Fluxit

Fluxit

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16 - 20 von 64
Fluxit vor 6 Jahren 7 3
In Demeters Arme
Persephone's Return hat Yulia Yatsenko für ihre (und alle) Mütter entworfen, mit der sie früher durch ländliche Blumenfelder spazierte. In der griechischen Mythologie nur mäßig bewandert, war mir der Name selbiger Mutter in dieser Beziehung neu, denn Demeter kannte ich bisher nur von den Produkten meiner Biogemüsekiste, äh, ich meine natürlich von der New Yorker Parfummarke, die so Düfte wie Kondensmilch, Pizza oder Nabelfussel produziert. Andererseits: Für ein 100% Naturparfum passt Demeter doch ziemlich gut?

Von der Göttin der Ernte ist in den ersten Momenten noch nichts zu sehen. Kurz schärflich - okay, etwas grünfloral - bis gar blau wässrig aquatisch. Poseidon bleibt aber auch aus dem Bilde, denn tatsächlich erinnert mich der feuchte Start eher an Blumenwasser, in den der Gott des Nachtischs (ja, ja) etwas indisches Nachtischgewürz wirft. Schräg, nicht so abstoßend wie es klingt, aber auch nicht gerade meine Lieblingsrichtung.
Es bleibt süß, nektarreich, Linde kann ich herausriechen; für die anderen Blumen müsste ich vielleicht nochmal Demeter heranziehen und optimistisch naiv deren Hyazinthe, Mimose und Ylang-Ylang mischen. Wir sind weiterhim im grünen Bereich, versehen mit der geringen Schwüle des Floristikfachhandels. Nach einer halben Stunde erinnert mich Persephone's Return entfernt an Lehmanns Lindenblüte, die ja ebenfalls eine gewisse Grünheit mit sich trägt. Das ist aber nur aus dem Kopf, wäre nett, wenn das mal jemand nachtestet.

Im Laufe des Nachmittags schwingt hinter dem süßfloralen Wesen eine fast klebrigharzige Andeutung, die dem Duft mehr Tiefe verleiht. In dieser Phase gefällt er mir am besten. Trotzdem stecken hier für meinen Fall zu viele Blüten im Flakon. Persephone braucht zu mir so jedenfalls nicht wiederkommen. Aber ich heiße ja auch nicht Demeter und Mutter bin ich auch nicht ;)
3 Antworten
Fluxit vor 6 Jahren 6 4
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Rauchige Harzholzkatze
"Pure, clean, inspiring" schreibt Yulia über ihren Duft. "Total clearness of thought and mind."

Frei wird zuerst einmal die Nase, eine frische Schärfe lässt das Raubtier schon erahnen. Hier rutschen manche Düfte in die kampherige Wick Vaporub Falle, aber der Tiger in diesem Wald schlägt darum geschickt einen Bogen, indem er bereits holzige Noten in den Hintergrund legt und mit einem fast orangigen Moment überraschend abspringt. Frischgrün und harzig. Im Hintergrund leicht abgestanden, ohne dass ich es genauer benennen könnte; Pflanzensaft, vielleicht. Aber weder lange noch störend, eher die abgelegen angedeutete Animalik des Tigers als ergänzender Rahmen. Es duftet natürlich, und ich möchte ergänzen, dass ich dieses für ein reines Naturparfum auch anders auslegbare Kompliment hier absolut wohlwollend verstanden sehen möchte.
Juniper Ridge mit seinen Extremwalddüften, aber auch Ableger wie DHSs "Seve de Pin" stellen sich oft mit einer nadelgrünen Staubigkeit ein, die den Düften eine mürbe Trockenheit verleiht und sich förmlich in der Nase zu winzigen, spröden Partikeln auffächert. Anflüge davon erkenne ich auch hier, aber das Harz fängt ab, bevor es zu eindimensional werden könnte. Dennoch ist das Thema hier klar Nest bzw. Wald und nicht Tiger.

Im Laufe der ersten Stunde geht es tiefer in den Forst. Weniger Harz, mehr helles Holz, mehr Grün, mehr Nadelstaub. Mehr Juniper Ridge. Ich mag das. Leichte Restschärfe, das wache Raubtier ist wohl noch hier. Nach drei bis vier Stunden verabschiedet es sich in seine Höhle. Nun, wo sowohl Harzbiss als auch Baumspäne verblassen, erscheint eine warme Rauchigkeit, die mir in der Kombination mit den verklingenden grünen Tönen etwas ungewohnt, aber willkommen ist. Im Gegensatz zu der hellen Harzholzverbindung schwelt der Rauch dunkel vor sich hin. Angenehm. Und zum Glück noch einige Stunden.

Die vom Marketing nahegelegte Verbindung zu pur und sauber würde ich nicht schlagen, dafür ist mir der Duft zu rauh. Macht aber nichts - ein schönes Naturparfum!


4 Antworten
Fluxit vor 6 Jahren 9 6
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
"Langsam kommt die Dunkelheit ..."
"... das Wasser flüstert leise." So bettet Yulia Yatsenko den dunkelgrünen Malachiten in die Abenddämmerung ein.

Hintergrund
Seit rund 10 Jahren ist die in London ansässige Yulia im Naturparfumbereich unterwegs. Zwei PhDs (Molekulare Biologie und Biochemie) haben dafür sicherlich eine vernünftige Basis gelegt. Einige der Tinkturen (u.a. auch die vom Sencha und schwarzen Tee) stellt sie anscheinend über 1-1.5 Jahre selber her. Gerade zum Tee habe ich im Naturduftbereich öfter Diskussionen gelesen, weil sich dessen Duft wohl nicht leicht konservieren lässt, deswegen finde ich es hier besonders interessant.
Angenehm finde ich die kleinen Flakons (3, 12, 30, 60ml). Die größten Flakons bewegen sich mit etwa 2.5-5€/ml im für Naturparfums üblichem Bereich bis höherpreisigem Bereich.

Duft
Undurchsichtig wie Lakritzlikör ist die Flüssigkeit im Probenröhrchen, die nach einer alkoholischen Sekunde in ähnlich dunkle Duftbereiche abdriftet. Erdig, würzig, leicht fruchtig. Klebrigharziges Labdanum mit minimaler Pinienanmutung. Der Lavendel erinnert mich in seiner Würzigkeit an "French Oakmoss" von For Strange Women, vielleicht auch wegen des ebenfalls enthaltenen Eichenmooses, das ich aber nicht zuverlässig identifizieren kann.
Warm dampft es vom sonnenerhitzten Stein, erst noch ein wenig feucht, dann trockener. Tee? Möglich, aber nicht im Vordergrund. Insgesamt lichtarm, ja, ich empfinde das aber nicht als finster, sondern eher als Melancholie des ausklingenden Abends wenn nicht sogar als gemütlichen Ausklang an einem abgeschiedenen Ort. Mir allerdings zu würzig, so recht zur Ruhe kommen möchte ich und der Tag mit einem karamelligen Funkeln noch nicht.
Erst über die nächsten Stunden - und Malachite Dusk hält sich über einige - wird der Duft köstlich, da neben einem fruchtiger werdendem Harzeinschlag auch ein leckeres Löffelchen Honig die heranschleichende Nacht beschwichtigt. Der passt auch gut zu den bisherigen Hexentrank - & Hustensaftassoziationen, die sich beide leicht nachvollziehen lassen. Wie hätte ich es gesagt? Sonnenarmer Traumtrunk nach einem sonnenreichen Tag.
6 Antworten
Fluxit vor 6 Jahren 8 3
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Aber bitte ohne Sahne(bonbon)
Marke
Dupetit fällt für mich in eine ähnliche Kategorie wie Maienfelser Naturkosmetik: Beide deutsche Familienunternehmen, beide nicht sonderlich bekannt für ihre Düfte, obwohl beide bereits 25+ Jahre auf diesem Gebiet tätig sind. Selbst der Stil ihrer Parfums ähnelt sich, im Schnitt eher dezent und ja, auch etwas öko.
Dupetits amüsantes Alleinstellungsmerkmal ist der Hanffokus; nicht nur Cannabisparfüm gibt es, sondern auch Hanfbier und sogar Hanflack, der mit der Zeit seinen Duft abgibt. Wer denkt sich bitte so etwas aus?! Vermutlich Duftverrückte wie wir.

Duft
Vanilla startet legal würzigfloral, samt namensgebender Vanille - interessant, dass man nicht nur die Kapsel, sondern auch die / eine Orchidee selber integriert - etwas Rose und Kokosnuss. Ich denke, vermutlich aufgrund der Kokosvanillecombo, an "Un Bois Vanille" - einer der ersten Parfums, die mich regelrecht berauschten - aber in kratziger und subtiler. Auch weniger harmonisch, möglicherweise eine Begleiterscheinung mancher Naturdüfte, von denen vor allem die ölbasierten länger brauchen, um sich auf der Haut einzurichten. Vanilla wird nämlich bald schon freundlich weich und angenehm.
Sobald Vanille in Düften süß abrutscht, habe ich einen automatischen Erdbeersahnekaramellbonbonassoziationreflex - meine persönlichen Notizen sind voll davon, denn an Parfums mit Vanilleprotagonisten komme ich nur selten vorbei. In Statements schreibe ich davon nur in Ausnahmefällen, denn soviel Erdbeersahnedüfte kann es gar nicht geben und ich gehe davon aus, dass es eher eine Art persönlicher Riechtick ist. Vanilla bewegt sich ebenfalls in besagte Richtung, aber eine herbe Note hält es glücklicherweise vom Abgleiten ab. Dennoch in gourmandigem Gebiet, später kommen Gebäckbilder wie in "Vaniglia Sopraffina e Rhum" hoch, der als Teilzeitduftzwilling alles andere als schlechte Gesellschaft anbietet, mir aber zu essbar erscheint. Nach einigen Stunden macht Vanilla es sich zum Kuscheln im weichgezeichneten Benzoebett gemütlich. Unter all den von mir probierten Vanilleparfums sicherlich über dem Durchschnitt, aber mir zu gefällig.
3 Antworten
Fluxit vor 6 Jahren 10 5
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
1968 im Kino
Wie geht ihr eigentlich mit Düften um, die sowohl eure Lieblings- als auch Hassnoten präsentieren?
Jasmin ist so ein Angstkandidat. "Indolisch" reimt sich nicht umsonst auf "diabolisch". Aber Eichenmoos, das reimt sich auf ... "weich und famos" oder so. Und die One Seekers als reine Naturdüfte stammen aus Australien, da darf man im Gegensatz zu blöden Europaallergieverboten meines Wissens nach sogar noch echtes Eichenmoos verwenden.

Uuuund da ist er auch schon, der Jasmin. Überhaupt, DER Jasmin, nicht besonders feminin und leicht grünaasig am Start. Warm herbfloral, durch die Hintergrundschärfe des trockenen Kardamoms abgedämpft. Weder süß noch sauer und doch irgendwie beides. Schnell findet sich eine deutlich metallische Eisenklinge im Blumenbeet und legt sich aktionsbereit zur Sektion bereit. Blumen & Waffen, wie im Film. Kein großes Kino, möchte ich meinen, aber dennoch optimistisch freundlich unter Vorbehalt. Vielleicht wird's noch ein Krimi oder entpuppt sich nach der Pause doch als RomCom? Überhaupt, bis sich der Duft nach etwa zwei Stunden deutlich ändert, erscheint immer noch keine Werbung.
Irgendjemand zündelt. Mehr Drama als feurige Romanze.
Aber dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Dokumentarfilm! "1969 - Revolution" von Sweet Anthems duftet nun nämlich enorm ähnlich, sagen wir, alles spielt ein Jahr davor, aber sehr nah dran, SEHR nah. Nach wie vor der Rauch der industriellen Revolution, der Stahl der Maschinen, der friedlichen Hippieblumen inklusive geringfügig narkotischer Substanzen. Unbeugsam, aufgeklärt und verheißungsvoll, die unsichere Zukunft mit wachem Blick fixiert. Und dort raucht es herbheiser weiter, bald ohne Blumen, dann ohne Metall. Eine dünne Spur dunkler Süße, verspätet und verschmitzt. Die Leinwand blendet auf grau, der Vorhang bedeckt sie nach beendetem Programm und du stellst fest: Diesen Rauch darfst du mit nach Hause nehmen. Deine persönlichen End Credits samt Lieblingslied. Und du lächelst.

Für die Zahlentypen: Kopfnote 7.0. / Basis 10.0.
Macht im Schnitt, äh, glatte 9 Punkte. Wegen fehlender Werbung. Obwohl man die für diesen Duft ruhig machen dürfte!
5 Antworten
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