Heliotropium

Mancera Aoud Vanille startet mit schönem, medizinischem Oud, gepaart mit winterlicher Vanille. Eins der angenehmsten Openings die ich bisher testen konnte. Das Oud gibt der Vanille den luxuriösen und sauberen Touch, um keine langweilige Vanille Duftkerze zu sein, wie es mich bei den meisten Vanilledüften stört. Oud und Vanille kämpfen im Verlauf gegeneinander um die Spitze, wobei die Vanille triumphiert und das Oud in den Hintergrund rückt. Der Duft endet in einem klassischen, aber dennoch angenehmen, von Vanille dominierten Drydown. Ich finde es fast schade, dass das Oud seine Präsenz verliert und finde daher das Opening besser als den Drydown. Haltbarkeit ist extrem, Projektion ist radioaktiv, so wie man es von kräftigen Manceras gewohnt ist. Absolut Unisex.

Setting: kalter, verschneiter Tag - zwanglose, bequeme Treffen mit Freunden
Charakter: kühle und gelassene Person um die 25 - heimlicher Bücherwurm - selbstständig und ungebunden - helle Haare, blaue Augen

Ich kann mich in den zahlreichen Rezensionen nicht wiederfinden, die diesen Duft mit dem Tod oder totaler Schwärze vergleichen. Der Duft ist definitiv stumpf und dunkel, jedoch ist er grün, grün und noch mehr grün.
Encre Noire erinnert an lebendige, dunkelgrüne Nadelwälder am morgen, nachdem leichter Nebel marodes Holz, ölige Nadeln und den lockeren Boden angefeuchtet hat. Dieser Duft ist für einen selbst, nicht für andere. Er gibt das Gefühl als wäre man alleine genug. Voller Fokus auf selbst gesetzte Ziele. Stark männlich tendierend, nur von selbstsicheren Frauen tragbar.
Setting: 5 Uhr morgens vor der Arbeit im Dunkeln, durch einen nebligen, kalten Nadelwald joggend
Charakter: ernst - zielsicher und diszipliniert - redet wenig, doch sagt immer das Richtige - junger Entrepreneur mit Vorliebe für Bücher zur Persönlichkeitsentwicklung

Une Nuit à Doha. Mit dir kann ich mich nicht anfreunden. Für mich riechst du wie ein Apothekenschrank voller Wildblumen- und Wildkräutertees auf einer sehr echten Tabakbasis. Du riechst eher nach dem Versuch oder dem Konzept einen realistischen Duft darzustellen, anstatt ein Parfüm zu sein. Ist wahrscheinlich so ein Wohlfühl Eigenduft, jedoch ist er für mich deutlich zu viel Nische, dass ich sowas gar nicht tragen könnte. Die Würze der Immortelle ist außerdem beißend. Man riecht die Qualität der benutzen Öle sofort raus, was dennoch den hohen Preis nicht gerechtfertigt. Ich würde ihn als sehr herausfordernd einstufen. Komplett Unisex.

Charakter: Soziale Arbeit Student im 17. Semester mit biologisch abbaubaren Schuhen und Fahrrad aus dem zweiten Weltkrieg - gibt die Hälfte vom Bafög für pflanzliche Heilmittel aus

Mein erster Diptyque und ich bin begeistert. Ein sehr einfacher, aber gelungener Duft für eine breite Masse. Unvorstellbar, dass jemand sagen würde das Zeug was du hast stinkt. Der geht wirklich jederzeit. Saubere Wäsche mit einem Hauch Luxus. Die drei prominenten Noten sind für mich Wacholderbeere, Puder und Jasmin, die makellos aufeinander abgestimmt sind. Komplett unaufdringlich, obwohl gute H/S. Ganz leicht weiblich tendierender Unisex, liebe ihn jedoch als Mann. Wohlfühl-Duft.
Setting: helle, wolkenlose Tage in den ersten Frühlingswochen
Charakter: gepflegte, gebildete Frau - kreativ, jedoch introvertiert - ‚nonchalant‘

Das ist meine Vorstellung wie der gute Mann riechen könnte. Süßer, gewürzter Pflaumenlikör trifft seifiges Ambra und helles Holz. Geht für mich mehr in die frische und seifige Richtung, wobei ich anscheinend alleine bin wenn ich hier die anderen Rezensionen durchlese. Deswegen muss ich sagen, dass ich weder Blumen, noch eine dominante, orientalische Assoziation wahrnehme, wie der Name ‚Floriental’ andeuten würde. Bürotauglich, jedoch passender beim abendlichen Ausgehen. Im Sommer tragbar, wobei Herbst und Frühling die optimalen Bedingungen bieten. Wie verschieden Nasen doch sind. Komplett Unisex und nur leicht herausfordernd.
Setting: Erstes Date
Charakter: König Ludwig XIV.