Hyazinthe

Hyazinthe

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11 - 15 von 44
Hyazinthe vor 6 Jahren 13 7
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Eine Rose von Homers Grab
In allen Liedern des Orients erklingt die Liebe der Nachtigall zu der Rose.
In den schweigenden, sternklaren Nächten bringt der geflügelte Sänger seiner duftenden Blume eine Serenade dar. Nicht weit von Smyrna, unter den hohen Platanen, wo der Kaufmann seine belasteten Kamele treibt, die stolz ihre langen Hälse erheben und schwerfällig über eine Erde stampfen, die heilig ist, sah ich eine blühende Rosenhecke. Wilde Tauben flogen zwischen den Zweigen der hochstämmigen Bäume, und die Flügel der Tauben glänzten, wenn ein Sonnenstrahl darüber hinglitt, als seien sie aus Perlmutter gemacht.
In der Rosenhecke war eine Blüte von allen die schönste, und für sie sang die Nachtigall von ihrem Liebesschmerz, aber die Rose war stumm, nicht ein Tautropfen lag, wie eine Träne des Mitleidens, auf ihren Blättern, sie neigte sich auf ihrem Zweige über einige große Steine.
"Hier ruht der Erde größter Sänger!" sagte die Rose, "über seinem Grabe will ich duften, meine Blätter will ich darauf verstreuen, wenn der Sturm sie mir abstreift. Der Ilias' Sänger ward zu Erde in dieser Erde, aus der ich sprieße! Ich, eine Rose von Homers Grab, bin zu heilig, um für eine armselige Nachtigall zu blühen!"
Und die Nachtigall sang sich zu Tode!
Der Kameltreiber kam mit seinen beladenen Kamelen und seinen schwarzen Sklaven.
Sein kleiner Sohn fand den toten Vogel und beerdigte ihn in des großen Homers Grab; und die Rosen bebten im Winde. Der Abend kam.
Die Rose faltete ihre Blätter dichter zusammen und träumte, - sie träumte, es wäre ein herrlicher Sonnentag.
Eine Schar fremder fränkischer Männer kam her, sie hatten eine Pilgerreise zu Homers Grab gemacht.
Unter den Fremden war ein Sänger aus dem Norden, aus der Heimat der Nebel und Nordlichter. Er brach die Rose, preßte sie in einem Buche und nahm sie so mit sich nach einem anderen Weltteil hinüber, mit nach seinem fernen Vaterland. Und die Rose welkte vor Kummer und lag in dem engen Buche, das er in seinem Heim öffnete, und er sagte:
"Hier ist eine Rose von Homers Grab."
Sieh, das träumte die Blume und sie erwachte und zitterte im Winde. Ein Tautropfen fiel von ihren Blättern auf des Sängers Grab; da ging die Sonne auf, und die Rose blühte schöner als zuvor. Der Tag wurde heiß, es war ja im heißen Asien.
Da schallten Fußtritte, fremde Franken kamen, wie sie die Rose im Traume gesehen hatte, und unter diesen Fremden war ein Dichter aus dem Norden; er brach die Rose, drückte einen Kuß auf ihren frischen Mund, und führte sie mit sich in die Heimat der Nebel und der Nordlichter. Wie eine Mumie ruht nun die Blumenleiche in seiner llias, und wie im Traume hört sie ihn das Buch öffnen und sagen:
"Hier ist eine Rose von Homers Grab!"

Eine zarte, kaum erblühte rosafarbene Rose, im Morgentau, das Gras duftet noch von den Tropfen, die im ersten Sonnenlicht glitzern. Die Welt ist noch frisch, das Licht durchsichtig, leichte Brise streicht über die zarten Blütenblätter. Eine frühe Stunde, die noch nicht von der Geschäftigkeit des Tages berührt wurde. Träumend noch, wie kindlich, verwundert in die Gartenwelt erwacht, so ist die Anmutung dieses zarten Duftes.
Erinnert mich an Rosen wie Rosissimo, Rose Ikebana, aber auch Chloés Rose. Zuerst eingebettet in viel zartes Grün, leicht zitrisches.
Später kommen helle Hölzer dazu, das bringt Wärme hinein, aber auch mehr Ernst. Ändert den Charakter der Rose, lässt sie cremiger werden. Hätte jetzt nicht sein müssen für mich, gerne hätte ich diese Stimmung beibehalten. Hier kommt aber nichts von Seifigkeit auf, keine Opulenz, kein Oud oder Patch schafft hier orientalische Feuerwerke; das ist eine kleine lächelnde träumende Rose, die sich selbst genug ist, und das ist manchmal, nach all den olfaktorischen Schwer-Mahlzeiten, wie ein kleines einfaches Gericht, das nur von seinen natürlichen wohlschmeckenden Zutaten lebt.
Und - es hat mir das schöne träumerische Märchen von Andersen wieder in den Sinn gerufen.
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Hyazinthe vor 7 Jahren 19 5
Gesegneter Segen
Dieses Doppelgemoppel (Blessed Baraka) hat mich erst gestört, aber dann hab ich ein wenig hineingedacht und fand, dass dieser Titel ja auch anregt, über vll. Altbekanntes nachzudenken.
Ich hab sofort an Indien gedacht, wo ich bei drei Aufenthalten Sandel in vielfältiger Form erleben durfte. Das spirituelle Leben ist dort ja nicht getrennt vom Alltäglichen, sodass man immer wieder in Kontakt zu Pujas beispielsweise kommt, wo täglich neben Blumengaben und bunten Pulvern auch Räucherungen stattfinden, vielfach auch mit Sandelholz. Dies existiert auch als Paste, gerne zur Segnung den Gläubigen auf die Stirn gegeben. Ruhe, Meditation, geistige und körperliche Reinigung werden damit verbunden.
Auch Malas, Gebetsketten, sind gerne aus Sandelholz gefertigt. Der Duft unterstützt die Meditation. Er ist warm, erdend, und doch nicht aufdringlich-überlagernd, wie ich z.B. Oud empfinde (sorry, ich weiß, das bringt Punktabzug, kann ich mit leben....)
Ich liebe Sandelholz, fein gerieben, man kann es in Indienläden als Pulver kaufen, oder selbst ein Stück Holz reiben und dann auf einem Stövchen erwärmen. Sehr angenehm.
Wie riecht es denn nun hier in diesem Duft für mich, der sozusagen als "Sandelholzbombe" beschrieben wird?
Die weißen Blüten sind dermaßen dominant, dass ich vermute, dass dies als die 2.Segnung verstanden wird. In Indien gehören dicke Blütenketten, die den Gläubigen um den Nacken gelegt werden, zu den rituellen Handlungen dazu, aber auch als Willkommensgeschenk an Freunde oder Ehrenpersonen.
Der Duft, der nun etwa 4 Stunden in unveränderter Stärke sich auf meiner Haut breitmacht, entwickelt ein immer stärker werdendes Odeur, das ich nur als animalisch bezeichnen kann, und den Sandelholzduft, der doch eher ein fein zu bezeichnender Duft ist, in den Hintergrund drängt.
So, eine weitere Stunde ist vergangen, die "Penetranz" der Weißblüher hat nicht abgenommen, etwas mehr der vanilligen Süße hat sich dazu gesellt, ob da noch der Moschus ist, hm.
Ich werde jetzt nicht mehr abwarten, wie sich das Ganze entwickelt, aus Erfahrung kann ich sagen, dieser Duft wird noch lange auf meiner Haut verweilen. Gerne hätte ich mehr von dem Sandelholz gehabt, das zwar leise im Hintergrund Weichheit einspielt, doch gerne hätte er die Hauptfigur spielen können. Ob das überhaupt bei so starkem Weißblüheranteil möglich ist? Vll. ist ja meine Haut speziell eine Rampe, wo solche "Rampensäue" ungestört von anderen ihrer Leidenschaft frönen können. Wahrscheinlich konnte deshalb auch kein Tuberosenduft je bei mir einen Blumentopf gewinnen.
Bleibt mir, ein wenig noch von den Düften Indiens zu träumen, den Räucherungen, Farben, und sinnlichen Eindrücken.
5 Antworten
Hyazinthe vor 7 Jahren 6 1
4
Flakon
9
Sillage
8
Haltbarkeit
5
Duft
Tahiti by night
Habe gerade die Möglichkeit, diesen Duft bei einer Freundin zu testen. Ich muss gestehen, ich hätte ihn mir sonst nicht aufgesprüht, da ich schon ahnte, wie der duftet.
Es gibt ja einige Öle, die so heißen, Tahiti, Tiaré, Coconut, allenthalben günstig zu erhalten seit Jahrzehnten.
Leider hat sich mein Vorurteil bestätigt.
Es kommt mir erst eine Alkoholwolke entgegen, dann ein sehr süßes, weißblütengeschwängertes Etwas, das ich am liebsten gleich wieder abgewaschen hätte. Aber: ich halte tapfer durch, schließlich will ich ja meine Freundin nicht beleidigen, obwohl ich ihr zugute halte, dass sie eigentlich Parfums nicht mag, und diesen geschenkt bekam.
Wie riecht es nun wirklich?
Es riecht tatsächlich wie besagte Öle. Weißblüher, allen voran Tiare, etwas Jasmin,Ylang-Ylang, Gardenie, aber auch ein Unterton von sehr süßer, ziemlich künstlicher Vanille, die ich von Duftbäumchen in türkischen Bussen kenne. Bilde mir ein, mit viel Wohlwollen, da könnte noch etwas Sandelholz drin sein. Und noch jede Menge Cocosnuss, die sich aber in Verbindung mit den schweren tropischen Blüten auf meiner Haut in eine mir wohlbekannte Schuhcreme-Note entwickelt; das ist mir schon bei mehreren Düften mit Tiaré und anderen Weißblühern passiert.
Also alles in allem riecht das eher ziemlich billig, aufdringlich, und sehr bekannt.
Ich erinnere mich, dass ich diesen Geruch viel in der Nase hatte, wenn sich in der Dom-Rep. und Haiti abends das Volk am Strand traf. Insofern kann man ihn authentisch Südseefeeling nennen. Ob das nun so richtig in unsere nordischen Gefilde passt, muss jede/r für sich selbst entscheiden.
Mir ist jedenfalls mehr als blümerant und ich möchte jetzt nicht bis zum bitteren Ende durchhalten.
Der Flakon ist ziemlich unattraktiv, billiges Glas mit seitlicher Pressnaht, das Ettiket recht dünn und von schlechter qualität, sowie auch der Sprühknopf aus weißlichem Plastik. Also optische Reize kann man dem nicht abgewinnen. Nichtsdetotrotz kostet das Tahitifeeling 28 €.
Ich geh jetzt mal zu Wasser und Spüli und gieß mir einen feinen Likör ein - ohne Coconut.
1 Antwort
Hyazinthe vor 7 Jahren 13 4
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Duft
Herzklopfen
Ich sage jetzt nur kurz etwas zu dem Namen, der noch eine andere Bedeutung hat, neben dem kriegerischen Signal der Kapitulation.
Der Duft erschien 1969, sodass sein Titel sich höchstwahrscheinlich auf den französ.ital. Film "La Chamade" bezieht, der 1968 rauskam. "Herzklopfen" auf deutsch. Sehr schön für einen Duft, romantisch. Obwohl ich in einem romantischen Zusammenhang, mir auch eine Kapitulation der Liebe gegenüber vorstellen könnte.
Romantisch könnte man den Duft bezeichnen, klassisch, etwas blumig, unsüß, jedoch kein Blumenduft, erscheint er mir doch eher in Richtung eines frischen Chypre, obwohl vll. die klassischen Chypre-Zutaten fehlen, wie Eichenmoos, obwohl ich mir vorstellen kann, dass es zumindest in geringer Dosierung enthalten ist, das Herbe könnte m.E. auch vom Vetiver kommen.
Er erinnert mich recht stark an Ivoire Vintage, ohne dessen seifige Komponente zu besitzen. Und um Klassen besser gemacht.
Ein sehr klassischer damenhafter Duft, den ich trotz seines Namens nicht romantisch finde, doch charmant (oh, da merke ich die Ähnlichkeit zum Namen).
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Hyazinthe vor 7 Jahren 7 3
8
Flakon
6
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7
Haltbarkeit
8
Duft
Lady mit Fächer
Kein Kommentar zu diesem Duft? Das geht gar nicht, daher will ich mich mal dran machen.
Es ist einer dieser Düfte, die in meinem Kopf ein Karussel von Bildern anschubbst, das heißt, er muss was Besonderes haben, ist nicht gewöhnlich. Tatsächlich, zuerst dachte ich noch, ach ja, wieder einer dieser alten Chypres, die mir schnell anstrengend, zuviel werden, doch dann wanderte meine Nase immer wieder zu meinem Handgelenk, hmmm....
Warme Orangenblüten und auch der Duft der Frucht, aber nicht aufdringlich, kein Neroli-Hammer, obwohl man das erwarten könnte bei so viel Zitrischem, was in der Pyramide angegeben ist, nein, wunderbar eingebunden in einen warmen Untergrund, keine Gewürze, die ich erst erwartet hatte, viel subtiler, als würde eine zarte warme Hand mich sanft berühren und ein Gefühl der Entspannung in mir auslösen. Oder der leichte Hauch eines Fächers, von einer Dame sanft bewegt, eine Dame, die aber nicht steif oder elegant konservativ ist, nein, eher ein Wesen, das auf leichten zierlichen Füßen hereinhuschte und nun ihren Charme, ihre Anmut mit blitzenden Augen versprüht.
Ein Bild von Gustav Klimt taucht in meinem Geist auf, die Lady mit dem Fächer, genau diese Stimmung verbreitet dieser Duft, da ist kein Gold, keine Ornamentik in schwüler überladener Manier, wie so oft bei Klimt.
Neckisch, und doch voller Eleganz, Glanz und doch auch Tiefe, raschelnde Stoffe, die herumgewirbelt werden, und doch auch Ruhe, Wärme. Im Hintergrund spielt leise ein Quartett, Mozart oder Vivaldi.
Eine heitere gelöste Stimmung, eingehüllt von warmem Amber und Sandel, ganz zart und fein verwoben. Jasmin hält sich sehr dezent im Hintergrund, hat Respekt und spielt die 2. Geige. Auch Vanille sticht nicht heraus.
Dies ergibt eine warme elegant-gelöste Komposition, die ich sicher öfter tragen würde, wenn es sie noch gäbe. So stelle ich mir einen Sonntagnachmittag in einem Salon zur Zeit anfang des letzten Jahrhunderts vor.
Ein bisschen träumen tut doch ganz gut!
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