr 11 10
So waghalsig ist es hier nicht
Le Dandy d'Orsay (1923 Vintage, Extrait), ein Dipol von Kardamom-Tonka, sowie Jaipur (1998 Vintage) mit den betont orientalisierten u.A. als indisch zu sehenden Blüten im Herzen zeigen nur zwei Punkte der aussagekräftigen Sekante auf, die in die Entwicklung des maskulin Würzig-Krautigen im Stile des "Eau de Cologne Russe" über Mouchoir de Monsieur (1904) am Caron pour un homme (1934) vorbeiziehend hin auf wärmende und erotisierende Vanille-Tonka-Basis schließlich ein orientalisches Herz zeichnet- rückblickend so ganz französisch.

Während eine auf Tonka fixierte Guerlinade für den Herren regelmäßig von Zitrusfrüchten, Vetiver und Lavendel aufgespannt wird zeigt Jaipur das Spiel zwischen Tonka und Kardamom im Detail.
Dadurch entbehrt es Jaipur gewichtiger Kanten wie es der Lavendel in Prominenz im Regelfall geben würde und es eröffnet sich ein sehr harmonischer und dicht verbundener Duft mit der Spur Muskat als Zitat indischer Juwelen - gar Le Dandy gibt sich hier gröber, zeigt jedoch selbiges Wechselspiel vor.

Kulturell sollte vorliegendes Jaipur tatsächlich als ein dandyesker Herren-Duft mit Reminiszenzen an Epochen des Orientalismus gesehen werden.
Deswegen ist es nicht ganz unwichtig beim Verständnis des Duftes derlei emanzipatorische Aspekte zu beachten.

Selbstredend ist es hier das Spiel, Zutaten zu ersetzen oder wegzulassen- aber ein schönes...
10 Antworten
Birkenteer vor 1 Jahr 14 15
8
Flakon
10
Sillage
5
Haltbarkeit
10
Duft
Birkentee
So manche Düfte sind derart wiederkehrend, dass diese analogieschließend in verschiedenem Kontext und unterschiedlicher Kultur erlebbar sind.
Je seltener das jeweilige Dufterlebnis allerdings ist, umso mehr verliert das Prädikat "wiederkehrend" das Attribut der "Häufigkeit" und die rezipierte Prägnanz tatsächlicher Assoziationsräume schwindet. Sehr erfreulich ist es folglich, wenn das Gerochene eine Assoziation derart abgesteckt und definiert darstellt, dass besagte Prägnanz sämtliches Vergessen, jegliches seltenes Widerfahren oder gar noch Unerlebtes überholt und einem Assoziationsräume aufreißt, die der Bezeichnung "Duftreise" nun wirklich gerecht werden.

Während vorliegend "ost-indischer" über Feuer trocknender Tee mit hintergründigem Ylang-Ylang eine in Folge des Handels gut nachvollziehbare Vorstellung bietet, würde ich gerne einen etwas anderen gleichfalls östlichen und zutreffenden Assoziationsraum eröffnen:

Pol.aroid verblichenes Sonnenlicht durchscheint gelb-goldig den aufsteigenden dichten Rauch von glimmend brennenden Herbstlaubhäufen auf einer Pappelallee gesäumt von dampfspeihenden Birken-Saunen in deren durch Ikonоstasen beweihräuchert-bewachten Vorzimmern Selbstkocher schwarzen Tee mit der gewissen hintergründigen Prise an Hagebutte, Blumen und Kräutern aus Ihren Hähnen in Tassen lassen.

Bemerkenswert ist die der vorangehenden Beschreibung wahrheitsgetreue wenn auch vom Parfumeur unbeabsichtigte Wiedergabe.

User Birkenteer huldigt deshalb diesem birkenteeigen Unterfangen nun mindestens tagelang ununterbrochen in extatischer Manie.
15 Antworten
Birkenteer vor 1 Jahr 6 7
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
"Reaktionsprodukt aus chinesischem Zimtöl .."
"...Levomenthol, Pfefferminzöl..." liest Sommelier Birkenteer beim Verhör aus der Packungsbeilage des Tigerbalsams laut vor und macht eine lange Pause, blickt auf.

Esprit du Tigre v. Heeley nickt zustimmend, "so ist es mit dem Cassiazimt" und sieht Piper Nigrum und Gucci PH 2 prüfend an.
Etwas scheint nicht rechter Dinge zu sein...

Piper Nigrum v. Villoresi macht große Augen, gerät in Panik - als habe man Ihn bei einer Untat erwischt - und protestiert indem es den schwarzen Pfeffer emporstreckt.
Dann schaut Piper hilfsbedürftig Gucci PH 2 an, das sich schnell davonmacht, ohne auch nur ein Teeblatt zu verlieren.

Esprit du Tigre jagt den beiden Unehrlichen hinterher...


Moral der Geschicht:
Mit Zimtöl lassen sich
Pfeffer- (vor allem Cassiazimt) und Teeassoziationen (geradeaus Ceylon-Zimt) unterstreichen.

Was Esprit du Tigre aber wohl selbst zu der Cumarin-Sache aussagen wird?
___________________
Nachtrag
Der Duft ist Schwarzer(!) Pfeffer auf Tiger-Balsam der durch Zimt bestimmt wird. Dies kann ebenfalls Assoziationen zu Schwarzer Pfeffer auf Tee hervorrufen.
Der Duft ist keinesfalls grobschlächtig.
7 Antworten
Birkenteer vor 5 Jahren 17 9
10
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Exotisches Pflanzliches Gift
Ja, diese Frucht können Sie essen-
Aber nur ein mal.

Denn das, was Sie hier riechen, ist pures Gift.

Höchst verführerisch lockt der fruchtig-fleischige Geruch gleich einem voluminösem DREIeck aus
Lillien, Nelkenblumen und Jasmin.
Wahrlich ist es eine Begegnung der DRITTen Art.
Sie erriechen sofort ein "Berühren Verboten" Hinweis, da muss was faul sein.

"Richtig süß!"...
...und genau so giftig-sauer, das verspreche ich Ihnen.
(Richtig schön säuerlich oxidierendes Metall- rosa Pfeffer, bist du dabei?)
Säuerlich grün ist es dadurch nicht.

Spätestens jetzt dürfen Sie verstehen, Ihnen wird endlich gewahr, dass dies KEIN Lillien-BLÜTEN-Duft ist!

Der Referenzduft Charogne könnte Ihnen bekannt sein- das wäre eine ausdrucksstarke Lillienblüte, mit Aldehyden, Kaugummi...typische Lillienblüte 1:1 sogar ungezuckert, ungetarnt und trotzdem um so einiges lieblicher als das uns hier Vorliegende.

Die verbotene Frucht narrt Sie wohl also, treten Sie bloß näher!
Das tun Sie bestimmt gerne je weiter der Duftverlauf voranschreitet, denn einmal zu nahegekommen, entblößt sie ihr wildes Fleisch, fast würzig-ledrig.

"But_not_today" überträgt sich auf Ihre Haut und Sie wirken damit nicht weniger verhängnisvoll.
Obwohl reichlich süß ist hier nichts freundlich.
Sie dürfen mit diesem Dreiklang an Blüten als selbstbewusste Mann oder Frau ...nur noch weiteres Selbstbewusstsein gewinnen.
Der Duft wirkt an einer Person gegensetzlich bedrohlich und anziehend.
Überhaupt täuscht der Duft, er täuscht auch je nach Riechwinkel eine gewisse unschuldige Sauberkeit im gesamten Verlauf vor-trotz Süße und Animalik.
Insgesamt respekteinflößend.

(Hinsichtlich der aromatischen Bestandteile von Jasmin und Lillie sowie Bibergeil erklärt sich die recht eigene gewiss alarmierende Wirkung von selbst.)
Empfehlung auf Anfrage oder allg. mit Vorbehalt.
9 Antworten
Birkenteer vor 5 Jahren 12 3
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Beschreibung zur Abgrenzung von kontemporären "Leder-Düften"
Entgegen einiger bisheriger Ausführungen nehme ich schwer an, dass auch hier ob der gewissen geruchlichen Überschneidungen ebenso der Leder-Eindruck durch eine Frucht-/ Beerennote (zb. Beta-Damaszenone und Benzoe/Patch) "aufgespannt" wurde- so als Komponente ebenfalls zu finden in Moonlight Patchouli, Royal Leather etc. .

Etwas leiser als sonst ist besagter Akkord angenehm im Kontext der Gesamtkomposition verbaut.
Die da ist eine nach Geruchseindruck (in absteigender Dominanz) Orangenblüte/Mandarine mit hintergründigem Leder.
Ein Zypressen/Koniferen-Eindruck ist, soweit vorhanden, nur untrennbar mit besagter Zitrusfrucht verbunden, rein assoziativ: Zypresse=Mandarinenschale=Orangenblüte+Patch

Es liegen hier keine zu großen Akzente auf Patchouli Benzoe o.Ä., die Tabaknote wird viel mehr durch die oben erwähnte Fruchtigkeit des Lederakkords erzeugt.
(Referenzdüfte zur klaren Abgrenzung:
Akowa [Orangenblüte/Mandarinen Richtung Zypr],
Hinoki [Zypressennote]
Moonlight Patchouli [Wildledernote, Beta-Damaszenone])

Insgesamt stehen hier Mandarine und Beere über Leder im Vordergrund.
Das ist gelungen und erinnert in der Tat vielleicht auch an neues Autointerieur.

Der Duft besitzt eine zitrische Leichtigkeit bei ausreichender Haltbarkeit der Ledernote; übrigens für beide Geschlechter geeignet.

3 Antworten