Butterfly89

Anlass zum Testen ist ein lieber Freund von mir, der diesen Duft abgöttisch liebt, und sich ärgert, dass Kouros hier doch recht schlecht wegkommt.

Wenn er ihn trägt und mich besuchen kommt, duftet es immer gut zu mir herrüber, aber um den Geruch besser zu beurteilen, müsste ich näher an ihn heranrücken, und das wäre eine komische Situation ... für uns beide.

Also beschloss ich kurzerhand ihn selbst zu testen - wiedereinmal, denn gestetet habe ich ihn vor einigen Monaten schon, da gefiel er mir nicht.
Aber wie gesagt, gestern war es dann so weit, und zwei großzügige Sprühstöße durften meinen Arm benetzen.

Wieder gefiel er mir nicht, ich versuchte aber ganz objektiv zu bleiben, und die "bösen Kommentare" aber auch den Wohlgeruch meines Kumpels zu ignorieren.

Zu allerst riecht es wirklich sehr gewöhnungebürftig. Eine Assoziation mit einem scharfen Reiniger kann ich verstehen, da durch das Gemisch von Bergamotte und den Gewürzen - vor allem durch Salbei und Koriander (die ich bei Speisen auch nur minimals verwende, da sonst das ganze Gericht nur nach Gewürzen schmeckt) - der Duft wirklich sehr herb und stechend wirkt.

Nachdem man aber die ersten paar Minuten "überstanden" hat, wird er sanfter. Dies schreibe ich den Blümchen zu. Allerdings bleibt auch hier noch immer etwas herbes, würziges der Kopfnote zurück.

Dass mir der Duft nicht gefällt, könnte am Eichenmoos liegen. Wenn es in einem Parfum enthalten ist, riecht dieses für mich automatisch immer wie ein Cologne, 4711 und ähnliches (auch wenn laut Pyramide in 4711 kein Eichenmoos enthalten ist; stechen tut es mich trotzdem in der Nase).

Eine Veränderung des Duftes bemerke ich nicht, und nach 3 Stunden gönnte ich mir dann eine Dusche. Die Sillage ist - je nach Dosierung - körpernah bis stark wahrnehmbar; hier gilt aber das gute Sprichwort "weniger ist mehr"! :)

Aber nur weil der Duft an mir nicht gut ist bzw. ich ihn mir nicht auflegen würde, weiß ich doch, wie er an dem richtigen Träger duftet und wirkt.
Mein "Bully"-Kumpel und er: das passt aber!

Die Venus, genauer gesagt: deren Hügel. Früher reichlich mit Haar bedeckt, heute zumeist babypopoglatt. Aber egal wie sie ihre Haarpracht trägt, die Männer sind ihr dennoch verfallen; oder sie den Männern?!
Auch Jasmin und Tuberose sagt man nach, sie mache Männer verrückt! Bin ich vielleicht doch ein Mann? Es scheint zumindest manchmal so.

Ich liebe Zweisamkeiten, mit allem drum und dran, Streicheleinheiten, fordernde Blicke, zärtliche Worte, die man in diesem intimen Moment ins Ohr flüstert oder selbst zugeflüstert bekommt. Schon diese elektrisierend-knisternde Erotik beim (gegenseitigen) Entblättern, Berührungen bei denen man eine wohlige Gänsehaut bekommt, bis man der Extase total verfällt...

So verhält es sich auch bei diesem Parfum: ich weiß, er ist nicht 100%-ig kompatibel mit mir; auf dem Papierstreifen riecht er wesentlich sinnlicher als auf meiner Haut. Dennoch finde ich ihn so bezaubernd und verführerisch. Auch wenn ich ihn ziemlich linear finde und nur Jasmin und Tuberose rieche, wird mir nicht langweilig mit ihm. Alles "wabbert" und schwingt, ist in Bewegung, mein Hirn setzt einfach aus, wenn ich diesen Duft rieche.

Aber ich bin ihm doch so verfallen, schon seit dem 1. Tag als ich ihn sah und roch. Es ist eben wie mit einem geliebten Menschen: auch der hat Ecken und Kanten. Aber wie schon ein Zitat besagt (dessen "Verfasser" und genauen Wortlaut ich nicht mehr genau weiß) "Jeder Mensch hat Fehler! Aber man muss denjenigen finden, dessen Schwächen man liebt und mit denen man gut umgehen kann"

Und das kann ich - sowohl mit denen meines Partners als auch mit denen dieses Parfums!

Jeden Tag die selbe Laier: in die Arbeit kommen, Server und PCs hochfahren, ran an die Arbeit.
Täglich hab ich es mit What you see ist what you get - kommt aus dem Computerfachjargon (wysiwyg = what you see is what you get) und bezeichnet die Bildschirmdarstellung wie Ihr das als normale Benutzer hier seht + deren exakte Übertragung als z.B. Ausdruck auf Papier - so mal kurz nebenbei erklärt.

Heute muss ich ein neues Betriebssystem auf alle PCs installieren. Azalée 1.0 heißt es. Soll ziemlich benutzerfreundlich sein. Nicht die Weltneuheut, aber OK.

Also PC hochgefahren, Disc eingelegt, Installation gestartet. Schon beim Einspielen bekomme ich eine Meldung "Vorsicht, fruchtig! Wollen Sie diese Information speichern? [Ja] [Nein] [später erinnern]" Ich klicke auf "Ja". "Warnung! Sind Sie wirklich sicher, dass Sie diese Dufterfahrung abspeichern wollen? [Ja] [Nein]." Herrgott nochmal, nerviges System. "JA"! Natürlich. So jetzt hab ich wieder mal den Salat. Nettes Backup anderer bereits bestehender Software-Vertreiber, nix neues, besseres, genauso umständlich; aber wenn's den Normal-Anwendern lieber ist?! Obwohl, diese "Dummies" muss ich ja dann sogar bei diesem leichten System wieder einschulen. Und dann hab ich wieder den Namen "irgendwer" auf meiner Stirn plakatiert. "Irgendwer muss mir helfen", "irgendwer wird's schon richten"; tja so ist das, denn "Irgendwer" muss ja diesen armen Seelen helfen - seufz.

So, endlich, die Software ist drauf und nun gesellen sich florale Texturen hinzu.

Ach, wie schön! Wieder Mal 'ne E-Mail, aus dem Office... Als hätt' ich nicht schon genug Arbeit ... Moment... Das ist ja ein Virus. Verdammt. Überall am Bildschirm Rosen.
Oh Gott.. Strg-Alt-Entf... Strg-Alt-Entf... Strg-Alt-Entf... Strg-Alt-Entf...
Diese Blöden Macro-Viren. Na warte, bis ich den Kollegen in die Finger bekomme, der sich diesen Spaß mit mir erlaubt hat! *grummel*

Strg-Alt-Entf... Das nimmt ja gar kein Ende mehr, mit diesen Rosen. Und wie die schon aussehen ... Strg-Alt-Entf...
So, pink, stechen ja direkt ins Auge; fast kann ich sie riechen!
Bäh, dabei mag ich Kitsch ja mal gar nicht ...Strg-Alt-Entf... Und dann noch diese Tonuntermalung: quitschig, stechend... Nein, also sowas ... Strg-Alt-Entf... hab' ich noch nicht erlebt, unerträglich das Ganze.

Also, bevor ich mir das jetzt den ganzen Tag antue... Strg-Alt-Entf... Strg-Alt-Entf...
Jetzt reichts! Von wysiwyg keine Spur; Software blöde!

"Herunterfahren"
"Sind Sie wirklich sicher, dass Sie herunterfahren wollen? [Ja] [Nein] [Nagut, ich arbeite noch ein wenig]"
"Ja"
Ich geh' nach Hause und genehmige mir ein heißes Bad, sollen doch die anderen dazu schauen, wie sie mit dem nerivg-beißig-kratzigen Rosen-Klumps zurecht kommen; aber OHNE mich!!

Auf diesen Duft bin ich ca. vor 3 Winter aufmerksam geworden, als mir eine Zeitschrift mit den neuesten Düften von Mariounnaud ins Haus flatterte. Dort war eben das Microphon abgebildet und debei stand, dass es nach einer Mischung aus Weihrauch und Veilchen duften solle.

Auch die Optik - wenngleich sie für viele "kitschig und kindisch" erscheinen mag - fand ich nett und damals für mich der erste, solcher Aufmachung.

Also hin zur Parfumerie und testete (es ist schon so lange her, ich weiß nicht mehr, ob ich den Duft vorher meinem Freund zeigte, oder ob es ein Blindkauf war).
Jedenfalls gefiel mir der Duft und der Flacon. Zu letzteren muss gesagt werden, dass sich der Name Decibel (leider?) nur auf das Microphon bezieht, denn "laut" ist dieser Duft keineswegs. Nicht, dass ich (oder mein Freund) dies bedauern würden; er ist sowieso ein "Dezent-Sprüher", und mag auch sonst nicht wirklich auffallen (auch wenn mein Freund sehr wohl Blicke erntet, aufgrund seines Kleidungsstils und seiner Haarpracht am Schopf).

Der Sprüher liegt gut in der Hand, und ist sehr leichtgängig.

Aus ihm entsteigt sogleich eine leicht süßliche Mandarine. Nicht süß im Sinne von quitschig oder vanillig oder klebrig; nein, nur dezent. Eher wie Trockenobst. Ja: Trocken-Mandarine, wenn man so will. Diese wird sogleich leise untermalt von etwas rauchigem. Noch erkennt man nicht, von welcher Art "Rauch" man es hier zu tun hat.

Dann kommt sie - eine Rauchwolke. Für kurze Zeit, bleibt einem regelrecht die Luft weg. Der Weihrauch tritt stark hervor und "kreischt" (für Metal-Fans: wie Judas Priest) förmlich ins Micro.
Aber Judast Priest sind halt schon von älterem Kaliber und so wird er schnell heiser, der Gute.

Jetzt kann man auch erkennen, dass es sich hier um einen Weihrauch der "sakraleren" Note handelt. Allerdings assoziiere ich hier nicht "Kirche"!
Nein; hier muss man zum besseren Verständnis bisschen weiter ausholen:

Die Männer in der Familie meines Freundes zelebrieren jedes Jahr, zu Weihnachten, bevor wir Geschenke verteilen, einen Brauch. Hier kommt in eine alte, riesige Dose, mit Henkel, die als Räuchergefäß dient, zwei Hand voll Kohle, diese werden angezunden. Sobald diese dann glosen, kommt speziell zum Räuchern, der Weihrauch darübergestreut. Und so gehen sie das Gefäß schwenkend und schüttelnd durch das ganze Haus, und vernebeln dieses um es zu "weihen".

Das erste Jahr musste ich fluchtartig das Haus verlassen, nicht auszuhalten war das. Das ganze Haus war in Nebel gehüllt, die Augen tränten, dazu dieser beissende "Duft" (um nicht zu sagen "Gestank"). Aber mit der Zeit gewöhnt man sich an alles, sagt der Volksmund. Und so mag ich mittlerweile auch Weihrauch.

Und genauso, wie oben beschrieben, kommt auch dieser Weihrauch äußerst authentisch daher. Zuerst noch laut schreiend um gleich im nächsten Moment handzahm und "skinny" zu werden. Hier verbindet er sich mit dem Veilchen, ohne dass meine Nase je diese erkennt - aber so bekommt der Weihrauch eine minimalistische blumige Note und ist somit auch im Sommer gut tragbar.

Dieser Duft wird nie aufdringlich, nie penetrant. Eine ziemlich runde und ausgewogene Sache. Bestens geeigent, um sich mit dem Thema "Weihrauch" erstmalig auseinander zu setzen.

Gegen Schluss wird er - zumindest an mir - sogar leicht cremig, und richtig lecker, noch immer ist ein Hauch von Rauchigkeit wahrzunehmen.
An meinem Freund riecht er gen Ende auch noch etwas rauchig, aber eher süßlich, diesmal aber vermutlich eine vanillig-tonkabohnige Süße, welche aber auch nur dezent wahrzunehmen ist.

Der Preis ist okay, im mittleren Bereich, genauso wie die Haltbarkeit. Diese liegt bei guten 6 bis 7 Stunden, bevor er immer leiser und leiser wird und zum Schluss ganz wegtritt.

Für mich ist das einer der außergewöhnlicheren Düfte im Mainstreembereich, der immer passend erscheint; kenne Weihrauch als Thema sonst nur als nischige Sache.

Endlich kam ich dazu, dieses Pröbchen zu testen (danke an die liebe Parfuma, die mir das zur Flocon-Bestellung beigesteuert hat) und trug ihn heute für die Arbeit. Beherzt sprühte ich locker vier bis fünf Male.

"Mhm... Aha" rümpfte ich die Nase. Ja, orangenblütig ist es zu Anfang sehr stark, gemischt mit etwas Fruchtigen; Marille oder Pfirsich, wie ich finde. Dann gesellt sich die von schon vielen beschriebene Cremigkeit hinzu. Für mich eher eine "Sahnigkeit" und gemischt mit der Marille, muss ich an die orangefarbenen Campino-Zuckerl denken, die ich früher liebte und so viele davon lutschte, dass mir der Gaumen wund wurde (ja, Lysi, ich rede hier noch immer von Zuckerl ;) ). Schon wenn man die Campino-Packung aufmachte, roch es marillig-sahnig aber sehr künstlich, auch geschmacklich. So verhält sich das auch mit diesem Duft. Man riecht, wonach es riechen soll, aber irgendwie nicht echt.
Dazu kommt noch, dass dieses Parfum sehr "schwülstig" ist. Trotzdem ich keine Angst in engen Räumen habe, ist mir irgendwie unwohl, wenn ich dieses Parfum trage. Es ist erdrückend, beklemmend - eben wie in der Geisterbahn. Dunkel und ständig in der Angst, was wohl gruseliges nun auf einen zukommen mag. Hier springt eine schauderhafte Figur auf einen zu, man erhascht einen Blick durch die Fingerschlitze, denn vor lauter Angst hat man die Hände vor die Augen geschlagen. Aber noch bevor man gänzlich auf diese Gestalt trifft, die einen zu fressen versucht, schlägt der Wagen einen Haken und die Gruselfahrt geht weiter.
Ich will jetzt nicht sagen, dieses Parfum ist grottenschlecht und schauderhaft, aber dieses Gefühl, im dunklen, beengten Raum zu sitzen, nicht zu wissen, was nun kommen mag; dieses beklemmende Gefühl habe ich, da hilft auch das beruhigende Nuckeln am Campino-Zuckerl nicht mehr...

Tragen würde ich diesen Duft daher eher im Winter; da hat der Wiener Prater dann nämlich auch geschlossen...