Dan93

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11 - 15 von 45
Dan93 vor 1 Jahr 4 4
9
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7
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9
Haltbarkeit
10
Duft
Der Unantastbare
Sie streift durch das Börsenviertel der Donaustadt Wien. Ihr neuer Arbeitgeber hat sie kurzerhand aus New York direkt nach Europa versetzt, um den Status Quo der Firmenideologie hier zu etablieren.

Es ist kurz vor Mittag, als sie den Eingang des Palais Hansen Kempinski am Schottenring 24 passiert. Ein Mann steigt aus einer dunklen Limousine und kreuzt ihren Weg.

Er trägt einen anthrazitfarbenden Maßanzug, schwarze Sonnenbrille, die Haare elegant zur Seite gekämmt und schwarze Monkstraps aus Kalbsleder.

Kaum hat er das Hotel betreten, nimmt sie einen Geruch war, den sie noch sehr genau aus ihrer Zeit an der Harvard Business School kennt. The graduates gift.

Er war ihr nicht neu, aber so weit weg von zu Hause hatte sie ihn noch nie gerochen und vorallem gab er dem Mann, den sie vor dem Hotel traf, eine schier unglaubliche Aura.

Nicht, dass sein Auftreten nicht sowieso schon dominant und unnahbar wirkte, sein Parfum machte ihn gleichermaßen unantastbar, wie begehrenswert.

Sie wirft einen Blick in die imposante Eingangshalle und hält einen Moment inne…
4 Antworten
Dan93 vor 1 Jahr 12 7
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Durch die Berge von Sa Pa
Der frühe Morgen legt dichten Nebel über die Berge von Sa Pa.

Der Blick über die grünen Felder und die purpur gekleideten Arbeiter wirkt beinah diffus.

Die Sonne wirft weichere Schatten im Tal, wo sich schier endlose Reisfelder befinden.

Die engen Bergstraßen ins Tal sind vom Regen der letzten Nacht aufgeweicht.

Ich steige von meinem Motorrad und atme tief ein, als ich unten angekommen bin.

Neben den Feldern liegt ein kleines Dorf.

Aus den Holzhütten steigt Rauch empor. Die Einwohner machen eine Pause von der Arbeit und bereiten Speisen zu.

Unverkennbar ist er - der Duft von frischem Reis. Getragen von der monsunhaften Luft im Tal, verteilt er sich im gesamten Dorf.

Eine alte Frau grüßt mich und winkt mich herbei.

In ihrer Hand wartet eine hölzerne Schale Reis auf mich, die sie mir prompt reicht.

So sitzen wir da, leichter Regen hat wieder eingesetzt und es tropft vom Dach ihres Hauses auf den lehmigen Boden.

Als sie aufsteht um ins Haus zu gehen und dabei die Tür öffnet vernehme ich einen leichten Schweif von Weihrauch, der vom Schrein in ihrem Wohnzimmer herrüber weht. Für einen kurzen Moment sehe ich das kleine Bild ihres verstorbenen Mannes.

Sie steht neben mir und reicht mir frisch gebrühten Tee, dessen wohlig mildes Aroma den Geschmack des Reisgerichts hervorragend betont.

Die Sonne scheint durch die Wolken hoch oben am Bergrand und legt das Dorf samt seiner Reisfelder in ein unbeschreibliches gelb-orange.
7 Antworten
Dan93 vor 1 Jahr 6 6
10
Flakon
10
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10
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9.5
Duft
Zwischen den Welten
Früh am Morgen bereitet sie den Dornenkranz vor.

Sie tut dies nicht aus freiem Willen, denn die römischen Soldaten zwangen sie die alten Dornenbüche zu beschneiden, um einen Kranz aus trockenem Holz anzufertigen.

Die Sonne hat bereits in den letzten Wochen all die Vegetation ausgetrocknet.

Auch heute legte sie einen unerträglichen Schleier aus Hitze über die Straßen von Jerusalem.

Den Mob hörte man schon seit der frühen Morgenstunde. Sie bereiteten das schwere Kreuz vor.

Kurz vor Mittag ist es dann soweit.

Jesus, der von Peitschenhieben schwer gezeichnet ist, trägt die Dornenkrone auf dem Kopf und das Holzkreuz auf den Schultern. Sie treiben ihn von Pilates Gerichtshalle in die Hitze und durch enge Straßen.

Hinauf nach Golgotha, wo sein Richter wartet.

Jesus hat tagelang kein Tageslicht gesehen. Das grelle Licht auf den hellen Hauswänden, der Lärm der Menschenmenge am Straßenrand und die Sonne schrenken seine Wahrnehmung auf ein Minimum ein.

Das einzige, dass seine Sinne verarbeiten können, ist ein Geruch.

Vielleicht nur eine Erinnerung aber er riecht Dinge wie Balsam, Pfeffer, Leder, Weihrauch und etwas sehr Spezielles.

Das Öl des Nardenbaums. Den Geruch kannte er aus seiner Kindheit, wo er häufig die Rinde von Narden entfernte und damit kleine Schiffe baute.

Er versuchte sich diese schönen Momente in seine Gedanken zu rufen, während er die letzten Schritte hinauf stieg, wo ihn sein grausames Schickal
bereits erwartete.

6 Antworten
Dan93 vor 1 Jahr 9 3
9
Flakon
9
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9
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8
Duft
Martin Suter/Allmen in a bottle
Tief in meinem Romanregal findet sich der ein oder andere Schatz.
Tief in meiner Parfümsammlung findet sich der ein oder andere Schatz.

Sultan Vetiver liegt dort noch nicht lange. Genau genommen ist er als blindbuy kürzlich eingezogen.

Vetiver kennt man einige. Seit über 10 Jahren begleitet mich "Grey Vetiver (Eau de Parfum) | Tom Ford" und gibt mir stets den „Zahnarzt im Porschecabrio auf dem Weg zum Golfplatz“-Vibe.

Nun wurde mir DER Vetiver schlechthin empfohlen und der Tag brachte Spontanität mit sich - gekauft!

Ein langer Arbeitstag, hungrig und leicht erkältet kam ich nach Hause.

„Schatz, da ist ein Paket für dich angekommen!“

Noch vor dem Essen und der Dusche musste ich den blindbuy endlich testen.

Zwei Sprays auf die Unterarme (in Pulsnähe), um direkt die Kopfnoten zu testen - Verwunderung (keine Enttäuschung!) macht sich breit.

Was passiert hier? Ich rieche Vetiver, aber nicht kühl, trocken und klar, wie ich es vom gradlinigen Tom Ford kenne!

Sofort kommt eine gewisse Süße, aber auch zitrische Säure hinzu.

Erste Assoziation, ganz frech und frei: Opa Karl! Ja dieser Duft riecht tatsächlich alt. Aber gleichsam auch elegant!

Nun das widerspricht sich primär nicht, aber es ist auch nicht jedermanns Fall.

Ich gehe duschen […]

Merinowollhose an - Wohlfühlzeit - ich gehe zurück ins Wohnzimmer.

Schon im Flur begnet mir ein unbekannter Duft. Erster Gedanke: Lobby eines Luxushotels.

Ich gehe ins Wohnzimmer und der gesamte Raum riecht elegant, opulent und nach Vetiver.

Ich bin überrascht und teste gleich nochmal im FW auf der Brust.

Der Duft performt großartig und entwickelt sich im FW nochmal vielschichtiger.

Die „Opa-Assoziation“ verblasst. Dieser Duft strahlt Eleganz und Reichtum aus. Ein Sultan?

Nein! Zurück zum Beginn. Meine Büchersammlung.

Martin Suters fiktiver Charakter Johann Friedrich zu Allmen kommt mir in den Sinn. Sei er nun autobiografisch oder ein reiner Romanheld, ich würde mir seinen Signaturduft genau so wünschen/vorstellen!

Die Dreiteiler aus der Saville Row, der extravagante Lebenstil und die Villa Schwarzacker stehen in Kongruenz zu Sultan Vetiver.

Er reiht sich ein und tanzt allgemein aus der Reihe…
3 Antworten
Dan93 vor 1 Jahr 11 3
10
Flakon
10
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Ultimum proelium
Der Tag begann früh für Trebius. Die Sonne hatte am Vortag heiß über der Stadt gestanden.

Er schleppte die Marmorfliesen für den neuen Palast von Cornelius XII zwar bereits seit mehreren Monaten die steilen Bergwege hinauf, aber heute hatten ihn die vielen Stunden am Holzschwert eingeholt.

Die letzten Wochen waren besonders kräftezerrend für ihn gewesen, da er sich vorbereiten musste.

Und heute war es wohl soweit. Er ging in das Lager der Kämpfer zurück und betrat die alte Holzbarracke die tagtäglich nach Schweiß und anderen menschlichen Ausscheidungen roch.

Seine Pritsche lag weit hinten in dem dunklem Schlafsaal. Er hob seine Lederrüstung auf und drehte sich zum Licht. Die Spuren der letzten Kämpfe waren unübersehbar. Neben getrockneten Blut und aufgeberrstetem Leder, fanden sich auch einige Schnitte und Einstiche auf der Oberfläche wieder.

Sein nächster Halt waren die Katakomben unter dem Rundtheater. Hier war es angenehm kühl und es roch stets nach den alten Barriquefässern des Kaisers.

In ruhigen Minuten, meist während des Menschen-Löwen-Bären-Kampfes, wo alle Aufmerksamkeit auf der Arena lag, gelang es den Gladiatoren einen Kelch der gegorenen Weinreste zu stehlen.

Das Getränk enthielt soviel Alkohol, dass die Angst vor dem oft sicheren Tod sank.

Trebius schluckte die letzten Reste aus dem rostigem Kelch hinunter und griff sich ein Schwert aus dem Waffenständer. Dazu sollte ein mit Metall verstärktes Holzschild ihm Schutz vor Speer und Morgenstern bieten.

Plötzlich wurde die massive Holztür aufgestoßen. Uniformierte Männer schleppten zwei leblose Körper in den Raum. Wenige Meter vor Trebius ließen sie die entstellten Kämpfer auf den Steinbodenfallen. Das Blut füllte schnell das Pflaster und verlor sich in den Rillen.

Einer der Soldaten zeigte auf Trebius und gab ihm zu verstehen, dass nun sein Zeitpunkt gekommen war.

Er zog seinen Helm an und betrat den hell-orangenen Lichtkegel, den die Abendsonne in den Raum warf.

Die Arena galt einem einzigen Schlachtfeld. Neben einem Löwen dessen Brustkorb von einem Speer durchbohrt war, lagen dort auch mehrer abgeschlagene Arme und zwei Köpfe. Ein Zeichen für einen schlecht gelaunten Cornelius XII.

Nun kamen auch die anderen drei Kämpfer aus ihren Toren.

Es war der letzte Kampf des Tages und das Amphitheather wurde in ein blutrotes Dämmerlicht gelegt.

Cornelius gab, Trauben essend und Wein trinkend, sein Zeichen und die Kämpfer stürmten schreiend aufeinander zu.

Der Kampf war schnell von vier auf zwei Überlebende dezimiert, das Novelis, ein alter Freund von Trebius, seine Deckung nicht gut genug schützte. Der Morgenstern traf ihn direkt auf dem Brustkorb. Kurz nach dem Schlag fügte der dritte Krieger dem Angreifer einen Schwertstoß durch den Rücken zu.

Trebius sah dem Treiben defensiv aus sicherer Entfernung zu.

Trebius umhüllte der ihm bekannte Duft. Das Leder der Rüstung, der Schweiß des heißen Sommertages, das Holz seines Schwertgriffes und der Atem der nach vergorenem Wein roch.

Er sprang auf und suchte den Kampf. Der andere Krieger war zwar kleiner als Trebius, aber dafür deutlich massiver gebaut.

Sie lieferten sich einen erbitterten Kampf, der mit einem Missgeschick entschieden wurde.

Der muskolöse Kämpfer ging nach einem Schlag auf sein Schild zwei Schritte rückwärts und übersah dabei den Kadaver des Löwen.

Einmal auf dem Rücken liegend, hatte er keinerlei Chance sich und seine schwere Rüstung aufzurichten.

Cornelius XII, der von dem schnellen Kampfverlauf gelangweilt war, drehte den Daumen nach unten.

Trebius hob sein Schwert und befreite den gefallenen Gladiatoren von seinem elendigem Leben.

Die Masse feierte den erneut siegreichen Gladiator, der mit leerem Blick in den Himmel hinauf sah.

Cornelius XII gab seinem Diener ein Zeichen.

Trebius, der in der Mitte des Amphitheaters stand, merkte, dass alle vier Tore geöffnet wurden.

Zwei Bären und zwei Löwen wurden in die Arena geführt und von ihren Ketten befreit.

Er kniete sich nieder und warf Schild und Schwert beiseite.


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