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vor 3 Monaten - 19.08.2025
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Historische Reihe: Nr. 4. Was hätte Johann Wolfgang von Goethe getragen?

Historische Reihe: Nr. 4. Was hätte Johann Wolfgang von Goethe getragen?

(Achtung, ich weiß nicht, was JWvG getragen hat. Was folgt, ist einfach ein spielerischer Versuch, ihm passende Düfte anzudichten, weil...ja, weil ich einfach Lust darauf habe. Ich halte mich auch nicht daran, welche Düfte zu jener Zeit existiert haben oder nicht. Die Idee ist, an dieser Stelle in regelmäßigen Abständen historischen Persönlichkeiten, Düfte zuzuschreiben. Viel Freude beim Lesen).

Der junge Johann Wolfgang Goethe ist 27 Jahre alt und bereits ein Star am Himmel der deutschen Literatur. Sein Werther machte ihn europaweit berühmt. Später wird erzählt werden, Napoleon selbst hätte Goethe erzählt, er habe den Werther dreimal gelesen- was vermutlich eher „Dichtung“ als „Wahrheit“ ist. Aber Goethe ist ein Star. Das ist unbestritten. Es ist das Jahr 1776, Goethe ist in Weimar, reitet gemeinsam mit dem jungen Prinzen Carl August aus und tatsächlich tut er Dinge, die dem Ruf einer klassischen Schullektüre, zu der er - teils zu seinem Glück, teils zu seinem Unglück- geworden ist, nicht so zu passen scheinen. Aber er neckt die jungen Damen, stellt ihnen nach, gibt mit seinem Pferd und seiner für deutsche Verhältnisse- schon gar für die Provinz- extravaganten Art an. Der junge Goethe ist eben ein junger Mann, zu selbstbewusst, zu laut und zu überschwänglich, aber das ist ja auch in Ordnung, solange niemand zu Schaden kommt wie die Friederike Brion in Frankfurt. Das aber ist eine andere Geschichte. Nun ist der Junge Dichter in Weimar, stürmt und drängt nicht-klassisch so um den Feldern und auf dem weißen Papier daher und trägt Layton Exclusif , weil er es kann.

Es ist das Jahr 1786. Goethe, mittlerweile von Goethe, bricht inkognito nach Italien auf. Weimar ist eng geworden, sein Name, sein Ruf, sein Wirken zu groß und immer nur Bestätigung und Anerkennung erscheint dem Menschen wohl auch zu viel. Etablierter kann man in seinem Feld nicht sein, da bricht der noch nicht 40-Jährige auf, um in der Sonne Italiens das richtige Sehen zu lernen und das Zeichnen ernsthaft anzusehen. Goethe, ein Lernender auf ewig, wird Italien ein Denkmal setzen, die Weimarer Gesellschaft und noch 200 Jahre nach ihm Intellektuellen deutscher Zunge in das sonnige Italien locken, in das Land, „wo die Zitronen blühn“, wird das Zeichnen ernsthaft angehen, Unterricht nehmen und doch das Schreiben wieder für sich entdecken und letztens Ende nie motiviert bei seinen Leisten bleiben. Er wird bis in den Süden hineingehen, weiter als sein Vater, er wird Liebschaften und Freundschaften entdecken und erneut eine Epoche begründen. Doch an diesem Morgen sitzt er mit genug Geld und Proviant als Kaufmann Möller in seiner Kutsche, sieht den Sonnenaufgang und trägt Dolce & Gabbana pour Homme (1994) Eau de Toilette. Es blühn die Zitronen eben dort, wo das Gemüt im Richtigen sich einbettet.

Es ist das Jahr 1794. Johann Wolfgang von Goethe ist verabredet mit diesem Schiller, der, und das weiß der Dichterfürst mittlerweile, kein Stürmer und Dränger mehr ist. Auch der Schiller ist vernünftig und ästhetisch erwachsen geworden. Ein „glückliches Ereignis“, keine Missverständnisse mehr, kein Verkennen des anderen mehr, auf Augenhöhe wird es zugehen. Goethe soll an dieser neuen Zeitschrift mitwirken, ganz klassisch soll es zugehen. Politik außen vor, sagte der Schiller, die Menschen seien schon politisiert genug, nach Griechenland blicken und das Vaterland entstehen lassen- so hat es Goethe verstanden und das passt ihm. Goethe greift ins Regal, nimmt diesen Matten, schwarzen Flakon in die Hand und sprüht 4x Acqua di Giò Profumo Parfum , denn dieser Duft erinnert ihn an Italien. An das eine Mal, als diese Frau mit dem Rotwein auf den Tisch die Uhrzeit für das Treffen am nächsten Tag zeichnete. Dieser Duft erinnert ihn daran, wie er einmal nichts ahnend und ein Münster zeichnend, für einen Agenten gehalten und verhaftet wurde. Dieser Duft passt für das, was kommen soll. Denn mit italienischem Gemüt lassen sich Texte für den guten Schiller verfassen, die das Klassische treffen sollen. 99 Leben hat Johann Wolgang von Goethe bisher gelebt, aber auf 99 weitere hat er noch Lust und Kraft. Ein Genie, das leben und wirken will.

Aktualisiert am 19.08.2025 - 07:30 Uhr
11 Antworten
PoesiefannyPoesiefanny vor 2 Monaten
Goethe hat sicher gerne Hesperidendüfte und vor allem Eau de Colognes getragen. Spritzig, witzig, hin und weg !
GreenGorillaGreenGorilla vor 3 Monaten
Sehr gerne gelesen, bestimmt hat er auch einen italienischen Zitronenduft getragen.
WeirdlyWeirdly vor 3 Monaten
Nerdkommentar: Wenn Maar über Düfte schreiben würde, wäre er dann DSportello? 🧐
DSportelloDSportello vor 3 Monaten
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@Weirdly 🤫🤫
Wer ist dieser Maar. Noch nicht von ihm gehört!
LaurablaLaurabla vor 3 Monaten
Diese Reihe ist genial. Danke fürs Teilen. Habe gut gelacht :)
JupiterRollsJupiterRolls vor 3 Monaten
Sehr schöner Beitrag! Ich bin mir sicher, der Herr Geheime Rat hätte deine Auswahl sehr zu schätzen gewusst. Grüße aus Weimar. :)
DSportelloDSportello vor 3 Monaten
1
Oh, aus Weimar? Wie schön. Müsste ich mal wieder hin.
1Christina71Christina7 vor 3 Monaten
Sehr kreativer Beitrag! Gefällt mir gut 👍
GerdiGerdi vor 3 Monaten
3
Goethes Auswahl war deutlich geringer als die unsrige heute:
Echt Kölnisch Wasser (1792), Limes von Floris (1806), Murray & Lanman Florida Water Cologne
(1808), Eau Superbe Rancé (1820), Lavender von Floris (1821), Number Six Caswell-Massey (1772), Ambra von Santa Maria Novella (1828), Gold Medal von Atkinsons (1799), Eau de Cologne de Jean Marie Farina (1806), Imperial Leather von Cussons (1768), Eau de Lubin (1798), Kölnisches Wasser von Klosterfrau (1827), Kölnisches Wasser mit Amber von Klosterfrau (1827), Eaux des trois Alliés von Martin Friedsey (1825).
JupiterRollsJupiterRolls vor 3 Monaten
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Goethe verwendete tatsächlich Echt Kölnisch Wasser. Allerdings hat er sich nicht selbst damit eingesprüht. Auf seinem Schreibtisch hatte er stets mit Eau de Cologne benetzte Tücher in einer Schale liegen.
XyzXyzXyzXyz vor 3 Monaten
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…ist doch recht ordentlich, gerade, wenn man sich vor Augen führt, dass uns das heute alles noch ziemlich bekannt ist ^^

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