Helena1411

Helena1411

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6 - 10 von 104
Helena1411 vor 2 Jahren 16 27
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7.5
Duft
Teutorocker mit Wumms
Und wieder herrschte aufgebrachter Tumult in dem kleinen ostwestfälischen Dorf am Rande des Teutoburger Waldes, als begleitet von röhrenden Motoren und mit viel aufgewirbeltem Staub die im Umland berüchtigte Motorradgang „Die waldigen Teutorocker“ schwarmartig einfiel.
Spätestens, als die in Lederkutten gekleideten Gestalten in der beschaulichen Dorfkneipe zum Frühschoppen Einkehr hielten, war es um die Ruhe im Dorf geschehen.

Bereits vor dem Betreten des für die liebenswürdigen, aber auch etwas eigensinnigen Ureinwohner zentralen Treffpunktes schlägt einem mit voller Wucht ein Geruch aus dunklem Holzrauch, sicherlich bedingt durch das vor der Tür spontan entzündete Lagerfeuer, in dem bereits von den Waldrockern aussortierte Barhocker landeten, gepaart mit dem würzigen Harz der aus dem einem indianischen Warbonnet ähnelnden Kopfschmuck stammenden Nadelzweigen von Gang-Oberhaupt Flashride, mit bürgerlichem Namen Hubertus. Die zudem würzige Pfefferwolke, die den Eingangsbereich einhüllt, stammt wohl aus den dem geneigten Lokalbesucher entgegenfliegenden Pfefferstreuern, die Dartpfeil ähnlich von sich innen befinden Clubmitgliedern mit viel Schwung und Getöse nach außen befördert werden; der Sinn dahinter erschließt sich dem Außenstehenden zwar nicht, es scheint aber ein fast zeremonielles und recht gängiges Ritual der Waldbrüder zu sein, wenn man die Benotung der einzelnen Würfe unter lautem Geschrei bedenkt. „Eine glatte 12, Bikebernie, alter Falter! Ich hau mich wech!!!“
Wird der Eintritt in die schon vollkommen, fast schwarz holzverräucherte Lokalität bewältigt, ohne größeren Schaden zu nehmen, schlägt einem, bei einer ohrenbetäubenden Wiedergabe von „Highway to hell“, zu dem harzigen Holzrauchpfeffergemisch die dunkle Ledernote der Kutten, welche durch die Wärme der Innenräume und der schwitzenden in ihnen steckenden Körper intensiv ihren Duft abstrahlen, entgegen. Pfefferstreuer fliegen kometengleich dicht an Köpfen vorbei, einzelne Biker kommen Holzfackeln schwenkend - es könnten aber auch entzündete Barhockerbeine sein - von außen hineingestürmt, die Ortsansässigen haben bereits Deckung hinter der Theke gesucht. Die Luft ist zum Durchschneiden dick, die ersten Lederkuttenträger von der Promillezahl auch.
Im weiteren Verlauf des Frühschoppens, welches sich in ein nachmittägliches Saufen hinüberrettet, und mehrere Dutzend Pfefferstreuer sowie brennendes Barinterieur später entwickelt sich der Einfall der Bikerbarbaren friedlicher, das Holzigrauchige des Außenfeuers verliert sich in einem sanften Glimmen, nachdem dem Motorradgott auf den Teufelsrädern mitgebrachter Met geopfert wurde, indem dieser in rauen Mengen in einer feierlichen, auf Brüllritualen basierenden Zeremonie auf das Feuer gesprüht, gesprengt und gekippt wurde.
Hubertus alias Flashride schwoft bei Zimt ohne braunem Tequila oder Orange (der Promillegehalt seines Blutes lässt es ihn nur noch bis zum Zimt schaffen) zu „Knocking on heavens door“, hin und wieder prostet er sich mit seinen Kumpels einen weiteren Met zu, der Gemütlichkeit halber dient der umgedrehte Stammtisch als Feuerschale für die letzten Reste der draußen noch leicht glühenden Holzkohlereste, in denen sich auch noch warmrauchige Anteile von Harz und Honigwein befinden.
Eine friedliche Stimmung breitet sich gen Abend aus, die Dorfeinwohner haben sich bereits seit Stunden zu Hause verbarrikadiert, die rockenden Teutowäldler torkeln fast taktgenau zu „My heart will go on“ durch die etwas umdekorierte Lokalkneipe, die Nacht senkt sich beschaulich über das kleine ostwestfälische Dorf am Rande des Teutoburger Waldes.

Es berichtete für Ihre Lokalzeitung: Olf Aktorisch
27 Antworten
Helena1411 vor 2 Jahren 42 46
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Duft
Auf ewig
Urwüchsig. Grün-krautig-moosig. Wie an Felsen gewachsenes Moos, umwuchert von wilden Kräutern, inmitten taufrischen Grases, so umfängt mich der Dufteinstieg.
Und erinnert an Dich. Ebenso monolithisch, irgendwie urwüchsig, obwohl gar nicht solch ein Naturbursche, aber wie ein Felsen. Ein Felsen in meiner grünwuchernden, krautigwogenden Brandung, standhaft, unumstößlich.
Es weht ein leichter Wind, von den Hesperideninseln jenseits meiner Brandung. Er begleitet den Einstieg in diesen so aus der zeitgefallenen Duft, ohne dabei sich in den Vordergrund zu spielen. Ähnlich wie Du, der niemals das Rampenlicht suchtest, aber dennoch immer an meiner Seite warst; hell, licht, begleitend.
Um mich ranken sich wildgrüne Lianen, umschlingen mich sanft mit ihren Aldehyd-Duftschlieren von Krautigwürzigem. Gleich Deinen Armen, die mich immer wieder gehalten haben, sanft, stark, beharrlich, ganz gleich, was kam.
Ich stehe inmitten eines dichten, dunkelgrünen Nadelwaldes, Flechten wuchern wundersam weich an den Rinden, Tautropfen glitzern in der Sonne; in der Ferne sehe ich leuchtend lilablaue Lavendelfelder, ein schwacher Duft wird durch die Rinden hindurch zu mir herübergetragen, vermischt mit dem Geruch der feuchten Flechten.
Ich stehe hier nicht allein, denn Du hältst meine Hand.
In der Luft flimmern Zimtpartikel braungolden, bestäuben Tannennadeln, Moos, Flechten, Gras, lassen alles kupferfarben erglimmen. Ein Gefühl von geschützter Geborgenheit, gefährtengleichem Getragensein füllt mich aus.
Der Boden bettet mich mooswarm, grünsonnige Beruhigung steigt aus der noch leicht feuchten Erde wabernd hervor, die würzigen Wogen ebben weich ab, helle, wildledersanfte Stille kehrt ein. Du liegst neben mir. Ich fühle mich nicht einsam.

Und so liegen wir einfach nur da, Deine Hand in meiner Hand, moosig-süßgrasig gebettet, der Dunst der längst zurückliegenden Vergangenheit hüllt uns ein, trägt uns durch alle Zeiten, lässt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für einen Moment eins werden.

Es ist kein Duft, den Du getragen hast, den Du gar gemocht hättest, aber der dennoch Dich so unglaublich widerspiegelt wie kaum ein anderer, eigensinnig, besonders, urwüchsig wie er ist.

Es ist ein Duft aus der Vergangenheit. So wie Du.
Ich werde ihn niemals hergeben, so wie die Erinnerung an Dich.

Denn die Hand, die ich halte, ist längst verblasst, der Körper, der neben mir liegt, nur noch ein Geist.

Aber mit diesem Duft lasse ich Dich ein wenig wiederkommen.

Aus der Vergangenheit.

Bis in die Zukunft.

Auf ewig.
46 Antworten
Helena1411 vor 2 Jahren 20 30
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6.5
Duft
180 Grad Duft-Wandel
Kopfnoten-Impressionen:
Zimtige Würzstürme, warm-braun leuchtend, wehen über weite Flächen, auf die Kardamomkapseln sanft niedergeregnet sind, hinweg. Beim Auftreffen auf zimtbedeckte Böden platzen sie auf, einem Wunderwerk gleich, und kullern in würzigweichen Pirouetten tanzend um Pfefferkörner, vielleicht rosaschimmernd oder doch eher schwarzglänzend in all seiner intensivumhüllenden Schärfe. Ich wandere über unendlich nach geschützter Wohligkeit duftende Ebenen, unter einem balsamisch-würzigem Sternenhimmel, während der Zimtstaub meine Haare, meinen Körper wie eine zweite, goldleuchtende Haut umschließt. Der Geruch nach winterweihnachtswärmender Vergangenheit umhüllt mich, wiegt mich, hält mich.

Herznoten-Eindrücke:
Waldmeister. Eindeutig. Und Süße. Eine recht umfassende Süße. Das ist es, was ich nach 2-3 Stunden nicht nur hautnah, sondern auch in der sehr deutlichen Projektion des Duftes rieche. Auch der Zimt bleibt treu erhalten, allerdings eher als Hintergrundnote denn als erste Geige, wenn ich es denn mit musikalischen Bildern erläutern darf. Vordergründig bleibt ganz klar die Tonka-Süße, von der auch dieser Waldmeister-Eindruck stammen dürfte. Kardamom, Pfeffer? Fortgeweht. Bergamotte, Lavendel kommen seit Beginn an gar nicht erst vor. Zumindest konnten sich diese Duftbestandteile gegen den Zimtkardamomsturm nicht nennenswert durchsetzen, was meine Geruchseindrücke angeht. Es bleibt die Tonka-Bohne. Beharrlich. Intensiv. Unveränderlich. Und lange. Sehr lange …

Basis-Verzweiflung:
Jaja! Tonka. Immer noch. Und zwar laut. Herrje, ist die laut. Und so süß! Und ja, der Duft ähnelt dem l’occitanischen EdB, aber schon dort habe ich irgendwann das Gefühl gehabt, mich erschlägt diese Süße ein wenig. Meinetwegen auch Würzsüße. Aber hier … hier trommelt mich die Tonkasüße nieder. Und zwar nicht nur ein wenig! Vollumfänglich! Was gäbe ich für ein wenig Patchouli, einen Geruch, den ich eigentlich nur in Minimalstmengen ertrage, oder einer ordentlichen Portion Weihrauch. Aber nein! Nichts mit Patchouli oder Weihrauch! Tonka! Echt jetzt?! Echt jetzt: Tonka! Ja, ich weiß, ich wiederhole mich, verdammich noch eins! Aber das tut der Duft auch - in Dauerschleife, also so what?!?! Und ich sag‘s nochmal:
Tonka! Tonka! TONKA!!!
Und süß, süßer, am süßesten! Und der Superlativ macht es mir zum Ende des Duftes hin (wann ist überhaupt das Ende? 10 Stunden und einen Abwaschversuch später ist da rein gar nichts von Ende zu sehen oder, besser gesagt, zu riechen!) wirklich nicht leicht, mich an diesen wundervollen Beginn zu erinnern. Sch… auf super Beginn, der Süßkleber soll aufhören, mich so einzulullen in seiner mittlerweile unnachgiebigen Süße! Himmel die Berge, das muss ab! ’Tschuldigung, aber ich muss aufhören; der Duft muss endlich runter von meiner Haut!
Runter!!! Herrje …
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Helena1411 vor 2 Jahren 20 24
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Haltbarkeit
5
Duft
Synthetische Authentizität
Frisch aus der Badewanne gestiegen - er liebte es zu baden, duschen hatte etwas von dieser ihm unangenehmen Schnelllebigkeit- , gründlich abgetrocknet und nun noch in seine Lieblingsjeans und ein frisches weißes Baumwollshirt hineingeschlüpft. Und das roch so wunderbar frisch nach Wäsche und gerade gewaschener Baumwolle, direkt von der Wäscheleine genommen. Ein Wohlfühlgeruch durch und durch. Auch wenn er mittlerweile einen - wie er zugeben musste - durchaus praktischen Trockner besaß (auch wenn dieser wiederum ein pragmatisches Produkt in dieser modernen Zeit, die für das Wäschetrocknen an der frischen Luft keinen Raum mehr bot, darstellte), denn die gute alte Wäscheleine gehörte den Zeiten an, als er noch im Elternhaus wohnte und seine Mutter die Wäsche immer übernommen hatte. Er seufzte.

Er lag noch gut im zeitlichen Rahmen, seine Vorlesung an der Uni begann erst in einer Stunde. Er musste also nicht hetzen, etwas, was ihm bis ins Mark zuwider war. Im Grunde missfiel ihm jedwede Eile, ob nötig oder unnötig, er mochte sein Tun (und im Grunde auch das der anderen, da sich alle Unruhe immer auf ihn übertrug) lieber in Ruhe und Gelassenheit. Schon seine Mutter hatte ihm allzeit vorgeworfen, ihm könne beim Gehen noch ein Knopf angenäht werden, so gemächlich sei sein Fortbewegen. Er schmunzelte andächtig, während er sich dem wohlduftenden Baumwollgeruch auf seinem Oberkörper hingab.
Vor nicht allzu langer Zeit, um genau zu sein erst wenige Wochen, wohnte er nämlich noch zu Hause, da wurden seine T-Shirts noch von seiner Mutter luftgetrocknet, gebügelt und in den Schrank geräumt. Doch sie hatte darauf bestanden, dass es Zeit wäre, nun endlich auszuziehen, auf eigenen Beinen zu stehen, sein Leben selber zu gestalten. Schweren Herzens hatte er einem Auszug zugestimmt, hatte seine wenigen, spärlichen Sachen - viel Platz war in seinem 15-Quadratmeter-Zimmer ja auch nicht gewesen - in Kartons geräumt und hatte sich eine kleine Bude ganz in der Nähe der Uni gesucht. Nun war die Wäsche seine Aufgabe, und er vermisste seine Mutter schmerzlich. Aber immerhin gelang es ihm, sie nicht zu verwaschen, sie im Trockner nicht auf Kindergröße schrumpfen zu lassen und sie adäquat glatt ohne Falten gebügelt zu bekommen. Und sie duftete fast wie bei Muttern.
Wobei… irgendein Geruch schlich sich in den Wohlduft der frischen Baumwollwäsche… es war etwas Durchdringendes, von hinten Hervorstechendes, geradezu Synthetisches. Seltsam, er hatte doch, überlegte er, dasselbe Waschpulver wie seine Mutter verwendet, den gleichen Weichspüler wie Zuhause auch dazugegeben. Nun gut, die Dosierung könnte gegebenenfalls ein wenig abweichen, er war sich nicht ganz sicher gewesen bezüglich der Mengen, sodass er vorsichtshalber nach Augenmaß - und er hielt sich für einen ziemlich guten Augenmesser - noch einmal ein gutes Drittel mehr hineingeschüttet hatte.
Er roch nun direkt an seinem Shirt, was ihn unangenehm berührt zurückschrecken ließ. Denn es schlug ihm nunmehr vorrangige stechende Synthetik entgegen, die seinen so geliebten Baumwollfrischeduft vollständig umgab. Er überlegte angestrengt weiter, wo sein Fehler gelegen haben könnte während des Prozesses der Wäschereinigung. Vielleicht beim Bügeln? Seine Mutter hatte ihm zu Bügelstärke geraten, damit er wohlgeordnet mit akkurat glattem Shirt zu den Vorlesungen erscheinen konnte. „Junge, was sollen denn die Leute denken, wenn Du so zerknittert dort erscheinst!“
Also hatte er artig Bügelstärke gekauft und diese selbstredend großzügig benutzt. Sehr großzügig, da er sich nicht sicher ob seiner Bügelfähigkeiten gewesen war und keine Risiken im Hinblick auf ein durchweg ordentliches Erscheinungsbild einzugehen gedachte. Aber dieser synthetische Schwall, der da von seinem Hemd emporstieg, ließ ihn bezüglich der verwendeten Menge nun doch zweifeln. Auch die gewisse Steifigkeit desselbigen schien ihm jetzt erst aufzufallen, wobei diese wesentlich besser zu verschmerzen gewesen wäre als dieser wirklich unangenehm unnatürliche Geruch, der sich ihm langsam in den Kopf zu bohren schien. Tatsächlich schienen sich Kopfschmerzen bei ihm langsam, aber mit hoher Sicherheit einzustellen.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass nun keine Zeit mehr zum Kleidungswechsel blieb, was im Übrigen auch nicht von großer Hilfe gewesen wäre, da er ja alle seine Shirts in der gleichen Art und Weise mit Waschpulver, Weichspüler und Bügelstärke traktiert hatte.
Und so nahm er seine Materialien für die Vorlesungen an sich, streifte sein Sakko über und machte sich wohl oder übel auf den Weg zur Uni.
Und selbst, als er zu vierten Vorlesung mit mittlerweile pochendem Kopfschmerz ans Pult trat, um die Vorlesung für seine Studenten der Physik zu beginnen, konnte er noch dieses ihm derweil zuwider gewordene Duftgemisch aus frischgewaschener Baumwollwäsche gepaart mit einer unnatürlich stechenden Synthetik an ihm selbst riechen, auch wenn er natürlich sein Cord-Sakko nicht ablegte - das gehörte sich für einen Professor nicht, hatte ihn seine Mutter eindringlich darauf hingewiesen.

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H&M‘s „T-Shirt“ beginnt tatsächlich sehr authentisch mit einem frischen Baumwollgeruch, der aber nicht einmal die Kopfnote lang so verbleibt, sondern in Windeseile von einer Synthetik getragen wird, die sich, zumindest bei mir, kopfschmerzgleich aus dem Duft hervorschleicht, um dann diesen in Gänze zu dominieren. Hier wird als Duftnote nur Baumwolle gelistet, H&M nennt bei der Beschreibung noch zitrisch, wobei ich diese als solche nicht wahrnehme, außer man spräche von dieser künstlichen Synthetik-Zitrus-Frische, die unterschwellig für diese stechende künstliche Note verantwortlich sein könnte. Unterstützung findet diese Vermutung in den Inhaltsstoffen, die Limonene, Citral und Citronellol aufweisen. Ich vermute vielmehr noch weitere synthetische Ingredienzen, die ich aufgrund fehlender Kenntnis hier leider weder belegen noch beschreiben kann.

Der Duft kommt den in der Kategorie „Ähnlich“ aufgeführten Clean-Parfums sehr nahe, die mir ebenfalls immer recht synthetisch erscheinen und häufig dadurch auch sehr unangenehm zu tragen bzw. zu riechen sind.

Viele Parfuma/os scheinen jedoch diesen „T-Shirt“-Duft von H&M als sehr authentisch und angenehm zu empfinden, und da ist er dann auch ein regelrechter Preisknaller für 9,99€/50 ml, auch im Vergleich zu den o.g. Clean-Parfums. Mich jedoch erschlägt diese Synthetik dermaßen, dass ich sie nur für den Test bis zur Basis ausgehalten habe; dem Abwaschzwang zu widerstehen hat mich wirklich einige Überwindung gekostet!
Aber was tut man nicht für die Parfumo-Welt, gell? ;-))
24 Antworten
Helena1411 vor 2 Jahren 19 20
8
Flakon
9
Sillage
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Haltbarkeit
9
Duft
Ein grünes Juwel der Vergangenheit
Der Aldehyd-See brodelt bedrohlich, grün-gesprenkelte Seifenblasen steigen unablässig aus den dunkelsmaragdenen Tiefen des Sees fast schon verbittert empor, um im Sonnenlicht den goldenen Glanz vergangener Zeiten widerzuspiegeln.
Ein herbpflanzlicher Duft nach feuchtem Gras, durchbrochenen Pflanzenstengeln und bemoostem Baumrinden schwebt nebelschwer in der Luft, fängt die schillernden Seifenblasen auf und erweckt den beruhigenden Anschein eines sanftdämpfenden Grünteppichs über dem aufgebracht stürmenden Aldehyd-See. Zarte, den See umrandende Blütentriebe bleiben verschwommen hinter diesen von blattgrün über farngrün bis hin zu moosgrün changierenden Dunstschwaden, sie sind in ihrer zu vermutenden blumenreichen Vielfalt kaum auszumachen und wehen nur als diffuser zarter Blütentraum vollkommen von jedweder Lieblichkeit befreit zwischen den Nebelschlieren herüber und vermischen sich zu einem nicht in Gänze helllichten, aber auch nicht erdrückend dunklen Duftprismengobelin.
Trotz aller zuerst anmutenden Aufgebrachtheit lädt dieser zauberhafte Ort zum erinnernden Verweilen sowie wohlwollenden Innehalten ein, verströmt er doch die Magie vergangener, längst vergessener Leben.
Und wenn sich der Besucher erst einmal an diesem von der Aura einer verloren geglaubten Vergangenheit umwobenen Fleckchen zur Ruhe niedergelassen hat, dann umhüllen ihn dezent feingrasige, moosweiche Duftdecken der Erinnerung, umspinnen ihn mit einem zarten, kaum mehr herben, eher mildgrünen Gespinst, in dem er sich betten und in ein goldenes Zeitalter zurückträumen vermag.

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Aviance ist ein Chypre-artiger Duft, gänzlich unsüß, dafür in allen Grün-Facetten strahlender, leicht herb-bitterer Duft, dessen aldehyddominierter Einstieg einen direkt um Jahre in die Vergangenheit katapultiert.
Für ein Eau de Cologne hat er eine unglaubliche Haltbarkeit, ebenso eine raumgreifende, jedoch nie (zumindest bei 1-2 Sprühstößen) erdrückenden Sillage.

Er kommt aus dem Dufthaus Prince Matchabelli, benannt nach dem gleichnamigen georgischen Prinzen, der nach seiner Flucht 1921 in die USA aufgrund der russischen Revolution dann im Jahr 1926 besagtes Duftlabel gründete und als Amateur-Chemiker seine eigenen Parfums kreierte.
Aviance ist allerdings längst nicht mehr unter seiner Feder entworfen, da zum Erscheinungsdatum des Duftes 1975 das Dufthaus bereits einen dreifachen Wechsel der Firmeninhaber hinter sich hatte bzw. grundsätzlich an andere Firmen verkauft worden ist. Dennoch erweckt der Duft, obschon mit seinem Erscheinungsdatum ein Klassiker und meines Erachtens nach in einem Zuge mit Duftikonen wie Chanel No.19 - ebenfalls ein Duft der 1970er Jahre - zu nennen, eine Erinnerung an noch weiter zurückliegende Zeiten.

Ein wundervoller, gut austarierter Duft, der - wieder meines Erachtens nach - vollkommen unter dem Duftradar herläuft, sicherlich auch dem Einstellen der Produktion geschuldet, wenngleich sich mir nicht erschließt, aus welchem Grund im Vergleich zum bereits oben aufgeführten Chanel No.19, den ich im Übrigen ebenfalls sehr liebe.

Aber das ist nur meine ganz persönliche Einschätzung, auch wenn ich sie hier dringend mit Euch teilen wollte.

Denn vergangen bedeutet noch lange nicht vergessen …
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