Fluxit

Fluxit

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6 - 10 von 64
Fluxit vor 5 Jahren 9 4
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Raue Rose vs Echtes Eichenmoos
Marke
Naturdüfte, die sich hautnah an der Wildnis entlanghangeln sind eine Nische in der Nische. Juniper Ridge werden viele zumindest vom Namen kennen. Barnaby Black ist sozusagen ihr kleiner Bruder. Und Firn Fragrances? Das Schwesterlein. Das lebt zwar auch im Wald, schaut mit wachen Augen aber weiter in benachbarte Gebiete. Zum moosigen Boden, zum Sumpf, zum Ödland, zum Schwelbrand im Unterholz. Es fremdelt wie seine Geschwister, authentisch und unabhängig bis ungefällig. Mir gefällt die Variation des reinen Waldthemas dagegen ausgesprochen gut, auch wenn die einzelnen Düfte letztendlich sehr unterschiedlich ankommen.

Duft
Rose fremdelt in der Regel mit mir ebenfalls. Eine Note, die meiner Nase theoretisch sympathisch ist und praktisch dann doch zu blumig dahertänzelt, vor allem als Einzelstück. Klar, kann man kombinieren, hat man ja gefühlt auch schon etwa 17000 Mal mit Oud gemacht. Und, ey, nix gegen Oud. Aber Eichenmoos ... verflixte Kiste, ECHTES Eichenmoos, das nehm ich an 362 Tagen im Jahr doch deutlich lieber. Bei aller Liebe für deutsche Naturdüfte mit ihren strengen Auflagen lobe ich mir hier die noch nicht DIN-genormte Experimentierfähigkeit außerhalb der EU-Regulatorien, die bei Eichenmoos traurig um sich wüten. Rose Evernia hat genug Moos, um mich glücklich träumend ins Flechtenland zu schicken. Am Anfang, in der Mitte, am Ende. So herausgestellt, dass die einzelne Rose sich beizeiten fragend nach unten beugt, um ungläubig auf das moosige Fundament zu blicken. Toll, richtig toll. Rau, leicht holzigscharf, grün. Fast schon ruppig - und das meine ich im positivsten Sinne, denn es ist diese Rauheit, die Rose Evernia für mich als Rosenduft tragbar macht.

Nach drei Testtagen zu frühwinterlichen Temperaturen ergänzt sich das Bild von Meggis Winterrose, warm durch das Mr Evernia aufgeraut. Ich wette aber, dass sich dieses Parfum ganzjährlich ins Tageswetter einbindet, denn sowohl Rose als auch Eichenmoos halte ich für fantastisch warme Sommerbegleiter. Zwei Antagonisten im harmonischen Gegenspiel verbunden. Ohne Synthetik dissen zu wollen, ist die aromatische Vielfalt selbst weniger Ingredienzien eben doch eher die Stärke (mancher) der Naturduftmarken. Weniger ist mehr? Fest steht: Ich brauche nicht weniger, sondern mehr von diesem Stoff, der Flakon wird sich im Anschluss an den Kommentar direkt auf den Weg machen. [Edit: Oder auch nicht, denn aufgrund des Alkohols wird nicht nach Deutschland versendet. Shiettt!]

Ich bin ein Ventilator.
(In der Hoffnung, dass in der englisch übersetzten Version "Ich bin ein Fan" unter dem Kommentar steht ;)
4 Antworten
Fluxit vor 5 Jahren 10 1
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Tier & Tonka
Ich bin ein mittelgroßer Tierfreund. Aber mit Schwestern & Co gab es doch immer wieder zwei- bis vierbeinige Besucher in unserer Kindheit. Vögel, Hamster, Kaninchen, Ratte, Hund, Schildkröte, und und und. Die Käfige der Nager wurden nach dem Säubern großzügig mit durch den Aktenvernichter geshreddertem Toilettenpapier gefüllt, das war billig, effektiv und fluffig. Aber daneben gab es natürlich auch echtes Gras, für uns Stadtmenschen zum Beispiel das gekaufte Wildheu aus dem DM. Tja, davon ist hier wohl auch was drin.

Los geht es bei mir mit Schwerpunkt Vanille, medizinisch, bereits dezent animalisch abgeklatscht und holzig trocken. Das Gras sprießt mit einer Prise Anis dazwischen. Und irgendwie findet sich dort der Hamsterstall. Sowohl Yatagans als auch Bellemortes Statement muss ich zustimmen, denn durch das Gras wühlt sich verdeckt bereits ein kleines Fellknäuel. So richtig will es sich nie zeigen und gegen Mittag verzieht es sich zum Ruheschlaf. Jegliche Animalik verliert sich, Fresh Sweetgrass bleibt weich mit milder, grüncremiger Vanille.

Zum Abschluss gibt es Tonka pur, 100% die Bohne. Marzipanig und milchigsüß. Überraschenderweise nervt mich der Duft erst ab hier, denn das Heugehege fand ich zwar ungewöhnlich, aber recht apart. Niedlich gar.

In unserer Naturdufttestrunde hatten wir schon einiges unter der Nase, aber dieser Twist ist mir neu.
Interessant? Japp! Gelungen? Keine Ahnung. Tragbar? Ich verzichte trotz Duftspaß.

Firn Fragrances als Marke mag ich aber! Dazu mehr im Kommentar zu Rose Evernia, dessen Flakon bereits auf dem Weg zu mir ist.
1 Antwort
Fluxit vor 6 Jahren 16 3
Juniper Ridge is Your Friend
Anfangs dachte ich an eine Verschwörung: Juniper Ridge tauchte (mit ihren Düften) unter. Barnaby Black tauchte auf. War dies die inoffizielle Fortsetzung, vielleicht aus Marketingsgründen besser platziert? Andererseits: Der Werbungsstil beider Marken ist quasi-identisch. 100% Natur in voller Breitseite, eingelegt, eingedampft, eingehäckselt. Holzfällerhemd statt Abendkleid.

Direkt vorweg: Auch nach Test der ganzen Marken kann ich es nicht sicher sagen. Sie ähneln sich wirklich sehr, im Duft und im Geiste.

Deep Slumber Mountain ist mein Favorit aus der Reihe. Warum?
Die Stärke dieser "Saunanatur"-Parfums ist manchmal auch ihre Schwäche. Natur pur kann nämlich ganz schön anstrengend sein. Dabei mag ich diese Düfte, auch wenn sie bei anderen Parfumos (nachvollziehbarerweise) häufig in der Raumduftkategorie landen. Gerade in den Nadelwalddüften findet man aber meistens so eine trocken schärfliche Note, die mir auf Dauer auf den Zeiger geht. Dazu gehören einige Barnabys und die JRs ebenfalls fast alle.

DSM bekommt dagegen gut die Kurve. Am Anfang denke ich zwar wohl kurz an Badezusatzlatschenkiefer, frisch, kampherig und dann besagte trockenscharfe Erscheinung. Leicht harzig im Hintergrund. Dort finde ich dann aber auch den Gegenpart zum grünen Antagonisten, eine leicht klebrige Süße, die hinten konstant bleibt, während sich der Nadelwald im Laufe des Tages zurückzieht und mild freundlich verbleibt. Gerade in der Basis ist das besonders angenehm und wohlriechend.

Abstrahlung ist in den ersten Momenten intensiv, fällt dann aber zügig auf Hautnähe. Ist ok. Das geteilte Büro will man hiermit eh nicht vollstrahlen. Haltbarkeit ist mit ca. 8h für mich auch in Ordnung.

Verwandte Düfte:
- "Tiger's Nest" von KoRo Perfumes (selten, aber auch eine tolle Naturduftmarke)
- "Seve de Pin" von DSH Perfumes

Höchstnoten möchte ich DSM nicht vergeben, denn er ist ein situativer Duft und auch mehr das als Parfum.
Trotzdem schafft er den schwierigen Spagat zwischen tragbar und "schön im Raum". Wenn ich mir einen der Barnabys zulegen sollte, dann wäre es dieser. Natur in der Flasche.

Edit
Und tatsächlich hab ich ihn mir nun geholt. Matt von Barnaby Black war dabei ein engagierter und herzlicher Kontakt, mit dem man gut ein wenig plauschen konnte. Dabei kam auch heraus, dass er ein Freund von Hall (dem Inhaber von Juniper Ridge) ist. Damit bilden Barnaby Black, Juniper Ridge und Firn Fragrances ein untereinander bekanntes, amerikanisches Naturdufttrio. Schön! Er liest übrigens interessiert die englischen Kommentare bzw. die Übersetzungen der deutschen hier mit.
3 Antworten
Fluxit vor 6 Jahren 18 1
Ohne Quatsch
April Aromatics sind schon vor dem Dufttest Geschmackssache: Mit dieser Mondscheinabfüllungsedelsteinesoterik muss man erstmal klarkommen. Ich bin da immer zwiegespalten. Kritische Ingenieursausbildung auf der einen Seite. Auf der anderen Seite hat mein Vater einmal bei einem Labor verschiedene Wasserproben eingeschickt. Und tatsächlich hat das mit den Halbedelsteinen versetzte Leitungswasser am besten abgeschnitten. Jetzt misst so ein Labor natürlich keine harmonischen Schwingungen, sondern Mineralwerte, insofern alles erklärbar. Trotzdem darf auch das eine Erinnerung sein, dass nicht alles Quatsch ist, wo man welchen vermutet.

Ich vermute zum Beispiel bei "Pink Wood" sowas wie "quietschig" oder "Holz" und das ist beides Quatsch. Der Sprüher ballert mir direkt eine voluminös harzige Stalloudrose entgegen, die trotz fruchtigen Erdbeeranleihen maximal im dunkelvioletten Frequenzbereich blüht. Klebriges Ladbanumkaugummi. Eine minzige Kante bricht die Animalik, pervers gefällig kombiniert.
Pink Wood bleibt schmutzig balsamisch, wabert mit wenig Blümeleideko weiter. Ein metallischer Beiklang (die Geranie) schmiegt sich ein und löst die Süße ab, helle Luftfetzen in einem dunkel gewebtem Duftteppich. Im Stall, aus dem die durch die Metallsporen getriebene Rose langsam trabend auszieht und das Heu aufsässig kokelt. Wood nur am Rande. Vielleicht war Pink Horse gemeint, oder Pink Oud - dann hätte man auch nicht die Doppelung des Holzes zum "Precious Wood" der gleichen Reihe.

Wie auch immer, kein Parfum für mich, zu heavy, mag aber mit an der Hitze liegen.
Gut gemacht und absolut interessant finde ich es dennoch. Eine willkommene Erinnerung, das nicht alles Quatsch ist, wo man welchen vermutet.
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Fluxit vor 6 Jahren 7 6
Bitte nicht als Unterwäsche
Ihr kennt doch bestimmt diese essbaren Armbändern aus den pastellbunten Perlen (in gewissen Läden auch als Unterwäschenversion verfügbar)? So riecht Agartha für mich. Süßcandy, fruchtiger Traubenzucker. Grün eingesäuerte Apfelringe. Vielleicht auch Melone und Birne.

Im weiteren Verlauf weiterhin süß, honigsüß, wenn auch nachdunkelnd. 100% Natur? Mag sein, wirkt auf mich aber nicht so. Auf der anderen Seite finden Kinder heutzutage die Joghurts mit künstlichen Erdbeeraromen auch leckerer und echter. Da hilft es nicht, dass der Duft nach ein bis zwei Stunden eine knappe Erdigkeit entwickelt, die ich dem Patchouli zuschiebe.

Auf mich wirkt Agartha trotz des altmodischeren Namens kitschig. Dabei hat April Aromatics in der Probenmehrheit positiv und nicht selten auch ernster überrascht als erwartet, z.B. mit der Lagerfeuerromantik von "Bohemian Spice". Insgesamt eine Marke, die man ruhig mal testen darf.

Als Floralamateur glaube ich Yatagan gerne blind, dass es sich hier um eine Mimosenkanone handelt. Ich habe vor allem die Perlendingersüßigkeit vor Augen und denke mir: Bitte nicht als Unterwäsche.
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