Fleurissimo

Als ich diesen Duft kurz nach seinem Erscheinen das erste Mal probierte, erinnerte er mich mit seiner klaren Chypre-Linie spontan an das innovative "Spazio Krizia Uomo". Bergamotte, Lavendel, Jasmin, Iris, Zeder und Moschus verströmen herbe, frühlingshafte Eleganz, wobei die Sillage etwas zu wünschen übrig lässt. Hinzu kommt eine sehr heitere Backwerk-Note aus Heliotrop, Vanille und Tonka, welche dem Duft eine musisch-beschwingte Ausstrahlung verleiht. Er ist eindeutig mehr Dur als Moll, warmherzig und überschwänglich, nimmt manche Anleihe von "Le Mâle" (Gaultier), ist dabei aber klassisch-schlank, beinahe tänzerisch und tritt ein wenig in die altmodischen Fußstapfen von "Mouchoir de Monsieur" (Guerlain). Ob er nach Kaffee duftet oder nicht, darüber lässt sich diskutieren - in jedem Falle würde er perfekt in ein Wiener Kaffeehaus passen. Küss die Hand!

"Kenzo Jungle pour Homme", ein Kind seiner Zeit, gehört zu den Gourmands mit einer Süßholz-Benzoenote. Diese Kombination in der Basis begegnet einem in etlichen Millenniumsdüften wie "Nemo" von Cacharel oder "Kokorico" von Jean-Paul Gaultier. Sie steht für eine Lakritz-schokoladenartige Kombination.

Aus dieser Gruppe ragt der Duft nicht besonders heraus; aber er ist auf jeden Fall gut gemacht. Während "Kokorico" ein etwas schlankerer, auf Formvollendung getrimmter Duft ist, steht "Kenzo Jungle pour Homme" die Heiterkeit im Vordergrund. Der Duft möchte nicht allzu balsamisch und schwer sein; dafür fehlt es ihm an einr "Fett-Grundlage" (um es mal für Hobbyköche plastisch zu erklären), und es kommen die pikante Würzigkeit und die schon fast gummibärartige Süße um so ungefilterter heraus.

Fazit: Kein Meisterwerk, aber ein lässiger und fröhlicher Allrounder zum Ausgehen für Benutzer, bei denen unbekümmerte Sinnenfreude vor klassischer Eleganz rangiert.

Was man doch für Düfte kauft, wenn sie für bei Kaufhof verschleudert werden...40 € für 240 ml, da habe ich zugeschnappt, obwohl ich den eigentlich gar nicht auf meiner Bucket List hatte. Ich habe ihn immer mal wieder getestet, er wirkte mir zunächst zu scharf - doch wenn man ihn länger auf sich wirken lässt, dann entfaltet er seinen Reiz. Dabei hat sich Aramis nur auf seine Kernkompetenz, nämlich gehaltvolle Chypredüfte, zurückbezonnen.

Die Kopfnote erscheint grasig-grün, etwas koniferig (Kiefernnadel) mit Aldehyden - keine Zitrusfrische weit und breit, was ich auch als die Ursache sehe, warum ich erst jetzt im Herbst mehr als ein paar flüchtige Prisen aushalte. Wer Estée-Lauder-Damendüfte wie "Private Collection" oder "Alliage" kennt, wird bei dem Akkord ein gewisses Déjà-Vu-Erlebnis haben. Intensiv-herber Vetiver rückt in den Vordergrund, abgerundet durch eine etwas schwächere Dosis Patschuli sowie Thymian und Iris. Der Duft bleibt herb, verbunden mit einer balsamischen Schwere dank einer Basisnote aus Weihrauch, Eichenmoos und Cashmeran.

Insgesamt durchaus ein originelles Duftkonzept, der eher frisch-holzige Vetiver-Chypre à la Guerlain wurde mit Hilfe grüner Noten aufgemotzt und eignet sich mit seiner an Herbstlaub erinnernden Würze eher für den Jahresausklang als den Sommer. Die Komposition wirkt minimalistisch-schlicht und durchaus elegant - wer eine Alternative zu "Encre Noire" sucht, sollte ihn unbedingt mal probieren.

Seit "Boss Bottled Unlimited" ist es unüberriechbar: Die deutsche Traditionsmarke schickt sich an, die überteuerten Chanel-Düfte ordentlich aufzumischen. "Allure Sport" ist denn auch ein klassisch-eleganter, frisch-würziger Fougère Duft mit Muskat, Blume, Holz und Ambra. Wem "Boss Bottled" grundsätzlich zusagt, aber für den Sommer einen Tacken zu süß und schwer ist, der wird mit der Beschwingtheit und gleichzeitig Formenstrenge von "Boss Bottled Tonic" vielleicht mehr empfehlen können. Ich werde ihn mir wahrscheinlich zulegen, denn er ist wirklich gut gemacht und bewegt sich preislich in einem akzeptablen Rahmen.

"Encre Noire" gilt ja vielen als Gipfel der Finsternis, was ich nie ganz nachvollziehen konnte, da ich ihn einfach für einen herben, schlanken Holzduft hielt. Nun aber wurde einer draufgesattelt, dem Namen nach.

Tatsächlich erkennt man auf den ersten Riecher die altbekannte DNA. Der ganze Duft entwickelt sich jedoch weicher, vollmundiger und weist eine gewisse Schwere auf. Da kommt es mir: eine Überdosis aus Cashmeran und Oud, wie man sie in einigen anderen Düften ("Déclaration d'un Soir" oder "Acqua di Parma Oud") vorfindet. Einerseits kann man monieren, dass "Encre Noire" damit seine EInzigartigkeit ein wenig aufgibt. Andererseits ist er schon ein wunderbarer und eleganter Kuschelduft - und während Oud sonst ein halbes Vermögen kostet ist dieser hier im Versandhandel mittlerweile recht preiswert zu bekommen. Daher eine klare Empfehlung!