DN1982

DN1982

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6 - 10 von 75
DN1982 vor 3 Jahren 5 4
8
Flakon
2
Sillage
1
Haltbarkeit
7
Duft
Mit Überschallgeschwindigkeit den Sinnen entfleucht
Da kommt mir doch tatsächlich mal ein Creed vor die Füße, ähh,Nase. Mit Sommerdüften - wer legt so einen Blödsinn eigentlich fest? Auch ein Quorum oder M7 macht im Sommer Spaß - habe ich es eigentlich nicht so. Mich stört es nicht, wenn ich meine Mitmenschen auch bei Temperaturen jenseits der 35 Grad mit Gewürzen und Hölzern erschlagen - da bin ich ganz Egoiste.
Aber der hier, der gefällt mir. Herb-zitrisch, auch ein wenig spritzig startet der Geist, wenn man ihn aus der Flasche lässt. Nicht ganz so Vetiver, wie der Name verspricht, dafür aber mischt schon gleich eine herbe, leichte Schärfe vorne mit. Zitrus plus Pfeffer gleich Ingwer. Nee, nicht ganz, aber ähnlich und bemerkenswerterweise leicht pudrig im Hintergrund. Und da ist noch was, wo mir aber der Name gerade nicht einfällt. Reiche ich nach, wenn ich auf den Trichter komme. Das weniger Angenehme, so ein unterschwellig auftauchender Touch, der eine gewisse Ähnlichkeit zu Cool Water hat, ist schnell verschwunden. Aber schnell verschwunden ist auch der Original Vetiver, über die Basisnoten zu reden ist selbiger nicht wert. Da findet sich einmal ein schöner Sommerduft und dann hat er eine Halbwertzeit von fein zerstäubtem Benzin im Brennraum eines laufenden Ottomotors. Gibt es dafür einen Oktanbooster? Dann schaue ich mir den Preis dieses Wässerchens an und weiß nicht, ob ich lachen oder weinen oder mich einfach nur verar.... fühlen soll.
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DN1982 vor 3 Jahren 6 1
8
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
4
Duft
Da ist wohl das falsche Muster in die Serienproduktion gegangen
Es gibt Düfte, die sind in sich rund. Es gibt Düfte, die generieren Spannungsbögen und sind trotzdem in sich rund. Und es gibt Raco Rabanne´s puren Extrakleinen. Und der kann weder das Eine noch das Andere.
Ich weiß nicht, ob das jetzt ein dummer Zufall hier auf Parfumo ist: je jünger der Duft (auf die Markteinführung bezogen), desto weniger wird in Sachen der einzelnen Duftnoten differenziert, sprich, es findet keinerlei Einteilung mehr in Kopf-, Herz- und Basisnoten statt. So auch hier. Woran liegt das, bitte? Liegt der Schwarze Gustav bei den Herstellern, denn was halbwegs Natürliches ist im niedrigen bis mittleren Preissegment eh nicht mehr drin (und damit wird dann auch noch bis zum Gehtnichtmehr gegeizt!), was soll man da differenzieren, welche Komponente im welchem Bereich des Duftverlaufs strahlt.
Was mich ebenfalls nervt sind solche "eindeutigen" Aussagen wie Likör. Likör kann entweder schnödes gezuckertes Feuerwasser sein oder je nach Zusammensetzung eine sehr breite Palette von Fruchtnoten bis hin zu den ausgefallensten Kräutern bieten. Oder Pflanzensaft. Das kann alles sein oder auch nichts! Aber was gibt es denn da zu verbergen? Blankes Wasser vielleicht? Oder die Erklärung dafür, es mit einem Synthetiker zu tun zu haben, der wie gewollt und nicht gekonnt dasteht? Oder ist es die unangenehme Komponente in dem Duft, die einem die Douglette als supermoderne Ingredienz verkaufen will, wenn man ob des Duftes die Nase rümpft? Ich weiß es nicht.
Bereits der Auftakt ist nicht sonderlich stimmig. Er ist vanillig süß, doch das Süße kabbelt sich mit dem Ingwer. Zusätzliche Unruhe bringt der Thymian rein. Den Pflanzensaft und den Likör lasse ich außen vor, das kann alles sein oder nichts - oder wie ich es nenne: Kundenverarsche.
Aber weiter. Ich meine, es ist die Myrrhe, die versucht, den Moderator zu geben, es aber nicht ansatzweise schafft, sondern der Unruhe weiter zuträglich ist. Das heißt, dass wir bei diesem Duft in den Mitten bis runter in die Basis ein Grundgerüst finden, dass durchaus das Zeug hätte, ein Statement zu setzen, wenn denn eine Linie erkennbar wäre. So haben wir phasenweise den Duft von bunt bedruckten Hochglanzmagazinen drin, und im nächsten Augenblick wirkt dieser technische Geruch einfach nur altbacken und muffig. Ein weiterer technischer Geruch ist eine brandige, kunststoffartige Note, die bei Terre d´Hermes der Wiedererkennungswert schlechthin ist. Ich werde den Eindruck nicht los, dass hier der Versuch gestartet wurde, jenen Klassiker in einer weit weniger spritzigen, dafür aber umso süßeren Variante zu kopieren. Selbst wenn diese technisch erscheinenden Duftnoten zur Basis hin dank des Leders ausgewogen werden, hat Paco´s purer Extrakleiner einfach nur in den Ofen geschossen. Ich könnte auch sagen Terre d´Hermes in XL-schlecht.
Ein schöner Flakon ist nunmal nicht alles. Immerhin ist dieser nicht so spätpubertär wie jener von Invictus. Aber der Inhalt ist genauso beliebig. Sowas kennt man sonst in erster Linie vom Bananen- Bruno. Schade eigentlich, denn gute Ansätze sind zweifelsohne vorhanden. Aber es sind halt nunmal leider nur Ansätze. Oder halt der schlechtere von zwei Prototypen, der eigentlich verschrottet werden sollte, aus irgendeinem Grund aber statt des guten Musters in die Produktion ging.
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DN1982 vor 3 Jahren 14
5
Flakon
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Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Sommerlebkuchen
Es ist schon einige Jahre her als ich an einem sehr belebten Ort unterwegs war. Es war Sommer, sehr heiß, und auf einmal bekomme ich durch einen Windstoß olfaktorisch einen Klitschko auf die Zwölf, wie ich es von der Intensität eines Duftwassers her nur aus den 80ern und der ersten Hälfte der 90er kenne. Eine Art Lebkuchengewürz, allerdings nicht so dunkel wie das altbekannte, sondern höher, heller eingepegelt, sehr zimtlastig und gekonnt mit Vanille verfeinert - echte Vanille, frisch aus der Schote mit dem Messer herausgeschabt, an den Ecken mit Kardamom, Piment und Gewürznelke flankiert. Super Qualität, erste Sahne - Haben will!!! Ich versuche die Witterung aufzunehmen, wer denn der Träger dieses göttlichen Duftes ist. Hoffentlich finde ich ihn und er ist so freundlich mir Auskunft zu geben. "Vorsicht!" "Darf ich mal kurz vorbei?"" Entschuldigung, können Sie mir sagen..." Es war ein furchtbares Gewusel an der Ecke der Einkaufszone. Jogger, Radfahrer, schwer bepackte Menschen, die einfach nur schnell wieder nach Hause wollten. Da, aus der Richtung scheint jemand den Duft hinter sich herzuziehen. Der Wind frischt auf, jetzt scheint der Duft aus einer anderen Richtung zu kommen. Oder doch nicht? Ehe ich die Witterung wieder habe, zieht jemand mit irgendeiner überdosierten aquatischen Scheixxe an mir vorbei, übertüncht alles - Witterung futsch, die Spur nicht mehr aufzunehmen.

All die Jahre habe ich ihn nie vergessen, bin ehrlich gesagt außer ein paar belangloser Gespräche aber auch nie dazu gekommen, näher nachzuforschen. Inhabergeführte Parfumerien mit Profis vom Fach habe ich hier weit und breit keine und zu den überteuerten Dougletten bringen mich keine 20 Pferde! Doch eines war unverkennbar: dieser Duft... das ist ein Powerhouse, möglicherweise ein EdP, der hat Qualität wie sonst was und der dürfte, so ich ihn denn eines Tages finde, verdammt viel Asche kosten, denn das war definitiv nichts Mainstreamiges!

Die Tage komme ich durch einen dummen Zufall an eine Abfüllung, die mir mit den Worten in die Hand gedrückt wurde: "Du, ich glaub, das könnte das sein, wovon du mir vor ein paar Jahren erzählt hast. Der "Sommerlebkuchen"! Erinnerst du dich noch?"
Nun, für gewöhnlich bin ich derjenige, der die Spitzfindigkeit und das Elefantengedächtnis für sich gepachtet hat, was ich dadurch bewies, dass ich mit einem "Oh ja, ich kann mich noch seeehr gut an den Sommerlebkuchen erinnern. Ich bin ja kein so großer Fan vom Süßem. Aber das, das hättest du riechen sollen, in Kombi mit Lebkuchengewürz, sowas Geiles hab ich selten gerochen" antwortete.
Kappe runter, am Sprühkopf geschnuppert. "Oh, unbenutzt, man riecht gar nichts." Also mal draufgedrückt. "Verdammt, geht der schwer, der hakt ja wie Sau", denke ich. Dann knackt´s und der Saft aus zwei Sprühern legt sich auf meinem Handrücken. Ich schwenke den Arm ein paar mal vor mir her, damit sich der Alkohol schneller verflüchtigt. Nach zehnmal fühlt sich der Handrücken immer noch feucht an. Da war mir klar, dass das kein EdT ist, da ist viel mehr Öl drin. Zeitgleich schob sich der erste Vorbote des Duftes in richtung meiner Nasenflügel. Ja, das geht mir schon in die Richtung. Weiter den Arm geschwenkt, um die Trockung zu beschleunigen. Ach scheiss doch drauf! Den Handrücken langsam in Richtung meiner Nase bewegt und im nächsten Moment war es, als würde ich mir die Faust selbst ins Gesicht schlagen. Das ist er! Das zum Teufel nochmal ist er! Die Gewürz-Vanille-Kombination wie weiter oben geschildert. Der Tabak hier alles andere als herb, eher leise im Hintergrund und von eher süßlichem Aroma, ggfs spielt mir hier die Tonka auch einen Streich. Nein, der Tabak will nicht so recht, eher ist es der Kakao, der für den Hauch von Herbheit sorgt. Man könnte auch die Trockenfrüchte für das Herbe verantwortlich machen, es ist alles sehr engmaschig ineinander verwoben, schwer in Einzelteile zu zerlegen. Was der Baumsaft sein soll, erschließt sich mir jedoch nicht. Baumsaft ist schlichtweg zu pauschal. Jede Pflanze, jeder Baum hat, so man sie oder ihn anschneidet, einen typischen Geruch. Von milden Gerüchen, die kaum wahrnehmbar und bei vielen Pflanzen sehr ähnlich sind - die Mainstreamlinge der Botanik - gibt es durchaus auch sehr auffällige Charakterköpfe, die du unter 100 anderen zweifelsfrei herausnäseln kannst. Hier jedoch schwer, genauer genommen unmöglich für mich, etwas Genaueres zu sagen. Außer, ich habe ein Juwel wiederentdeckt und weiß jetzt auch, wie es heißt!
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DN1982 vor 4 Jahren 3
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Geht das schon wieder los?
Das ist die Frage, die mir als erstes in den Sinn kam, als ich mir diesen Burschen zu einem Test vorknöpfte. Ja, die typische "Sommernote" beim Aufsprühen. Quietschige Frische, hier untermalt mit einer leicht herben Würze, die an sich stimmig ist. Da beißt sich nichts im Verlauf, Muskat und Zeder drücken Sun Men in eine eher herbe Richtung, in der Mitte kommt gar ein leicht muffiger Unterton zum Vorschein, der sich aber wieder legt. Ob das gut so ist? Nun, gewiss - aber dann kommt eine Süße zum Tragen, nicht zu penetrant, aber doch präsent, sodass ich sofort an den Vanille-Tonka-Langweiler denken muss. Ist aber nicht drin, dass Zeug - was spielt hier also den süßen Streich? Ich bin ratlos.

Wo ich aber nicht ratlos bin, ist die Tatsache, dass das erneut einer dieser Düfte ist, die ich schon zigfach erschnuppert habe und die mich mittlerweile nicht nur zu Tode langweilen, sondern langsam aber sicher damit anfangen, abstoßend zu wirken. Geht das schon wieder los?
Sun Men reiht sich nahtlos ein in Düfte wie Fan di Fendi, RDLC von Lee Cooper, O Boticarios Men Only und Montblanc´s Presence: der eine einen Tick süßer, den andere einen Tick apfelfruchtiger, der nächste lederlastiger (Reihenfolge stimmt nicht mit den genannten Ähnlingen überein). Wer drauf steht und eine Alternative zu den genannten Ähnlingen steht, kann auch mal hier zugreifen, wenngleich es wohl kaum einen Sinn macht. An Klassiker wie Jil Sanders Meisterstück Background kommt der hier bei weitem nicht ran.
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DN1982 vor 4 Jahren 3
Den kennt man doch...
Was lese ich hier? Blindbuy Superstar, ein Hochgenuß, ein außergewöhnlicher Duft, den man so nicht kennt.
Ja, Leute, wenn ich so einen Duft das erste Mal vor die Nase bekomme, dann ist er tatsächlich außergewöhnlich. Aber ich will mal ein bisschen was dazu schreiben. Ingwer und Bergamotte sind nicht die Nummer 1 in der Kopfnote, vernehmbarer von den beiden ist der Ingwer, der Zimt jedoch - logisch - prägnant und hält sich bis runter zur Basis, verschwindet jedoch zum Ende hin. Der Apfel, der sich nicht minder prägnant in den Mitten festsetzt, spielt in Wahrheit aber schon in der Kopfnote seine Rolle. Im weiteren Drydown und je weiter sich Presence seinem Ende, das leider ein bisschen zu früh kommt, nähert, kommt eine leichte Unruhe rein, die versucht, die Süße zu brechen bzw ihr die Eindimensionalität zu nehmen. Ich tue mir an dieser Stelle schwer zu sagen, ob es am Salbei liegt oder dem staubtrockenen Teakholz; tendieren würde ich eher zum Teakholz.

Für den Preis sicher etwas Feines. Aber sooo außergewöhnlich ist er jetzt nicht, denn ich habe mindestens 2 Düfte in meinem Repertoire gehabt, die in die gleiche Richtung schießen wie Presence. Ersterer wäre RDLC vom britischen Modelabel Lee Cooper. Beide Düfte ähneln sich sehr; die gelungenere Variante ist jedoch Presence, zumal RDLC eine mufig-stechende Note von trockenem Weiden- und Lindenholz hat, die vielleicht ein Holzschnitzer, aber kein Duftliebhaber ensthaft schätzt.
Ein anderer Duft, der in die Richtung geht, war O Boticario Onix, den ich sehr liebte. Hier hat jedoch der Brasilianer die Nase vorn, da dieser mit dem spritzig herben grünen Apfel angesetzt ist und alles in allem facettenreicher, würziger.
Und selbst ein Klassiker und wahrer Nasenschmeichler wie Boss Soul ist Presence nicht ganz unähnlich, wenngleich dieser jetzt nicht als Duftzwilling von Presence zu bezeichnen ist.

So, jetzt habe ich also die Einzigartig von Presence ein wenig torpediert, was aber nicht heißt, dass Presence schlecht ist. Mit Spice Bomb würde ich ihn aber nicht annähernd gleichsetzen, wie in einem der Komentare geschehen, das ist ne andere Schiene.

Presence hat trotz "discontinued" aber einen entscheidenden Vorteil: im Gegensatz zu RDLC, Onix und Soul ist dieser problemlos zu beschaffen und das zu moderaten Preisen!
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6 - 10 von 75