
GGNase
Rezensionen
Detailliert

Geweihte Glückseligkeit
Mit der unbefleckten Mutter Gottes unbeschwert im idyllischen Garten einer verlassenen Basilica in einem Becken voll Milch baden, Basilikum und Thymian pflücken und zwischen den Fingern zerreiben und sich mit den in Cypriol getränkten Kräutern die Stirn salben, edelstes Weihrauch mit einer Prise Sandelholz im Schatten mächtiger Zedern entzünden und in einer Schale schwimmen lassen, ein Kätzchen nippt genüsslich aus dem geweihten Bad - hier ist alles rein, heile und würdig, die Augen schließen, dem frischen Wind lauschen, im Herzen pure Dankbarkeit vernehmen und eine Brise pures Licht einatmen.
Amouage für den urbanen Lebensstil
Wenn man in die Parfumwelt eintaucht beginnt man wohl meist mit den üblichen Designerdüften, Dior, Hugo Boss, Chanel, Yves Saint Laurent & Co - das sind hochpreisige Mode-Marken, da geht man als Laie von hervorragender Qualität aus. Aber der Name täuscht oft. Bei Schuhen ist das nicht anders - wirklich hochwertige langlebige Luxusschuhe gibt es nicht bei Gucci oder Hugo Boss, sondern bei Alden, Santoni oder Dinkelacker, während sich die minderwertigeren namhafteren teilweise für den selben Preis viel besser verkaufen. Nischendüfte haben oft die viel bessere Qualtät, das gilt besonders für Amouage, hier geniesse ich bei allen Düften die allerhöchste Parfum-Handwerkskunst und kann die edelsten Zutaten in beglückendster Komposition erschnuppern. Tatsächlich war ich auf der Suche nach Schuhen im Breuninger und dachte darüber nach wie uns Marken, aber auch wie uns das Kaufhaus in der künstlichen Präsentation der Waren bezüglich der Qualität täuscht. Normalerweise teste ich seit einer Weile Düfte zu Hause, ich wohne in einer Villa auf dem Land in einer idyllischen kleinen Stadt in der Mitte von nirgendwo, sehr naturverbunden. Düfte sind für mich kein Statussymbol, sondern ein Genussmittel, das ich sogar oft ganz alleine für mich genieße - als Künstler und Kunstliebhaber schätze ich auch abgefahrene Sachen
The Book of Wisdom - Elixir Fatal, also das, was man wirklich als „Niche“ bezeichnen kann. Dabei stammen die meisten Sprüher aus den kleinen Souk-Abfüllungen hier von euch, die sich optisch nur durch die Aufschrift oder die Farbe des Isolierbandes unterscheiden. Mich interessieren dabei meist naturnahe Düfte, gerne etwas mystisch düster. Es darf gerne auch experimenteller zugehen. Nichiges, nicht allzu massentaugliches gibt es von Amouage auch -
Purpose sei hier genannt oder
Figment Man. Aber man findet hier auch
Jubilation XXV Man und
Myths Man , meine beiden Lieblingsdüfte, die feinste Handwerkskunst und gourmethafte Zusammenstellung edelster Zutaten zu einem edlen Geruchserlebnis komponieren. Der Breuninger hat für mich einen merkwürdigen Reiz, hier gibt es teure Designerklamotten, die oft auch so aussehen, eigentlich will ich hier gar nicht den aktuellen Diskurs von Old-Money & New-Money aufgreifen, mir geht es bei Parfum ja gar nicht um Geld, sondern um den reinen künstlerischen Genuss, doch worauf ich hinaus will:
Enclave passt für mich perfekt in ein Luxus-Kaufhaus, denn so stelle ich mir das Ideal eines „Designerduftes“ vor, sehr gefällige vom Mainstream begehrte DNA, ausgewogen, modern, elegant. Riecht wie
Sauvage Eau de Toilette in gut, das passt für mich wirklich perfekt in den Breuninger, ins Luxus Kaufhaus, nicht in eine elegante kleine künstlerisch-naturnahe Nischen-Boutique, sondern dahin, wo Menschen hingehen, weil sie mit guter Qualität Eindruck schinden wollen und hier tatsächlich beste Qualität bekommen. Perfekter Duft für den urbanen Lebensstil. Für mich Naturliebhaber gibt es bessere Alternativen. Was meint ihr zu Enclave? Passt er für euch auch besser in die Stadt als aufs Land?







Eine uralte weise Dame
Gestern habe ich mir eine Schultheateraufführung von „Gretchen“ angesehen, in der sich 12. Klässlerinnen kritisch mit „Faust“ und dem darin enthaltenen Frauenbild auseinandersetzten. Irgendwie dachte ich, das ist genau der passende Anlass, um den Duft endlich zu testen.
Der Duft riecht wirklich intellektuell, verstaubt, fast so wie in einer Erstausgabe eines Klassikers getrocknete Rosen. Mir kam direkt das präzise Bild einer weit über hundertjährigen eleganten Dame mit Rosenparfüm in den Sinn. Die 20er Jahre oder sogar das 19. Jahrhundert; fast mumienhaft, als hätte man eine uralte intellektuelle Dame konserviert.
Im Schultheater kritisierten die jungen Mädchen die glorifizierte Darstellung eines alten Herren, der sich in ein minderjähriges Mädchen verliebt, und lieferten eine intellektuell scharfsinnige Gegendarstellung, in der sie nicht den alten Faust, sondern Gretchen in den Mittelpunkt stellten. Der Duft ließ mich das wunderschöne Bild einer alten, intellektuellen Frau ehren – ein Bild, das in der Kunst, ebenso wie in der Gesellschaft, viel zu selten gewürdigt wird.
Die künstlerische Leistung der jungen Mädchen verzauberte mich gestern durch ihre schlaue Literaturkritik. Der Duft weckte in mir die Lust, Frauen für ihre Intelligenz zu bewundern. „The Book of Wisdom - Elixir Fatal“ ist dabei ein krasses Statement, wirklich ein Kunstwerk, das meines Erachtens dennoch tragbar ist. Das beschriebene Bild überdauert die ersten sechs Stunden und hat dabei etwas animalisch leicht Düsteres an sich – allerdings nicht im gruseligen Sinne, sondern mehr eine Liebe zur Weisheit einer kurz vor der Verwesung stehenden allwissenden Frau, was durchaus Gothic-Assoziationen weckt.
Wer dieses Kunstwerk, wie ich, liebt oder neugierig erträgt, wird im Drydown überaus belohnt. Ich habe den Duft vor über 24 Stunden aufgetragen und kann nicht mehr aufhören, an meinem Handgelenk zu schnuppern. Denn mittlerweile ist dieses präzise Bild auf meiner Haut zu einem leicht süß-harzigen Oud-Himbeer-Rosen-Elixier von solch einer Schönheit verschwommen, dass man meinen könnte, nicht der alte Faust, sondern das uralte Gretchen hätte den Verjüngungstrank zu sich genommen.
Der Duft riecht wirklich intellektuell, verstaubt, fast so wie in einer Erstausgabe eines Klassikers getrocknete Rosen. Mir kam direkt das präzise Bild einer weit über hundertjährigen eleganten Dame mit Rosenparfüm in den Sinn. Die 20er Jahre oder sogar das 19. Jahrhundert; fast mumienhaft, als hätte man eine uralte intellektuelle Dame konserviert.
Im Schultheater kritisierten die jungen Mädchen die glorifizierte Darstellung eines alten Herren, der sich in ein minderjähriges Mädchen verliebt, und lieferten eine intellektuell scharfsinnige Gegendarstellung, in der sie nicht den alten Faust, sondern Gretchen in den Mittelpunkt stellten. Der Duft ließ mich das wunderschöne Bild einer alten, intellektuellen Frau ehren – ein Bild, das in der Kunst, ebenso wie in der Gesellschaft, viel zu selten gewürdigt wird.
Die künstlerische Leistung der jungen Mädchen verzauberte mich gestern durch ihre schlaue Literaturkritik. Der Duft weckte in mir die Lust, Frauen für ihre Intelligenz zu bewundern. „The Book of Wisdom - Elixir Fatal“ ist dabei ein krasses Statement, wirklich ein Kunstwerk, das meines Erachtens dennoch tragbar ist. Das beschriebene Bild überdauert die ersten sechs Stunden und hat dabei etwas animalisch leicht Düsteres an sich – allerdings nicht im gruseligen Sinne, sondern mehr eine Liebe zur Weisheit einer kurz vor der Verwesung stehenden allwissenden Frau, was durchaus Gothic-Assoziationen weckt.
Wer dieses Kunstwerk, wie ich, liebt oder neugierig erträgt, wird im Drydown überaus belohnt. Ich habe den Duft vor über 24 Stunden aufgetragen und kann nicht mehr aufhören, an meinem Handgelenk zu schnuppern. Denn mittlerweile ist dieses präzise Bild auf meiner Haut zu einem leicht süß-harzigen Oud-Himbeer-Rosen-Elixier von solch einer Schönheit verschwommen, dass man meinen könnte, nicht der alte Faust, sondern das uralte Gretchen hätte den Verjüngungstrank zu sich genommen.
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