Cafeliberte

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6 - 10 von 15
Cafeliberte vor 6 Jahren 24 8
7
Flakon
8
Haltbarkeit
8
Duft
Goldene Wärme
Es gibt Düfte, die einen augenblicklich an andere Orte entführen.
Oft sind es Erinnerungen an Orte, die man besucht hat und die der Duft wachruft, und mit nur einem Sprüher reist man sogleich wieder dorthin. Es können aber auch Orte sein, von denen man träumt, das Fernweh entlockt einen tiefen Seufzer, und die Phantasie zaubert die schönsten Bilder vor das innere Auge. Auch wenn in Wirklichkeit vielleicht alles ganz anders ist. Aber es ist schön, wenn Traumvorstellungen dafür sorgen, dass man sich für einen kurzen Moment einem Tagtraum hingeben kann, der Sehnsüchte weckt und einem Trost, Zuversicht, Freude oder Ablenkung schenkt.

Bei mir löst Méharées eine Reise in eine ferne und fremde Welt aus, die mir noch vollkommen unbekannt ist. Die Sonne bestimmt das Leben und ist allgegenwärtig. Die Natur ist kraftvoll und bringt den Menschen an seine Grenzen. Ein Wechselspiel zwischen glühendheißer Wüstensonne und sternenklarem Nachthimmel.
Es ist wohl eine ganz eigene Melancholie, die ein Mensch nur am eigenen Körper erlebt, wenn ihn die Weite der Wüste ergreift.

Méharées hatte ich das erste Mal in der Hand, als ich im Winter in Venedig war. Sehr klischeehaft, aber Kamele lösen in mir sofort märchenhafte Bilder von Tausendundeiner Nacht aus. Der Méharées Flakon punktet nicht durch Extravaganz, doch mag ich den Flakon weil er sich nicht aufspielt, nicht reich verziert ist, sondern einfach ganz ruhig seinen Platz einnimmt.
Ich hatte nur am Flakon geschnuppert und war skeptisch. Ich wollte ihn mögen, aber er roch irgendwie auch nach Lakritz, und Lakritze kann ich nicht ausstehen. Ich entschied mich also erstmal vorsichtig für das Duschgel und testete es in der Badewanne unseres Hotelzimmers. Da lag ich nun also nach kilometerlangen Fußmärschen durch das feuchtkalte Venedig und verwöhnte die geschundenen Füße und die kalte Haut mit einem Schaumbad, das nach Méharées duftete. Ich schwelgte in diesem Duft und träumte mich in einen Baderaum mit mosaikverzierten Wänden.
Bei meinem nächsten Italienaufenthalt und dem Besuch bei L'Erbolario wollte ich ihn so gern mögen, dass ich mir einfach den Flakon mitnahm.
An einem warmen Abend in der Toskana, als die Sonne die Hügel in terrakottarotes Licht tauchte, sprühte ich ihn vor dem Abendessen auf. Ich nahm immer noch etwas wahr, das ich damals als lakritzeähnlich empfand, ein Hauch Süßholz. Wie köstlich warm sich der Duft wie ein golddurchwebter Schleier auf die Haut legte. Zimt, Datteln, Myrrhe, Harz und dunkle Hölzer - so duftet Méharées für mich. Das steht so gar nicht in der Duftpyramide, aber was letztendlich zählt, ist doch die eigene Wahrnehmung die das Parfüm ausmacht. Für mich ist es kein Gourmand, und kein klassischer Orientale. Er ist würzig-warm, die leichte Süße ist wie goldenes Harz und fast herb. Ich empfinde ihn auch gar nicht als reinen Winterduft und er löst bei mir keine Gefühle heimeliger Weihnachtsmärkte aus. Ich finde sogar, dass er ganz hervorragend zu Hitze passt, zu warmer Haut, zu trockener Luft, heißen Sonnenstrahlen. Auf irgendeine Weise hat der Duft etwas Rauhes. Ich fühle mich geerdet und ruhig, wenn ich ihn trage.
An dem Abend, an dem ich Méharées zum ersten Mal trug, las ich vor dem Einschlafen passend in dem atemberaubend schönen Buch "Sehnsuchsorte" von Achill Moser:

Die unwirtlichen, einsamen Landschaften der Wüste, die so viele Emotionen auslösen - von rauschhaften Glücksgefühlen bis zu abgrundtiefer Angst -, waren für mich auf Anhieb der Sehnsuchtsort schlechthin.
Vielleicht trägt jeder Mensch irgendwo einen solchen im Herzen. Wir müssen uns nur aufmachen, um ihn zu finden.


8 Antworten
Cafeliberte vor 6 Jahren 22 9
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Das Bad der Pallas Athene
Warme Sonnenstrahlen fallen auf ihr Antlitz herab.
Pallas Athene erwacht, öffnet langsam ihre Augen und reckt ihre schlanken Glieder. Heute hat sie frei, beschließt sie, und hofft dass sie keinen Streit schlichten muss. Vielleicht wird sie nachmittags ein feines Tuch weben, dabei kann sie sich so gut entspannen. Sie musste niemandem mehr beweisen, dass sie dieses Handwerk besser als jeder andere beherrschte.

So beginnt sie ihren Tag mit einem erfrischenden Bad. Sie steigt die heißen Steine zu der Bucht hinab, und legt ihr helles Schlaftuch ab. Leichte Wellen umspielten ihren schlanken aber trainierten Körper, das salzige Wasser benetzt ihre von der Sonne hellbronzefarbene Haut. Mit einem Schwamm, den sie dem Meer entnommen hat, reibt sie sich ab. Er erinnert sie an die vergnügten Badespiele mit ihrer liebsten Pallas. Hätte sich doch nur ihr Vater aus dem Kampf herausgehalten, der doch nur ein Spiel war, sie waren so jung und unbedacht.
Doch das kühle Bad erfrischt auch ihren Geist und lässt sie wieder zu klaren und erfreulichen Gedanken kommen. Sie steigt die Felsen wieder hinauf, und lässt sich von der warmen Morgensonne trocknen. Auch wenn Aphrodite angeblich die Schönere sein soll, weiß Athene um die Vorzüge ihrer Schönheit und hat ihre eigenen, geheimen Rituale. So lässt sie sich von einer Alchemistin einen Balsam mischen, der nur ihr selbst vorbehalten ist. Die weiße Milch unreifer grüner Feigen ist darin, und Myrte, die frischkrautige Pflanze zu der sie eine ganz besondere Verbindung hat. Auch die Blätter des Feigenbaums, in einem Mörser aus Stein zerkleinert, werden beigemischt. In einem Tiegel aus Feigenbaumholz bewahrt sie diesen Schönheitsbalsam auf, mit dem sie sich pflegt. Er hüllt ihren Körper in einen Duft, der nur ihr gehört.
Wo immer sie geht, umweht sie dieser Duft, der ein Jeden, der diesen in die Nase bekommt, unweigerlich an die erhaben schönen Feigenbäume denken muss. Die Rinde dieser Bäume tragen die Spuren Poseidons, dessen salzigen Winde und Stürme vorbeipeitschten. Doch sie trotzten diesen Launen und wuchsen umso prächtiger, und brachten die herrlichsten Früchte hervor. Die reifen, saftigsüßen Feigen isst Athene am liebsten pur. Doch die unreifen, noch etwas festen und milchigen, die liebt sie in ihrem Balsam, es gibt für sie nichts, das Grüner riechen könnte. Und Grün ist eine ihrer liebsten Farben.
Die meisten Sterblichen denken ja so oft, die Kleidung der Götter und Halbgötter und Krieger und anderer Persönlichkeiten sei weiß gewesen. Unter ihnen befinden sich aber auch die Archäologen, die die Weisheit, die Athene den Sterblichen schenkte, nutzten. Denn viele der sterblichen Bildhauer vergöttern den Marmor mehr als die Götter selbst, und brachten es nicht fertig, diesen zu bemalen. Und die Zeit lässt Farben verblassen, was einst bemalt war, ist nunmehr weiß.
Athene wählt also für diesen traumhaft schönen, ruhigen Tag einen hellolivgrünen Chiton. Die Farbe passt so gut zu ihren Duft. Dieser Chiton ist das, was die Sterblichen als Tunika kennen. Ihr Modell ist aus luftig gewebter Baumwolle und dorischer Art, sie schließt sie auf ihrer linken Schulter mit einer schlichten Fibel aus Bronze. Ihre Rüstung wird sie heute nicht anlegen.
Sie tritt hinaus in ihren Garten, dessen Bäume Schatten spenden. Ihr Blick wandert über das schimmernde Meer, goldene Punkte reflektieren die wärmende Sonne.
Sie atmet tief durch. Es wird ein guter Tag werden.
9 Antworten
Cafeliberte vor 6 Jahren 9 1
Janes Duftsäckchen
Das ist der erste Duft den ich teste, der mich völlig verwirrt zurücklässt.
Und dabei hätte ich fast wetten können, dass er mir gefällt...

Es ist der dritte Miller Harris, den ich testen darf. Sowohl Cassis en Feuille als auch Figue Amère fand ich sehr interessant und eigenwillig, aber beide möchte ich nicht tragen.
Den ersten positiven Eindruck habe ich wegen des wundervollen Namens, ich finde L'Air de Rien klingt traumhaft schön, und auch den Bezug zu Jane Birkin finde ich verheißungsvoll.
Der Duft darf auf das Handgelenk, und ich erwarte etwas so Fragiles, Transparentes, dass ich meine Nase viel zu nah an die Haut presse. Mein erstes Dufteindruck ist, dass ich hier absolut nichts herausriechen, geschweige denn irgendwie zuordnen kann, außer dass es sich sehr schnell sehr nach Haut anfühlt.
Die Duftpyramide habe ich erstmal nicht im Kopf und schaue erst später - ich wundere mich über mein so liebgerochenes und vertrautes Neroli, davon schafft es kein Molekül in mein Duftempfinden, ich suche vergeblich.
Ich habe den dringenden Impuls, schnell abzuwaschen. Aber ich habe eine Erledigung zu tun und nutze die Zeit bis ich zuhause bin, diesen Duft zu erforschen, ich will wissen, wieso er mich so verwirrt und ich ihn absolut nicht einordnen kann.

Wie hier schon mehrfach genannt wurde, kommt auch bei mir sehr schnell das Muffige zum Vorschein. Nein, schweißig ist es irgendwie nicht, und auch kein Puder oder Talkum. Es ist süßlich, aber nicht synthetisch oder blumig-süß, sondern eine gereifte Süße. Es riecht sehr körperlich. Das ist das einzige Wort, das mir dazu einfällt.
Langsam erinnert mich der Duft auch an die kleinen Duftsäckchen, die bei älteren Damen oft jahrzehntelang in den Kleiderschränken zwischen pastellfarbenen Ensembles, blumigen Blusen mit kleinen goldenen Knöpfen und feinen Strickjäckchen hängen. Lavendel oder Rose. Nur dass die Duftsäckchen schon lange nicht mehr danach riechen, aber mit dem feinen Seidenschleifchen hängen sie so hübsch dekorativ zwischen den gut gehegten und gepflegten Kleidern. Auch ein paar Mottenkugeln, die ihren Job schon lange nicht mehr machen, liegen hinter den Pullovern.
Und doch riecht L'Air de Rien keineswegs nach Omi oder alter Dame.

Aber ich fühle mich mit dem Duft unreif, als hätte ich nicht ausreichend Lebenserfahrungen gesammelt, um diesem sehr erwachsenen Parfüm als Trägerin gerecht werden zu können. Durch dieses Körperliche darin, muss ich auch an eine gewisse sexuelle Reife denken, an einen selbstbewussten Umgang mit dem eigenen Körper.
Der Duft an meinem Handgelenk lässt mich in meiner Haut aber auch irgendwie ungeduscht fühlen. Ich bekomme dazu keine Person in den Sinn, an der ich mir diesen Duft vorstellen kann. Dann fällt mir Jane Birkin wieder ein, mit ihrer prägnanten Zahnlücke, der ungezwungen erotischen Ausstrahlung, wie sie an der Seite Serge Gainsbourgs selbstbewusst im gehäkelten Minikleid und Strohhut steht. Nein, es ist die reife Jane, die Schicksalsschläge erlitten hat, die Mutter, die Sängerin, die von ihrem Charisma nichts verloren hat.
Mit dieser Assoziation bin ich zufrieden, und verstehe den Duft jetzt vielleicht ein bisschen besser.
Aber jetzt muss ich ihn wirklich abwaschen, denn ich sehne mich nach Frische.
1 Antwort
Cafeliberte vor 6 Jahren 7 3
Reise in eine andere Welt
Über Myrrhe wusste ich nichts, bis ich auf Parfumo gelandet bin. Außer dieser Erzählung der heiligen drei Könige, die man selbst als Atheist kennt. Ich wusste weder, wie es riecht, noch dass ich es mag.

Ich hatte Myrrhe zusammen mit Weihrauch und Patchouli einer Duftkategorie zugeordnet, die mir generell zu dunkel und schwer erschien. Seit ich mich aber intensiver mit Düften beschäftige, Duftnoten kennen und riechen lerne, weiß ich, dass ich mich da von einem Bild habe leiten lassen, das ich unwissend im Kopf hatte.
Zu Patchouli hatte ich absolute Klischee-Assoziationen, Weihrauch kannte ich nur von der Beerdigung meiner Oma - da hatte es mir Übelkeit verursacht, und Myrrhe? Keine Ahnung, aber bestimmt etwas, das Kopfschmerz macht.
ALLES FALSCH.
Ich bin aber wissbegierig und auch neugierig, und habe immer den Anspruch an mich, vor allem Menschen gegenüber, ohne Vorurteile durch die Welt zu gehen. Auch in der Welt der Düfte wurde ich belehrt und habe mal wieder festgestellt, dass man mit Offenheit nur belohnt werden kann.
Hier geht es nun also um Myrrhe, und das erste Mal kam ich damit durch einen meiner neuen Lieblingsdüfte, Battito D'Ali, in Berührung. Ich kann diesen Duft nicht in seinen einzelnen Bestandteilen wahrnehmen, aber es ist Myrrhe darin, und die Gesamtkomposition ist für mich so wundervoll, dass ich neugierig wurde.
Auch in meinem Méharées Duschgel ist scheinbar Myrrhe, während diese aber in der Duftpyramide des Parfüms nicht enthalten ist. Ich bekomme aber langsam eine Ahnung dieser Duftnote.

Deshalb freue ich mich über die Probe von Saemm, Danke du Liebe, und lerne neu dazu. Ich mag Myrrhe.

Wärme. Ich könnte Myrrhe Ardente mit keinem Wort besser beschreiben als mit diesem.
Eine trockene, harzigsüßliche Wärme. Sofort steigen in mir märchenhafte Vorstellungen einer Welt auf, die ich nicht kenne. Ich denke an Wüstensand, dunkle und schattenspendende Räume, an flirrende verschwimmende Bilder in der Ferne. Ich denke an Tausendundeine Nacht, ich habe das Buch in meinem Regal stehen und zu meiner Schande noch nie gelesen, und jetzt packt es mich und ich möchte mich in geheimnisvollen Erzählungen einer fremden Welt verlieren.
In meinem Kopf entsteht ein Mosaik aus Brauntönen, bronzeglänzend, edelhölzern, dunkler Mokka, Datteln, Harzklumpen, Messing, Erde, Lehm, Sand, und Farben, die nur die Sonne hervorbringen kann, und für die es keine Bezeichnungen gibt, weil man diese Nuancen nicht festhalten kann, sie sind flirrend und im nächsten Moment schon wieder weg.

Der Duft beginnt süßlich, eine herbe Süße, wie Sirup an Walnuss-Baklava. Und schon kommt die balsamische und ruhige Myrrhe, die dann kurz rauchig wird, und sich dann auf der Haut ausbreitet und dort unbeirrt stundenlang bleibt. Leicht wächsern, wie Wachstropfen auf altem, dunklen Holz, aber so im Hintergrund, dass ich es nur rieche wenn ich will. Hier liegt ganz viel Ruhe, und so viel Fernweh. Ich hoffe, dass ich eines Tages all die herrlichen Orte auf der Welt kennenlernen darf, von denen ich träume. Deswegen liebe ich Düfte - sie nehmen mich mit auf die schönsten Reisen.

3 Antworten
Cafeliberte vor 6 Jahren 35 9
Der unerreichbare Palast
Ich mag Etro.
Eigentlich entspricht die Kleidung gar nicht mal meinem Stil, aber mir gefallen die Entwürfe (aus Sicht einer Designerin), und auch das Image das Etro ausstrahlt, hat einen Reiz auf mich. Edel, aber nicht protzig, mit einem Hauch 70er - man denke an das berühmte Paisleymuster!
Und so machte ich bei einem meiner seltenen Abstecher in einen Karstadt einen Schlenker zum Etro Regal, wo ich mich mit einer netten Verkäuferin ein bisschen durchprobierte, sie war selbst neu wie sie verriet, und so schnupperten wir einige Flakons durch.
Grüne Düfte gehören zu meinen liebsten Duftrichtungen, und da strahlte mir Palais Jamais entgegen, grün eingefärbt und vielversprechend. Er gefiel mir so gut auf dem Streifen, dass er auf die Haut durfte.
Den ganzen Tag über begleitete mich dieser fast bittergrüne, sanftrauchige Duft. Ich ertauschte mir also ein Pröbchen und konnte endlich nochmal ausgiebig testen.

An einem der seltenen Tage, an denen ich mal wieder einen kleinen Job als Ausstattung-Assistentin habe. Der Dreh fand in einer Villa außerhalb Hamburgs statt, und mein Wecker klingelte um 5:30 um rechtzeitig dort anzukommen.
Der Tag sollte richtig warm werden, und ich wollte mich frisch und energievoll fühlen, also sprühte ich mir Palais Jamais auf. Ich kam bei der Villa an und wurde herumgeführt.
Durch ein Gartentor, zwischen zwei moosbewachsenen Steinfiguren gelangte ich in eine alte, efeubewachsene Rotklinkervilla. So viele Räume und so viele riesige Fenster! Die Treppe führten zu zwei weiteren Stockwerken. Auch der Garten war ausladend (einladend) groß, und endete mit einem Zaun und einem Ausblick in eine Landschaft, die mich an ein Rokokobild erinnerten, es war fast Naturkitsch.
Ich verbrachte den ganzen Tag dort und fand es sehr spannend, und gleichzeitig wurde mir ganz besonders bewusst, woher ich komme. Ich habe mir bis zu meinem Auszug mit 18 mein Zimmer mit meinem Bruder teilen müssen. Wir bekamen es trotz Rangeleien recht gut hin, uns so aus dem Weg zu gehen und uns Raum zu geben. Für Urlaub war nie Geld da. Markenklamotten gab es auch so gut wie nie, außer mal vom Kinderbasar, oder Secondhand. Und ich hatte die glücklichste Kindheit! Ich wuchs liebevoll auf, zwar mit wenig Geld, aber dafür mit Eltern, die Zeit mit uns verbrachten und uns immer ermutigten, zu werden was wir wollen.
Ich werde nie eine Villa bewohnen mit 3 Badezimmern, mit eigenem Personal, und einem Garten der so groß ist, dass ich mich nicht entscheiden könnte, wo ich mein Frühstück einnehmen soll.
Aber ich will es auch gar nicht.
Mein Palast ist ein ganz anderer, er existiert in meinen Träumen und begleitet mich, er inspiriert und nährt mich. Manchmal nimmt er die Form eines kleinen Häuschens im Süden an, manchmal ist es ein lichtdurchflutetes Atelier, und manchmal ein Garten, der ein Mosaik aus unzähligen Grünnuancen ist.
Dies ist einer der Düfte, die mich mitnehmen in diesen ganz eigenen Palast aus Fantasie, der seine Gestalt verändern kann. Er ist ein Begleiter, der mich nicht in eine andere Hülle transportiert, sondern mich sehr bei mir sein lässt.

Palais Jamais empfinde ich als tiefgrün, er ist leicht bitter und krautig. Er riecht aber nicht ausschließlich nach Kräutern oder Gräsern, die Frische grüner Zitronen kommt hinzu, die leichte Tee-Note, die hier schon angesprochen wurde kann ich auch nachvollziehen. Und den Petitgrain rieche ich, und mag ihn ganz besonders gern weil er einfach nach puren Blättern riecht.
Die Haltbarkeit habe ich an dem langen Drehtag beobachtet; morgens um 6.00 aufgesprüht und bis Mittags wahrnehmbar. Weil mir der Duft so gefällt, lege ich mittags noch einmal kurz nach, damit er nochmal seine präsente grüne Wolke um mich ausbreitet.
Mein persönlicher Palast liegt ganz einfach in einem kleinen, schönen Flakon.
9 Antworten
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