Flanker

Einen Hype kann man das Ganze hier parfümtechnisch eigentlich nicht nennen. Es ist vielmehr eine kontrovers geführte Diskussion über die Veröffentlichung eines Duftes und die schauspielerische Leistung von Influencern. Die Marlboro-Männer und Frauen der heutigen Zeit? Das alles hat jedoch nichts mit Parfum zu tun und man kann sich wirklich nur an den Kopf fassen.
Selbst wenn Papa-Schlumpf persönlich einen Duft auf Schlumpfbeerenbasis veröffentlicht hätte, würde das wohl nichts an meinem Dufteindruck ändern. Frei nach dem Motto: „Ehre, wem Ehre gebührt“.

Die Verpackung ist ein Erlebnis, was durch ein liebevoll gestaltetes, kleines Kloröllchen zum Schutz des Sprühkopfes abgerundet wird. Diese kleine Paprolle sitzt jedoch nicht fest um den Sprühkopf - naaahein - sie baumelt wie ein biologisch abbaubarer Hula-Hoop-Reifen um die Sprüheinheit. Diese erzeugt jedoch zugegeben einen wirklich guten Sprühnebel und „der Juice wird sowas von zerstäubt“. Ja, es staubt nur so…nein, ehrlich, der ist gut!

Da es bei Parfum und Influencern natürlich ausschließlich auf die inneren Werte ankommt, kommen wir nun zum Duft:
Office for Men startet mit einem fruchtig-frischen Ambroxanwölkchen, welches einige Minuten umhertanzt (den Part finde ich nicht originell, aber noch gelungen), um dann jedoch schnell von weiteren Mitspielern wieder eingefangen zu werden. Nein, kein Pfeffer.
Es entsteht in der Kombination aus Ambrox und ggf. Cachalox ein mir bekannt synthetisches Kratzen, das mich in Deodorants oft stört. Ich muss den Vergleich leider ziehen, da ich keinen anderen habe. Sobald dieser Eindruck etwas abklingt, mündet das Ganze in eine leicht schweißige Note. Abgerundet wird die schnell vorübergehende Duftentwicklung mit einer ordentlichen Portion Dosenholz, welches heutzutage auch in Nischendüften anklang findet. Dadurch wird der Eindruck jedoch nicht besser. Für Mainstream empfinde ich ihn fast ein wenig monoton/flach, was mich doch sehr verwundert hat. Der Duft bleibt mir weder im Gedächtnis, noch weckt er das Bedürfnis ihn tragen zu wollen.
Wer davon ausgeht, dass er sich erst im Büro so richtig entfaltet….bei mir hat es leider nicht funktioniert.
Sehr zurückhaltende Sillage bei ca. 8h Haltbarkeit.

Was sicherlich nicht bei einem Fragrance One-Kommentar fehlen darf:
Ladies Reactions!!! Händeklatsch und Drehung…ja, ich setzte noch einen Moonwalk drauf!
Die Ladies in meinem Umfeld sprachen teilweise von einer störenden Note. Genauer definieren konnten sie jedoch nicht, um was es sich handeln könnte. Dieses etwas Schweißige, wurde teilweise auch von anderen wahrgenommen, also auch nichts für einen wilden Abend am Auto-Scooter.

Nach all dem Hin und Her zu dieser Dufterscheinung bin ich ganz froh, dass man nicht all zu viele Macher hinter den Düften kennt. Ggf. gibt es ja noch 1 - 2 andere, die man persönlich nicht leiden kann. Wäre zumindest eine gute Möglichkeit seine bestehende Sammlung zu reduzieren.
Da ich kein Influencer bin: Testet und bildet euch eure eigene Meinung.

PdM -Düfte konnten mich bisher nicht wirklich überzeugen, was jedoch an meinem persönlichen Duftgeschmack liegt und nicht an der Machart. Lediglich Galloway empfand ich als angenehm, wobei auch dieser einen etwas „nischigen“ Einschlag bekommt im Drydown.

Da Percival durchaus kontrovers diskutiert wird, wurde ich neugierig auf den neuen Blauen.
Ich hatte vergangenes Wochenende die Möglichkeit Percival zum ersten Mal in einer Parfümerie zu testen. Auf den Arm aufgesprüht, war ich sofort an etwas erinnert. Es lag mir auf der Zunge. Ein vertrautes Gefühl und leicht verblasste Bilder entstanden in meinem Kopf.

Flanker, das hat etwas mit deiner Vergangenheit zu tun!
Ich war bei einem Parfumtest selten so verdutzt. Dieses vertraute Gefühl, dieser Geruch…das kennst du doch!! Aber was ist es?! Ich war mir lediglich sicher, dass es aus den 90ern stammen musste. Es war anfangs fruchtig, gepaart mit Lavendel u. leichter Geranie…ich hätte verrückt werden können! Irgendwann habe ich den Duft nur noch nebenher wahrgenommen. Das Nachdenken darüber hat mich kirre gemacht.

Losgelassen hat er mich jedoch nicht. Ich musste ihn erneut testen und so zog eine Abfüllung bei mir ein.
1. Tag: Aufgesprüht und anlaytisch an die Duftwahrnehmung gegangen, was zur Folge hatte, dass ich bestimmte Noten wahrnehmen konnte, jedoch dieses vertraute Gefühl ausblieb. Schöner Duft; 90er; Mainstream; Frucht, Lavendel,…und leicht aromatisch ist er.
2. Tag: Sauer auf die Abfüllung und auf mich selbst…Pause!
3. Heute: Ich sah die Abfüllung und entschloss mich kurzfristig einen weiteren, letzten Test zu starten…

2 Sprüher auf den Handrücken und Nase dran. Pause, Erleuchtung, Halleluja ich habs!
Frucht (es könnte Ananas und nicht Mandarine sein), Geranie, Lavendel, Moschus, leichtes grünes Gewürz….

Ich war in den 90er großer Fan von Joop Nightflight bis er schließlich, Jahre später, auf ein Plätschern seiner selbst kaputt-reformuliert wurde. Alle Versuche, eine Urversion zu ergattern, scheiterten kläglich. Es war praktisch mein Signaturduft über einige Jahre (ja, jetzt ist es raus und bin stolz darauf).

Als ich heute meinen 3. Test mit Percival gestartet hatte, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Der Duft erinnert mich in seiner Charakteristik, sehr an meinen Duftliebling aus den 90ern. Percival ist der etwas nischigere, feinere Flanker. Er unterscheidet sich zu Nightflight durch einen gewissen aromatischen Anteil und bei mir ab und an leicht aufblitzende Eindrücke von Lorbeerblatt. Nightflight war immer etwas „harsch“ und „pieksig“ in seiner Art, jedoch mit toller Sillage und Aura. Percival ist für mich der hochwertiger wirkende, rundere Nachkomme.

Die Erinnerungen an die Zeit damals, in Verbindung mit Percival, haben mir heute ein Grinsen auf das Gesicht gezaubert und da spielt es auch keine Rolle, ob er ein Crowdpleaser sein könnte oder nicht. Bevor ich mir eine , verwässerte NIghtflight-Version im www zulege, werde ich wohl lieber zu Percival greifen, wenn auch nur für manche Momente. Manche Zeiten sind einfach in der Erinnerung am besten aufgehoben ;-)


Randnotiz: Für mein Empfinden hat er praktisch keine Überschneidung mit Gentle fluidity von MFK

MFK wirft einen Duft ohne Jasmin und/oder Orangenblüte auf den Markt? Das macht neugierig!

Der Auftakt ist durchaus aquatisch-frisch-grün und wohl für die meisten europäischen Nasen sehr gefällig, da es ein annähernd vertrautes und für positiv befundenes Opening ist. Für die teils überstrapazierte Parfumo-Nase schleichen sich beim Testen ggf. Muster ein. Es kann durchaus vorkommen, dass man so befangen ist, dass einem plakativ der Gedanke an Sauvage oder sogar Invictus vor dem geistigen Auge skizziert wird, wobei deren EDT-Auftakt deutlich dominanter mit synthetischen Känguru-Cojones daherkommt.

Der Start von Gentle Fluidity bleibt gefälliger und natürlicher. Wobei ich nicht davon ausgehe, dass Kurkdjians Ziel war, eine sanfte Seebrise zu skizzieren. Wir bewegen uns hier noch im deutlich synthetischen, jedoch gut gemachten Umfeld.

Auf einem Teststreifen dürfte zu diesem Punkt die Entwicklung fast an ihrem Ziel angekommen sein und deswegen die Bitte: Am lebenden Objekt (bitte keine Tiere oder Kleinkinder) testen.

Die Frische flaut mit der Zeit etwas ab, was bei so ziemlich allen MFKs für mein Empfinden der Fall ist. Muskat meine ich zwischenzeitlich zu erahnen und es können auch Hölzer ein Rolle spielen, jedoch wie ich finde, weiterhin auf einer eher abstrakten Ebene.

Es entsteht zusammen mit dem Auftakt, den Hölzern und den Kräuterli (ich war zwischenzeitlich etwas an Eisenkraut erinnert) ein für meine Nüstern männlicher Duft, der für die breite Masse etwas zu speziell sein könnte und für Nischenliebhaber viel zu alltagstauglich ist. Die Projektion ist gut, haut einen aber nicht aus den Socken (zum Glück).

Unter dem Strich bleibt ein bodenständiger, guter Duft mit Signaturcharakter und leicht synthetischen Zügen. Zum Sport würde ich ihn nicht tragen wollen. Durch seine Entwicklung und moderate Projektion passt er sogar gut zum Anzug.

Möchtet ihr einen sehr speziellen, lauten, extravaganten Duft, dann könnt ihr euch die Zeit und das Geld sparen.
Möchtet ihr eure Duftkollektion auf einige Exemplare beschränken und sucht einen alltagstauglichen Duft mit durchaus eigenem Charakter? Testemfpehlung!
Habt ihr MFK Düfte bereits satt? Testempfehlung! Hier ist keine Orangenblüte oder Jasmin verbaut ;-)

Viel Spaß & Grüße,
Flanker

P.S.: Mir ist soeben aufgefallen, dass er mich entfernt auch an Green Irish Tweed erinnert.

Was ist da eigentlich um den Flakon drapiert, auf diesem fruchtig wirkenden Foto? Grapefruit, Limette und ChickenWings? Oder doch eher getrocknete Schweineohren? Ich würde seit meiner Mitgliedschaft bei Parfumo nichts ausschließen wollen. Naja, es handelt sich wohl eher um Ambra….A(m)bra-kadabra, los gehts:

Elysium eröffnet mit einem überquellenden, leicht überzeichneten Obstkorb. Überwiegend mit säurehaltigem und fleischigem Gerät, gepaart mit einer Spur Lavendel.
Es gesellen sich deutliche, weiße Blumenakkorde zum Obstkorb. Volle und fleischige Blüten, die sich zu Zitrusfrüchten und 4 Litschis quetschen. Man muss sich wirklich konzentrieren und benötigt mehrere Anläufe, um diese Roja-typische Armada an verschiedenen Duftnoten zu greifen. Blümelt er noch oder werden die Früchte bereits überreif?

Man behalte den Zweig Lavendel im Hinterkopf, welcher vergebens versucht das Gleichgewicht im Obstkorb aufrecht zu erhalten. Er schafft es zumindest insoweit, dass die Erinnerung an ein modern-klassisches Duftkonzept erahnt werden könnte, wenn man denn wollen würde.
Einen Obstkorb sollte man zudem nicht zu lange in der prallen Sonne stehen lassen, so ist es auch mit Elysium Parfum Cologne.
Von hinten schiebt unlängst ein sachter, etwas synthetisch wirkender, Lederakkord mit durchaus deutlichem Vetiver auf den Obstkorb zu. Dieser möchte dem armen Lavendel zur Hilfe eilen und ihn aus dem Fruchtfleisch-Schlamassel retten. Das war zumindest anfangs sein Plan, denn unser krautiger Freund Vetiver verquatscht sich mit den hübschen Zitrus-Früchtchen und ruft noch Mr. Amber hinzu. Leider macht sich der Vetiver ziemlich penetrant an den Obstkorb heran. An heißen Tagen auch mal besonders gern oben ohne, um das krautige Brusthaar zu demonstrieren.
Der Lavendel hingegen bleibt sich selbst überlassen und ist somit hoffnungslos verloren. Übrig bleibt für mich eine erdig-süß-warme Vetiver-Fruchtaura, mit der ich mich mittelfristig nicht anfreunden kann.

Moschus wirkt höchstens in Form von Rojas persönlichen, rotem Perserteppich, der unter den Korb geflanscht wurde… macht den Duft nicht frischer. Wacholderbeeren suchen sich im Normalfall andere Gesellschaft, haben jedoch nicht die große Wahl und sitzen aufgrund von Platzmangel nur staunend und verwirrt in der Ecke. Für mich ist das Elysium PC kein typischer Sommerduft, auch wenn es um Früchte geht. Wie oben erwähnt, empfinde ich die Frucht in dieser Duftkonzentration etwas überzeichnet und den Vetiver ebenfalls zu akzentuiert.

Wenn wir über zitrisch-fruchtig-spritzig-saftige Colognes sprechen, denke ich an das Opening von Bigarade Concentrée von Jean-Claude Ellena. Elysium kommt hier nicht im Entferntesten heran, möchte er aber ggf. auch gar nicht. Roja-untypisch wird versucht, einen Mittelweg zu gehen, um eine breitere Nische mit diesem wunderschönen Flakon und entsprechenden Marketingmaßnahmen zu erschließen.
Nach ca. 1h beruhigt sich das Ganze und wirkt sortierter. Die Haltbarkeit liegt irgendwo bei 6h mit moderater Ausstrahlung.

Als der Flakon bei mir angekommen ist, musste ich feststellen, dass er durch sein Eigengewicht das billig-verklebte Innenfutter der Umverpackung aus den Angeln gerissen hatte. Wenn das passiert, hat es den garstigen Nebeneffekt, dass die komplette Box nach gesundheitsschädlichem 2-Komponentenkleber mufft. Auch eine Möglichkeit die Augen geöffnet zu bekommen. Einfach mal unter die Haube schauen beim Autokauf. Der Flakon in der Ausführung „Blitzeblank" ist äußerst anfällig für Kratzer und jeder Versuch dieses Fass auf Hochglanz zu polieren, macht das ganze Dilemma nur noch schlimmer. Nicht einmal Gorilla-Glas der 1. Generation möchte ich behaupten! hört, hört!

Was lernen wir aus der Geschicht'? Potenter Vetiver in Verbindung mit Amber und Frucht-Zitrusnoten mag der Flanker nicht.
Das Parfum Cologne empfinde ich als "too much of some good things". Das Ergebnis: Ein erdig-süß-fruchtig-warmer Nasenpunsch in Parfum Cologne Konzentration.
Zur Frage, wer die Roja-Düfte kreeiert, habe ich meine ganz eigene Theorie. Es handelt sich um einen Sharepoint-basierten Duftworkflow, bei dem jeder Parfumeur im Hause Roja inkl. Jean Pütz und Urban Priol beliebig viele Zutaten hinzufügen darf…bis die Lagerhalle leer ist.

Abspann:
Der regional bekannte Creed hat mit beiden Elysium Duftkonzentrationen absolut n i c h t s gemeinsam! Leute, Leute….Der Saft ist nicht allgegenwärtig! wobei, also Asterix…ach egal.

Angéliques sous la Pluie ist wie ein luftiger Erinnerungsschleier, der mich als Träger umgibt. Ein Frisch-würzig-luftiger Traum aus Angelika und Wacholder. Moderner und zeitloser kann man, aus meiner Sicht, dieses Thema nicht umsetzen. Jedoch ist es ein Tanz auf Messers Schneide. Ergebnis ist so zerbrechlich wie Libellenflügel und dabei so tief und emotional. Er ist weder zu krautig, noch zu knarzig.

Es ist die Erinnerung an den gestrigen Abendspaziergang im Herbst. Ein goldener Sonnenuntergang, klare Luft und moosiger, feuchter Waldboden. Er ist die Erinnerung an den sinnlichen Geruch von Haut. Er vermittelt die Erinnerung an einen geliebten Menschen. Du fühlst dich verbunden. Kann man Verbundenheit riechen? Und falls ja, wie schafft man es, diesen Zustand in einem Duft zu konservieren!
ASlP ist nach 3 h für mich praktisch nicht mehr wahrnehmbar. Dennoch manifestiert sich die zarte Erinnerung an das AslP-Gefühl.
Für mich der perfekte Duft zum Business-Dress. Dort, wo eigentlich kein Parfum angebracht ist, nutze ich ihn sehr gerne. Er ist persönlich, gepflegt, elegant und ich fühle mich wohl.

Wer mit ihm wahrnehmbar über den Tag kommen möchte, kann sich darauf einstellen alle 20 min nachspüren zu müssen. Ggf. kein K.O.-Kriterium, da ich so evtl. ausnahmsweise einen Flakon aufbrauchen würde ;-) Ob 3 Sprüher oder 20…ASlP bleibt seinem Charakter absolut treu.

Viele Düfte, die ich testen durfte, waren toll. Viele hiervon waren kurz danach vergessen. Nicht wegen fehlender Haltbarkeit, sondern aufgrund der Tatsache, dass sie in mir weder Bilder noch Stimmungen oder Gefühle erzeugten. Das einzige was diese Düfte erzeugen würden, ist wohl ein Leeregefühl in meinem Geldbeutel.

Es ist streng genommen eine Frechheit, einen Duft auf den Markt zu werfen, der nach 3 h über die Wupper geht. Angéliques sous la Pluie ist der einzige Duft, dem ich hierfür nicht böse sein kann. Alles Schöne vergeht früher oder später.Ich akzeptiere es, da wohl nur mit diesem Kompromiss das geschaffen werden konnte, was ich hier wahrnehmen darf. Ich schweige und sprühe….nach….und nach…..und nach….