Gingeralena

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Rezensionen
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11 - 15 von 36
Gingeralena vor 2 Jahren 24 4
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Ein Duft zum Mumien bekämpfen
Wenn man einen Duft so sehr schätzt, wie ich "Gris Charnel (Eau de Parfum) | bdk Parfums", dann ist doch klar, dass man bei einer Extrait Version sofort die Ohren spitzt. Tee, Kardamom und Feige gehörten zu meinen liebsten Duftnoten überhaupt und ich finde ihr Zusammenspiel im Original ganz zauberhaft und außergewöhnlich.
Gut, dass es den Souk und liebe Menschen gibt, die Sharings veranstalten, sodass man seine Neugierde zeitnah zum Erscheinungstermin stillen kann.
Der erste Riecher erinnert dann auch sofort an das Original, die oben aufgezählten Duftnoten sind deutlich wahrzunehmen und man erkennt eindeutig, um welchen Duft es sich hier handelt.
Aber bereits im Auftakt schwingt statt der Cremigkeit, die "Gris Charnel (Eau de Parfum) | bdk Parfums" für mich so unwiderstehlich macht, eine etwas staubige Trockenheit mit, ich habe die Kombination aus Zedernolz und Iris Absolue in Verdacht. Rauch nimmt meine Nase nicht wahr, ich weiß aber, dass ich diese Duftnote häufig "ausblende".
Auch im weiteren Verlauf bleibt der Duft dann so trocken für mich, aber nicht unbedingt pudrig, eher als würde man an altem, trockenen Pergament riechen. Irgendwie tauchen vor meinem inneren Auge Pyramiden auf, deren lange Gänge nur durch einzelne Fackeln beleuchtet sind (dazu muss man sagen, ich habe noch nie live Pyramiden gesehen und mein Bild ist eventuell etwas durch den Film "Die Mumie" geprägt.) Aber das wäre ein prima Duft für Rick O'Connell, um Imhotep und seine Schergen zu verhauen. Wobei, ein Typ wie er trägt wahrscheinlich gar kein Parfum, aber zu Evelyn oder Jonathan Carnahan, die ja mitgehangen, mitgefangen sind, würde das Extrait ebenfalls ausgesprochen gut passen. Aber die sengende Sonne Ägyptens, Wüste, Leinenkleidung, eine Teezeremonie unter dem farbenprächtigen Baldachin eines Beduinenzelts, dass sind Assoziationen, die sich vor meinem inneren Auge aufbauen. (Wie gesagt, sehr klischeebehaftet durch Hollywood.)
Diese Duftmelange aus trocken würzig-holzigen Noten ist sehr angenehm, aber für mich ist die Urversion runder sowie verführerischer, süß sind beide nicht.
Ich glaube, es kommt einfach darauf an, ob man cremige oder trockene Noten in Parfum bevorzugt, für mich bleibt jedenfalls "Gris Charnel (Eau de Parfum) | bdk Parfums" die Nummer 1 ("Die Mumie" werd' ich heute Abend aber trotzdem mal wieder anschauen).
4 Antworten
Gingeralena vor 2 Jahren 8 2
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Ich trete eines kühlen Frühsommermorgens...
...barfuß in den Garten, das Gras noch nass vom Tau. Die Kälte kriecht mir die Beine hoch, aber es zeichnet sich schon ab, dass es ein toller Tag wird, keine Wolke steht am Himmel. Das Amselpärchen singt sich über die Hecke hinweg Kapriolen zu und irgendwo krakeelt ein Rotkehlchen - wie können aus so einen kleinen Vogel solch lauten Töne kommen? Ich lasse meinen Blick zufrieden über die Büsche und Blumen schweifen und bleibe an den farbenfrohen Duftwicken hängen. Ich muss unwillkürlich lächeln, weil eine Welle der Zufriedenheit mich überrollt. Über den Tag, das Wetter, das Leben an sich, in diesem Moment ist es vollkommen und ich genieße ihn mit vollen Sinnen, sauge dieses kleine Glück des Augenblicks vollkommen auf.
Ich beiße in meine Frühstücks- Nektarine und krachend löst sich das Fruchtfleisch vom Kern (ich mag meine Nektarinen am liebsten unreif und noch hart wie Äpfel, sobald sie reif sind und anfangen, jedes Mal eine Sauerei zu hinterlassen, wenn man sie isst, kühlt meine Begeisterung für dieses Obst merklich ab).
Nachdem ich aufgegessen habe, seufze ich noch einmal zufrieden und gehe dann zurück ins Haus, um mich den Herausforderungen des Alltags zu stellen...
Das ist das Bild, das sich vor meinem inneren Auge aufbaut, wenn ich Jimmy Choo Floral rieche. Die Nektarine ist ganz bezaubernd (wieso riecht man die eigentlich so selten?), zwar nicht meine geliebte Aprikose, aber schon sehr nah dran. Und die Blüten tanzen einen Reigen mit ihr, aber ohne jegliche Attitüde, sie überstrahlen zu wollen.
Den ganzen Verlauf hindurch behält der Duft einen sehr kühlen Eindruck für mich. Aber nicht unangenehm kühl, so, als wäre er komplett unnahbar, eben eher wie ein kühler Morgen, von dem man aber schon sicher weiß, dass in den nächsten Stunden die Temperaturen auf 25 Grad klettern werden. Ich musste ein bisschen in meinem Gedächtnis kramen, wieso er mir insbesondere mit dieser Kühle, die mitschwingt, so bekannt vorkommt: er erinnert mich an "Jour d'Hermès (Eau de Parfum) | Hermès". Beim Vergleich der Duftnoten fallen mir dann die Duftwicke und die Aprikosenblüte ins Auge, ob es daran liegt? Natürlich sind die Düfte nicht identisch, aber ihr Vibe ist sehr ähnlich und passt hervorragend in den Frühling, wenn die warmen Tage sich immer häufiger zeigen und der Sommer nur noch einen Katzensprung entfernt ist. Ob sich Misses Turner da von Monsieur Ellena hat inspirieren lassen? Ich bin jedenfalls sehr angetan und sage Thank you, Mister Choo!
2 Antworten
Gingeralena vor 2 Jahren 5 2
10
Sillage
10
Haltbarkeit
7.5
Duft
Ich bin dir entwachsen
Was will man über einen Duft noch neues sagen, über den es bereits 151 Rezensionen gibt? Die Wahrheit ist: Nichts, alles wurde bereits gesagt, aber ich möchte diesem modernen Klassiker dennoch ein paar Zeilen widmen.
Denn Alien polarisiert, überzeugt mit unglaublicher Haltbarkeit und vor allem auch Sillage. Die Duft DNA erkennt man sofort wieder, wenn man sie einmal gerochen hat. Ich war neulich im Park spazieren, eine Frau lief in einigem Abstand an mir vorbei und dennoch konnte ich noch 5 Meter später ihren Duftschweif aus Alien riechen.

Dieser Duft hat durch den Jasmin etwas unglaublich strahlendes, fast schon gleißendes und ich kann sehr gut all die Menschen verstehen, denen er dadurch zu mächtig ist. Hinzu kommt die bereits angesprochene Ausstrahlung und Leute, die dennoch der Meinung sind, 2 Sprühstöße würden nicht reichen...doch, tun sie, vor allem im Alltag. Er hat für mich nichts weiches, sondern wirkt trotz des Ambras eher kühl und unnahbar.
Aufgrund seiner Wummsigkeit war dieser Duft während meiner Studienzeit mein Ausgehduft (übrigens auch der meiner Mitbewohnerin, unser Duftgeschmack ähnelt sich nach wie vor sehr), das Ding ist nur: Ich gehe nicht mehr aus. Nicht nur aufgrund von Corona, auch ansonsten haben sich meine Prioritäten verschoben und mittlerweile bevorzuge ich Bars anstatt Clubs. Deswegen bin ich Alien irgendwie entwachsen, weswegen er nun meine Sammlung verlassen musste. Farewell, my Love!
2 Antworten
Gingeralena vor 2 Jahren 6 3
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Durchs Schlüsselloch bei Egon und Erika
Egon und Erika sind schon lange verheiratet, wie lange weiß Egon gar nicht mehr genau, und mittlerweile ist die Luft raus. Anders kann man es nicht sagen. Nichts spannendes passiert mehr in ihrem Leben, sie nörgeln nur noch aneinander rum und leben in ihrem Alltag nebeneinander her. Kinder gibt es keine, Freunde auch nicht, denn Freundschaften muss man pflegen, und dazu hatten die beiden keine große Lust.
Jeden Morgen trinkt Erika Tee mit ordentlich Bergamottenaroma und Egon wird mittlerweile schon ganz übel von dem Geruch, der sich als äußerst penetrant erweist. Wieso kann die Frau nicht Kaffee trinken, so wie früher? Aber nein, sie ist ja auf dem Gesundheitstrip.
"Egon", hat sie mit ihrer nasalen Stimme geblafft, "in der Bild der Frau die ich beim Coiffeur gelesen habe, stand, dass Kaffee im Alter für verkalkte Gefäße sorgt und chinesischer Tee ein wahrer Jungbrunnen ist. Darum, find dich damit ab, etwas mehr Tee würde dir vielleicht auch nicht schaden!" Oh, diese Gehässigkeit. Und dass sie Coiffeur sagt statt Friseur, so wie normale Leute...aber sie hielt sich ja immer schon für etwas besseres.
Gepaart mit dem zu starken Weichspüler, den Erika immer benutzt, ergibt sich eine äußerst unglückliche Duftmelange, die in der Wohnung umherwabert und sich nicht vertreiben lässt. Nun könnte er natürlich auch selber waschen oder zumindest mal anderen Weichspüler kaufen, aber das ist für ihn Frauensache. Er will lieber fern schauen und sich über die Politik, Sportler, junge Leute und generell die ganze Welt aufregen.
Erika versucht ihrer bescheidenen Behausung durch ein paar Blumen etwas Leben einzuhauchen, aber er kann dem Grünzeug nichts abgewinnen, sie kitzeln in seiner Nase, der Blütenstaub hinterlässt gelbe Rückstände auf der Spitzentischdecke und überhaupt, Blumen, was für eine Verschwendung seiner hart erarbeiteten Rente. Würde man ihn fragen, welchen Duft er mit seiner Frau (oder seinem aktuell ziemlich unzufriedenen Leben) verbindet, seine Antwort wäre wohl dieser hier.

Aus mehr als den angegebenen Duftnoten scheint Tender Light nicht zu bestehen, nur, dass ich ihn weder als tender noch als besondere Lichtgestalt empfinde. Der Auftakt ist so stechend, dass ich unwirklich die Nase rümpfen muss. Was haben sie denn hier mit meiner geliebten Teenote und der Bergamotte angestellt? Keine Kloreinigerassoziationen, absolut nicht, aber es piekt doch schon ordentlich in der Nase. Jede Leichtigkeit, die Teedüften sonst häufig zu eigen ist, fehlt, hier wird ein sehr dichter Duftteppich gewebt, aus dem es kein Entkommen gibt. Über allem schwebt die Zitrik der Bergamotte, die künstlich anmutet. Sehr schnell kommt dann die Iris hinzu und untermalt das ganze mit einer äußerst penetranten Pudernote, die für mich einen altbackenen Touch hat und nicht so recht mit den Eingangsnoten harmonieren will. Irgendwie wirkt dieser Duft ein bisschen wie gewollt, aber nicht gekonnt auf mich. Hier wird die Holzhammermethode benutzt, um den Duft zu präsentieren, er hat nichts leichtes, flüchtiges an sich, wie man es aufgrund des Namens und der angegebenen Duftnoten vermuten könnte. Es gibt natürlich weitaus schlechtere Düfte, aber weder dieser noch "Paradise Moon | Estēe Lauder" konnten mich aus der neuen Lauder Serie bisher so wirklich überzeugen. Ich bin gespannt auf "Dream Dusk | Estēe Lauder", der hier ja nicht so gut wegkommt und ob dieser mir besser gefällt. Müsste ich Tender Light in ein paar wenigen Worten beschreiben, wäre es wahrscheinlich zitrisch-pudrig-künstlich-stechend-weichgespült ohne weich zu sein.
Warum ich ihm dennoch 7 Punkte gegeben habe? Nun, er ist ja kein Totalausfall und gefällt mir immer noch besser als "Paradise Moon | Estēe Lauder", er ist nur eben ganz und gar durchschnittlich und hat meinen Dufthorizont nicht sonderlich erweitert.
3 Antworten
Gingeralena vor 2 Jahren 11 6
8
Sillage
8
Haltbarkeit
6.5
Duft
Ein Opaduft?!
Mein Opi war ein beeindruckender Mann. Weltgewandt, weitgereist, unfassbar großzügig und ganz vernarrt in seine Enkelinnen. Er wurde 93 Jahre alt, hat mir beigebracht, dass Bildung ein Geschenk ist (er hätte liebend gern Physik studiert, wurde aber nach dem Abitur sofort eingezogen) und dass Reisen den Horizont erweitert. Sein Duft war "Aramis (Eau de Toilette) | Aramis" und wenn ich diesen Geruch heute irgendwo wahrnehme, muss ich unwillkürlich lächeln.

Dennoch musste ich auch bei "Paradise Moon | Estēe Lauder" sofort an ihn denken. Mein Opi naschte nämlich auch sehr gerne, nicht nur Marzipan (er war gebürtiger Lübecker), sondern auch getrocknete Aprikosen. Und diese fliegen einem beim ersten Aufsprühen um die Ohren. Hui, ganz schön intensiv. Ich liebe Aprikosenduft, jedoch nur den der frischen Frucht, getrocknet mag ich ihn nicht, ebenso wenig, wie ich Trockenfrüchte essen mag. Der Geruch ist schon sehr aufdringlich und wirkt etwas synthetisch, von feinen Osmathusblüten nehme ich hier nichts wahr. Auch das Leder mischt sich schnell hinzu und geht eine in meiner Nase nicht ganz so gelungene Melange mit der süßkünstlichen Aprikosennote ein.
Nichtsdestrotrotz sehe ich vor meinem inneren Augen meinen Opi in seiner Lederschürze, wie er in seiner Drechselwerkstatt steht, wunderbare Dinge aus Holz erschafft und dabei ab und zu in die Tüte mit seinen geliebten Trockenaprikosen greift. Fast vermeine ich auch, eine ganz zarte Holznote im Hintergrund zu vernehmen, aber ich bin mir sehr sicher, dass meine Nase mir hier einen Streich spielt.

Der Duft verändert sich nicht groß und bleibt von vorne bis hinten dieses synthetische Frucht-Leder-Gemisch, welches mich nicht so recht zu begeistern mag. Ich mag Fruchtnoten in Parfums, sie müssen allerdings eine gewisse Spritzigkeit mitbringen und diese geht Paradise Moon vollständig ab. Ich finde ihn einfach nur süß-ledrig aufdringlich und penetrant, zumal er recht gut hält und auch die Projektion nicht allzu übel ist.

So bleibt mir als Fazit zu sagen, dass ich es zwar schön finde, durch den Duft an meinen geliebten Opi erinnert zu werden, allerdings schafft das eben auch der oben angesprochene "Aramis (Eau de Toilette) | Aramis", sodass ich von diesem Duft hier Abstand nehmen werden. Denn die ganze Zeit genervt werden von künstlichem Aprikosenaroma mit Leder will ich nun wirklich nicht.
6 Antworten
11 - 15 von 36