Duftgedanken
Ich fand Parfums schon immer faszinierend. Seit ich denken kann, habe ich meiner Mutter hochinteressiert zugeschaut, wenn sie sich nach dem Make-Up ihr Parfum aufgelegt hatte. Als kleines Kind fand ich das sehr beeindruckend. Ich wollte immer sein wie Mama.
Auf ihrem Schminktisch thronte ein antiker, ägyptischer Flakon mit einem erlesenen Parfum. Ich erinnere mich daran, dass das Parfum stark nach Vanille duftete, was ich schon damals sehr liebte. Das Fläschchen war auberginefarben und liebevoll verziert mit kleinen, zarten Blättern und verspielten Ornamenten in Gold. Ich sehe den Flakon vor mir, als wäre es gestern gewesen. Das Anhimmeln dieses Schmuckstücks zählt zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen. Dieses delikate, gläserne Kunstwerk durfte ich als Vierjährige nur unter Aufsicht berühren, da dies ein besonderes Geschenk von meinem Vater an meine Mutter war, das sie auf einer Urlaubsreise bekommen hatte.
Irgendwann habe ich es fertiggebracht, den filigranen Glasdeckel eines anderen orientalischen Flakons aus der Parfumsammlung meiner Mutter abzubrechen. Mir tut dies im Nachhinein natürlich unheimlich leid. Mama sagt heute: "Ich war nie sauer auf dich. Wenn du mal ein kleines Mädchen bekommst, zerstört sie, wenn die Zeit reif ist, auch deine Lippenstifte, Puder, Parfumfläschchen, und, und, und... Von daher sind wir quitt." Dann müssen wir immer herzlich lachen.
Als Teenager habe ich zum Geburtstag die ersten Designerparfums geschenkt bekommen (zum Beispiel "Tommy Girl" und "True Star" von Tommy Hilfiger, die ich beide abgöttisch geliebt habe). Vom Weihnachts- oder Konfirmationsgeld habe ich mir des Öfteren angesagte Drogerieparfums gegönnt, wonach zwar die halbe neunte Klasse duftete, welche sich aber eher im Schüler-Preissegment bewegten. Ich habe im Alter von 14 bis 17 die Düfte von Miss Sixty, Pussy Deluxe und vor allem die Mini-Reihe ("Mini Love", "Mini Sexy") sehr geschätzt und genossen.
So wurde mit Sicherheit der Grundstein für meine heutige Parfumliebe geprägt. Ich kam mir immer durch das tägliche "Einnebeln"- was nicht immer leicht zu ertragen war für meine Mitmenschen - sehr erwachsen vor und ich denke sehr gerne an diese unbeschwerte Zeit meines Lebens mit einem Lächeln zurück.
Während meiner Ausbildung im jungen Erwachsenenalter konnte ich mir hin und wieder etwas größere Duftwünsche erfüllen. Vor allem die zuckersüßen Mädchentraum-Düfte von Juicy Couture, die einen nach Erdbeer-Karamell-Vanille-Praline-Dessert duften lassen, haben einen besonderen Platz in meinem Herzen. Insbesondere denke ich hier an "Juicy Couture Malibu" (ein tropischer Traum aus Tiaré und Passionsfrucht), welches ich einen ganzen Sommer lang getragen habe, weil es mich an eine ganz besondere Zeit mit meiner großen Liebe erinnert.
Warum verknüpfen wir Düfte mit gewissen Abschnitten in unserem Leben?
Ich stelle mir das so vor: Wir fangen Momente ein, fusionieren sie mithilfe eines Parfums, das wir zu der jeweiligen Zeit oft getragen haben,
zu einer Erinnerung und schließen diese in uns ein. Jedes Mal, wenn wir den Duft irgendwo wahrnehmen, tauchen wir wieder in die Vergangenheit ein und träumen von unserem ersten Date, unserem schönsten Urlaub oder vom glücklichsten Tag unseres Lebens. Der entsprechende Duft ist für immer verbunden mit den Erlebnissen und auf diese Art bewahren wir das Erlebte in unseren Herzen.
Vielleicht ist es in schweren (und wohlmöglich auch einsamen) Zeiten von großer Wichtigkeit, sich an das zu erinnern, was im Leben wirklich zählt. Seit ein paar Monaten sehe ich viele Dinge in meinem Leben mit anderen Augen.
Ich habe erkannt, dass das, was uns erfüllt und uns vollkommenes Glück beschert, meistens die Dinge sind, die man nicht sehen kann.