Fluxit

Fluxit

Rezensionen
Filtern & sortieren
11 - 15 von 64
Fluxit vor 6 Jahren 11 7
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Grünes Licht
Tomatengrün polarisiert als Geruch. Und seitdem ich das "Leaf to Root"-Kochbuch gelesen habe, scheint das auch im kulinarischen Bereich so zu sein, denn während Tomatengrün allgemein als eher giftig klassifiziert wird, gibt es einige Sterneköche, die damit - vorsichtig dosiert - ihre Speisen würzen. Wem das fahrlässig vorkommt, empfehle ich die INCI-Zutatenliste seines Lieblingsduftes ;)

Für mich ist wiederum Tomatengrün eine Art Lieblingsduft und bisher hab ich es nur selten in Parfums klar wahrnehmen können. Höhepunkt der Enttäuschung war der so verheißungsvoll benannte "Tomato Leaf" von Illuminium. Umso schöner, dass bei Lumen Naturae unverhofft das Licht anging. Schöner Kopf, klar die grüne Tomatennote eingeprägt und zitrisch unterlegt. Gefällt mir gut, ist aber viel zu schnell vorbei.
Die nächste Phase erinnert mich an Blumenwasser, recht unverbraucht, aber im Vergleich zum frischen Auftakt nicht mehr das Gewinnerlos. Ein florales Element duftet bereits mit durch, ich hätte auf einen fernen Vertreter des Geranienhauses getippt. Und dann, unerwartet, Harz. Nicht knarzig, sondern in der leichten Schwüle eher etwas feucht und einen Tick klebrig bis cremig. Deutlich ist seine Wärme erkennbar, die den munteren Kopf ablöst.
Nach etwa einer Stunde ist im Hintergrund eine fast staubig pudrige, pfeffrige Schärfe hinzugekommen. Frisch geriebene Muskatnuss. Vielleicht Kardamom. Diese Trockenheit steuert dem humidgen Eindruck zügig gegen und begleitet Lumen Naturae für ein bis zwei weitere Stunden, bis er sich in die bereits vorher angedeutete honigharzigliche Süße einpendelt hat, in der er nach 10 Stunden ausklingt.

Viele Gegensätze vereinen sich hier. Ich gebe 8.0 Punkte, finde Lumen Naturae aber eher interessant als schön. Hätte er doch nur mehr vom tollen Tomatenblatt behalten. Dann gäbe es grünes Licht für weitere Verwendung.
7 Antworten
Fluxit vor 6 Jahren 11 3
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Crème Cassis Brûlée
Johannisbeere geht nicht immer. Kratzig, schweißig, sauer, ... wer sie authentisch angenehm erleben möchte, dem sei der ebenfalls von Fueguia angebotene "Malena" empfohlen.

La Cautiva ist ein ganz anderes Pflaster und klar Gourmandterrain. Fruchtigweich, fast etwas Kaugummisüße im Auftakt. Leicht säuerlich, aber nicht mehr als ein unter Pudding vergrabener Rhabarberstreusel. Harmonisch rund und vor allem ... lecker! Im Laufe der Stunden befeuert eine angeflämmte Karamelnote Phantasien an Crème Brûlée. Etwas Malz, oder stellenweise Toffee. Ein Parfumdessert, das durch die Johannisbeere nicht ins unverträglich Süße abrutscht. Schmeckt!

La Cautiva möchte aber nicht nur Nachtisch sein, denn die den Indianer betörende Gefangene überlebte bei mir fast drei Tage inklusive Duschen. Fröschleins Anmerkung zur guten Haltbarkeit bestätige ich, fast schon gruselig gute Leistung für einen Naturduft.

Gourmands fallen für mich oft in die Kategorie "rieche ich total gerne, trage sie aber eher selten und habe sie auch schnell wieder satt". La Cautiva würde ich darüber hinaus eher in der femininen Ecke einordnen. Dennoch: Wäre hier eine Abfüllung bei mir im Haus, würde ich sie von Zeit zu Zeit tragen wollen. Beziehungsweise an jemand Nettem riechen, der mir dabei nah sein darf. Schmeckt!
3 Antworten
Fluxit vor 6 Jahren 8 2
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Johannisbeerpomelo in der Vase
Meine Freundin trägt eine Rispe Johannisbeeren herein, Früchte, Blätter, Stiel.
"Nicht übertrieben," sage ich. "Schön. Natürlich."

Etwas später bringt sie eine Grapefruit dazu.
"Nicht übertrieben," sage ich. "Schön. Natürlich."

Etwas später trägt sie eine Vase mit Blumenwasser herein.
"Übertrieben," sage ich. "Natürlich weniger schön."

Das unerwartete unfrische und an Geranie erinnernde Ende Malenas fuchst mich ein wenig.
Dennoch bleibt mir der Duft sympathisch. Und das liegt tatsächlich auch an der Basisnote. Denn ein Parfum mit natürlichem Johannisbeergeruch herzustellen ist keine kleine Herausforderung: Oft nervt mich das Cassiskratzen oder eine frischsaure Langatmigkeit. Beides weiß Malena zu umgehen. Sie sticht zwar ein wenig, aber unsynthethisch natürlich und auch nicht ewig lang.
Dazu kommt die Johannisbeer-Grapefruit Kombination wahnsinnig natürlich an, was selbst für eine Naturduftmarke nicht automatisch gegeben ist. In ihrer leichtfüßigen Authentizität überflügelt sie stellenweise gar meinen Johannisbeerhausduft "L'Ombre dans L'Eau", der sich parfümiger und schwerfälliger gibt. Auch wenn die ausklingende Phase mir weniger gefällt, markiere ich Malena damit als Testempfehlung, denn ich kann mir vorstellen, dass die weichere Basis bei anderen Nasen durchaus auf Gefallen stößt und damit einen runden Naturduft anbietet.
2 Antworten
Fluxit vor 6 Jahren 12 6
4
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Nichts als die Wahrheit
"Vera". Die Wahre.
Und darüber hinaus der biologisch lateinische Zweitname des echten Lavendels.
Findet man den hier wieder?

Hintergrund
Roxana Illuminated als Marke ist mir wirklich nicht sympathisch. Zum einen machte sie unserem Naturduftprojekt durch verspätete Antworten bis hin zur kompletten Ignoranz nichts als Ärger. Und die Webseite ist fürchterlich unaufgeräumt. Links gehen ins Leere, ich muss fünf Seiten blättern um überhaupt mal Vera anzutreffen und wenn ich stattdessen die Suche benutze, finde ich gleich zwei Handvoll Produkte, von denen dann aber mehr als die Hälfte ausverkauft sind. Da Roxana Communication Arts studiert hat, nehme ich ihr das alles ein bisschen persönlich übel. Da hilft es auch nichts, dass schon ihr Großvater Neroli Cologne hergestellt hat und sie selber seit fast zwanzig Jahren Erfahrung im Parfumgeschäft sammelt. Gut finde ich dagegen, dass sie in California Bienenstöcke in ihrem Garten hat, um zumindest einen Teil der Grundmasse (Bienenwachs + Jojoba Öl) ihrer Solids lokal abzudecken.

*Duft*
Vera lässt meinen mürrischen Testtrotz beflügelt verduften. Ein lieblicher Auftakt, dann frisch grün und orangig-zitrisch, beides im warm duftenden Bienenwachs gedämpft doch gut gelaunt. Lavendel im Sonnenschein. Petitgrain?
Es ist wirklich schön.
Aus der Erinnerung ein loser Duftzwilling zu Lushs "What Would Love Do". Nachtest wird nachgeholt.
Nach zwei, drei Stunden mischt sich ein leicht holzig-erdiger Unterton ein und der Duft dunkelt nach. Rauchiger, bei gleichbleibender Freundlichkeit. Vera ist eher Annika als Pippi - brav statt wild. Aber an manchen Tagen ist das genau richtig.

Die Sillage ist mau. Beim ersten Versuch schreibe ich das dem sparsamen Fitzel zu, den ich aus dem wachsversiegelten Döschen gestochert habe. Der großzügigere Nachtest verleiht dem Parfum etwa 7-8h mehr Haltbarkeit (= den ganzen Arbeitstag, das ist ok), ändert aber wenig an der geringen Strahlkraft. Na, auch ein sillagearmes Parfum kann mich am Handgelenk aus einer langweiligen Telefonkonferenz in olfaktorische Wolken heben. Etwas intensiver hätte ich mir den Duft aber dennoch gewünscht.

Letztendlich erinnert mich Vera an zwei andere Marken:
- For Strange Women, die ähnlich schicke Schmuckschatullen für ihre festen Parfumstoffe verkaufen. Deren Festparfums sind aber um einiges härter, was sie gefühlt weniger intensiv duften lässt, dafür deutlich ergiebiger macht.
- Aftelier, deren Solids von ähnlicher weicher Konsistenz sind, großartig duften und dann ebenfalls mit Sillage & Haltbarkeit zaudern.
Trotz initialer Abneigung stelle ich fest, dass Roxana mit diesen Markenreferenzen fantastisch aufgestellt ist.
Auch wenn ihre drei anderen von mir getesten Düfte hinter diesem Sommerduft weit zurückbleiben, zeichne ich Vera gerne mit dem Wunschlistensternchen aus. Und das ist nichts als die Wahrheit.

Edit
Im Nachtest war er mir doch etwas zu grell. Ich habe deswegen runtergestuft.
6 Antworten
Fluxit vor 6 Jahren 9 3
7
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Crepuscular
Trotz gutem Wortschatz habe ich das "crepuscular" aus der Duftbeschreibung vermutlich noch nie in meinem Leben gehört und erkläre es hiermit zu meinem Lieblingswort der Woche. Dämmerungsaktiv. Moment - war das nicht dem "Malachite's Dusk" der gleichen Marke vorenthalten?

Sola Laudanum gibt mir das zweite Sprachrätsel auf. Gepriesene Sonne oder so ... nee falsch, komplett. "Nur Harz". Oder morphiumhaltiges Schmerzmittel, jenachdem. Ich glaube sofort ersteres, denn der Pyramide zum Trotz wird hier von Kopf bis Basis mit genügend dunklem Harz um sich geworfen, um gegen die aktuellen Unwetter sämtliche Fenster einer Kleinfamilienwohnung regendicht zu verkitten.

Wer das versucht, wird kurz von einem dunkel alkoholischharzigen Rauschmoment erfasst. Vielleicht doch Morphium? Nein, die apothekische Staubigkeit eines Sommerfeldes schwängert den schattenreichen Augenblick. Längst nicht so holzig wie durch die Inhaltsstoffe angedeutet, eher die fruchtigsüße Harzrichtung, wie man sie vielleicht bei einer in Morphium ... Wodka eingelegten Feige findet. Dabei tief und klar, strahlend in seiner Dunkelheit. Dämmerungsaktiv ist längst vorbei, hier zieht bereits die Nacht auf.

Gesondert hervorheben möchte ich Sola Laudanums Haltbarkeit. Nicht nur, dass es bei überschaubarer Sillage problemlos den ganzen Tag hält. Sondern mir ist auch ein Tropfen mit dem Schreibtisch in Kontakt bekommen und der hat mich über alle KoRo Tests weiter mit begleitet. Für ein reines Naturparfüm fast schon unheimlich.

Um abschließend wieder auf Sprache zurückzukommen: Yulia hatte das bestimmt nicht auf dem Schirm, aber ich finde es nicht unwitzig, dass der Parfumname mit "So la la" startet. Von wegen! Klasse gemacht, dunkles Harz in Hülle und Fülle. Ich spreche eine Testempfehlung aus. Die ich nun nach fünf getesteten KoRo-Düften, von denen ich vier tragen würde und vereinzelt über einen Kauf nachdenke, auf die ganze Marke ausweiten möchte.
3 Antworten
11 - 15 von 64