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vor 5 Jahren - 26.10.2019
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Über den Rand des kartografierten Duftuniversums hinaus: Kuba

In den letzten Tagen habe ich an dieser Stelle zwei Blog-Beiträge veröffentlicht, über deren Erfolg ich selbst überrascht war; kleine Reiseberichte, um Duftgeschichten angereichert. Nun ist es die leichtere Übung, von Dingen zu schreiben, die man gesehen hat; die größere ist es, Länder wundervoll lebendig und farbig werden zu lassen, die man selbst nie bereist hat. Immanuel Kant soll das in seinen geografischen Vorlesungen vermocht haben und gewiss manch großer Autor historischer Dramen.

Ich traue mir das nicht zu, und deshalb versuche ich hier auch nicht, ein Bild von Havanna zu zeichnen, als säße ich dort selbst an einem Boulevard inmitten verfallender Pracht und schaute, einen Timba im Ohr, einen Rum vor mir auf dem Tisch und vielleicht gar die unvermeidliche Zigarre in der Hand, den schönen Kubanerinnen und selbstverständlich, auch so viel Klischee muss sein, den liebevoll und von der Not getrieben am Leben gehaltenen amerikanischen Straßenkreuzern aus den 50-er und 60-er Jahren nach. Meine Erfahrungen in und mit der Neuen Welt beschränken sich nämlich auf zwei Reisen nach Kanada, eine davon mit einer zweistündigen Intrusion südwärts, in ein kleines Dorf in den Vereinigten Staaten mit etwa 500 Einwohnern.

Was ich tun möchte, ist nur, hier in diesem Forum der Duft-Aficionados, auf einen Ort am Rand des uns wohlbekannten, über das Internet leicht vermessbaren und in Datenbanken zu archivierenden Duftuniversums aufmerksam zu machen, auf die Duft-Manufaktur mit Parfümerie und Duft-Museum "Habana 1791" in Havanna, Kuba.

Anlass dazu gab ein Freund von mir, Kuba-Begeisterter, um nicht Kubist zu sagen, der um meine Parfüm-Liebhaberei weiß und vielleicht auch deshalb während seines letzten Havanna-Besuchs dieses Etablissement betrat, sich dort trotz nicht vorhandener Duft-Interessen gut unterhielt und mir folgendes hübsche, anspruchs- und wohl auch namenlose Cologne mitbrachte:

Die Flasche war mit einem (noch sichtbaren) etwas labilen Korkstopfen verschlossen, der mittels einer tausendjährigen Technik, nämlich mittels Wachs, abgedichtet war. Auf einem um den Hals der Flasche gebundenen Etikett mag der Name des Duftes (wenn er denn doch einen hatte) und vielleicht noch etwas Wissenswerte dazu, gestanden haben, doch leider hatte das Etikett die Reise nicht überlebt.

Mir gefällt der Duft sehr gut (neuerdings hat er etwas gelitten, ich hatte ihn versehentlich längere Zeit starker Hitze ausgesetzt); er ist sehr maskulin, seifig-frisch und ein wenig pudrig, passt sehr gut ins Bild eines urtümlichen lateinamerikanischen Barbiers.

Seinen Weg in die Parfumo-Duft-Datenbank wird er wohl nicht finden; nicht nur, weil sein Name verschollen ist, sondern auch, weil der Laden keinen eigenen Internetauftritt hat (kein Wunder, da es auf Kuba ähnlich praktisch kein Internet gibt, es sei denn für Behörden) und wohl auch keine sonstigen Vertriebswege hat.

Spuren im Internet hat "Habana 1791" sehr wohl hinterlassen, sehr ansprechende sogar, unter anderem auf einem Online-Reiseportal der "Air France". Für Interessierte hier ein Einstieg ins Stöbern und Schmökern, und damit auf Wiedersehen bloß aus Berlin, nicht aus Havanna:

https://www.airfrance.de/DE/de/common/travel-guide/habana-1791-die-seele-kubas-in-einem-flakon.htm
http://www.lahabana.com/content/habana-1791-the-perfume-shop/

Oder einfach "Habana 1791" in die Suchmaschine Ihres Vertrauens eingeben...

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