FabianO

Noch unkommentiert. Heute stolperte ich in der Parfümerie darüber.

Wer hier nun einen Leder-Duft erwartet, wie zum Beispiel Tom Ford ihn kreiert hat, der ja durchaus raue, ölige Noten ins Zentrum setzt, wird irritiert sein.

Hier verläuft die Stilistik eher an einer größeren Breitentauglichkeit entlang. Im Auftakt durchaus von einer obstartigen, dezent säuerlich ummantelten Note dominiert, legt sich peu a peu ein eher warmes, freundliches Leder darunter.

Eher Schulmäppchen als verruchte Biker-Stiefelette. :)

Durchaus ganz angenehm, nicht völlig frei von einer leichten Synthetik, aber doch sehr solide.

Ja, also, mein 1000. Parfumo-Kommentar darf natürlich kein Verriss, keine Abrechnung, kein Zerpflücken sein. Das tue ich ja oft genug hier :) und leider gibt es aus meiner Sicht dafür auch oft und reichlich Anlass.

Aber der Hauptgrund des Austauschs hier, wo ich nun schon über 7 Jahre beheimatet bin, liegt natürlich darin, sich zu bereichern, sich inspirieren zu lassen und die schönen Seiten des Schnüffeln in den Fokus zu stellen.

Acqua di Parma bietet mir mit ihrer No.5 für Lob nun reichlich Anlass. Das hier ist wahrlich ein ziemlich perfekt komponierter, sehr hochwertiger, lässig mediterranen arrangierte Sommerduft. Eine Fülle an zitrischen Aromen, viel Bergamotte, Zitrone, natürlich geraten.

Nicht spitz oder sauer, sondern recht cremig umrandet, dolce-vita-mäßig. Behutsam würzig, Wacholder und Pfeffer spielen hintergründig eine dezente Abrundung. Da denkt man mit Vorfreude an die wunderbaren dolce-far-niente-Urlaube in diesem großartigen Land, die irgendwann dann auch wiederkehren werden, wenn das ganze Virus-Elend beiseitegekehrt ist.

Ja, wirklich, fettes Lob bei No. 1000! Zitronenfans, schlagt zu! :)

Eigentlich hat Lacoste in meiner Erinnerun bislang nur einen Herrenduft hervorragend hinbekommen: Den 1985er 'Original'.

Auch wenn der Flakon mal ganz neu geworden ist -der Inhalt ist nicht der Rede wert. Das übliche leicht frische, durch Salbei etwas grün vertupfte Wässerchen, dessen billigen, ideenlosen Coty-Labor-Ursprung es in keiner Sekunde zu verleugnen schafft.

Cashmeran dick obendruff. Synthetik pur, seelenlos und uncharismatisch und gemessen daran viel zu teuer.

Könnte man vielleicht, stark gestreckt, sinnvoll zu Händedesinfektionsmittel umfunktionieren. Davon wird diesen Winter ja wohl noch viel verbraucht werden.

Aufgewachsen bin ich mit dem 1974er-Ur-Duft, der mit diesem hier außer dem Namen absolut gar nichts gemeinsam hat. Der alte eine etwas raue, kräuterige, ledrige Patchouli-Peitsche mit Testikeln, groß wie Tennisbällen, dieser Neuling eher Mister Kuschel-Bieber.

Ich nehme ihn unter den ganzen verklebten Erscheinungen des letzten Jahrzehnts irgendwo im Qualitätsbereich "Mittelprächtig" wahr. Benchmarks bei guten Gourmands sind für mich immer noch solche Sachen wie "L´Instant Guerlain EdP" oder "Dior Homme", denen ich eine beachtliche Innovativität, eine abolute Ausgewogenheit und eine zeitlose Eleganz attestieren würde.

Danach wurde dann einfach zu viel auf schon rollende Züge aufgesprungen und hinterhergehechtet. Warum man nun nicht den alten "Gentleman" einfach im grünen Patchouli-Sinne rundumerneuert, ohne den Kerncharakter anzugreifen, ist mir ein Rätsel; gourmandig ist doch schon die halbe Duftwelt.

Aber gut, es ist hier solide gelungen, Patchouli kommt etwas rauchig-karamellig daher, balsamisch, im Ganzen aber durch die Vanille auch durchaus etwas üppig in der Grundsüße. Im Ganzen aber doch relativ austariert, in sich stimmig, bei behutsamer Dosierung auch kuschelig im besten winterlichen Sinne. Für mich absolut kein Kaufkandidat, aber handwerklich anständig gemacht.

Wow, weniger als eine Minute auf der Haut, und ich bin gewillt, dieses Surrogat schleunigst wieder loswerden zu wollen.

Ich gebe es zu, einen derartig künstlich-schleierig- seichten Eindruck von grüner Duftstilistik ist mir schon länger nicht mehr begegnet. Es gibt da eine Reihe von Waschmitteln, und das ist schon eine böse Assoziation, die diese Aromatik bereithalten.

Mit einem Wort: ekelig. Auf eine extreme Weise unnatürlich, zusammengeklöppelt aus - ich weiß es nicht - Iso-E-Super, Cashmeran, Ambroxan?

Nichts in "Velvet Cypress" ist echt, lebhaft, belebend, drahtig, dynamisch, lässig, mediterran. Stattdessen ein Gemisch aus vermilchten, konturlosen, amorphen Eindrücken, die, müsste ich sie an jemandem ertragen, der vor mir im Bus säße, mich dazu treiben würden, lieber früher auszusteigen und etwas für meine 10.000 Schritte am Tag zu tun, als sie länger als nötig zu ertragen. Wirklich!