Duftpsyche

Duftpsyche

Rezensionen
11 - 15 von 22
fröhlicher Besuch
...unlängst, einfach aus Neugier, oder weil in einer glücklichen Zeit der entsprechenden Damenduft mein Herz und meinen Kleiderschrank erobert hatten, jedenfalls bestellte ich aus einer Laune heraus Giorgio for Men. Blind.
Oder war es Vorahnung, wer weis, was bei mir ankam war nämlich der gern gesehene, überraschende Besuch von Mamas Bruder, Onkel Arne. Prompt wurde ich weit zurück katapultiert und sah ich mich als Teenager an einem beliebigen Tag aus der Schule heimkommen. In der Flurgarderobe bei den Mänteln hing ein fremdartig würziger, herrlicher Duft. Nicht nach Mittagessen wie erwartet, sondern irgendwie würzig-erlesen. Heute würde ich sagen parfümig, doch damals wär mir der Begiff nicht gekommen. Nur ein Gefühl von Frische, Eleganz und guter Laune. Und dieses Gefühl kam jetzt in der Gegenwart mit Giorgio für Men sofort zurück..

Genauso überrachend wie damals der beliebte Onkel. Von Zeit zu Zeit besuchte er uns, stehts ohne Ankündigung. Aber immer mit Witzen und kleinen Taschenspieler-Zaubertricks, die er nie verriet und die deshalb lange ihren Zauber behielten. Welche freudige Unbeschwertheit und sielerische Leichtlebigkeit wehte da plötzlich für einige Stunden in meinen grau-scheuen Teenageralltag. Die gleichzeitige Anwesenheit des würzigen Lüftchens war mir nur halb bewusst. Das sonnige Gefühl der Unbeschwertheit hatte den Duft des Mantels in der Garderobe. Dieses Gemisch verdichtete sich zur dem was sein Besuch für mich ausmachte. Hätte er Süßigkeiten oder Geschenke mitgebracht, sie hätten mir nicht soviel gegeben, wie die Tatsache daß er sich selbst mitbrachte in Form von Duft, spielerischer Leichtigkeit, Neckereien und Späße.
Gern hätte ich ihn gefragt, ob mein Duftverdacht richtig ist, aber er als einziger der Familie ist er später weit weggezogen und mittlerweile "vorausgegangen". Also fragte ich Mama, ob und was sie daüber wisse und die Antwort war aufschlussreich: er trug ihr jährliches Weihnachtsgeschenk!

Zum Duft: irgendwie fällt mir eine Ähnlichkeit mit "Mitsouko" auf, was jeher als Damenklassiker galt und heute ganz anders gesehen wird. Für mein Empfinden, ist Giorgio-for-Men keine "Macho-Männlichkeitsbombe" sondern verkörpert eher Onkel Arnes Energie hinter seinen Zaubertricks. Doch weil H+S sind sehr hoch sind kann das natürlich so wirken. Besonders im Vergleich mit der modernen synthetischen Federleichtigkeit und Un-schwere ist G-f-Men, als herbwürziger Männerchypre ein deutlicher Gegenspieler zu modernen unisex Molekülparfüms. Grundverschiedene Duftfamilien, die jede den eigenen Reiz haben. Eines ist sicher: die olfaktorisch Bekantschaft mit Giorgio-for-men bildet. Um nicht zu sagen, eröffnet einem wertfrei die Dimension zwischen damaliger und heutiger olfaktorischer Bevorzugung .
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allmählich erst lernte ich Dich lieben.
Grand Amour, also "große Liebe", ist halt auch ein großes Klischee. Und geschieht selten „auf den ersten Blick“. Und wenn es das doch tut, ist es oft der Anfang einer „Amour fou“, einer komplizierten Hass-Liebe. Also denkt man so einem Parfumnamen vielleicht „welch hoher Anspruch“. Besonders als Duft. Wo doch die Geschmäcker so überaus verschieden sind. Die bisherigen Rezensionen zu diesem Duft sind zwar freundlich, aber spürbar ambivalent.Keine Ahnung ob ich derart „hohe Parfümerie“ lieben kann, nur weil es der Name will?
So näherte ich mich, mehr aus Neugier als Erwartung vorsichtig mit einer 5ml Abfüllung. Einerseits um das Haus Annick Goutal kennenzulernen, andererseits aber auch neugierig geworden durch die Bescheibungen.
Seltsam, mein erster Eindruck war wirklich seltsam undeffinierbar, unbekannt und irgendwie „dunkelgrün“, wie ein mossiger waldtümpel oder leicht modriger alter Samt. jedenfalls nicht das was ich mir unter Duft vorstelle. Also nö. War wohl nix. Beiseite.

Vier Wochen später, die anderen Proben waren längst durchgetestet und leichter zu beurteilen, da wollte ich den „moosigen, waldigen Grüntümpel mit Froschlaich im Schilf “ probehalber nochmal besuchen. Nachsehen ob da nicht doch vielleicht irgendwo Seerosen sind. Ich fand aber keine! Dafür war der „leichte Moder“ einer Art Frische gewichen, die ich mir nicht erklären konnte.

Und der Duft ließ mir keine Ruh. ( Natürlich, nicht, das ist immer so zu Beginn einer GrandAmour) Also musste ich im sonnigen Mai diesen eigenwilligen Duft dann trotz "dunkelgrün" doch einfach mal spazieren tragen. Nur so. Zu einem Einkauf fahre ich in die Nachbarstadt. Und wie seltsam bezaubernd! Bei jeder Bewegung meines Armes am Lenkrad flüstert mir von irgendwoher ein elegant-seifiges Lüftchen etwas von maigrünen Blattspitzen und strahlend weißen Blüten. Während ich, verkehrskonzentriert, ganz vergessen hatte was ich trug hielt das olfaktorische Schmeicheln an. Wo ich auch ging, immer wieder umwehte mich überraschend der elegante, herb-strahlende Gründuft und machte mich innen so froh und hell, als wär ich in weißes Licht gekleidet? Aber was und woher?....na Klar! Geht nicht anders. Das muss das fremd-neue Parfum sein mit dem anspruchsvollen Namen.
In dieser Stunde drehte sich meine Wahrnehmung. Sie sollte sich oft wiederholen den Vergangenen Sommer und auch steigern. je besser ich den Duft kennelernte umso mehr gefiel er mir. Bald kaufte ich einen Restflacon GrandAmour, der nun im Herbst fast geleert ist und sicher nicht der letzte bleibt. Auch jetzt will ich nicht darauf verzichten, so sehr entspricht er mir auch jetzt noch im sonnigen September.
Mitglied Ergoproxy besitzt eine „Hall of Fame“. in meine käme vermutlich „Grand Amour“, Trotz, oder vielleicht sogar „wegen“ des Namens, denn was mich angeht trifft er zu. Ich trage ihn uneingeschrängt gern und er erfreut mich zuverlässsig. Wie bei einer „Grad Amour“ spüre ich absolut kein Verlangen nach weiteren Favoriten. Volltreffer in die winzige schwarze Mitte. Was für ein Geschenk.
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leblose Schönheit
so ein schöner erster Eindruck...und dann...bleibts dabei...weiter kommt nichts. Wirklich ein schöner Duft. Angenehm ohne den gerringsten Störfaktor, nicht süß, nicht stechend, auch haltbar, alles ziemlich "perfekt". Bis auf die Kleinigkeit dass er mir nicht das gerringste sagt. Kein Zauber, kein Verlauf, kein Geheimnis, kein Schock, kein Extra, kein....gar nichts! Einfach nichts außer "schön". Bei Bewegung des Armes umweht mich auch nach zwei Stunden noch exakt dasselbe "schön". Und auch dann noch dasselbe "schön" wenn die Nase hoffnungsvoll fragetfragt, "bist Du noch da ? , Was machst Du? " dann sagt der Duft: " Ja, bin noch da. Und mach dasselbe wie vorhin..., wie vorhin..., wie vorhin..., wie..."
Sag mal, was soll den das? Ah, ich habs....Du lebst nicht! Du erinnerst mich an die schöne, große tolle Sprechpuppe mit ganz richtigen Haaren, die ich als Kind hatte und die auf dem Kleiderschrank saß, schön anzusehen. Ich mochte sie nur weil sie schön war, aber sie sagte mit seltsamer Stimme immer dasselbe.
Brauchts das? Wozu? Nun, vielleicht ist es ein Duft fürs Großraumbüro? Sozusagen störfrei für jeden und dennoch da.
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Langzeitwirkung von Merchandising...
ist dieser zu entkommen? Wohl nicht, wenn man sehr jung ist und ein Luxusgeschenk bekommt, das genau nach dem Herzen ist, aber halt so gar nicht nach der Nase. Als blutjunges Mädel hat man mich beschenkt mit etwas, das mich sehr erfreute, mir gefiel und olfaktorisch heillos überforderte. Und dennoch hat Gloria Vanderbilt deutliche Spuren gegraben!
Mein damaliger Flacon war nämlich Teil eines Geschenksets und kam zusammen mit einem zauberhaften, lila Kosmetiktäschchen aus glänzendem Satin und Flockprint. Außen sehr elegant und ansprechend, doch innen, nun ja, eher billig-kitschig und diese „innere Minderwertigkeit“ übrigens sollte mich retten, doch der Reihe nach.

Zuerst mal wagte ein duftunerfahrener Teeager damals nicht, zuzugeben den erhaltenen Duft nicht zu mögen. Besonders da ich ihn doch unbedingt mögen wollte. Dabei bereitete es mir Verwirrung, ja sogar Ärger, dass meine Nase etwas anderes sagte, als ich doch bitteschön glauben und riechen wollte. Meine Freude an dem luxuriösen Geschenk und der Eleganz des Täschchens und das, was meine allzu grüne Nasenspitze sagte, passte nicht zusammen. Aber das wollte ich natürlich nicht wahrhaben. Zwar missfiel mir der Duft, aber andererseits war ich ja überzeugt davon, dass das Geschenk wohlüberlegt für mich ausgesucht worden war und ich wollte den freundlich Schenkenden ehren und ihm Recht geben. Außerdem schien es mir unpassend, etwas nicht zu mögen was derart "elegant" daherkommt. Also sprühte ich mich ein und war überzeugt, zumindest für Andere gut zu riechen.
Überraschenderweise wurde ich so auch selbst mit einer unerwartet angenehmen
Duftwahrnehmung beschenkt, die ich genoss, der ich nur leider nicht traute. Jedesmal sang mir die „komische Gloria“ nach einiger Zeit ein wohlriechendes, zärtliches, beglückendes Gloria. Seufz, ach wie wenig wusste ich von Düften. So merkte
ich kaum, daß mich die wohlklingende Herznote glücklich machte. Ich liebte sie.
Wie blöd nur, dass ich das nicht wusste. Einzig nach der Kopfnote hatte ich nämlich
mein Greenhorn-urteil getroffen und dieser erste "phu-seltsam-Eindruck“ hielt sich hartnäckig in Unkenntnis von etwas wie "Verlauf". Und das obgleich ich diesen doch jedesmal deutlich erlebte und wahrnahm....aber keine Chance! Mein oberflächliches Fehlurteil blieb und ich war erleichtert, als der Flacon leer war und die Fron des Aufbrauchens erfüllt. Smile. Lange her!

Was jedoch bis vor kurzem überdauerte, war der Geschenkset-teil "Täschchen", eine Liebe auf den ersten Blick, die mich trotz Duftambivalenz restlos von Gloria Vanderbilt überzeugte. Durch Parfumo an meine Zerissenheit erinnert besorgte ich den Duft. Siehe da, sie ist nah dran. Nach wie vor ist es die Herznote die mich besonders begeistert. Dankbar für die Möglichkeit, denn viele Vintage-Düfte ... nun das wisst ihr ja.

Ach ja, das Vanderblilt-täschchen! Außen so schön und innen so billig sollte es noch wichtig werden.  Der goldene Schwanendruck auf dem Folienfutter war später natürlich abgerieben von dem klotzigem Modeschmuck den ich darin aufbewahrte und an einer Naht bereits aufgegangen, aber ich liebte es zu sehr um mich davon zu trennen.

Dann, in der härtesten Phase meines Lebens, blieb mir kaum persönlicher Raum und so musste sogar mein wertvolles Goldgeschmeide im leicht heruntergekommenen Vanderbilt-täschchen finden, wo das Gold ebenso billig und kitschig wirkte, wie der Modeschmuck. In schwierigen Lebensphasen ist man gefährdet....und man hat Schutzengel ! Die braucht man auch, so neben der Spur, denn es entging mir wie es dazu kam, dass das wertvolle Täschchen bei irgendeinem Tanzauftritt liegenblieb, von denen ich damals viele zu leisten hatte. Ich hatte das Fehlen noch nicht bemerkt, als es mir tags darauf prompt an der Haustür in die Hand gedrückt wurde mit den Worten: „ich soll das abgeben, sie haben ihren Tanzschmuck vergessen!“ Uff. Mit blieb das Herz stehen, aber der Inhalt war vollständig. Womöglich verbot das billige, alternde Plastikfutter und die bunte Menge Modeschmuck jeden Gedanken hoheren materiellen Wert, so daß das wertvolle Geschmeide unerkannt zu mir zurückkehrte. Vollständig eingebettet in billigen Tand.
Das alles liegt weit zurück und während der vergangenen Jahre habe ich die Fähigkeit erlangt Duftqualitäten zu würdigen. Folglich ist nun auch noch GloriaVanderbilt zurückgekehrt. Oder wars die Merchandising Langzeitwirkung ?
6 Antworten
nur das bärtge Kinn haben sie gemeinsam,
der blasse, glatzköpfige, europäische Schwarzmagier und der alte sonnenbraune Orientale mit schwarzen Augen, weißen Brauen, schwarzen Zähne und Turban. Der Kragen eines modernen Herrenhemdes lugt unter seiner schwingenden bodenlangen Galabeya hervor und von seinem Turban weht ein breiter gestreifter Schal. Kein gelehrter, blasser europäischer Zauber, nein.
Das passende Bild für Magie-noir ist ein gewitzter, durchtriebener Zauberer aus dem Märchen von 1001Nacht. Er wirft haze in seine Räucherglut und lässt sie nach Magie-noir duften. So beschwört er die schmale Grenze zwischen gut und böse, giftig und heilbringend, zornig und zärtlich.
In den Mauern der abendlichen Medina schwebt der Duft der Gewürze in der kurzen angenehmen Stunde zwischen Sonnenglut und Nachtwind. Magie Noir ist einer der Düte die würzig, geheimnisvoll und dunkel genug sind um zu faszinieren, dabei aber leuchtend und warm genug um zu gefallen und den Schock in Grenzen zu halten.
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