Die 1980er und ihre Herrendüfte - eine olfaktorische Reise (oder: hau drauf das Zeug!)

Wenn man, so wie ich, in den 80ern seine Kindheit verbracht hat, hat man fürs ganze Leben Gerüche abgespeichert, die es so nicht mehr in der Form gibt: Verrauchte Gastwirtschaften. Hubba Bubba. Oder den Klassischen Citrus-Kloreiniger von damals, der heute - ja, auch da kann man das verwenden - sicher vielfach reformuliert wurde.

Was ich damals nur am Rande wahrgenommen habe, waren die Herrendüfte dieser Zeit. Die Mannsbilder haben gefühlt zu 90% geraucht, und sie trugen eine krautig-animalische Aura mit sich rum, die ich heute vielleicht in Richtung Azzaro oder Jaguar Men einordnen würde. Egal. Es waren andere, buntangezogene und dufttechnisch zweigeteilte Zeiten. Unisex? Hömma! Boys will be boys. Und die Mädels haben ihr No. 5.

Warum kloppe ich dazu einen Blogeintrag raus? Naja, nach duftmäßig konventionelleren Zeiten entdecke ich, seit ich hier bin - meine persönliche Duftreise der letzten 5 Jahre ... nein, ich bin keine KI, also nochmal von vorne: ich finde zunehmend die 80er-Herrendüfte geil, die sich noch getraut haben, den Herren der Schöpfung krautig-würzig-ledrig-animalische Komponenten um die Ohren zu hauen, um sie als solche erkennbar zu machen.

Das soll ein Blogeintrag sein... check: Community Guidelines: Nichts, das auch in den Rezensionen oder im Forum unterkommen könnte. Deshalb hier eine wilde Mischung aus Erfahrungen mit den 80er-Klassikern, die mir im Lauf des letzten Jahres untergekommen sind.

Wann riecht ein Mann wie ein Mann? Eine mögliche Antwort der 80er: Er haut auf seine Männlichkeit noch eine ordentliche Portion Animalik drauf. Deshalb gönnt er sich mit Lapidus pour Homme Eau de Toilette eine ordentliche Portion Kräuter mit Kuhstallnoten, oder er greift gleich zu Kouros Eau de Toilette , das alles, was der Kräutergarten hergibt, dazu einsetzt, ohnehin schon vorhandene menschliche Ausdünstungen auf das nächste Level zu heben. (Bitte versteht mich nicht falsch - ich habe und mag beide.)

Was die 80er auch konnten und bei Herren gerne gemacht haben: Kräuter, Naturzutaten und Blumen so kombinieren, dass ein herb-maskulines Ergebnis im Sinne einer perfekten Mischung aus Naturnoten rauskam. Jules Eau de Toilette ist da aus meiner Sicht nahe am Heiligen Gral. Antaeus Eau de Toilette ist noch einen Tacken herber, aber ohne, dass dabei die Animalik das Ruder übernimmt. Aramis Eau de Toilette (ja, ich weß, ist älter, aber ein Pionier) legt dich auf ein Kräuterbett, dass eine - minimale - Muffigkeit mitbringt, die dafür sorgt, dass du definitiv keine Clean-Vibes verbreitest, aber trotzdem gepflegt wirkst.

Leider ist natürlich auch manches eingestellt worden. Als RIP-Düfte seien hier nur genannt: Die Urversion des Adidas Eau de Toilette von 1985, die ich mir neulich von einem netten Parfumo ersoukt habe, und mit dem ich sofort in meine Kindheit zurückgebeamt wurde. IRGENDJEMAND in meinem Umfeld muss den damals getragen haben. Jedenfalls, sowas jibbet heute nicht mehr: Man baut einen unkomplizierten, leicht säuerlichen Sportduft aus den Komponenten der umgebenden Edelhäuser, aber so, dass er... einfach gute Laune macht. Oder, Nr. 2, auch tot: Xeryus Eau de Toilette . Ikonischer Flakon, etwas zurückhaltender als der Antaeus Eau de Toilette , aber definitiv mit ihm auf einer Liga. (Irgendwo las ich neulich, der hieß ursprünglich "Keryus", aber die Macher von Kouros drohten einen Rechtsstreit an. Ja, die Parfumwelt war früher klein.)

Klar, natürlich war damals nicht alles gut, bzw. man muss auch heute nicht alles gut finden. Bei mir: Ich verstehe zwar, wieso man Santos Eau de Toilette gut finden kann, aber mir ist er zuviel Mafioso-Schnauzbart in a Bottle. Den Zino Eau de Toilette , der immer noch in den Top 100 bei den Herren ist, habe ich irgendwie nicht richtig verstanden. Der Jaguar for Men Eau de Toilette ist mir zu viel grüner Holzhammer. Dito der Bogart Eau de Toilette und der Quorum Eau de Toilette , der zwar aus meiner Geburtsjahr stammt, aber aus meiner Sicht die Kurve vom Naturburschen zum Gentleman nicht hinbekommt. Etc. ...

Damit beende ich das Spiel und bin gespannt auf weitere Entdeckungen, die meine Duftreise mit neuen olfaktorischen Erlebnissen begleiten, durch die ich weitere Facetten meiner Persönlichkeit... nein, ich bin keine KI, deshalb: Es leben die 80er! Sie waren eine schöne Zeit.