Hexana

Hexana

Rezensionen
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1 - 5 von 13
Hexana vor 9 Jahren 11 9
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Das Biest und die Schöne
Unlängst erhielt ich von einer lieben Parfumista eine Probe Samaya. Da dieser Duft hier noch nicht kommentiert wurde und auch nicht sprühbar war, dümpelte er ein wenig unbeachtet in der Probenkiste herum. Mit Avon-Düften habe ich keine Erfahrungen und es fehlen mir die Vorurteile, einfach weil wohl keine freundliche Avon-Beraterin jemals meinen Dunstkreis gekreuzt hat.

Neulich vorm Joggen kramte ich ein wenig in den Proben, Samaya fiel mir in die Hand und tat mir irgendwie leid – eben weil noch niemand ihn für wert befunden hatte, einen Kommentar zu schreiben. Ich tupfte ihn großzügig auf Handgelenke und Arme. Uiuiui, ganz schön stechend die Kopfnote! Entweder es sind biestige Aldehyde, die kratzen oder der Duft ist schon leicht gekippt - ich bin da nicht so der Experte.

Nun ja, beim Laufen ist es egal, wie ich müffele – zum einen trabe ich allein, zum anderen dusche ich ja hinterher sowieso. Also ab in die Natur. Während ich so vor mich hin trabte und den Kopf frei bekam, stieg es mir plötzlich in die Nase. Ein feiner, weicher, warmer Duft – leicht orientalisch und sehr angenehm. Das kann doch gar nicht das alte Biest sein, dachte ich noch und schnüffelte überrascht am Handgelenk. Das Biest hatte sich doch tatsächlich verwandelt, den altbackenen Aldehydumhang abgelegt und war zur lieblichen orientalischen Prinzessin mutiert, die keck über ihren zarten Schleier aus exotischen Gewürzen, Blüten und balsamischen Harzen lugte. Na, so eine Überraschung – mein Interesse war geweckt. Zu Hause angekommen wurde der Test wiederholt. Und wieder war da zuerst das alte Biest, das erstmal alle in die Flucht schlägt. Aber ich wusste ja, dass Prinzessin Samaya aus dem Morgenland nur dem Geduldigen erscheint, ließ ihr Zeit und wurde nicht enttäuscht.

Man spürt, dass das Parfüm ein Kind der Achtziger des vergangenen Jahrhunderts ist. Es passt in die Ispahan-Opium-Familie, ist aber wesentlich zurückhaltender und dadurch auch im Sommer tragbar. Die fehlende Duftpyramide macht es mir nicht leicht, den Duft zu analysieren. Ich vermute Benzoe, Muskat, etwas Jasmin, Amber und ein wenig Patchouli. Auch ein Hauch Weihrauch, minimalistische Vanille oder Tolubalsam sind vorhanden. Ylang-Ylang könnte auch dabei sein. Der Duft ist sehr komplex, warm und für mich eindeutig orientalisch. Ich mag diese würzigen Gerüche , die so geschickt gemixt sind, dass die Einzelbestandteile gar nicht eindeutig wahrnehmbar sind, sondern in ihrer Gesamtheit betören.

Die kapriziöse Dame aus dem Orient hatte mich also erobert. In der Bucht erstand ich preiswert einen Originalflakon, der optisch sehr ansprechend ist. Die gelbgoldene Flüssigkeit schimmert durch einen mattierten Flakon und bildet einen schönen Kontrast zum dunkelblauen Deckel. Das schlichte Design gefällt mir außerordentlich gut.

Samaya ist ein schöner Name, der mehre Bedeutungen hat, die aber alle zum orientalischen Charakter des Parfüms passen. Es kann ein arabischer Mädchenname sein, auf den unsere scheue, verwandelte Prinzessin hört. Aber es kann auch aus dem Sanskrit stammen, wo es u.a. "Eins mit der göttlichen Mutter" oder „Versprechen“ bedeutet. Möge sich jeder seine eigene passende Bedeutung aussuchen.

Zum Schluss sei nochmal jedem Interessierten empfohlen, sich in Geduld zu üben und der Prinzessin Zeit zu lassen. Sie braucht sie, um sich für uns hübsch zu machen. Danach erstrahlt sie umso schöner!
9 Antworten
Hexana vor 9 Jahren 19 9
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
Prinzessin van Oranje
Heute habe ich mir Miss oder besser Mademoiselle Piguet gegönnt. Morgens um 10:00 Uhr lud ich das Frollein ein und jetzt um 23.30 Uhr ist sie immer noch da. Ein bisschen aufdringlich das Orangenmädchen und auch etwas vorlaut. So wie die jungen Dinger nun mal sind. Und auch ziemlich geradlinig. Dass es noch etwas jenseits des Orangenblütenduftes gibt, hat Mademoiselle noch nie gehört. Sie liebt die Orangenblüte heiß und innig und möchte sie stets um sich haben. Dabei ist es ihr ziemlich wurscht, was die Anderen denken. Sollen die reifen Damen sich doch ruhig an Aldehyden und Benzoes berauschen... Mit der Unbekümmertheit der Jugend dröhnt sie alles mit ihren Orangenblüten zu.

Zu Beginn war ich noch tolerant und habe sie milde lächelnd gewähren lassen. Ja, ich war sogar zeitweilig ganz angetan von ihrem frühlingshaften Charme. Ich ließ sie den ganzen Tag munter plaudern, aber nun gegen Ende des Abends wird sie mir doch lästig. Zu eindimensional sind die Gespräche und ich sehne mich nach Wärme, Geborgenheit und etwas mehr Tiefe.

Mademoiselle - es war nett, Sie kennengelernt zu haben. Doch jetzt freue ich mich auf die Dusche und etwas Abstand.
9 Antworten
Hexana vor 10 Jahren 13 7
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Schnörkelloses Gewürzduell
Da ich neuerdings Vanilledüften nicht abgeneigt bin, war klar, dass ich bei meinem Erbolorio-Streifzug auch Vaniglia e Zenzero würde prüfen müssen. Natürlich habe ich mir zuvor das theoretische Rüstzeug zu Gemüte geführt, indem ich Seeroses Kommentar studierte. Ihre Beschreibung war interessant und positiv, so dass ich mich freute, als ich das Wässerchen in der Parfümerie fand.

Der erste Dufteindruck nach dem Aufsprühen ist, als hätte man Ingwer frisch aufgeschnitten oder gerieben, so wie Seerose es auch beschreibt. Eine intensive zitronige und ingwerwürzige Kopfnote macht sich breit, die aber bald von Vanille abgelöst wird. Schärfe nehme ich hingegen nicht wahr.

Auf dem Papierstreifen bleibt der spritzige zitronige Auftakt länger erhalten als auf meiner Haut. Dort entstand nach dem Verfliegen der frischen Ingwernote zunächst ein etwas muffiger Geruch (Patchouli?). Wenn diese Phase überstanden ist, kommt der Duft ohne viel Schnickschnack zur Sache und verbleibt sehr sachlich bei den Zutaten, die sein Name verheißt. Die Vanille biedert sich nicht mit Süße an, sie bleibt herb und ist dennoch warm. Dieser irritierende Duft driftet auch im weiteren Duftverlauf nicht ins Kuschlige ab. Ingwer und Vanille liefern sich ein spannendes Duell, ohne dass es einen Sieger gibt. Manchmal dominiert die Vanille, die aber sofort wieder vom Ingwer geerdet wird.

In dieser ambivalenten Wahrnehmung bleibt der bipolare Duft viele Stunden gleichbleibend erhalten ohne Veränderung.

Dank des guten Preises wanderte Vaniglia e Zenzero in meine Sammlung. Ich werde sicher keine romantische Liebe zu ihm entwickeln, sondern eher eine kollegiale und verlässliche Freundschaft, die mir an solchen Tagen den Rücken stärkt, wo man innerlich mit sich selbst und der Welt uneins ist. Dann könnte dieser geradlinige und schnörkellose Duft genau die richtige Erdung sein.
7 Antworten
Hexana vor 10 Jahren 19 12
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Sinfonie der Sinne
Nach all den Lobeshymnen auf L'Erbolario Parfums, die ich hier gelesen habe, wollte ich schon lange mal einen ausgiebigen Streifzug durch eine L'Erbolario-Filiale starten. Heute nun konnte ich mir meinen Wunsch erfüllen und in einem L'Erbolario Geschäft nach Herzenslust schnuppern. Leider gab es nicht alles, was ich gern getestet hätte, aber es war immer noch genug da, um knapp dem olfaktorischen Kollaps zu entkommen.

Nicht alle Düfte gefielen mir, manche waren mir auch zu schwächlich auf der Brust - vor allem die Blütendüfte. Doch dann kam der sprichwörtliche Traumduft angeschwebt, als mir die freundliche Verkäuferin den "Ambraliquida" aufsprühte. Uii, was ist das nur, was mir da so lieblich in die Nase steigt? Ein sanfter Duft, der zart aber zielstrebig seinen Träger verführt. Der sich immer wieder ganz unaufdringlich in Erinnerung bringt. Er spielt sich nicht mit lautem Getöse in den Vordergrund, sondern weiß um die Qualität seiner einzelnen Bestandteile und die Kreativität des Compositeurs, dem es gelang , die Duftinstrumente perfekt aufeinander abzustimmen. Die zitrische Bergamotte eröffnet das Konzert, um gleich darauf von zarter Vanille beschwichtigt zu werden, dann treten die Holzbläser auf, aus Zeder und Sandelholz gefertigt. Diese bestimmen die Komposition bis zum Schluss. Vanille, völlig unsüß, ist das Basso continuo. Ich schließe die Augen und bin einfach nur fasziniert - von der herrlichen Duftmusik. Eigentlich soll ja Ambra das Thema sein – aber was ist Ambra? Ich weiß nicht, wie Ambra oder Liquidambar orientalis duftet. Egal, ich bin begeistert.

An diesem Duft stört mich nichts, sein Verlauf ist wunderbar. Sowohl auf Haut als auch auf Kleidung entwickelt er sich vorzüglich. Für mich ist er jederzeit tragbar, auch wenn die auf der Verpackung abgebildeten Herbstblätter den Herbstgebrauch suggerieren. Die Haltbarkeit ist ebenfalls lobenswert. Der schlichte, braun satinierte Flakon ist Understatement pur und passt ausgezeichnet zu diesem wirklich edlen Duft.
12 Antworten
Hexana vor 10 Jahren 17 5
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
2
Duft
"La Reine" des billigen Varietés
Die guten Bewertungen haben mich dazu verführt, eine Abfüllung vom rosa "Fifi" zu bestellen.

Gestern trug ich ihn nun zum Testen. Eigentlich neige ich nicht zum Kopfkino bei Düften - aber dieser hier hat - inspiriert durch Plutos Kommentar - doch merkwürdige Bilder in meinem Kopf entstehen lassen. Schon beim blümeligen Auftakt mit Maiglöckchen und Rosen sah ich plötzlich eine alternde Dame an ihrer Frisierkommode sitzen. Sie trägt einen gesteppten rosa Morgenmantel mit weißem Puschelkragen. Ihre Füße stecken in weißen Absatzpantöffelchen mit einer großen Puschelbommel oben drauf. Ihr rot gefärbtes Haar hat einen breiten grau-weißen Ansatz am Scheitel und müsste dringend nachgefärbt werden. Müde blickt sie in den Spiegel und versucht, in den verlebten Zügen ihres Antlitzes sich an die Erfolge in der Jugend zu erinnern, als sie noch im Variete als "Fifi Chachnil" umjubelt war. Eigentlich heißt sie ja Brigitte Meyer und wollte als Künstlernamen lieber "Cher Brischidd" heißen aber der Impresario des Varietes meinte, dass "Fifi Chachnil" passender wäre. Ja, das war schon eine schöne Zeit - damals ... Seufzend greift sie zum Make-up-Puder um mit großzügigem Auftrag die schlimmsten Verwüstungen der Zeit zu übertünchen. Der Puderduft erinnert sie an den Duft in ihrer alten Garderobe im Varieté. Eigentlich könnte sie sich auch noch eine Zigarette gönnen, der Teint ist sowieso hinüber... Entschlossen greift sie danach zum Lippenstift und malt sich einen grellroten Mund. Auf der weißen pseudo-barocken Kommode steht ein runder rosa Flakon mit textil-ummanteltem Pumpzerstäuber. Sie sprüht großzügig ihr Lieblingsparfüm auf Hals und faltiges Dekolleté, schließt die Augen und träumt von früher ... Ja, dieser Flakon + Inhalt passt zu ihr wie Faust aufs Gretchen.

"Fifi Chachnil" ist ein intensiver pudriger Duft mit blümeligen Auftakt, der mich an billige Make-up-Düfte von früher erinnert. Ich empfinde ihn als aufdringlich und unangenehm. So wie Brigitte Meyer mir völlig fremd ist, so ist es auch dieser Geruch. Dieser Typ Frau hat mir nichts gemein, deshalb mag ich wahrscheinlich auch nicht diesen Duft.

Trotzdem ist es ein Geruch, der mich immerhin zu Kopfkino und Kommentar inspiriert hat.
5 Antworten
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