Gaukeleya

Gaukeleya

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101 - 105 von 109
Gaukeleya vor 12 Jahren 10 6
5
Flakon
5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
7
Duft
Typischer Früh-90er-Jahre-Duft
Obwohl ich mir sicher bin, dass ich Dalissime in den 90ern gar nicht besass, kam er mir sofort bekannt vor, als ich ihn aufsprühte. Es explodieren sofort die Früchte der Kopfnote, aber sie sind gar nicht so süss, wie ich vermutet hatte, sondern eher frisch, ohne zitrisch zu wirken.

Rasch gewinnt die blumige Herznote die Oberhand, aber die Früchte sind trotzdem durchgängig wahrnehmbar. Es ist ein 90er-Blumen-Fruchtkorb, eindeutig, nicht wie die modernen Fruchtmischungen, die zumeist auch recht gourmandig rüberkommen. Bei Dalissime rieche ich nichts Gourmandiges. Vielmehr erschnuppere ich eine trockene Note, die dem Duft jegliche Schwüle nimmt, trotz der Üppigkeit. Das macht ihn irgendwie fein und angenehm.

Ein wenig erinnert mich das auch an Joop! Berlin (den ich damals als Mini hatte). Vielleicht aber liegt es nur an dem damaligen Zeitgeist (oder soll ich sagen: der damaligen (Duft-)Mode), der die beiden eint? Obwohl Dalissime 1994 lanciert wurde, finde ich, dass er zeitlich auch etwas früher angesiedelt werden könnte, so Ende der 80er, frühe 90er, um sich bei Noa Noa (Otto Kern) und Joop! Berlin einzureihen.

Die Basis ist bei mir quasi nicht wahrnehmbar. Der trockene Frucht-Blumen-Akkord verduftet langsam und hinterlässt -- nichts. Weg. Einfach weg, nach nur 2-3 Stunden. Schade, da hätte ich mir noch was dahinter gewünscht. Aber Schmerzen bereitet mir die Blindanschaffung des Duftes trotzdem nicht: beim Rossi werden einem Dalissime und andere Dali-Düfte in einer maxi Mini-Grösse für einen Fünfer hinterhergeworfen. Wer also nochmal das Feeling von damals möchte, kann hier zuschlagen.
6 Antworten
Gaukeleya vor 12 Jahren 6 3
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Sommernachtsparty? Kindergeburtstag?
Code Luna lässt mich etwas fragend zurück. Hier entwickelt sich sozusagen die Zeitleiste rückwärts, der Duft verjüngt sich im Laufe seiner Entwicklung. Aber nun von Anfang an:

Der Auftakt ist frisch-fruchtig, auch leicht würzig - ich fühle mich an Räucherstäbchen erinnert - lässt aber schon erahnen, dass es hier nicht würzig oder holzig weitergehen wird, sondern mehr in die blumig-süsse Richtung schwenkt. So ist es auch, nach sehr kurzer Zeit schon mischt sich eine deutliche Pudernote dazu, die zusammen mit der sich ebenfalls rasch entwickelnen Orangenblüte eine Ähnlichkeit zu Gaultiers Classique erriechen lässt. Das gefällt mir.

Die Orangenblüte ist nun sehr dominant. Wer Lancomes Ô de l´Orangerie kennt, weiss, was ich meine. Hier bei Code Luna freilich ist die Orangenblüte bei weitem nicht so herb, sondern deutlich süsser. Die Herznote ist das Schönste an diesem Duft, und zu diesem Zeitpunkt verliebe ich mich fast ein wenig in ihn. Tatsächlich stelle ich mir eine traumschöne Gartenparty in lauer Sommernacht vor, der Mond scheint silbern, die Lampignons wehen im weichen Nachtwind, die Musik wird mit dem Wind vom Haus in den Garten getragen, wo sich zwischen blühenden Büschen die ersten knisternden Flirts ergeben, noch voller Magie und Geheimnisse, nichts ist verbindlich, alles ist offen...

Doch leider bleibt es nicht so. Die Vanille drängt nach oben. Und so sehr ich Vanille mag -- hier mag ich sie nicht. Mit der unermüdlichen Orangenblüte zusammen geht sie eine unglückliche Liason ein, denn nun gleitet das Ganze sehr ins Kaugummihafte ab. Wer kennt noch die Kaugummikugeln aus den Strassenautomaten? Meine Nase nimmt genau diese Note wahr. Wie schade! Das Sommernachtsmärchen löst sich auf, ich wähne mich auf einem lauten, krachbunten Kindergeburtstag mit quietschbuntem Zucker, Zucker, Zucker. Dazu auch sehr eindimensional und flach (kein Wunder, wenn man einen Blick auf die Duftpyramide wirft). Aus der Zauber!

Fazit: für mich ist diese Sommernachtsparty leider zu schnell vorbei. Bei jüngeren Damen könnte die Party jedoch noch länger Spass machen, stelle ich mir vor. Ich selbst fühle mich für das letzte Duftdrittel ein wenig zu alt, und so wird dieser Duft wohl doch nicht bei mir einziehen.
3 Antworten
Gaukeleya vor 12 Jahren 13 6
7.5
Flakon
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Hommage an Helmut Newton
Sehr erwachsen ist dieser Duft. SEHR erwachsen. Kühl und heiss zugleich.

Die Kopfnote kracht mir mit herb-würziger, kraftvoller Macht entgegen. Koriander beisst mir in der Nase und im Rachen. Hui, erstmal sich setzen lassen. Und nicht zuviel mit dem Arm rumwedeln! Dann vorsichtiges Annähern an die nächste Stufe. Aha, nun wird es weicher. Aber nur wenig. Lediglich die scharfe Spitze hat sich verzogen und hinterlässt eine sehr kühle, herbe, trockene Note. Ich rieche keine Blume bis jetzt, und süss ist hier für meine Nase gar nichts.

So stelle ich mir eine selbstbewusste, kühl-herbe Lady vor, strenges Kostüm, charismatische Aura. Eine Lady, die - ohne Kostüm nun freilich - auch dem grossen Photomeister Helmut Newton hätte Modell stehen können in ihrer unnahbaren Perfektion und der heisskalten, distanzierten Erotik. Ein wenig erinnert mich der Duft auch an die Ästhetik der späten 70er, frühen 80er Jahre mit hochgewachsenen, herben Glamourfrauen, die kühl wirken, man aber doch raubtierhafte Leidenschaft hinter dieser Fassade erahnen kann.

Zum Ende hin wird es schnurrend weicher. Die Würzigkeit bleibt durchgängig bestehen, nun aber fügt sich so etwas Erdiges hinzu, Iriswurzel vielleicht? Harmonisch und exquisit durchkomponiert ist dieser Duft, fein und diskret der Verlauf.


Für mich persönlich ist er freilich nichts, da er nicht zu mir passt, doch tut das seinem interessanten Charakter keinen Abbruch. An anderen rieche ich ihn gern, und ich könnte ihn mir auch gut an Herren vorstellen.
6 Antworten
Gaukeleya vor 12 Jahren 5 4
5
Flakon
2.5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
8
Duft
Ich fühl mich so sauber
Ich mache es mal kurz: zuerst umweht einen eine kräftige Frischzitrusbrise à la 4711 Kölnisch Wasser, dann wird es rasch sanft. Clean, kühl, weich, so sitzt das Wässerchen auf der Haut und lässt einen sich an stickig-schwülen Sommertagen richtig sauber fühlen.

Moschus bringt hier keine Wärme, sondern nur kühle Weichheit. Er verhindert, dass die Frische etwas Stechendes, Kratziges annimmt. Die Orangenblüten verduften schon vorher. Sehr angenehm, das alles. Auch ein feines Hochsommerdüftchen für den Herrn, finde ich.

Übrigens empfiehlt sich unbedingt das grosszügige und wiederholte Einnebeln über den Tag verteilt, da ansonsten schon sehr, sehr bald von dem Zauber nichts mehr zu riechen ist.
4 Antworten
Gaukeleya vor 12 Jahren 9 2
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
4
Duft
Die Ascot-Lady trägt Blumenhut
So, so, ein Blumendüftchen wurde mir als Probe zugesteckt. Der hat natürlich erstmal schlechte Karten, da ich meistens reine Blumendüfte nicht mag, und in diesem hier witterte ich auch einen. Doch getestet werden will das alles mal auf der Haut, so auch dieser.

Es beginnt mit einer ordentlichen, fruchtigen Mandarinenbrise. Bei mir ist sie nicht wirklich frisch, sondern hat eher eine gewisse herbe Süsse, die nur widerwillig weichen will, als die Blütenpracht aus dem Herzen aufsteigt. Es sind grosse Blüten, mächtige Blüten, bunt und üppig, und es sind seehr viele, die hier aufgehen. Zart ist bis jetzt gar nichts, es riecht nach grossem Auftritt. Bilder drängen sich auf von buntgewandeten, nicht mehr blutjungen, dafür umso wohlhabenderen Damen, die sich mit riesiger, extravaganter Kopfbedeckung dem alljährlichen Pferdesportereignis in Ascot hingeben. Mit J´adore EdT ist der Blumenhut von Lady Ascot besonders gross und auffällig geraten dieses Jahr, dräunt mir.

Ich fange schon an, eine intensive Abneigung gegen diesen Duft zu entwickeln, weil er von mir so weit entfernt ist wie ein Nouvelle-Vague-Film von einem Hollywood-Blockbuster, da verduftet die dichte Blumenwolke diskret. Im 5-Minuten-Takt berochen, stelle ich fest, dass langsam immer stärker die Holznoten hochkommen, der Duft wird geradezu grün-bitter-holzig. Einen Hauch Weichheit durch Vanille kann ich am Horizont sichten, doch sie kommt nicht näher.

Nun mag ich es auch so holzig nicht, doch mein limbisches System spielt mir einen Streich, indem er mich ins Jahr 1981 zurückwirft, als Mutti mir meinen ersten Duft "My Melody Dreams" schenkte. Auch er war sehr holzig und etwas grün unter seiner Blumigkeit, was ich damals schon nicht ganz so mochte, aber ach, der süsse Flakon, und der erste eigene Duft, die beginnende Pubertät, alles so neu und aufregend --- irgendwie auch schön, ich WOLLTE ihn mögen und kriegte mich auch dazu (über einen Flakon hinaus reichte die Zuneigung dann aber nicht).

Deshalb fällt J´adore EdT nicht völlig bei mir durch. Aber auch deswegen nicht, weil, und das muss man dem Duft zugute halten, er letztlich doch fein komponiert ist. Die Noten fliessen absolut harmonisch ineinander, man vermag kaum eine Grenze zwischen den einzelnen Phasen wahrzunehmen, und doch hat er von Anfang bis Ende eine ordentliche Entwicklung durchgemacht. Sehr stimmig und rund, das Ganze, wenngleich nicht innovativ (und natürlich auch nicht mein Geschmack). Für Blumenfreunde/innen ein solider Duft.
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