Grigaut

Der ganze Disco Tempel duftete damals nach Lagerfeld classic. Auf der Bowlingbahn, im Bus, im Laden, beim Sport in der Kabine nach dem duschen war dieser Duft immer irgendwann wahrnehmbar. Ein Wochenende ohne Lagerfeld classic zu erschnuppern gab es gar nicht. Das allein zeugt schon von dem hohen Wiedererkennungswert, dass duftete bei jedem gleich, mit starker Sillage und langer Haltbarkeit. Ich mochte LC gerne und mag ihn heute um so mehr. Zu diesem einzigartigen Duft gesellen sich viele schöne Erinnerungen, Geschichtchen aus der Sturm- und Drangzeit der späten 70er und frühen 80er Jahre. Überhaupt erwische ich mich immer häufiger dabei, lieb gewonnene Duftkreationen aus dieser Zeit zu erwerben, sofern sie noch zu erwerben sind, obwohl ich der Typ bin, der eher nach vorne schaut als nach hinten. Mag sein, dass mir diese massenhaft erscheinenden neuen Düfte nicht viel bringen, bis auf wenige Ausnahmen. Ich empfinde und sehe das ähnlich wie im Automobilbau, ich habe ein modernes Auto mit allem Schicki-Micki, welches ich gerne und viel fahre, würde mich aber nie von meinem Klassiker aus den 70er Jahren trennen. Die Massenware ist heute ähnlich schnelllebig und beliebig austauschbar. Nostalgie scheint zu entschleunigen, in einer Zeit von bigger, better, faster. Wie ich schon in meinem Kommentar zu Paco Rabanne pour homme schrieb, alt oder jung zählt bei mir nicht bei einem Duft, nur ob er gut oder schlecht ist. Dieser hier ist gut, auch und besonders für die Seele. Btw, der Karl hat sich ja seit dieser Zeit optisch auch nicht groß verändert, aus der Ferne betrachtet. Ein Klassiker, aber immer noch up to date, weil er eben auch einfach gut ist.

Mauboussin, bei uns ist dieses Schmuck-/Uhrenlabel im mittleren bis leicht gehobenen Preissegment nicht so bekannt. Für Herren sind noch 2 Düfte im Sortiment, die es eher preiswert zu erstehen gibt. Da steht er nun vor mir, dieser kleine, unverwechselbare Glasflakon, hübsch anzusehen, wie eine Skulptur. Drei mal habe ich diesen Duft bisher getragen und bin mir nicht ganz schlüssig, ob ich den gut oder richtig gut finde, die Zeit wird es bringen. Da ist meine Frau ein Stück weiter, die hat mir Mauboussin Homme geschenkt, weil sie diesen Duft richtig gut findet. "Die machen tollen Schmuck" war die zweite Aussage, habe aber so getan, als hätte ich das nicht gehört. Ist ja bekannt, wohin zuviel Aufmerksamkeit für Schmuck am Ende führen kann. Na gut, die Uhren habe ich mir dann mal angesehen, die hauen mich aber nicht vom Hocker.
Grundsätzlich muss wohl heute jedes Fashion-/Schmuck-/Uhrenlabel entsprechende Duftkreationen im Sortiment führen, nicht jedem gelingt dies mit jeder Kreation jedoch so ordentlich, wie es Mauboussin hier gelungen ist. Kein Wunder, der Parfumeur ist ja eine feste Größe im Biz. Eine aufwendig gemachte Duftkomposition mit enormem, wandlungsfähigen Verlauf, bei dem in allen Phasen Kräuter gut wahrnehmbar dominieren. Ich würde diesen Duft schon als rein maskulin einstufen, aber er ist kein Macho, kein Krawallmacher, befindet sich eher auf der dezenteren Seite. Sillage und Haltbarkeit nehme ich eher durchschnittlich wahr. Wären diese beiden Produkteigenschaften etwas stärker ausgeprägt, der Duft hätte das Zeug, zum "every day" Geheimtipp zu avancieren. Was die Haltbarkeit an geht, da kann man ja ruhig mal nachlegen/sprühen. Auf jeden Fall sollte man Mauboussin ruhig mal testen. Selbst ein Blindkauf. bei der Preisstellung, dürfte keine Enttäuschten Benutzer hervorbringen. Bei mir gehört dieser Duft zur Kategorie: Würde ich wieder kaufen.

Nach dem Aufsprühen entsteht ein erfrischender Auftakt aus, wie in der obigen ersten Stufe der Duftpyramide beschrieben, schwarzem Pfeffer und Ingwer, Dazu noch ein oder mehrere Kräuter. Die Kräuter dominieren dann in der Mitte der Duftentfaltung. Ich würde das als mediteran - frisch bezeichnen, als sommertauglich. In der dritten Phase wird der Duft deutlich wärmer und dunkler, Holz, Vetiver, Tabak, Amber, dies Aramis ungewohnt, absolut unauffällig und schwach wahrnehmbar.
Das gibt es schon, reichlich, von anderen. Sogar bei diversen Low Budget Parfums vom Wühltisch.
Der Gentleman ist, vom Anfang mal abgesehen, durch und durch etwas schüchtern, so, als schäme er sich gar, einen so großen Namen tragen zu müssen. Ein Gentleman, der ausschließlich auf Understatement macht und das gut, er ist eben kein Gentleman, gibt nur vor, einer zu sein. Er ist ein Schaf im Schafpelz. Das schwarze seiner Familie.
Oder ist dieser Duft gar ein Kuckucksei ? Er will nämlich so gar nicht in seine edle, honorige Familie passen. Schon gar nicht bei den Kriterien Sillage und Haltbarkeit. Die sind nämlich kümmerlich, somit deutlich unter den gewohnten Erwartungen an Duftkreationen des hohen Elternhauses. Da erwarte ich, gerade von Aramis,deutlich andere Qualitäten.
Schade, als absolut begeisterter Aramis Anhänger bin ich von diesem lauen „Gentleman“
absolut enttäuscht. Nein, dass ist nicht Aramis, so wie ich es kenne, schätze und liebe.
Aber nach den beiden Calligraphy Düften (die im gleichen Jahr erschienen sind) darf man als Aramis Liebhaber getrost davon ausgehen, dass dieser "schöne" Gentleman ein Ausrutscher war.

... is this the end of the beginning, or the beginnig of the end ?
so, wie “The Prince of darkness” , “The Godfather of Heavy Metall” es im back to the roots style auf dem letzten Sabbath Album, 13, beschwörend düster ins Mikrofon schnarrt.
Bei Anthaeus von Chanel weiss man es auch nicht so genau und beide Fragestellungen sind berechtigt. Trendsetter, beschwörend, düster, kraftvoll, langlebig, immer das Besondere und zwischendurch doch glatt fast vergessen, heute immer noch da und so authentisch wie am Anfang. Deshalb auch die große Fan Community.
Über die Zutaten ist in den vielen Vorkommentaren alles erschöpfend
gesagt. Da braucht es keine langen Worte mehr, nur noch eine Huldigung.
Ja, es gab gute Düfte davor und auch gute Düfte danach, klar.
Aber derartig wuchtige Sillage, diese extreme Haltbarkeit, diese tolle, männliche Duftentfaltung, in dieser Kombination gab es das nach Antaeus kaum mehr. Der Platz, mit ganz hoch oben in der Parfum Hall of fame ist ebenso berechtigt wie unangefochten. Der Inhalt dieses schwarzen Flacons wird mich begleiten, bis ich in der Kiste liege. Dies wage ich nur von 2, maximal 3 weiteren Parfums zu behaupten und von 2-3 Bands neben Black Sabbath.

... vom Designer, Edelchrono am Handgelenk, after work party mit Männlein und Weiblein, die irgendwie alle gleich aussehen.
Wer in einem international agierenden Unternehmen arbeitet, der kennt derartige Veranstaltungen, bei denen man mit jedem Arxxx einen Drink nehmen muss, wenn es sich nicht unbedingt vermeiden lässt. Ab 1,2 Promille geht es dann, ab 1,4 Promille geht man dann, ... besser, bevor man zu ehrlich wird.
Sonst begegnet man sich in derartigem Outfit gerne auch noch auf Meetings, Konferenzen oder auf, mitunter, ähnlich stimmungsvollen Beerdigungen.
Kiton black, ein Herren Duft, der zu allen gesellschaftlichen Anlässen mit Dresscodes hervorragend passt, in seiner Ausprägung und Elegance aber (noch?) bessere Anlässe, als alle oben angeführten, verdient hätte, sobald er seine edle, maskuline Basisnote entfaltet. Diese Komposition ist immer dezent präsent, ohne Aufdringlichkeit, ohne übertriebene Sillage, ohne störende Nuancen, der sympathische, stilvolle, edle Begleiter im Hintergrund, der sich lange hält. Auch der Flakon passt sich, in seiner stilvollen Schlichtheit und seinem Understatement, nahtlos in das Gesamtbild ein.
Kiton black, ein stilsicherer Gentleman. Der schwarze, aktuelle Golf, mit dem jeder überall vorfahren kann.