Brise

Brise

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6 - 10 von 18
Brise vor 8 Jahren 5 4
9
Flakon
6
Haltbarkeit
5
Duft
Auf Stroh gebettet
Kyoto gehörte zu den ersten Düften auf meiner damaligen Merkliste und anschliessenden Blindkäufen um überhaupt mal etwas Abwechslung in mein eher monotheistisches Parfümdasein zu bringen. Duftpyramide und Neugierde waren neben interessanten Bewertungen entscheidend.

Anschliessend gehört dieser Duft zu den wenigen, bei denen ich froh war, nur eine 50ml Version bestellt zu haben. Auf meiner Haut ist er nämlich eine eher verzichtbare Parfüm-Variante.

Nicht dass er wirklich schlecht wäre. Das nicht. Für mich nur langweilig. Er dümpelt in meinem Schrank herum, ohne gelegentlich mein Interesse zu wecken, wenn ich gerade mal wieder an verschiedenen Sprühköpfen rieche, um mich für den Tagesduft zu entscheiden. Schade.

Auch als typischen Weihrauch kann ich ihn nicht interpretieren.
Ich habe mich lange gefragt, was - da eigentlich „duftet“. Von den angegebenen Duftnoten scheint mir zunächst die „Strohblume“ am prägnantesten. Wer sowas gerne mag…
Vetiver kühlt das Stroh mit seiner Frische ein wenig ab, die Hölzer legen sich kaum merklich dezent daneben. Kaffee und Rauch geben ihm im wesentlichen eine leicht angeräucherte Note.

Unterm Strich angeräuchertes kühles Stroh auf einem Holzbrettchen präsentiert. Ein Tropfen Amber verbindet ein florales Momentum fast unmerklich und gibt dem Duft noch eine gewisse Leichtigkeit mit auf den Weg.
Alles spielt sich relativ linear ab. Von mir aus - Kyoto :-)
Nur, warum rieche ich grundsätzlich nach einer Weile eine störende Gumminote heraus?

Nicht nur an meiner Nase erregt er keine besondere Aufmerksamkeit. Bei anderen Düften schnüffel ich zwischendurch ganz gerne mal am Kragen oder Shirt. Kyoto fehlt die Faszination, die ich auf Grund der hiesigen teils lyrischen Kommentare gerne in ihm gesehen hätte.
4 Antworten
Brise vor 8 Jahren 11 4
10
Flakon
9
Haltbarkeit
9
Duft
Ein guter Tropfen in freier Natur
Ich habe hier nun schon so einiges an Düften getestet. Ja, ich war fleissig :-))
Viel verzichtbares war dabei.
Bei einer Marke bin ich aber besonders hängen geblieben und das ist Lubin.
Die Vetiver-Sorten haben mich dabei besonders berührt. Aber auch „Idole“ oder „Akkad“ finde ich grossartig. Das sind schon vier, was ich bei anderen Marken bisher nicht erlebte.
Hier nun Le Vetiver-Itasca.

Le Vetiver-Itasca war bei mir keine Liebe auf den ersten Blick. Der Flakon war es.
Die ersten Tests meines damaligen Blindkaufes waren doch einigermassen - ja, wie soll man sagen, befremdlich in ihrer Wirkung?

Kurz wähnte ich mich duftmässig irgendwo auf Station eines Spitals in den Fünfzigern. In Alkohol gelöste Grüne Seife mit Menthol sorgten hier für Sauberkeit und Hygiene. Das war aber nur eine kurzfristige Irritation - nein, mehr eine Assoziation, der ich aber inzwischen verfallen bin. Mit Haut und Haaren sozusagen.

Selten habe ich erlebt, dass mir ein Duft eine derartig umhüllende Atmosphäre kreiert, die Gesundheit, Wohlbefinden und Geborgenheit auslöst. Mit anderen Worten: Gute Laune und Zufriedenheit.
Le Vetiver-Itasca strahlt eine Magie aus, die mir eine Zeitreise suggeriert. Retour in Entschleunigung und Erholung einer unbeschwerten Jugend. Dahin, wo die Wanderung in einem Wald noch ein neues, überwältigendes Erlebnis war. Mit den original echten Eukalyptus-Bonbons in dem grünen Papier :-)) (was man natürlich dort nicht weggeschmissen hat).

Heute hole ich ihn an manchen Tagen wie einen guten kostbaren Wein hervor, um ihn zu geniessen. Er gehört ganz eindeutig zu den Düften, auf die ich Zeit meines Lebens nicht mehr verzichten möchte.

Ich sprühe ihn morgens auf meine Haut und es entwickelt sich eine frische Melange aus grünwürzigen ätherischen Noten. Wie nach einem Sonnenaufgang, wenn die Wärme den Tau auf den Blüten der Pflanzen langsam verdunsten lässt. Der Duft der Tagetesblume hat wie der Wacholder für mich einen wesentlichen Anteil daran.

Ich ziehe mir meine Klamotten über und merke, wie der Duft langsam durch sie nach aussen kriecht, keinen Halt macht.
Muskatellersalbei und die Tonkabone vertreiben nun auch die letzten trüben Gedanken. Machen den Kopf frei und motivieren endgültig zu neuen Taten.
Jeder, der jetzt geschäftlich mit dir zu tun hat, wird dir freundlich zuhören und keinen deiner Wünsche abschlagen. ;-)

Die Hölzer der Basis, die Kiefer, das Tannenbalsam, ja, was soll man dazu noch schreiben. Ein wunderbares Zusammenspiel mit Weihrauch und Ambra, wobei immer noch ein Hauch des ätherisch, würzigen Salbeis mit schwingt. Vetiver spielt hier für mich nur eine untergeordnete Rolle. Aber man spürt das Gras dezent in der Grundstruktur, in dem es seine Frische gewissenhaft bis zum Ende hinzufügt.

Für sich ein perfekter Duft, wie es keinen zweiten gibt.
In seiner Ausstrahlung etwas ganz besonderes, dem ich die Höchstnote vergeben muss und noch meinerseits einen Michelin-Stern hinzu füge.
Keiner für jeden Tag.
Aber wenn du ganz mit dir allein mal einen guten Tropfen geniessen, einen besonderen Tag erleben willst. Nimm diesen :-)

PS: Hier das Kleingedruckte.
Düfte sind Geschmacksache. Meine Beurteilung erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit ;-)
4 Antworten
Brise vor 8 Jahren 12 5
8
Flakon
7
Haltbarkeit
9.5
Duft
Isch bien ain Play Greener !
Ja, ich bin Minz-Fan.
Und ja, ich bin froh, dass dieser kleine, feine Duft noch nicht mehr Aufmerksamkeit erlangt hat, weil, er ist einer der wenigen eigenständigen Düfte, mit dem man mal so gar nicht den stolzen Parfumo-Hahn raushängen lassen kann :-))

Er ist eher ein „Düftlein“. Kommt bescheiden daher. Ein „komm näher, wenn du mich willst“ Duft.
Und doch zieht er ein kleines Fähnchen hinter sich her, um sich zu präsentieren.
Ihn hingegen nur auf eine Kaugumminote zu reduzieren wird ihm dabei nicht gerecht.

Nachdem ich meine Heeley „Menthe Fraiche“ Abfüllung aufbrauchte, suchte ich was ähnliches dieser Art. Der Heeley hatte in der Basis etwas, was mir zu einfach in der Tönung war. Der grüne Tee, die Zeder, lenkte zu sehr von meinem Liebling Minze ab und machte den eigentlich schon genialen „Menthe“ weniger „Fresh“ sondern eher stumpf. Das ist sicher Geschmacksache, doch mich hat’s gestört.

Beim Abelmoschus im „Play Green“ nun, handelt es sich um ein Malvengewächs. Dem so genannten Bisameibisch oder indischen Hibiskus. Also nichts tierisch- sondern florales. Auch ihn kann man laut Kräuterverzeichnis als Tee, Aromatisierung in Tabak oder als Aphrodisiakum verwenden.
Bezüglich des Tee’s hatten die Herren Heeley und Maisondieu wohl eine ähnliche Intention bei der Herstellung ihres Parfüms. Nur wird hier nun die Zeder von der Fruchtigkeit eines Vetivergrases leicht überlagert.
Der Mastixstrauch liefert neben einer Pistazienart wiederum ein Harz mit ätherischen Ölen. Dieses wird unter vielem anderen auch in Limonade, Kaugummi oder der Zahnpasta bei gemengt. ;-))

Und genau hier hat für mich „Play Green“ die Nase im wahrsten Sinne des Wortes vorne.
Um ehrlich zu sein, die beiden Düfte ähneln sich schon sehr. Für mich macht aber die Basis im Drydown den wesentlichen Unterschied. Insgesamt empfinde ich „Play Green“ etwas - ja, lebendiger, blumiger, einen Hauch fruchtiger im „grünen Spiel“. Aber das muss jeder für sich entscheiden.

Das Zusammenspiel der Kopfnote ist sowieso über jeden Verdacht erhaben und einfach wunderbar. Hier spielt die Wacholderbeere den unnachahmlichen Charme der Cypressengewächse aus und gibt diesem dezent, durch die Limette fruchtigen Pfefferminzduft seine grüne Idee mit auf den Weg.
Und mal ganz nebenbei bemerkt; Betrachtet man die Ingredienzien dieses Parfüms für sich, sind sie durchaus auch der Gesundheit förderlich. Ich finde, das sollte nicht unerwähnt bleiben, weil es in der Welt der Parfüme nicht immer selbstverständlich ist.
Play Green
5 Antworten
Brise vor 8 Jahren 11 14
9
Flakon
10
Haltbarkeit
4.5
Duft
l'explosion verte
(oder: Der Duft aus der Gruft :-))

Ich bin hier sehr am Zweifeln, ob James Heeley es sich nicht ein wenig zu einfach gemacht hat.

Ich hatte mir vor längerer Zeit Bio-Vetiveröl kommen lassen, um „das Original“ einmal riechen zu dürfen und mir ein Urteil über das Gras bzw. die Zusammensetzung mit anderen Stoffen bilden zu können (5ml €11,30). Nebenbei habe ich u.a. verschiedene Anbietersorten von Bio-Minze im Hause.

Mein Vetiver ist verhältnismässig zähflüssig, intensiv grün, ein geradezu strenger Duft und absolut identisch mit „Vetiver-Veritas“. Wenn du einen Tropfen nicht mit Öl streckst, bleibt er mit anderen Ingredienzien gemischt, immer die Basis, also das, was am Ende besonders intensiv durch kommt.

James Heeleys „Kunst“ scheint es hier nun zu sein, dass er es mit seinem Mischungsverhältnis schafft, die Minze gezielt mitspielen zu lassen. Lavendel und Grapefruit sehe ich hier nur in den angegebenen Duftnoten. Geruchstechnisch wird eigentlich alles vom Vetiver platt gemacht. Und der ist wie gesagt recht streng. Die Grapefruit wird am Ende aufdringlich, weil sie den festen - schweren Vetiverstoff zu sehr unterstützt. Bis zum bitteren Ende.

Ich finde den Duft eigentlich recht uninspiriert. Alle Vetiver-Parfüms kann und will ich hier nicht durchprobieren, doch von denen, die ich probierte ist für mich(!) „Le Vetiver“ von Lubin die schönste Interpretation.

Nichts gegen Purismus. Aber hier ist mir die künstlerische Variante zu zurückhaltend. „Veritas“ ist zu einfach strukturiert. Es ist der belangloseste Duft, den ich von James Heeley bisher testen durfte. Einfach zu viel des guten Vetivers.
Andere mögen ihn vielleicht gerade wegen seiner unkomplizierten Direktheit, denn für den Vetiver-Puristen ist er sicher das eindrucksvolle Original zu aufsprühen. Auch die Verbindung mit ein ganz klein wenig Minze ist eine angebrachte Idee. Das ist dann aber auch alles. Am Ende dominiert die Grapefruit doch recht bitter - brrrr.

James der Filou. Ich halte ihm zu gute, dass er (im Titel) daraus auch keinen Hehl macht.
14 Antworten
Brise vor 8 Jahren 4 1
8
Flakon
6
Haltbarkeit
8
Duft
Spaziergang am La Grève Blanche
Schon klatscht einem eine frische Brandung von See her ins Gesicht.
So weiss man sofort und unmissverständlich wo man sich befindet.

Ein Fischkutter fährt dort in der Ferne und es weht ein wenig von dem Geruch frisch gefangener Krabben aus dem salzigen Meer vorbei. Sehr gut eingefangen und überhaupt nicht penetrant.

Frischer Wind, bei dem man durchatmen kann, während die Möwen kreischen und die Brandung sich schaumig im Sand verläuft. Klar, Algen liegen da auch rum, sonst wären wir nicht am Strand. Genau so wie angespültes Holz.

Im Fond mit einer sympathisch süsslichen Nuance durch das Pheromon Moschus (sehr sexy). Auch ein Hauch feinstes Leder entwickelt sich merklich mit.
Nichts wirkt aufdringlich. Alles stimmig und zum Wohlfühlen.

Heeley Parfumes haben irgendwie einen dezent krautig-fruchtigen Untergrund. Ich denke, James nutzt da eine spezielle Mixtur mit Vetiver als Grundmuster, auf der er variiert und aufbaut. Ist sein Stil und sein Geheimnis. Damit trifft er den Nagel bei mir auf den Kopf. Das Schema in der Basis erinnert ein wenig an sein "Menthe Fraîche".
1 Antwort
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