
Der Samstag schreitet fort.....
Teil 3…und der wird wohl - dank blauer Fischchen - etwas länger.
Stop 4: Das Kaufhaus mit A
Es ist schon ein Trauerspiel. War das A -besonders in den letzten zehn Jahren- unser Lieblingsspielplatz in Sachen Shopping und Lifestyle, so merkt man, nach der Insolvenz eines Österreichischen Milliardenjongleurs, schon deutlich einen Einschnitt in das wöchentliche Einkaufserlebnis. Zudem bin ich nun offiziell Gläubiger des Hauses, da ich noch über ein paar Bonuspunkte aus den letzten Jahren verfüge…(kein Witz…ich bekam überraschenderweise Post eines Juristen, der mir dies mitteilte). Die Parfumabteilung war ein Highlight. Wir verbrachten hier in der Vergangenheit fast ganze Tage. Nettes und fachkundiges Verkaufspersonal (sogar der reichweitenstärkste Iranische Insta-Parfüm-Influencer arbeitete hier…..Lieben Gruß an Arsalan an dieser Stelle), eine üppige Produktpalette mit vielen Designern und Nischendüften, und einige Sitzmöglichkeiten, die die beste Ehefrau von allen gerne in Beschlag nahm, wenn ich mich ´mal wieder mit Kunden & Angestellten dort verquatscht hatte. Wir gingen eigentlich nie ohne einen Kauf..aber nun? Die Sitzmöbel blieben…allerdings wurde beim Personal deutlich eingespart und das Portfolio drastisch reduziert….Mir kommen die Tränen…. Trotzdem ist das A noch immer einen Besuch wert, auch wenn die Highlights, wie beschrieben, weniger werden. Auch hier besteht das Testerproblem; sind die Tester da, sind sie leer. Sind sie nicht da, wurden sie geklaut. Ich erwische mich immer wieder dabei, dass ich die Verpackungen in den Regalen ordne, wenn sehe, wie einige „Kunden“ damit Tetris spielen und die kleinen Kartons einfach wahllos irgendwo hinstellen..wo es eben gerade passt.
Nichtsdestotrotz versuchen wir -aus alter Verbundenheit - nahezu jedes Mal etwas mitzunehmen. Da ich ein großer Fan der Brand Penhaligon`s bin und ich meine letzte Errungenschaft vor ein paar Tagen mit einem ungezielten Stoß meines Handgelenkes auf den Boden unseres Badezimmers beförderte, wollte ich mir selbstredend Nachschub besorgen. Der Name dieses Duftes ist so herrlich einfach, als dass ihn jede/r selbst im Alkoholrausch, fehlerfrei nuscheln könnte „ALULA“… Das sollte man/Frau/divers einmal mit „Sunrise on the red sand dunes“, in potentiell ähnlicher körperlicher Verfassung, probieren...dies wäre zum Scheitern verurteilt.
Nun warte ich auf „Dandy“, von der gleichen Marke, den ich dann auch dort kaufen werde.
Ich half der Gattin aus dem Sessel und wir gingen nach dem Bezahlvorgang weiter…
Station 5a: Die Nischenparfümerie mit L
Den Hinterausgang durch den schwedischen Bekleidungsdiscounter genommen…einmal über die kleine Straße und dann ist man fast schon da. Bei DER Fundgrube für Nischenfans. Sehr kleines, „muggeliges“ Geschäft; wenn die Sonne hereinscheint, musst Du raus. Mitarbeiter, die ihren Job lieben und selbst Kunden wie mich, die nicht mit Halbwissen und grenznahen Kommentaren geizen, stets freundlich empfangen und beraten. Gerade, als wir den Laden betreten wollten, schoss ein Herr, (ca. Mitte 30) mit einem Rucksack auf dem Rücken an uns vorbei. Positionierte sich hektisch vor einer Verkäuferin und sagte mit fränkischem Akzent: „Hallo, ich suche einen Duft mit Bibergeil“, während er den mitgeführten Rucksack in den schmalen Gang zum hinteren Teil der Parfümerie legte. Ich gebe zu…ich habe beizeiten ein infantiles Gemüt; und ich schmunzle über alltägliche Dinge, wie ein zehnjähriger, wenn es mir situativ irgendwie „weird“ vorkommen. Da gibt es Ausdrücke und Wörter, die nicht so recht den Weg in mein Ohr finden wollen, ohne eine Art der Skurrilität in meinem kleinen Geist zu erzeugen. So gibt es auch einen Begriff aus der Parfümwelt, den ich irgendwie nicht über die Lippen bringe….Bibergeil! Ich stelle die These auf, dass jemand, der sich in eine Parfümerie stellt und laut sagt, dass er ein Parfüm mit Bibergeil sucht, auch seine/n Partner/in in aller Öffentlichkeit „Schmusemulle“ nennt und/oder an einer Konzertkasse nach Karten für ein Giovanni Zarella-Konzert fragt. Ja….die Fachleute hier werden jetzt sagen: Das ist doch alles ganz normal und Du hast doch keine Ahnung. Und dann sage ich „Stimmt!“. Trotzdem finde ich den Begriff (subjektiv) merkwürdig. Ich würde da eher „Castoreum“ sagen…obwohl dann erst recht niemand weiß, was ich potentiell eigentlich möchte. Infantil…da stehe ich zu!
„Hast Du seine Socken gesehen?“ flüsterte mir die Gattin ins Ohr. Und ja…da sah ich es. Gelbe Söckchen mit blauen Fischchen. „Vielleicht ist er Pescetarier?“ flüsterte ich zurück… Gibt es eigentlich Sockenbashing? Egal…der Typ war zwar irgendwie strange, schien aber sehr viel von der Materie zu verstehen (dieses ausufernde Fachwissen hier wiederzugeben, würde den Rahmen sprengen). So unterhielt er den gesamten Laden…allerdings ohne es zu bemerken. Ich bezeichne mich schon manchmal als Parfüm-Nerd…aber diese Gestalt hatte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein seeeeehr schwieriges und einsames Leben. „Düfte sind für mich Kunst“, sagte er..und schaute dabei bedeutungsschwanger an die Decke.…guter Ansatz…Wenn das für ihn so ist, dann ist das ja auch OK. Aber gerade zu dem Begriff der KUNST habe ich ein gespaltenes Verhältnis.
Exkurs: Diskussion mit einer Bekannten über den Begriff "Kunst" beim Betrachten einer Skulptur aus Einwegflachen und Petersilie… „Was Kunst ist, bestimmt der Künstler“, sagte Lana (Malerin und Tanzpädagogin). „Ok“, entgegnete ich. „Aber wer bestimmt, wer ein Künstler ist“. Lana ließ nicht locker: „Er hat an der Kunsthochschule studiert, der kann schon was“. „Das Können möchte ich auch nicht bestreiten, aber wenn jeder, der an einer Kunsthochschule studiert hat, sofort ein Künstler ist, dann ist jeder Student der Sinologie ein Chinese und jeder Geologe automatisch ein Stein.“ Aber irgendwie wollte sie mich nicht verstehen… Fazit…mit meinem eingeschränkten Kunstverständnis: Wenn „Kunst“ nicht verstanden werden will, dann ist es für mich Aktionismus, nicht mehr.
Bei Düften ist dies sicherlich anders, aber da er, während seines Monologes, auch „Secretion Magnifique" sehr positiv erwähnte, hatte ich nun auch final erkannt, dass wir sicherlich nicht auf der gleichen Welle surfen würden… Nach gut 20 Minuten Beschallung mit „Wissen?“ sagte er kurz: „Ich muss weg“, griff seinen Rucksack und huschte davon… Selbstredend ohne etwas zu kaufen….“Was für ein Dödel“, sagte ich zu mir...aber zu laut… erhielt aber zustimmendes Kopfnicken der Anwesenden.
So nun wieder zu etwas Positiven. Ein netter Verkäufer mit nordamerikanischem Akzent, stellt mir die Düfte von „Jan Barba“ vor. Leider hatte ich vor ein paar Tagen das Meet & Greet, mit den Machern dieser Marke, an gleichem Ort verpasst. Schade. Der Duft Olympia hatte es mir aber sofort angetan und so nahm ich ihn umgehend mit. Ich scheine momentan der Einzige auf Parfumo zu sein, der dieses Wässerchen offiziell besitzt. Auch die beste Ehefrau von allen mag den Duft und trug ihn bereits am nächsten Tag. Die Zusammensetzung von Olympia klingt zwar irgendwie nach Chemiekasten,riecht aber angenehm fruchtig/balsamisch… Zumindest spreche ich hier eine Testempfehlung aus. Solche Produkte sind wirklich die Nische in der Nische….und dafür mag ich diesen kleinen Laden sehr. Ein Pflichtbesuch für Parfümfans…
Aber…die Inhaber haben vor kurzem einen zweiten Laden direkt gegenüber eröffnet…dort geht es bald weiter…
Tipp: Aus Treibla besser Gelee machen als Marmelade!