Was ist ein Lieblingsduft und wie betrügen wir uns selbst ?

Die im Titel gestellte Frage stellt sich in einer Welt voller Influencer, Vorbilder und YouTube-Videos mehr denn je. Auch mich begleitet die Frage schon seit Beginn meiner Duftleidenschaft. Gerade in Zeiten wo viele Menschen von außen stark beeinflusst werden, scheint die individuelle Entscheidung immer mehr jemand anderen überlassen zu werden.

Man vernimmt durch die wachsende Bekanntheit der Seite und auch die stark wachsende Begeisterung für Düfte immer mehr den Eindruck, dass der eigene Geschmack nicht mehr einem selbst gehört. Hier ein TOP 10 Video, da eine Rezension und wiederum dort eine Bekanntmachung der Lieblingsdüfte. Seit das Thema Duft bei Social Media eines der häufigsten Themen wurde, so scheint die eigene Meinung über den eigenen Geschmack immer weniger Relevanz zu gewinnen.

„Ich möchte riechen wie der Rapper, möchte die Sammlung dieses Influencers haben.“

Er eigene Geschmack wird einfach von jeder Ecke torpediert und verfälsch, sodass viele selbst nicht mehr zu wissen scheinen, was sie überhaupt mögen. Schlechte Blindbuys und herbe Enttäuschungen sind die Folge. Auch ich selbst erwischte mich am Anfang meiner Duftreise dabei, dass ich einfach mal blind einen Duft auf Grund einer Empfehlung gekauft habe, ohne jedoch einen gravierenden Fehlkauf gemacht zu haben.

Bei mir kommt leider noch die schlechte Eigenschaft dazu, dass ich mich selten über längere Zeit bei einem Thema halten kann. Es ist dann wie ein fehlender Fokus auf das was ich habe. Dabei verliere ich schnell die Lust an bestimmten Düften bzw. Dufteigenschaften. So war über die letzten Jahre eine gewisse Fluktuation vorprogrammiert.

Ich appelliere an alle „Frischlinge“ die diesen Blog lesen, dass sie ihren eigenen Geschmack ausbilden sollen und müssen. Wenn dies in dem Rahmen geschieht, wie Düfte ausgelegt sind, dann dürfte es kaum noch Düfte geben, die Massen an Leuten besitzen. Denn die Varianz ist so gigantisch, dass quasi jeder einen anderen Duft als Lieblingsduft erhält, Auch wenn diese Vorstellung utopisch ist. Es hilft aber allgemein dabei viele verschiedene Richtungen kennen zu lernen, wenn man sich und seinen Geschmack selbst entdeckt. Auch wenn man nur über Influencer an das Thema heran geführt wurde, so sollte man eher mal dem eigenen Gefühl vertrauen und eher über Statements und Rezensionen entscheiden, ob einem der Duft gefällt.

Wenn man sich an anderen Leuten orientieren möchte, so sollte man einige bekannte Düfte testen und dann schauen, welcher Parfumo eine ähnliche Wahrnehmung auf der Haut hatte. Dem kann man sich dann anschließen und schauen, inwiefern sich Geschmäcker angleichen. So findet man eher Düfte, die einem zusagen, als wenn man nur auf die Meinung eines Menschen wert legt, der möglicherweise eine ganz andere Wahrnehmung als man selbst hat.

Ich konnte jedoch in den letzten Monaten vermehrt spüren was ich nicht mehr in der Sammlung missen möchte. Dabei habe ich nun feste Düfte, die bleiben und einen gewissen Teil, der rotieren darf. Eine simple, jedoch recht effektive Methode neue Düfte in der Sammlung zu haben, ohne meine Lieblinge abzugeben.

Was ist denn jetzt der Lieblingsduft ? Ist es nur der, der einem das beste Gesamtpaket bietet oder ein Duft, der in den meisten Situationen die beste Auswahl ist ?

Die meisten verstehen ihren Lieblingsduft auch einfach danach, welchen sie am meisten tragen. Quasi der Immergeher. Wiederum Andere empfinden ihren Signature, also den Duft, der die Person am besten repräsentiert als Lieblingsduft.

Für mich selbst gibt es nicht den EINEN Lieblingsduft. Es kommt auf meine Tagesform an, auf mein Gefühl am Morgen und einfach meiner Laune. Düfte sind so individuell wie unsere Laune. Manchmal fühl ich mich einfach nach Black Tie und manchmal eher nach Black Phantom Memento Mori . In letzter Zeit öfter nach Ombre Nomade . Ist deswegen aber Ombre Nomade mein Lieblingsduft ? Sicher nicht. Einen Tag so und den Anderen so. Wenn ich mich festlegen müsste, dann wären aber die drei genannten diejenigen, die ich momentan als diejenigen betiteln würde.

Also schwärmt hinaus und entdeckt eure Individualität und nicht nur den Geschmack eines anderen.