Hufing

Hufing

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6 - 10 von 21
Hufing vor 10 Jahren 20 5
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Eine intensive Begegnung
Erba Pura lernte ich zum ersten Mal in der Schlossparfümerie kennen. Die Dame des Hauses sprühte einmal auf den Papierstreifen und meinte: Was Besonderes, zum Kennen Lernen.“ Mit diesen Worten sollte sie Recht behalten.
Ich bedankte mich artig und warf den Streifen achtlos in meine Tüte. Und für die nächsten Stunden war er vergessen. Erst im Auto fiel mir ein ganz besonderer Duft auf. Ich wusste nicht was das sein könnte und grübelte, bis es mir einfiel. Ich konnte ihn überhaupt nicht in irgendeine Sparte einordnen oder mich daran erinnern jemals etwas Ähnliches gerochen zu haben. Daheim angekommen legte ich den Streifen auf meinen Schminktisch im Schlafzimmer. Noch über eine Woche duftete das gesamte Zimmer danach, die ersten Tage sogar das ganze Treppenhaus. Dann warf ich ihn weg. Irgendwie war der Duft da schon wie ein alter Bekannter. Das Negative daran: ich beschäftigte mich danach nicht mehr mit dem Duft und es folgte auch kein genauer Test mehr. Ich hatte ihn unterschwellig immer in Gedanken aber das wars auch.

Heute traf eine Abfüllung ein und mir war klar, ich muss zu diesem Duft ein paar Worte verlieren. Ich sprühe. Leider hat die Hälfte des Strahls mein Handgelenk verfehlt…Ich schnuppere…Flashback. Total. Als hätte ich ihn jeden Tag benutzt. Dieser Duft ist schwer in Worte zu fassen… Er hat eine unglaubliche Dichte, fast als wäre der Duft nicht nur zu riechen sondern auch zu greifen. Obwohl immer eine Süße mitschwingt, strahlt er für mich eine eher kühle Distanz aus. Liegt wahrscheinlich daran, dass ein stark medizinischer Beigeruch da ist. Ganz weit entfernt (!!!) erinnert mich diese Süße an Intense Cafe von Montale. Ich persönlich empfinde ihn nicht als unangenehm, wobei sich andere durchaus daran stoßen könnten. Wahrscheinlich ist das der Geruch, den auch schon ParfumAholic in seinem Kommentar als für ihn ziemlich unangenehm beschrieben hat und mit dem fremden Kraut in Verbindung gebracht hat. Eine kräftige Süße, allerdings nicht wie bei den meisten Gourmands sondern eher eine strenge, kühle Süße paart sich mit der medizinischen Note. Mit der Zeit wird der Duft weicher und verliert ein wenig an seiner Strenge bleibt dem Grundthema aber weiterhin treu. Ja, es klingt so banal und genauso riecht es irgendwie auch. Gleichzeitig kann ich meine Faszination nicht verstecken. Dieser Duft ist fernab von allem was ich bisher kenne. Er ist für mich weder orientalisch noch gourmandig noch grün noch sonst was. Mir fällt keine Gelegenheit ein, zu der ich EP tragen könnte. Deshalb werde ich ihn immer tragen wenn mir danach ist. Er ist an keine Jahreszeit gebunden. Er wäre mir weder im Sommer noch im Winter unangenehm. Meine einzige Furcht sind Sillage und Haltbarkeit. Ich liebe starke Düfte. Shalimar, Coco,Profumum und so viele mehr. Aber verglichen mit EP lechzen sie alle hinterher. Hier habe sogar ich Angst, des Duftes überdrüssig zu werden. Der halbe Sprüher von heute um halb 12 dampft mit solcher Intensität zu mir nach oben, dass ich das Gefühl habe, mich komplett eingesprüht zu haben. Sogesehen kann man hier durchaus sagen, dass das Preis-Leistungsverhältnis passt.
Gesamt gesehen, ist EP wahrscheinlich nicht der Duft, der mir am allerbesten gefällt oder mein No.1 Duft wird. Aber es ist der Duft, der mich bisher am meisten beeindruckt hat. Durch seine fast materielle Substanz, seine Einzigartigkeit und die Stärke die er nun einmal hat. Ich glaube, hier trägt der Duft den Nutzer, nicht der Träger den Duft. Er ist eine Diva: Man muss mit ihm umgehen können, seine Einzigartigkeit zu schätzen wissen und damit leben, dass er nicht gefällig ist oder sich dem Träger anpasst. Egal, ich mag in die Kraft von EP versinken und mich von ihm tragen lassen…Ja, den will ich haben *g*
5 Antworten
Hufing vor 10 Jahren 10 2
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
10
Duft
Das ist ein Angel?!
Eau Sucrée habe ich zufällig bei einem Stadtbummel entdeckt. Der typische Angelflakon, überzogen mit etwas das aussieht wie feine Zuckerkristalle, hellblau lasiert und insgesamt recht hübsch. Auf den ersten Blick wirkt er sanfter als die alte Mutter mit der klarblauen Flüssigkeit.
Aha, eine Angel-Limited-Edition? Als Mugler-Addict musste ich sofort testen. Also aufgesprüht. In der Erwartung eine abgeschwächte Version des Originals, evtl. auch etwas fruchtiger, zu riechen führe ich mein Handgelenk zur Nase. Hmm...stünde da nicht "Angel" und "Thierry Mugler" hätte ich den Duft niemals mit den beiden in Verbindung gebracht. Was mir da mit voller Wucht entgegen kommt sind Johannisbeeren. Super frisch, leicht herb. Keine synthetischen Plastikbeeren. Ja, tatsächlich, selten haben Beeren für mich so authentisch in einem Duft gerochen. Meine erste Assoziation war eine eisgekühlte Johannisbeerschorle die in dunklem Rot vor sich hin blubbert. Wahnsinnig lecker und erfrischend. 15 Minuten lang kann ich meine Nase nicht von der angesprühten Stellle lassen und wünsche mir, dass die Johannisbeeren nicht mehr verduften. Aber da weis ich noch nicht, dass es sogar noch besser geht. Denn immer mehr wird die Johannisbeerschorle zur Seite geschubst. Feine Vanille (aber keine Strenge, Erwachsene) macht sich breit. Wie ein Becher Vanilleis, mit Karamell-Krokant. Milchig, die Süße ist zart und geschmeidig. Das, was vielen den normale Angel (und auch Alien) wahrscheinlich verleidet, diese alles um sich erstickende, penetrante und "dichte" Süße hat Eau Sucrée nicht. Auch er ist süß und auf jeden Fall ein Gourmand, allerdings eher von der Sorte die sich sanft anschmiegt anstatt sich mit einem Knall aufzudrängen. Je länger der Duft wirkt, umso weicher wird er. Patchouli ist recht verhalten aber eine leichte Holzigkeit wahrnehmbar. Zu meiner Freude bleiben auch die Johannisbeeren recht lange erhalten und geben dem Duft so weiterhin eine leichte Spritzigkeit. Die Süße hat hier eine ganz selbstverständliche Leichtigkeit mit sommerlichem Anklang. Für mich eine wirklich sehr gelungene Angel Variation. Ich habe damit einen Gourmand gefunden, den ich auch bei wärmeren Temperaturen tragen kann ohne das Gefühl zu bekommen zu "schwer" und überladen mit süßem Parfum zu sein. Die Leichtigkeit hat allerdings einen kleinen Haken. Auch wenn ich sage, dass ich nicht überladen mit Parfum sein möchte, so will ich trotzdem dass der Duft mich in einen sanften Schleier hüllt. In diesem Punkt schwächelt Eau Sucrée ein wenig. Sillage ist moderat und Haltbarkeit eher mittelmäßig. Morgens zur Arbeit aufgesprüht, habe ich Mittags das Bedürfnis wieder nachzulegen.
Im Vergleich: ich liebe sie beide, das Original wie auch Eau Sucrée. Den Zweiten allerdings wegen seiner Verspieltheit und des sanfteren Wesens noch ein wenig mehr *g*
Und schon wieder könnt ich mich ärgern, dass ich mich wiederholt in einen Duft verliebt habe, der als "Limited Edition" läuft. Warum wird immer wieder so was Schönes kreeirt um es dann kurze Zeit später wieder einzustampfen?! Ich weis, die Diskussion ist verlorene Liebesmüh...
Daher: zugreifen solange erhältlich ;-)
2 Antworten
Hufing vor 10 Jahren 11 1
10
Flakon
10
Haltbarkeit
9
Duft
Initial – ohne Shalimar…fast…
Armes Shalimar Initial… Ich denke, Guerlain hat sich keinen Gefallen damit getan, diesem Duft das Shalimar Prädikat mit aufzudrücken. Sobald der große Name steht, ist die Erwartungshaltung natürlich rießig, vorallem wenn die große Dame nach so langer Zeit einen Abkömmling hat. Und dieser Abkömmling ist nicht einmal schlecht, nein ich finde ihn sogar richtig gut. Nur wenn man sich geistig auf etwas shalimariges eingestellt hat und dann Initial testet, wird man enttäuscht.

Eine recht gewöhnungsbedürftige Kopfnote haben allerdings beide. Beim Aufsprühen kommen mir schwerst bittere Noten entgegen. Ich bin fast versucht zu sagen, dass ich sie als Anti-Duftstoffe empfinde. Nach ca. einer halben Stunde nehmen diese bissigen Noten aber ab und werden sanfter, es kommt etwas kuscheliges hinzu. Zarte Blumigkeit wagt sich aus dem Schatten. Sehr angenehm und einlullend. Frisch, zitrisch oder stechend kratzig ist hier gar nichts mehr. Nach ca. einer Stunde hat die Tonkabohne ihren großen Auftritt. Neben Tonka ist da auch noch eine andere Note, die ich aber leider nicht benennen kann. Es riecht wie unsüßer Toffee, wobei ich bezweifle, dass dies wirklich der Inhaltsstoff ist. Und diese Tonka-„Toffee“ Basis bleibt. Und bleibt… und bleibt… und bleibt… Hier merkt man wieder, dass der Duft aus gutem Hause kommt, denn selbst das „Eau“ hat bei mir eine Wahnsinnshaltbarkeit. Während seiner ganzen Verweildauer ist mir allerdings eines ganz deutlich aufgefallen, bzw. habe ich so empfunden; der Duft ist trotz der eigentlich eher süß-schweren Basisnoten gänzlich unsüß. Ich würde ihn sogar einen unsüßen Gourmand nennen. Eine gewisse Staubigkeit und Knarzigkeit schwingt nonstop mit. Evtl. ist das die Verbindung zur großen Shalimar?! Zwölf Stunden bleibt der Duft bis er sich dann langsam verkrümelt. Nachdem ich diesen Duft nun besitze und mehrfach aufgelegt habe, bin ich noch immer überrascht, dass Guerlain neue (und scheinbar auch junge?) Kundschaft mit Initial und Initial l‘ Eau locken wollte. Denn ich finde ihn weder gefällig noch annähernd Mainstream sondern allein schon aufgrund der sehr herben Kopfnote ziemlich speziell. Mich haben der hübsche Flakon und das zarte Rosa schwer getäuscht. Von der Farbe her wäre dem Duft eher ein sehr helles Braun oder aber Beige zuzuordnen. Ganz schön tricky, die Guerlainleute *g*

Aber was soll ich sagen… Genau das gefällt mir an IlE so sehr. Dass er eben doch ganz anders und unerwartet ist. Er präsentiert sich in einem neuen unschuldigen Kleidchen und bleibt sich mit seinem Stil dennoch treu. Kein süßes Mainstream-Blumenwässerchen. Und deshalb möchte ich hier nochmal sagen; gebt ihm eine faire Chance. Ein Vergleich mit Shalimar ist zwar eigentlich logisch, hier allerdings die falsche Herangehensweise an den Duft, der qualitativ wirklich sehr gut gemacht ist.
1 Antwort
Hufing vor 10 Jahren 3 1
7
Duft
Süßigkeiten zum Aufsprühen
Bestimmt kennt jeder den wundervollen Duft, wenn man eine Tüte Gummibärchen öffnet. Genau so riecht meinem Empfinden nach Glam, wenn ich ihn aufsprühe. Süß, fruchtig und eigentlich auch sehr rund und in sich stimmig. Nur wenige Minuten später gesellen sich ein paar Blümchen dazu, laut Pyramide Iris und Rose. Bei Rose stimme ich definitiv zu, ja. Eine sehr leichte, hellrosa Rose, die den doch sehr süßen Duft mit leicht blumigen Akzenten untermalt. Aber Iris soll tatsächlich auch drin sein??? Kaum vorstellbar, wenn ich nochmal so an mich ranschnüffle. Keine Spur von der pudrigen, sauberen Iris zu riechen. Würde bei diesem Gourmand allerdings auch nicht wirklich dazu passen. Ca. 15 Minuten später und das Haribo macht Platz für ein gewaltiges Karamellbonbon, das hinter sich eine Wolke aus rosa Zuckerwatte herzieht. Und die Vereinigung dieser beiden riecht ganz klar sehr lecker. Danach passiert nicht mehr viel. Die Zuckerwatte gewinnt Oberhand, und im Hintergrund kämpfen Blümchen gegen Karamell. Hölzer? Auf meiner Haut keine. Glam endet an, auf und um mich herum mit Zuckerwatte.
Für Gourmandfans bestimmt einen Test wert, wenn man mit mittelmäßiger Sillage undHaltbarkeit leben kann. Denn lecker ist er, da gibt’s gar nichts. Gute Laune macht er auch. Sobald ich an diesem Duft schnuppere, komme ich mir vor, als wäre ich nach Candyland versetzt worden. Yummy.
1 Antwort
Hufing vor 10 Jahren 15 2
7
Duft
Meine Versöhnung mit der Orangenblüte
…oder wie sie einfach eingefangen wurde.
Aber von Anfang.
Eine Abfüllung des Duftes, die im Sommer bei mir eintrudelte, hat mich genügend von diesem Duft überzeugt um bei passender Gelegenheit zuzuschlagen und mir den Flakon zu gönnen. Dieser ist wirklich sehr schön verarbeitet und ein kleines Schmuckstück für sich.
Dann der erste Sprühstoß…frisch und zitrisch ist der Auftakt, der Pfeffer kitzelt mich unter der Nase und meine Vorfreude auf das was noch kommen mag wächst. Und dann stockt mir der Atem. Nur wenige Minuten und da ist sie wieder…Eine alte Bekannte, die mir bei z. B. Coco Mademoiselle das Leben so schwer machte, dass ich den Duft letztlich weiter gegeben habe. Die Duftnote gibt sich zu erkennen: Wummmss!! „Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Orangenblüte und alles was mir Konkurrenz machen könnte wird platt gewalzt.“ Ich rieche sie. Rieche sie so sehr, dass ich fast geneigt dazu bin aufzugeben. Nicht, weil mir der Duft von Orangenblüten generell nicht gefällt, sondern weil sie bei mir einfach zu dominant werden. Zu sehr alles andere einnehmend. Teils sogar stechend und gemein. Doch nicht so hier. Nach dem ersten kurzen Schock, bin ich schon wieder ganz entspannt, denn die restlichen Duftnoten weben sich so wunderbar um diese von mir so gefürchtete Blüte, dass ich sie als gar nicht mehr unangenehm empfinde. Ganz im Gegenteil; im Zusammenspiel mit den doch eher schwülstigen Blumen Jasmin und Rose gibt sie dem Ganzen einen leichten Kick. Und diese so wunderschön zusammengefügte, für mich fast perfekt verwobene Herznote bleibt. Sehr lange. Nach einigen Stunden schnuppere ich verwundert in meinen Schal. Irgendwas Herbes, Holziges ist da…und gleichzeitig doch sehr zart und sanft. Hmm, dann kann ich wohl die Basisnoten willkommen heißen. Und auch hier wurde das Gleichgewicht der einzelnen Komponenten ganz wunderbar gehalten. Keine Note, die die anderen übertüncht oder unangenehm auffällt. In seiner Gesamtheit betrachtet, ist der Duft für mich mit „vollkommen“ zu beschreiben. Irgendwie hat er alles. Er ist ( vorallem am Anfang) frisch, blumig, cremig, weiblich, holzig, leicht würzig und all das auf eine ganz wunderbare und elegante Weise. Er ist zeitlos und auch die Duftrichtung ist nichts, was man jeden Tag x-mal in ähnlicher Form und überall riechen kann. Haltbarkeit empfinde ich als sehr gut, einen ganzen Tag hat er bei mir durchgehalten. Sillage ist laut meiner Mutter wohl auch nicht ohne. Dennoch trage ich den Duft und nicht der Duft mich. Soll heißen, er passt sich einfach sehr straight der Trägerin an und wird trotz des intensiven Dufts zu einem Teil von ihr. Klar, er ist da und auch definitiv zu riechen. Aber nie hat man das Gefühl überbeduftet zu sein. Wie ist aber die Dame, die ihn trägt? Selbstbewusst und souverän, elegant und schick. Und gleichzeitig verspielt, lieblich und Vertrauen erweckend.
Und ganz nebenbei hat er mich gelehrt, dass auch Orangenblüten mal zurück stecken können ?
Und dennoch… jeden Tag könnte ich ihn nicht tragen. Denn ab und zu gibt es diese ruhigen und melancholischen Momente. Wenn man seine Ruhe haben will und nur für sich sein mag. Und da passt dieser kraftvolle, strahlende und volle Duft irgendwie nicht mit zusammen.
2 Antworten
6 - 10 von 21