DerDefcon

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11 - 15 von 131
DerDefcon vor 3 Jahren 37 8
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Wieder so ein Kurkdjian
Ich habe aufgehört zu zählen, bei wie vielen Düften aus dem Hause Kurkdjian es zwei oder mehr Anläufe brauchte, um jene lieben zu lernen. Zumindest war "masculin Pluriel" einer davon, bekam ich ihn erstmals vor circa zwei Jahren unter die Nase, als ich olfaktorisch noch nicht so viel kannte. War ich damals jedoch schon von "APOM Homme" und "Lumière Noire Homme" begeistert, hatte es "masculin Pluriel" ziemlich schwer, mich zu beeindrucken. So kam es, dass ich die kleine Abfüllung an meinen Cousin weiterreichte. Einige Monate später fragte ich ihn eher beiläufig, was aus der Probe geworden sei und ob ihm der Duft zusage. Er erklärte, dass noch ein kleiner Rest im Minizerstäuber sei, er aber diesen nicht aufbrauchen wolle, da ihm der Duft recht gut gefalle. Ich war sehr erstaunt, da ich "masculin Pluriel" als ein recht tristes, belangloses und an einfaches Lavendel-Duschgel erinnerndes Parfüm in Erinnerung hatte. Mehrfach tat ich hier im Forum auch kund, dass "masculin Pluriel" mich stets an des Großvaters After Shave erinnere, welches in aller Regelmäßigkeit überdosiert wurde. Dennoch war meine Neugier geweckt und es wurde eine kleine Abfüllung im Souk geordert - eine Entscheidung, die sich auszahlte.

Frisch aufgesprüht, bot mir "masculin Pluriel" keine große Überraschungen. Schließlich kannte ich die vom Lavendel dominierte Anfangsphase bereits. Der Lavendel tritt hier recht kratzig und rau auf, gleichzeitig aber auch sehr frisch. Von einem stereotyp maskulinen Dufteindruck schrieb ich in meinem Statement, ist das ganze doch sehr auf Rasierwasser oder eben auch Duschgel getrimmt. Lässt man dem Duft jedoch Zeit - glücklicherweise braucht es hier keine Stunden - wird man mit einem Lavendel belohnt, der seine duschgelartige Kratzigkeit verliert und von weichem Leder und dezentem Holz untermalt wird. "masculin Pluriel" ist nun unfassbar aromatisch, dabei sehr reif und schafft es, eine Brücke zwischen klassischen Duftnoten und Moderne zu schlagen. Die Trias aus frischem Lavendel, Holz und Leder ist auch für die unter Dreißigjährigen problemlos und überall tragbar, denn von Altbackenheit fehlt hier jede Spur. Dabei spielt es keine Rolle, wie man gekleidet ist, denn "masculin Pluriel" passt zum Hemd, zum gepflegten T-Shirt, zum Anzug, zum Mantel oder auch zur Lederjacke. So ist dieser Kurkdjian ein passender Kandidat für den Frühling, Herbst oder milde Wintertage. Die Haltbarkeit ist dabei sehr gut, die Sillage absolut sozialverträglich.

Fazit: Es scheint darauf hinauszulaufen, dass meine kleine Sammlung gefühlt nur aus Kurkdjians bestehen wird. Man könnte jetzt sagen, dass dies langweilig oder einfältig sei, aber andererseits sind die Düfte - nicht alle, aber viele - schlicht und ergreifend gut bis sehr gut und vor allem alltagstauglich.
8 Antworten
DerDefcon vor 3 Jahren 14 10
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft
Letzter Versuch.
Nun habe ich alle drei Düfte unter der Nase gehabt. Gemeint sind "Silver Mountain Water" von Creed, "Mefisto" von Xerjoff aus der Casamorati-Kollektion und ebenso auch der Ableger "Mefisto Gentiluomo". Alle drei Düfte ähneln sich enorm und die Duftzwillingsangaben kann ich so unterschreiben. "Mefisto Gentiluomo" hebt sich allerdings nochmal ein wenig von dem herkömmlichen "Mefisto" und damit ebenso auch von "Silver Mountain Water" ab.

Der Auftakt besticht durch Zitrone und Bergamotte. Bis hierhin riecht alles nach der allseits bekannten "Silver Mountain Water"-DNA. Wenig später jedoch gesellt sich die Iris mit hinzu, die jener DNA ein paar Ecken und Kanten verpasst, hervorgerufen durch ein leicht kosmetisch-kratzigen, an die Iris in "L'Homme" von Prada erinnernden Unterton. Zedernholz weiß sich später auch noch zu zeigen, bleibt dabei allerdings eher im Hintergrund. Von dem Veilchen rieche ich leider gar nichts, hätte es doch DEN Unterschied ausmachen können, um die für mich gähnend langweilige "Silver Mountain Water"-"Mefisto"-DNA aufzupeppen. Zumindest verhindert die helle Iris diesen muffigen Moschus-Unterton, den ich bei "Mefisto" oder auch dem Creed vernahm und die mich enorm störte.

Am Ende holt mich auch "Mefisto Gentiluomo" nicht ab. Die Grund-DNA des Dufts spielt die erste Geige und da ich mit der nicht so ganz kann, können hier weder Iris noch Zedernholz helfen. Auch dieser Duft bleibt mir zu langweilig, begeistert mich nicht. Liebhaber des "Silver Mountain Water" oder herkömmlichen "Mefisto" können hingegen beherzt zugreifen. Sie dürften hier ihren Gral finden.
10 Antworten
DerDefcon vor 3 Jahren 13 6
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Metallisches Neroli trifft auf warme Vanille
Na? Bei dem Titel neugierig geworden? Ich hoffe doch sehr, denn dieser Duft ist es wert, kennengelernt zu werden.
An viele tolle Düfte gerät man durch Zufall, wenn man es so nennen möchte - ein Tauschgeschäft hier, ein Tauschgeschäft da. Ihr kennt es. Aber kommen wir ohne weitere Umschweife zu dieser tollen Komposition, welche durch die Kombination leichter, frischer Noten mit wiederum gegenteiligen, nämlich schweren und süßen, zu beeindrucken weiß.
"Nero70" besticht im Auftakt durch einen ordentlichen Nerolischwall. Das Prädikat dieses Satzes ist eher symbolischer Natur, soll es doch eher für "beeindrucken" oder ähnliches stehen. Denn hier sticht nichts in der Nase ... wirklich nicht.
Das Neroli hat einen wundervoll metallisch-kühlen Auftritt. Das Aufkommen der - ich drücke es mal vorsichtig aus - "Oma"-Assoziationen wird durch genau die richtige Menge an hinzugegebenen Zitrusfrüchten gekonnt verhindert. Welche Zitrusfrüchte das genau sind, vermag ich jedoch nicht herauszuriechen.
Mit jeder Sekunde, jeder Minute und jeder Stunde tritt dann die Vanille immer deutlicher hervor. Diese ist sehr weich, nicht zu süß und keineswegs klebrig oder penetrant, was wohl dem leichten und dezent fruchtigen Neroli zu verdanken ist. Diese Art es Zusammenspiels zwischen leichten und schweren Noten ist eine, die man bei Xerjoff perfektioniert zu haben scheint und die man in diesem Dufthaus immer wieder findet. Schnuppert mal an "Uden" oder "Naxos". Dann versteht ihr, was ich meine.
Aber zurück zu "Nero70", bei dem wir nun einen leicht metallisch anmutenden Neroli-Vanille-Verbund vorzuliegen haben - lange haltbar, nicht zu brutal abstrahlend, meiner Nase nach sogar recht dezent (und das bei Xerjoff) sowie jahreszeitenübergreifend alltagstauglich. Im Frühling wird er sich wohl am schönsten entfalten, aber auch an kälteren Tagen, ja sogar bei Minusgraden, macht dieser Duft eine gute Figur. Wer also einen modernen Neroliduft sucht, sollte testen!
6 Antworten
DerDefcon vor 3 Jahren 13 5
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Luft und cremig zugleich, dazu verhältnismäßig günstig.
Beim Verfassen meines "Uden"-Kommentares erwähnte ich auch "Édition Blanche" von Chanel, da hier für mich unüberriechbare Parallelen auszumachen waren. Beide Düfte bestechen durch eine zitrische Frische zu Beginn, die wenig später von einer vanilligen Cremigkeit kontrastiert wird - ein Verbund aus Leichtigkeit und Schwere, der in beiden Fällen sehr alltagstauglich und jahreszeitübergreifend tragbar ist.
Nun ist "Édition Blanche" natürlich der kostengünstigere Duft. Doch macht ihn das schlechter?

Nein, nur anders!

"Édition Blanche" besitzt eine ähnliche Zitrik wie "Uden" aus dem Hause Xerjoff, nur weiß diese über einen längeren Zeitraum einen frisch.transparenten Auftritt hinzulegen. Allgemein handelt es sich bei diesem Meisterwerk aus dem Hause Chanel daher um einen hochsommertauglichen Duft, was ich bei "Uden" nicht sagen würde. Letzterer mag mehr Tiefe besitzen, lässt etwas mehr Holz und meinetwegen auch minimal dosierten Kaffee des Trägers Nase betören, kommt damit aber auch deutlich dichter daher, was das Tragen im Hochsommer erschweren könnte. Diese "Schwäche" (Anführungszeichen sind bewusst gesetzt) lässt sich in "Édition Blanche" nicht finden. Es dominieren Zitrone und Vanille. Cremig und luftig zugleich duftet diese Kombination, kann immer getragen werden und, so finde ich, eigentlich nicht nicht gefallen.
Die Haltbarkeit ist in Ordnung, die Sillage eher zurückhaltend. Hier mag "Uden" zwar etwas mehr leisten, aber ob man dafür über 200,- Euro hinlegen möchte, ist wohl die Frage schlechthin. Hätte ich nicht schon ausreichend andere Düfte, die in Situationen zum Einsatz kommen, in denen auch "Édition Blanche" eine gute Figur machen würde, besäße ich dieses wunderbar zeitloses Parfüm schon längst.
5 Antworten
DerDefcon vor 3 Jahren 24 9
9
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Nasenstreiche
Wer Düfte aus dem Hause Xerjoff testet, stößt oft auf Kreationen, die sich buchstäblich in der Haut festbeißen und zusätzlich ganze Gebäudekomplexe zu kontaminieren wissen. Dieses Kontaminieren läuft allerdings auf eine gar nicht mal so unangenehme Art und Weise ab, was der häufig luftigen Sillage zu verdanken ist, welche ich bereits bei "Naxos" oder auch "Fars" aus der Oud Stars-Kollektion feststellen konnte. Die Düfte sind wahrnehmar, aber kaum störend, solange man es beim morgentlichen Sprühen nicht komplett übertreibt.
Bei "Accento", dem Fruchtduft im mehr als wohl auffälligen Plüsch- beziehungsweise Samtflakon, ist das nicht großartig anders - eine Sillage bis zum Herkunftsland der hier verwendeten Früchte, dabei aber unglaublich transparent. Die eigene Nase jedoch blendet diesen eigentlich sehr angenehmen Fruchtling sehr schnell aus und das auch bei vorsichtigem Sprühen. Normalerweise setzt der Adaptionsprozess immer dann ein, wenn gefühlt der halbe Flakoninhalt auf der Haut oder der Kleidung landet. Hier reichen schon drei vorsichtige Sprüher aus dem Minizerstäuber, welcher bekanntermaßen auch nur kleine Mengen pro Sprüheinheit hergibt, um den Duft sehr schnell nur noch sehr schwach wahrzunehmen. Diese Duftblindheit ist etwas bedauerlich, handelt es sich bei "Accento" um ein wirklich alltagstaugliches, für den Frühling und den Sommer an sich prädestiniertes Parfüm.
Der Auftakt ist fruchtig-zitrisch. Eine prominente Ananasnote wie in Creeds Bestseller kommt hierbei, anders als es die Duftpyramide vermuten ließe, weniger zum Vorschein. Ihr Dasein ist aber zu erahnen, jedoch durch das Zugegensein anderer Fruchtsorten nicht wirklich herausriechbar. Generell gefällt mir, dass dieser Früchte-Cocktail nicht diese für Fruchtdüfte oft typische Kratzigkeit mitbringt, bei der ich mich sofort an billiges Duschbad erinnert fühle. Hier ist alles relativ weich, für wenige Augenblicke auch sehr luftig, fast schon aquatisch.
Mit Einsetzen einer überhaupt nicht nach Lippenstift duftenden Iris prickelt es kurz darauf angenehm in der Nase und die Komposition bekommt ein paar Ecken und Kanten, um sich von anderen 'gewöhnlichen' Fruchtdüften abzuheben. Damit wäre der Duftverlauf eigentlich auch beschrieben.

Fazit:

"Accento" ist für mich, um es zusammenzufassen, ein angenehmer Duft, bei dem ich verstehen kann, dass er seine Liebhaberinnen und Liebhaber findet. Den bereits in meiner Sammlung stehenden Fruchtduft könnte er aber nie ersetzen. Da fehlt ihm dann nämlich das eine oder ander Quäntchen Raffinesse, so zumindest meine persönliche Meinung. Die schnell einsetzende Duftblindheit erwähnte ich außerdem bereits.
9 Antworten
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