Highcell

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6 - 10 von 37
Highcell vor 1 Jahr 18 2
7
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8.5
Duft
Man muss nur Mut haben
Altbacken? Nein! Nicht wirklich, sofern man kein Rentnerbeige dazu trägt.

Vielmehr strahlt dieser Duft eine überragende Gepflegtheit und Erwachsensein aus - ein wenig Daddy-Vibes, kein Ewiggestriges. Immerhin scheint es ja Mode zu sein, dass alte Klassiker aus Mode und Vornamen ihre Wiederkehr in der Moderne feiern und revitalisieren lassen: elesse, Emma oder Paul, VW Käfer, Ahoj-Brause, ... Man muss nur den Mut haben, ihn aufzutragen, bevor es die Masse vormacht.

Aber Eau Sauvage hat nie die Bühne verlassen, war nie wirklich begraben. Er war keiner der Sorte, die in der vorderen Reihe standen um lauthals auf sich aufmerksam zu machen. Vielmehr war er der stille Beobachter im Hintergrund; wie der Vater, der auf dem Spielplatz von Außen das Treiben der Kinder im Blick behielt, ohne in deren Spiel einzugreifen - lasst sie treiben, lasst sie spielen. Er begleitete die Entwicklung der Parfumkunst der letzten Jahrzehnte, wissend, dass er einst das Maß der Dinge war, vielleicht auch heute noch ist - ohne, dass man über ihn spricht. Er muss niemanden mehr etwas beweisen, muss nicht eingreifen, muss nicht viel verändern. Lasst sie doch spielen, lasst sie doch treiben.

Eau Sauvage ist für mich: Reife, frisch rasiert, sich dabei ausreichend Zeit gelassen, Sauberkeit, ein Gedicht der Parfumkunst, ein Gentleman der alten Schule mit entsprechenden Manieren, Männlichkeit pur ohne süßen Schnickschnack und Oud-Mainstream.

Eau Sauvage ist für mich trotz seines Alters die Kurzlebigkeit. Nicht mehr als drei Stunden auf Haut oder Kleidung. Vielleicht auch weniger. Gleichzeitig spricht nichts dagegen, diesen Duft wieder und wieder nachzusprühen, um in den Genuss der erfrischenden Kopf- und Herznote zu kommen.

Im Vergleich zur langlebigen und stärker projezierenden Parfum-Version würde ich dennoch diesen hier bevorzugen. Er ist viel frischer, weniger aufdringlich und süß als das Parfum, viel leichter und angenehmer.

Tragesituationen? Quasi unbegrenzt. Dort, wo man gepflegt und sauber sein möchte, ohne auf die üblichen Duschgelzüge aufzusteigen.

Plot Twist: Aktuell meine Wahl fürs Fitness-Studio.
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Highcell vor 1 Jahr 9
8
Flakon
7
Haltbarkeit
8
Duft
Holzig-staubig-blumige Metrosexualität und Ambivalenz
Das Original "Noir (Eau de Parfum) | Tom Ford" steht im Schatten seines nachfolgenden Bruders "Noir Extreme (Eau de Parfum) | Tom Ford", verdient jedoch eine separate und nicht vergleichende Beurteilung. Uns erwartet hier kein süßer Gourmand, sondern eine eigenständige Duftkomposition, die insgesamt herausstechend ist, kein typischer Designer sein möchte und seinem Namen ("Schwarz") durchaus gerecht werden kann.

Im Großen und Ganzen ist dieser Duft insbesondere
- blumig und leicht süß
- pudrig bis staubig
- holzig und leicht ledrig

Er wirkt auf mich nachdenklich, belesen, ein wenig wie eine verstaubte Bücherei mit ihren hölzernen Regalen, ohne dabei zu sehr ins zu pudrige, ins zu hölzerne, ins zu Süße abzudriften. Insgesamt wirken diese 3 Eigenschaften gut ausbalanciert und laden nicht dazu ein, den Duft in eine eindeutige Sparte zuzuordnen, um sich neben zig anderen einzureihen. Der Duft transportiert etwas ruhiges, unaufdringliches, dennoch ein dezentes Statement und zeigt sich durchweg maskulin, jedoch sehr metrosexuell!

Beinahe ein Immergeher zwischen Herbst und Frühling und unter 15° C. Passend zur Arbeit bis zum Date - vielleicht ein Signature für diese Jahreszeit. Kein "Ich muss dir gefallen" Duft, sondern eher, um Neugierde zu wecken, etwas mysteriöses, etwas distanziertes und dennoch warmes. Von allem etwas mit dabei, ohne eindeutige Klarheit und sicher ohne Perfektion. Und das soll er auch gar nicht sein. Denn ich mag diese Ambivalenzen...
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Highcell vor 1 Jahr 5
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Tolle Waagschale aus Zitrik und Hölzern, plus Weihrauch.
"Dior Homme Sport (2021) | Dior" nimmt seinen Platz zwischen dem sehr zitrischen, aber leicht flüchtigen "Dior Homme Cologne (2013) | Dior" und dem männlichen, eleganten Gentleman "Dior Homme (2020) (Eau de Toilette) | Dior" ein und macht seinen Job in dieser Funktion außerordentlich gut! Elegant, männlich und frisch. Allerdings nicht ganz "sauber", sondern er wirkt auf merkwürdige Art und Weise angenehm "schwitzig" mit etwas "Schmutz" und minimalen Badboy-Vibes. Ein ganz kleines bisschen.

Auf der Suche nach einem "Sport"-Duft hatte ich einige Zeit den frischeren Bruder "Dior Homme Cologne (2013) | Dior" in Gebrauch, der jedoch ein sehr zartes Fähnchen im Wind war, kaum wahrnehmbar und - sobald man aus der Haustür ging- auch wieder verschwunden. Bei "Dior Homme Sport (2021) | Dior" begleitet uns die zitrische Frische des Colognes ein wenig länger, wobei sehr bald durch Weihrauch und hölzerne Noten etwas mehr Tiefgang und einiges an Wumms hinzukommt.

Insgesamt entsteht eine zitrische Frische, begleitet von Pfeffer, Hölzer und Weihrauch. Das ist der prominenteste Inhalt, der euch erwartet. Dieser Duft passt tatsächlich gut zum "Sport", das heißt ins Fitness-Studio, bouldern, Tennis - solange er dezent aufgelegt wird (2-3 Sprüher). Denn er hat eine überraschend gute Haltbarkeit, riecht auf der Kleidung tatsächlich mehrere Tage lang und hält auf meiner Haut gute 6-8 Stunden, was mich wirklich überrascht hatte. Abseits vom Sport dient er dennoch als solider Alltagsduft für wärmere Tage ab 25 Grad während der Freizeit und Arbeit. Beinahe ein Immergeher.

Sollte es allerdings schwitziger oder die Luft stickiger werden, könnte ich mir mit diesem Duft keine wirkliche Erfrischung oder Abkühlung vorstellen und würde im Hochsommer niemandem einen Gefallen tun, ihn zu tragen. Denn sein Tiefgang in allen Ehren, wird mir persönlich der Weihrauch zu aufdringlich und persistierend.

Insgesamt zeichnet sich dieser Duft durch eine gelungene Waagschale zwischen "frischer Zitrik" und "hölzener Tiefgang" aus, ummantelt von Weihrauch. Bei mir muss er jedoch ausziehen, so gerne ich ihn gemocht hätte, weil ich kein Freund von Weihrauch bin und mich der Drydown in dieser Haltbarkeit doch zu sehr stört.
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Highcell vor 1 Jahr 14
10
Flakon
8
Haltbarkeit
9
Duft
Invasion gentilhomme
Klar - Fougères haben nach meinen Erfahrungen die Eigenschaft, eine gewisse Reife und Männlichkeit zu vermitteln. Und ja, das kann durchaus mal eine schmale Gratwanderung zwischen Alt-Herrenduft und einem modernen Duftwässerchen werden. Zumindest ist das mein Gefühl bei den sogenannten "Barbershop"-Düften. Ich muss mich dann daran gewöhnen und kann ihnen manchmal erst später etwas abgewinnen. Aber was ich hier mit "Invasion Barbare | Parfums MDCI" unter die Nase bekommen habe ... lässt mich nur ein hauchendes "Wow..." hervorbringen.

Nun trage ich ihn, und Ich bin sofort 10 Jahre älter geworden, aber noch weit entfernt vom Opa-Dasein. Und durch den Alterssprung, der dieser Duft unweigerlich erzwingt, habe ich das Gefühl, dass sich das Bankkonto um einige Nullstellen vergrößert hat, so "reich" wirkt man - obwohl der Preis des Parfums eher vermuten ließe, die Tendenz Richtung Dispo einzuschlagen zu wollen.

Dieser Duft ist so angenehm krautig-grün... ich fühle mich unheimlich stoisch und belesen. Ich brauche eine Brille, obwohl ich gut sehe, oder zumindest einen Anzug, bitte sehr, wäre das vielleicht möglich? Ich fühle mich gezwungen, weise meine Hände zu falten und mich zurück zu lehnen. Denn bald gesellt sich Vanille und etwas Warmes hinzu, und es wird langsam Zeit, mir Vertrauen zu schenken - bin ich nun doch gereift, oder mache ich es mir nur vor?

So heißt es doch, dass Parfums auch etwas Identitätsstiftendes darstellen - ähnlich wie ein Kostüm. Für einen Tag, für eine Nacht in eine andere Rolle zu schlüpfen - auch, wenn man daran zweifelt. Hier ist es die Rolle purer Eleganz, Männlichkeit, Exklusivität, Luxus und Stil. Ich fühle mich fast zu jung hierfür - doch will ich dieses Kostüm tragen; bei besonderen Anlässen, in besonderen Momenten, egal zu welcher Jahreszeit, doch ist es ein Duft, der mit der Garderobe, und unbedingt mit dem eigenen Auftreten, der eigenen Haltung und nicht zuletzt dem eigenen Charme verschmelzen muss.

Dies hier nenne ich eine wahrliche "Komposition". Es wird nichts "Neues" erfunden, aber dennoch ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen. Dieser Duft lässt aufhorchen - ebenso der wunderschöne Flakon, der auch ohne Büste in seiner Filigranarbeit etwas hergibt und das Thema dieses Parfums ehrfürchtig anmutend widerspiegelt.
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Highcell vor 1 Jahr 7 1
9
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Die geniale Einfachheit aus 3
Drei Absätze für drei Noten, die es auf den Punkt bringen sollen. Ich bin wirklich sprachlos wie sehr mich dieses Parfum begeistert. Der Duft wirkt überhaupt nicht überladen, aber so passend abgestimmt, wodurch alles wunderbar miteinander harmoniert, nichts irritiert, und in seinem Gesamtbild wie perfekt erschaffen. Ich weiß nicht, ob nur die hier aufgeführten drei Duftnoten verarbeitet sind - vermutlich mehr - aber er wirkt so einfach, und dennoch so gut. Während bei vielen Parfums der Duftakkord an manchen Stellen schräg klingt oder vermuten lässt, dass die ein oder andere Saite um wenige Hertz verstimmt sein mag, zeigt sich hier punktgenau der richtige Ton. Nicht mehr und nicht weniger. Er kommt zum Punkt: 1) Eleganz 2) Stil und 3) Freundlichkeit.

Allgegenwärtig ist die Rose, die einerseits zwar beinahe weiblich wirkt, ganz weit entfernt etwas oma-haftes vermuten lässt - aber lasst Euch hier bitte nicht abschrecken, denn der Duft ist mindestens für den Mann tragbar, wenn nicht überhaupt "für" den Mann. Er ist durchaus modern, überhaupt nicht altbacken, und wer diesen Duft trägt, der hat eine klare Vorstellung davon, wie er riechen möchte und sucht sich dies im Nischenbereich aus.

Mir kommt immer wieder das Frischegefühl entgegen - vermutlich durch den Gin - und irgendwie habe ich das Gefühl, als würde diese Frische meinen olfaktorischen "Durst" löschen, um kurze Zeit später nochmal einen Schluck nehmen zu wollen. Der Duft wird dadurch sehr luftig und leicht, ohne sich auch nur im Ansatz in Richtung Freizeit, Alltäglichkeit, Jugend oder Duschgel zu bewegen. Späterhin wird der Duft ein wenig wärmer, etwas süßer, vielleicht durch holzige Noten. Die Rose bleibt durchgängig Thema. Über den Flakon müssen wir nicht weiter sprechen.
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