EdithLyri

Dies ist der erste Oud-Duft, den ich rieche.
Ich weiß noch nicht genau, wie dieses sagenumwobene Adlerholz so riecht.
Dafür kenne ich Veilchen und Benzoe sehr gut und die erkenne ich auch, als ich das Parfum aufsprühe.
So, jetzt verzaubere mich mal, Oud Satin Mood.

Der Auftakt ist für mich zunächst einmal blumig-fruchtig und füllt meinen Kopf komplett mit der Farbe hellorange aus. Ich assoziere damit frische Aprikosen, dazu ein pudriges, kühles Veilchen auf einem würzig-warmen Bett von Benzoe und einer Note, die wohl Oud sein muss.
Es dauert etwas, bis sich die Rose zeigt. Aber als sie dann kommt, dann als voll aufgeblühte Nektarrose, süß und sinnebetäubend. Der Duft ist nicht länger orange und hell, sondern dunkelrot, blutrot.
Schließlich gesellt sich auch die Vanille dazu und hüllt alle anderen Duftnoten in ihre Wärme und Wohligkeit ein, so intensiv, dass die anderen Noten kurzzeitig verschwinden. Der Duft wird noch dunkler und nicht mehr rot, mehr wie ein dunkles holzbraun.

Wie genau der Duft riecht, ändert sich für mich periodisch, die Duftnoten wechseln sich in ihrer Intensität ab, mal ist mehr von dem einen da, mal mehr von dem anderen. Der Duft ist sehr angenehm kuschlig, cremig und harmonisch. Ab und zu rieche ich minimal medizinische Anklänge, wie Eukalyptus.
Je mehr Zeit vergeht, umso kuschlig-vanilliger wird der Duft.

Ich fühle mich versetzt in eine Fantasiewelt, wie man sie in Träumen machmal sieht, ein dichter Dschungel mit nebligen Lichtern, die sich heben und senken, ein Wald mit riesigen Bäumen, deren Blattwerk so dicht ist, dass man den Himmel nicht sieht. Überall hängen Lianen herunter, durch sie ist alles miteinander vernetzt, der Dschungel ein einziger Organismus. Die Luft glüht und pulsiert wie magisch, der Himmel ist dunkel, aber die Pflanzen und Insekten erzeugen ihre eigenen Lichter, die sie umgeben. Die Nacht ist von Leben erfüllt, man hört Vogelzwitschern und Surren von riesigen Insekten. In diesen Dschungel wachsen die duftenden Vanille-Bäume. Sie sind knorrig und alt, aus ihrer Rinde tritt an etlichen Stellen würziges Harz aus. Sie sind nicht allzu hoch, haben breit eingekerbte, matt schimmernde, blaugrüne Blätter. Und jetzt sind sie in voller Blüte, jetzt erfüllen sie die ganze Nacht mit ihrem süßen vanillig-cremigen Nektarduft. Um den Baum versammeln sich die glühenden Nachtschmetterlinge und eine Traube eifrig naschender Kolibris.

Der Duft beginnt mit einer holzig-würzigen Vanille, die sogar grüne Noten enthält (soweit das mit Vanille möglich ist). Mir gefällt er recht gut und die Idee, ihn als Layer-Duft zu kaufen, find ich ausgezeichnet, denn mit 20€ ist er preislich noch vollkommen ok.
Das Holzige (von den Kastanien?) bleibt den ganzen Duftverlauf über und der Duft ist dadurch erfreulicherweise nicht so übertrieben süß wie viele andere derzeit moderne Düfte, die Vanille enthalten und voll auf dieses Süßliche, Übelkeitserregende gehen.
Ein wenig fühle ich mich an das Vanille-Deo von Impulse erinnert, das ich als Teenie mal eine Zeitlang getragen habe, aber viel weicher, angenehmer. Und dazu Maronenmus.
Fazit: Ich dachte, Cologne & Vanille, das geht nicht zusammen, aber doch! Es geht und es ist ganz nett.
Ja, doch, ich glaub, ich mag den Duft.

Das ist so unglaublich süß. Ich rieche keine bestimmten Noten, nur etwas sehr Zuckriges. Irgendwas Essbares mit irgendwas in Richtung Vanille. Sowas Süßes will ich nicht mal essen, da wird mir übel...
Ich mag den Duft nicht, zu süß, zu sehr wie ein Dessert.
Aber ich hab wirklich Respekt vor den Mugler-Düften. Sie sind unglaublich ikonisch und einzigartig. Stechen so sehr aus der Masse der Düfte heraus, dass man sie, einmal gerochen, ohne den geringsten Zweifel immer wiedererkennt. Ich glaube, der Zweck dieses Duftes ist nicht unbedingt die Tragbarkeit. Er ist Haute Couture, es geht um die Präsentation, um das Erforschen dessen, was möglich ist, um art for art's sake.
Wie bei moderner Kunst. Man ist froh, dass es sie gibt, sie war wichtig für die Weiterentwicklung der Kunst, aber ins Wohnzimmer hängen würde man sie sich dann auch wieder nicht.
So ist Angel. Ich zieh meinen Hut vor dem Duft, aber tragen NÄÄÄÄH NIEMALS.

Puh hab ich Durst, ich nehm einen Schluck meiner selbstgemachten Zitronenlimonade, aus frisch gepressten Zitronen. So erfrischend! Zesten sind auch drin und ein Spritzer grüne Bitterorange.

Ich geh den Spazierweg entlang, es dämmert, bald ist es dunkel. Die Straßenlaternen gehen mit einem Aufflackern eine nach der andern an.

Rosen sind im Park gepflanzt, überall. Ich rieche sie zunächst verhalten, hinter meiner Limo, dann immer deutlicher. Ich geh an einem etwas dumpfig riechendem Jasminbusch vorbei, dann bin ich schließlich im Rosengarten. Wundervolle, weit geöffnete Duftrosen wehen mir entgegen. Knospen sind auch dabei und grüne Triebe. Aber allen voran die Fülle von Rosen. Die Dunkelroten, die sich erst am Abend öffnen. Ich nehm noch einen Schluck meiner Limo. Jetzt nach etwa einer halben Stunde ist sie leer und ihr Duft verklingt langsam. Die Bitterorange bleibt etwas länger in der Luft hängen. Holzige Akkorde wehen von den Büschen hinüber. Hier möcht ich gern verweilen. Ich setze mich auf eine Bank und sehe dem Mond zu, wie er langsam den Himmel aufsteigt.

Der Jasminbusch weht noch einmal paar Mal hinüber, je nach Windrichtung, pudrig wie Veilchen.
Nach zwei Stunden beginnne ich die warm-würzige Basis zu riechen, Moschus und die Tannen, die im Wäldchen am Spazierweg wachsen. Aber immer noch Rosen, leicht zitrische Rosenblüten, die zu zart sind für das grelle Tageslicht. Die Tannen knarren leise. Von den Rosen tropft etwas früher Tau.
Der Rest der Nacht klingt in einer Nektarnote langsam aus.
Nach 6 Stunden, als bereits der Morgen graut, liegt der Nektarduft immer noch klar in der Luft.

Ein eindeutiger Nachtduft, so still, so zart. Ein wirklich wunderschöner Rosenduft, der sehr leicht und zitrisch ist. Luna fällt nicht mit der Tür ins Haus, sondern ist reserviert, höflich und stets stilvoll. Durch die raffinierten herben Noten erinnert der Duft an ein historisches Rosenwässerchen oder eine feine Toilettenseife.
Für mich unisex, für Frauen als auch für Männer tragbar, denn der Duft ist an keiner Stelle süß oder fruchtig, sondern immer sehr classy und zart. Ich persönlich liebe Rose an Männern sehr und Luna wäre an einem Mann für mich richtig sexy. Tannenbalsam und Wacholder, also diese herben holzig-grünen Noten, sind wirklich genial und verleihen dem Duft Wiedererkennungswert.

UNBLUMIGE KURZFASSUNG:
Zuerst kam die Zitronensaft-Phase, die ersten zehn Minuten richtig intensiv. Dann folgt eine Zitronen-Rosen-Phase wie spritzige Rosenlimonade mit Zitronenscheibchen drin. Dann kommt eine sehr lange ruhige Rosen-Phase, die etwa zwei Stunden lang zart und ätherisch bleibt, bis schließlich die holzig-würzige Basis die Bühne betritt und anfängt dezent mitzumischen. Nach insgesamt 6 Stunden ist Luna immer noch sehr intensiv an mir, der zarte Knospenduft hat sich mittlerweile langsam in einen etwas reiferen Nektargeruch von lang blühenden Duftrosen entwickelt. Noch ist keine Ende in Sicht. An mir ist der Duft sehr haltbar und in jeder seiner Phasen schön.

Als ich den Duft aufgetragen habe, bin ich zuerst ein wenig erschrocken: Mir stieg 1:1 billiger Nagellackentfernergeruch in die Nase. Ich schnupperte erneut. Immer noch Nagellackentferner. Erst nach ein paar Minuten verzieht sich diese Note, um etwas Blumigen, Herben Platz zu machen. Ich dachte intuitiv an Veilchen und alte Omis. Schließlich bahnt sich etwas Fruchtiges an, ein Apfel, der immer intensiver wird und die Blumen vollkommen verdrängt. Zuerst ist er angenehm, das Parfum riecht nach einer Herbstwiese. Man kann das Moos riechen, das Laub, die Spätblüher und die auf den Boden gefallenen reifen Äpfel. Diese Phase ist sehr schön, sie riecht nach Herbst, ohne süß zu sein, nach Obst, ohne künstlich zu sein, erdig, ohne modrig zu sein, doch sie dauerte bei mir nur sehr kurz. Nach nur einer Viertelstunde ist es vorbei.

Der Apfel legt immer noch an Intensität zu. Irgendwann überschreitet er die Grenze des Angenehmen und kippt ins Vergorene. Es riecht jetzt nach vergorenem Apfelmost auf einem Heu-Nest.

Nach weiteren zwanzig Minuten zieht sich der Apfel endlich etwas zurück, sodass man die anderen Noten wieder erahnen kann. Die Herbstwiese ist wieder da, aber es ist jetzt etwas später im Jahr, die Spätblüher sind schon verblüht und es gibt nur noch die alten Äpfel und das Laub. Wann holen sich die Vögel all diese Äpfel denn endlich? Ein paar saure Vogelbeeren riech ich auch auf dem Buffet, vielleicht schmecken die den Vögeln besser, solang der Überfluss noch herrscht. Sie sollten sich beeilen. Die Früchte vergären immer mehr.

Nach etwa vier Stunden verfliegt der saure Apfelmostgeruch schließlich langsam, der das Parfum dominiert. Jetzt hat das Parfum einen durchaus angenehmen Geruch. Es klingt in einer sanften, warmen holzig-intimen, hautnahen Note aus, die leider immer noch eine Erinnerung an den sauer-herben Apfelduft behält. Der Ausklang ist ganz angehmen, aber leider wird der Duft hier dann doch noch eine Spur süß. Den Geruch kann ich nicht mehr wirklich definieren, es wird dumpf-süß. Dieser End-Akkord hält sehr lange, bei mir etwa 10 Stunden lang, wenn auch dezent.

Ich möchte den Duft mögen, denn er fängt den Herbstgeruch eines Apfelbaums wirklich sehr authentisch ein. Er ist vielleicht der erste Fruchtduft, bei dem ich nicht aus lauter Süße die Flucht ergreife. Aber ich würde den Duft nicht tragen, dafür stört mich die "vergorener-Most-Phase" viel zu sehr. Trotzdem mag ich die Idee des Dufts und er ist definitiv mal etwas anderes. Vielleicht hätte der Komposition aber etwas weniger Apfel ganz gut getan.