Ergoproxy

Ergoproxy

Rezensionen
1 - 5 von 1129
Ergoproxy vor 16 Tagen 36 50
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Are Friends Elctric
Für mich haben Musik und Parfum viel gemeinsam. Es gibt verschiedene Stilrichtungen und Arten wie man die Kompositionen arrangiert. Und wie in der Musik gibt es Vorlieben und Abneigungen.

Bei Düften sowie bei Musik war ich nie dogmatisch. Ich kann den unterschiedlichsten Genres was abgewinnen. Und wie bei Parfum, habe ich es auch bei Musik nie verstanden, warum manche Menschen dazu neigen ihren Geschmack als den Gipfel den Guten zu sehen und versuchen diesen anderen aufzunötigen. Aber darauf möchte ich hier nicht weiter eingehen.

Was Parfums betrifft, so habe ich auch bei Musik eine große Vorliebe für gut gemachte Synthetik. Für mich waren die Synthesizerklänge Ende der 70er Jahre so etwas wie eine Offenbarung. Neben Kraftwerk, waren es vor allem die frühen Alben von The Human League und der Song von Gary Newman "Are Friends Electric" , die den Grundstein für meine Vorliebe für New Wave gelegt haben und irgendwie passt der Duft zur Stimmung des Duftes Max Richter von Comme des Garcons.
Mit den Œvre des namensgebenden Komponisten kenne ich mich leider nicht so aus, weshalb ich keines seiner Stücke mit dem Duft assoziieren kann. Nun aber zum Duft.

Der Duft eröffnet für mich mit der Herznote. Ein Mix aus Pfeffer und Piment kommt hin, aber den Gewürzen fehlt die Schärfe und das Feuer und bereits hier hat der Duft eine gewisse Kälte und mir kommt die Farbe Grau in den Sinn. Cumin oder gar Ylang Ylang spielen für mich zu keiner Zeit eine Rolle.

Mit der Zeit kann ich Tagetes erahnen. Gleichzeitig bekommt die Herznote eine Anmutung von Gummi. Zudem wird der Duft für mich leicht staubig. Das könnte von der Zeder kommen.

In der Basis addiert sich dann eher grünliches, denn erdiges Patch hinzu. Zudem wirkt der Duft hier auf mich fein bitter und medizinisch.
So etwas wie Lakritz oder gar eine Anmutung von Black Afgano hat der Duft für mich zu keiner Zeit, aber da funktioniert jede Nase auch anders. Die auf dem Umkarton angegebenen Noten wie Tonband oder sonstiges fancy Zeug machen für mich hier keinen Sinn. Aber lustig hätte ich das bestimmt gefunden.

Der Duft hält an mir insgesamt gut und die Duftaura bleibt insgesamt moderat, sprich, man muss der tragenden Person schon nahe kommen um den Duft wahrzunehmen.

Nach den beiden für mein Empfinden Totalausfällen Zero und Odeur 10 ist das für mich endlich wieder ein Duft in CdG-Tradition.



50 Antworten
Ergoproxy vor 6 Monaten 29 43
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
War er seiner Zeit voraus?
Die deutsche Traditionsmarke Barbor war für mich eher für ihre pflegende Kosmetik, denn ihre Düfte bekannt. Nichtsdestotrotz hatte die Marke im Laufe ihres Bestehens einige Düfte auf dem Markt, welche aber wohl nie eine große Rolle in Punkto Umsatz für die Marke gespielt haben dürften. Laut Website ist derzeit wohl kein aktuelles Parfum der Marke erhältlich.

Wenn man der Datenbank hier glauben kann, dann war Diffusion wohl der erste Duft der Marke. Zumindest ist es der mit dem frühesten Erscheinungsdatum, nämlich 1975.

Vergleicht man das Flakondesign und den Duft mit den populären Düfte dieser Zeit, so will das alles nicht so wirklich in die 70er Jahre passen. Für mein Empfinden passt der gesamte Auftritt viel eher in die 80er Jahre. War Difffussion am Ende gar seiner Zeit voraus?

Nun, wie duftet Diffussion? In einem Wort: blumig!

Eine Pyramide ist nicht gelistet, somit ist mal wieder heiteres Duftnotenraten meinerseits angesagt.

Eines vorweg, so rot wie es der Flakon suggeriert, duftet Diffussion für mich nicht mal ansatzweise. Wenn ich dem Duft eine Farbe zuordnen müsste, wäre es ein saftiges gelb. Aber das ist mein persönlicher Eindruck.

Der Auftakt ist eigentlich eher etwas schüchtern und überraschenderweise so gar nicht aldehydgeschwängert, wie fast alle Düfte dieser Ära. Mit viel gutem Willen kann man einen Hauch Zitrusfrucht hineininterpretieren.

Nach ein paar Minuten dreht der Duft dann auf und es wird üppig floral.

Der Duft wird nun von einem Akkord aus Blüten dominiert und wie ich finde, spielt dabei Tuberose die tragende Rolle. Allerdings keine süße Kaugummituberose. Die Note ist weniger Süß und unterschwellig grünlich, wie ich finde. Mich erinnert der Akkord etwas an Chloé wie es von Lagerfeld Anfang der 80er auf den Markt kam, oder an Illégale Eau de Parfum. Natürlich müsste man das am Ende nochmal miteinander abgleichen, ob meine Eindrücke sich da wirklich decken.

Zur Basis hin wird der Duft etwas weicher und grünlich erdiger, ohne die Tuberose komplett zu verlieren. Ich tippe hier auf etwas Eichenmoos, Moschus und vielleicht auch Sandelholz.

Die Haltbarkeit auf meiner Haut liegt bei ca. 10 Stunden. Die Sillage ist abhängig von der Dosierung, wird aber nie zu ausufernd.

Diffussion hätte ich früher wohl mit Wonne getragen, aber mittlerweile wäre mir der Duft viel zu floral und klassisch.
Über kurz oder lang wird mich der knallrote Flakon wohl wieder verlassen.

Wer florale Vintagedüfte mag, dem sei ein Test an Herz gelegt, wenn sich dazu die Gelegenheit ergibt.
43 Antworten
Ergoproxy vor 10 Monaten 36 47
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Wer immer Danfre war...
Gérard Danfre?! Noch nie gehört! Wer soll das gewesen sein?

Das war die Frage die ich mir gestellt habe, bevor ich mir den kleinen Flakon für kleines Geld blind bestellt habe.

Umso gespannter war ich dann, als der Duft bei mir angekommen ist. Er wurde nach 24 Stunden Ruhezeit ausgepackt und sogleich beherzt aufgesprüht.

Was mir da um die Nase wehte war ein klassisches, typisch 70er Jahre Chypre (könnte aber auch aus den 60ern sein) mit allem was in der damaligen Zeit dazu gehörte.

Eine knarzige, aldehydgeschwängerte Kopfnote mit krautig grünen Nuancen (ich tippe auf Koriander) und etwas Zitrus eröffnet den Duftreigen.

Ganz allmählich kommt dann die Herznote in Form eines eher herben Blütenakkordes durch. Auch hier ist heiteres Duftnotenraten angesagt. Jasmin? In der Zeit obligat. Rose? Könnte sein. Hyazinthe? Könnte für die Würze verantwortlich sein. Der Duft verharrt dann länger in dem Stadium, bevor die Basis das Ruder übernimmt. Zudem habe ich eine angenehm
Feinseifige Note in der Nase.

Da wartet G dann für mich mit einer Überraschung auf, die mir erst beim Tragen aufgefallen ist.

Klar, hier ist Eichenmoss verarbeitet und ich würde noch auf Moschus und trockenes Sandelholz tippen. Irgendwie hatte ich plötzlich das Gefühl einen Hauch von Magie Noire von Lancôme , wie es vor der für meine Meinung misslungenen Überarbeitung duftete, in der Nase zu haben. Nicht zu 100 Prozent natürlich, aber irgendwie doch ähnlich. Zumindest habe ich den großen Klassiker ähnlich in Erinnerung.

Die Haltbarkeit ist für ein EdP der Zeit entsprechend sehr gut. Die Sillage ist nur zu Anfang etwas kräftiger, pendelt sich dann aber auf ein moderates Maß ein.

G ist ein typischer Vintageduft im Chyprestil. Hier ist nichts hip oder nischig. Hier geht es klassisch und eher etwas strenger zur Sache. Oder wie hier sich jemand mal zu einem Chypre in ähnlicher Machart äußerte: " Der Duft ist geil unsexy". Also ideal für alle, die gerne Mal einen Fräulein -Rottenmeier-Moment zelebrieren.

Noch bekommt man den Duft zum kleinen Preis, Mal sehen wie lange.

Bleibt bei mir immer noch die Frage, wer denn nun dieser Danfre war?
47 Antworten
Ergoproxy vor 10 Monaten 52 71
7.5
Flakon
7
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Heidrun
Ich weiß noch genau wo ich das erste Mal mit dem wundervollen Parure von Guerlain in Kontakt gekommen bin. Es war in einem kleinen Innenbad in der Wohnung einer früheren lieben Kollegin. Dort stand der ovale Schüttflakon mit dem Stöpsel, der für mich irgendwie immer wie ein Hershey Kiss aussah.
Da ich den Duft nicht kannte, fragte ich ob ich ihn testen dürfe, was mir Heidrun erlaubte. Und es war um mich geschehen. Ich war dem Duft sofort verfallen. Am nächsten Tag, am Feierabend überreichte Heidrun mir ein Geschenk mit den Worten: "Dir steht er einfach besser als mir" und zwinkerte mir zu. Ich muss noch erwähnen, dass Heidrun mit Vorliebe Herrendüfte wie Lauder for Man, Jazz oder Grey Flanell getragen hat.
Seit dem Tag, war Parure bis zu dem Zeitpunkt wo er eingestellt wurde eine feste Größe in meiner Duftsammlung.

Der Zufall wollte es nun, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, dass Extrait von Parure testen zu können. Was mich immer noch verwundert ist, dass das Extrait hier als Version nicht gelistet ist.
Da ich im Besitz des EdT bin habe ich gedacht, die beiden Versionen parallel aufzutragen und ich möchte nun versuchen die Unterschiede darzustellen.

Wie üblich bei Guerlain gibt es kleine, feine Unterschiede zwischen den Versionen eines Parfums, ohne den Charakter komplett zu verändern. Es ist für mich vielmehr wie wenn man eine Person mit unterschiedlicher Beleuchtung ablichtet, um so verschiedene Facetten der Person den betrachtenden Menschen zu vermitteln.

Was beide Versionen eint ist die extra üppige Portion Eichenmoos und die elegante Ledernote in der Basis.

Der Auftakt des EdT ist etwas frischer und zitrusbetonter, während das Extrait etwas unreif fruchtiger auf mich wirkt. Pfeffer ist subtil eingebunden und tritt nicht wirklich deutlich nach vorne.

Die Herznote empfinde ich beim Extrait deutlich floraler und irgendwie sinnlicher, wogegen ich das EdT als etwas herber, ja fast schon maskuliner vom Blütenakkord empfinde. Balsamisch wird das EdT im Gegensatz zum Extrait zu keiner Zeit.
Zudem hält die Herznote des Extraits gefühlt länger durch.

In der Basis besteht der Unterschied für mich was den Einsatz der Rose betrifft. Die kommt im EdT für mich etwas mehr zum Tragen. Das Extrait empfinde ich tiefer und etwas lederbetonter.

Die Haltbarkeit ist bei beiden Versionen für mein Empfinden hervorragend. Beide halten bei mir 24 Stunden. Und auch die Sillage ist gut, aber gefühlt beim EdT etwas besser.

Der Flakon des Extraits ist, oder vielmehr war ein Kunstwerk.

Parure war wohl immer eher ein Duft für Liebhaber*Innen, kein Megaseller wie Shalimar oder Mitsouko. Ich denke das war auch der Grund, warum der Duft eingestellt wurde. Das Verbot von Eichenmoos war da wohl ein willkommener Vorwand den Duft vom Markt zu nehmen.

Als mein Lebensweg mich nach Hamburg geführt hat, ist leider der Kontakt zu meiner Kollegin eingeschlafen. Sie müsste mittlerweile, sofern sie denn noch lebt, in den 80ern sein. Auf jeden Fall muss ich immer an meine tolle Kollegin denken, wenn ich Parure trage. Meinen Restflakon des EdT werde ich bis zum letzten Tropfen genießen. Und wer weiß, vielleicht legt Guerlain dieses olfaktorische Kleinod ja mal wieder auf.

Meinen ersten Kommentar zu Parure habe ich zugunsten von diesem hier gelöscht.

Parure ist und bleibt für mich einer der besten Düfte überhaupt.
71 Antworten
Ergoproxy vor 10 Monaten 33 58
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
You make me feel
... mighty real!

So sang Silvester 1978 auf der Höhe der Discowelle. Eine Zeit die ich nicht aktiv mitgemacht habe, aber frühreif wie ich war, fand ich die Musik toll und gerade die Stücke mit viel Synthesizer habe ich rauf und runter gehört.
Im Fernsehen habe ich keine Folge vom Musikladen verpasst.
Die Mode der Zeit wurde exaltierter, bunter und vor allem es musste glitzern.
Die Parfums wurden dazu passend üppiger, und orientalischer.

Hier schlage ich dann die Brücke zu Feeling von Gilcagné.
Feeling reiht sich nahtlos ein in die angesagten Orientknaller dieser Zeit, wie Opium, Cinnabar oder KL.

Eröffnet wird die Fülle der Noten zeittypisch mit Aldehyden und diese gaukeln für einen kurzen Moment sowas wie seifige Frische vor. Aber dann dreht Feeling auf und ändert die Richtung.

Eine fulminante Wand aus schweren Blüten bäumt sich auf und gleichzeitig kann man schon die Gewürze wahrnehmen.

Viel Zimt und Gewürznelke werden immer kräftiger und Harze geben Tiefe. Vanille könnte für den Hauch Süße verantwortlich sein und ich tippe hier noch auf etwas Weihrauch.

Die Haltbarkeit und auch die Sillage sind entsprechend der Dekade nicht gerade schüchtern. Es braucht somit eine sichere Hand beim Dosieren, sonst flutet man in Nullkommanix einen ganzen Saal mit dem Duft.

Ich konnte einen 50 ml Schüttflakon von dieser Preziose ergattern. Rein von der Optik hätte ich hier eher mit einen herben Blütenduft gerechnet. Optisch passt der aber in die Zeit Ende 70er Anfang 80er Jahre, wo ich auch die Entstehungszeit für Feelings verorten würde.

Zu der Marke konnte ich leider nichts finden.

Feeling werde ich mit Wonne tragen. Habe ich gerade diese Duftrichtung im Moment wieder für mich entdeckt.
58 Antworten
1 - 5 von 1129