Fleurrare

Das ist ein Parfum, das nicht sofort verstanden wird, glaube ich. Es braucht Zeit, um es zu verstehen. Ich wurde beim ersten Testen sogar eher abgestossen. Zum Glück hatte ich eine Probe und daher Zeit und Muße es nochmal in Ruhe auszuprobieren. Irgendwie vereint es Gegensätze und die Olfaktorik wird durch Ungewohntes erstmal verwirrt. Doch wenn man/frau sich auf das Abenteur einlässt, wird es sehr spannend. Wasserblume, Weißblüher, süße Noten und Hölzer. Passt das zusammen?! Kann es gutgehen?! Ich dachte erstmal : Nö, Nichts für mich, Nase gerüpft und mich vom Parfum abgewendet. Doch beim zweiten Test hat mich schon die extreme Natürlichkeit dieses Parfums bereits fasziniert. Und beim dritten Testen habe ich sogar die Aquatik des Duftes genießen können, die ich normalerweise gar nicht mag. Es fügte sich Alles zusammen: die milde natürliche Aquatik, die wunderbaren milden Weißblüher und die perfekte Süße, die absolut leicht ist. Für mich als Natur- und Sommerfan das Beste was ich bis jetzt gerochen habe. Es erzählt eine ganze Geschichte von einem schönen See von üppigen Gärten umgeben und in einen göttlichen Duft getaucht. Das einzige Paradoxe: wenn der Nachtkaktus blüht, müßte es eigentlich dunkel sein. Und nachts schließt sich der Lotus und versinkt unter Wasser. Der Parfümeur darf die Beiden gleichzeitig erblühen lassen ! Ein gewagtes Experiment!
Letztendlich entwickelt es sich zu einem göttlichen Nektar. Und ja, "einfach" eine blühende Blüte kann sexy sein ( meinen jedenfalls die Bienen)! Für mich ist es ein bewundernswertes Kunstwerk unabhängig vom "Tragewert". Ich kann mir gut vorstellen, dass der Duft ganzjährig gut tragbar ist, sogar im Sommer. Von der Stimmung her erinnert mich das Parfum an Candy l'eau von Prada, in dem ebenfalls die Gourmand- mit der aquatischen Note kombiniert sind. Beide strahlen für mich schlichte Eleganz aus. Am meisten ähnlich finde ich den Duft "Parfum Divin" von Caudalie. Es ist gut möglich, dass der Duft nicht jedem/r auf Anhieb gefällt, aber ich glaube nicht, dass er Jemanden an einer anderen Person stören könnte. Na ja, so geht es vielen Meisterwerken...
Was wirklich gut gelungen ist, dem Namen Wasser gerecht zu werden trotz Blumigkeit und Süße. Es wäre dann auch überhaupt nicht passend, wenn es nicht eine flüssige, runde Komposition geworden wäre.

Es war im Winter in Grasse kurz vor dem Jahreswechsel. Festliche Stimmung, Touristen huschen durch die engen verwinkelten Gassen. Überall im Zentrum riecht es nach Seife.... Alle sind in festlicher Stimmung, die Sonne scheint zu warm für eine Jacke. Orangen hängen an den Bäumen. Molinard hat in der europäischen Hauptstadt der Parfümerie mehrere Filialen. Wir waren in der schönsten edel eingerichteten. Große Aufregung! Erstes eigenes Parfum. Aus einem Rondell von einigen Dutzend Düften durften wir einige Zutaten aussuchen. Zur Erinnerung gab es u. A. dieses kleine Fläschchen.
Die Süße ist wirklich in jedem Stadium der Entwicklung da, sehr intensiv, wie bei einem Fest mit einem mit Süßigkeiten überladenen Tisch. Die Basis klingt edel holzig süß. Es ist wirklich für die Naschkatzen unter uns.

Das war Eins meiner ersten Parfums, in dem Fall genauer gesagt Duftwässerchen. Im schwülen Sommer gekauft. Stille Wasser sind tief: das passt zu dem Duft. Er hat eine angenehme erfrischende, beruhigende, einhüllende Duftwolke, man/frau möchte regelrecht drin baden. Am liebsten am ganzen Körper einsprühen. Es spricht auch Nichts dagegen. Es sind viele natürliche und sogar hautpflegende Zutaten drin. Wie ein erfrischendes Baden im Sommer oder schönes Grün, das wohltuenden Schatten in der Hitze spendet. Ich bleibe trotz vieler anderer neuer Flakons dem schönen blauen Clarins treu.

Ich finde dieses Parfum ist ein Paradebeispiel dafür, dass das Geniale einfach sein kann. Es mag sein, dass es von den großen Parfums von Chanel und Chloe (wie von Vorrezensenten beschrieben) inspiriert wurde, aber es ist wirklich richtig gut geworden . Ich kann mich erinnern wie ich es vor ein paar Jahren probiert habe und angenehm fand, damals nicht mehr. Heute weiß ich es zu schätzen. Ich finde es erfrischend leicht elegant. Erfrischend leicht in einem Wort gedacht, d.h. das Parfum ist eine schöne Ergänzung, kein Statement für sich, dadurch leicht zu tragen. Es strahlt schon diese unkomplizierte französische Leichtigkeit und Eleganz für mich aus. Für mich ist es dank Sonnenfeerezension endlich ein tragbarer Puderduft. Reine Puderdüfte waren irgendwie too much. Dieser hier vereinigt die Eigenschaften von Nr. 5, pudrig, etwas cremig und sogar ein Hauch Lippenstift, aber Alles sehr in Maßen und dezent.

Jetzt hat mir der Platz im Statementfenster nicht gereicht, um diesen Duft zu beschreiben. Der Anfang der Duftentwicklung war, wie gesagt, sehr vielversprechend. Richtig wow! Die erkennbare Grundstruktur wie bei einem anderen Lagerfeld-Duft, der mir gut gefällt. Aber leider zu früh gefreut... Nach ca. 2 -3 Stunden des Genusses, der auch schön nach außen abstrahlte (wirklich schön umrahmte Magnolie und Frangipani) plötzlich eine unmögliche chemische Wendung. Zum Glück, wie sich später herausstellte, nicht das Ende vom Lied. Das Positive dabei: es gibt eine Entwicklung ;)
Der Drydown wird nach nochmal 2 Stunden erträglicher, obwohl auch nicht ganz my cup of tea: eindeutig Moschus erkennbar, Amberholz kenne ich bisher nicht als Einzelnote. Ich werde den Test bei anderen Bedingungen wiederholen. Will den Duft hier nicht schlecht reden.

P.S. Am nächsten Morgen nehme ich eine elegante lagerfeldische Basis wie ich sie schon aus " Sun, moon, stars" kenne wahr. Dieses Parfum hat so einige Überraschungen in sich versteckt. Es lebe die Hautchemie!