Ignorabilis

Mugler ist ja bekannt für polarisierende Düfte. Ob Alien, Aura, Angel oder Womanity ... Entweder man hasst sie oder man liebt sie. Mit dieser Erwartung habe ich auch Angel Nova getestet. In verschiedenen Situationen, zu unterschiedlichen Temperaturen habe ich diesem Duft eine Chance gegeben. Und ich bin mir nun sicher, dass ich nicht in die Gruppe der Liebhaberinnen gehöre.
Der erste Sprüher auf Papier schon schockierte mich fast. Eine schwere, pappige Süße mit einer chemischen Makeup-Rose kam mir da entgegen. Im Winter versuchte ich es am Handgelenk mit einem leichten Sprüher, da ich dachte, bei den kalten Temperaturen kommt er vielleicht nicht so klobig daher... immer noch übel. Jetzt im Sommer habe ich ihn heute Morgen aufgesprüht und im Warmen finde ich ihn, glaube ich, am unangenehmsten.
Was es für mich hier so schwierig macht, ist dass der Duft keine klare Richtung hat. Er ist ein Widerspruch für sich, aber nicht auf eine interessante Art, wie es Muglers sonst sind, sondern einfach unentschlossen. Die jugendlichen Fruchtnoten widersprechen der großmütterlichen Kosmetikrose. Ein bisschen wie eine Person in der Midlifecrisis, die einfach nochmal wieder richtig jung sein will... und dadurch irgendwie verzweifelt wirkt. Einfach seltsam und deplatziert.
Am Ende gewinnt die Makeup-Rose ... und ich gebe es auf.

Nach vielen Versuchen und ganz viel Bemühen, diesen Duft zu lieben, gebe ich zu: Er hat nicht wirklich überzeugt.
Wie oft hatte ich schon von dem mysteriösen "Nicht-Parfum" gehört, das wie durch Zauberei (oder eher durch zauberhafte Chemie) einen transluzenten Duftschleier um einen legen und alle um einen herum in seinen Bann ziehen soll. Und wie neugierig ich doch darauf war! Auch wenn der große Hype um "Not A Perfume" schon eine Weile her ist ... wer kann es mir verübeln?
Umso aufgeregter war ich, als ich eine ordentliche Abfüllung als Beigabe bei einem Tausch dazugelegt bekam (Danke nochmals dafür!) und konnte es gar nicht abwarten, ihn zu testen.
Aufgesprüht, losgerochen und ... Alkohol! Gut, da war ich zu schnell gewesen. Also wartete ich.
Etwas später versuchte ich es nochmal vorsichtiger und erroch ... ja, was eigentlich? Ich hatte einen weichen, sanften Hautduft erwartet – sozusagen "my skin but better" – und stattdessen fand ich ihn erstmal vor allem schräg. Auch nicht wirklich zu fassen. Nicht unbedingt unangenehm, aber wirklich sehr sonderbar.

Nach mehreren Tests konnte ich den Duft besser zuordnen. Oder besser gesagt, entwickelten sich Assoziationen. Vor allem erinnert er mich an eine Holzwerkstatt. Sägespäne, Holzleim, ein bisschen Lack. Irgendwie eine Mischung aus natürlichen und synthetischen Komponenten. Nun habe ich noch nie in eine Holzwerkstatt betreten mit dem Gedanken "Hier riecht es ja furchtbar", aber ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass ich schon mal dachte "Hier riecht's aber wahnsinnig gut".
Der Duft selbst verändert sich im Laufe des Tragens nicht sehr, er schwankt eher in der Intensität. Mal ist es vor allem das synthetisch Stechende, was in den Vordergrund rückt, etwas später beruhigt sich das wieder und das natürliche Holzige tritt hervor. Aber es kommt nicht wirklich etwas dazu oder verschwindet. Ein bisschen unruhig wird es in diesem Hin und Her auch.

Und dann natürlich die wichtigste Frage: Will ich so riechen?
Mh, naja, ich weiß nicht so genau. Ich kann mir einfach keine Situation vorstellen, in der ich zu diesem Duft greifen würde. Das, was ich erhoffte hier zu finden, wird schon von Molecule 01 abgedeckt, den ich seit Kurzem nun in meiner Sammlung habe (War auch ein holpriger Start, aber wir haben es geschafft!). Wenn ich an "Not A Perfume" denke, fällt mir einfach nichts ein. Und meinem Umfeld leider auch nicht. Stattdessen bilden sich nur Fragezeichen. So richtig gut will es sich einfach nicht anfühlen.
Not A Perfume ist tatsächlich kein Parfum ... für mich.

Über Umwege fand dieser schöne Duft zu mir und begleitet mich in den warmen Monaten treu im Homeoffice. Ich mag Sauberdüfte einfach gern zum Schreiben, habe aber bei vielen Düften ein Problem mit den zitrischen Noten. Häufig sind sie mir zu scharf oder es wird ihnen was würzig-bitteres beigemischt.
Nicht aber hier. Ich rieche vor allem Mandarine und Moschus, der alles nochmal weicher macht. Ein unkomplizierter, frischer, runder Duft. Die Haltbarkeit und Sillage sind doch sehr schwach, nach zwei Stunden kann man hier gerne nachsprühen. Aber ich trage ihn dennoch gerne. Ein Duft, der gepflegt bei sich bleibt und niemanden zu beeindrucken versucht.
Angenehm minimalistisch, ohne dabei belanglos zu sein.

Als ich letztes Jahr die Werbung zu diesem Duft zum ersten Mal sah, war ich sofort sehr interessiert. Vor allem, da der Flakon denen aus der Private Collection sehr ähnelt, erwartete ich irgendwie mehr als sonst. Vielleicht einen Duft, der irgendwie ungewöhnlich ist und einfach frischen Wind in die Drogerien bringt. Vielleicht einen anspruchsvolleren, komplexen Duft oder zumindest einen irgendwie eigenwilligen (was bei dem Namen ja naheliegt). Was das angeht, wurden meine Erwartungen nicht erfüllt.

Beim ersten Sprühen nehme ich vor allem die Bergamotte wahr. Aber auch Bubblegum und frische Beeren schwingen mit. Der Anfang ist tatsächlich so fruchtig, süß und gut gelaunt, dass es mich in der Stimmung fast ein bisschen an die Escada-Sommerdüfte erinnert. Dieses Spritzige bleibt auch bis zum Schluss erhalten. Nach und nach kommen die floralen Noten raus. Als Vanille-Fan hab ich diese Note hier vergeblich gesucht, für mich bleibt der Duft bis zuletzt fruchtig floral.

Insgesamt könnte man vielleicht sagen, dass ich in Anbetracht der Erwartungen etwas enttäuscht war. Aber schiebt man diese mal beiseite, ist es eigentlich ein sehr freundlicher, angenehmer Duft. Ich kann mir nicht vorstellen, den an jemandem zu riechen und ihn nicht zu mögen. An mir selbst wiederum fehlt mir das gewisse Etwas. Denn irgendwie kennt man diese Art von Düften schon. Als Duft zum Verschenken aber durchaus nicht verkehrt. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich hier einige Liebhaberinnen finden und ein bisschen freue ich mich sogar darauf, ihn an anderen zu riechen :)

Negative Rezensionen machen nie Spaß zu schreiben, aber ich hoffe, ihr seht es mir nach – vor allem wenn dieser Duft für euch toll funktioniert, dann möchte ich nichts gesagt haben :)
Für mich ist das ein langweiliger süß-blumiger Duft in einem leider sehr günstig aussehenden Flakon. Ich mag verspielte Flakons gerne, aber der hier wirkt auf mich eher, als wäre er für eine 13-jährige designt worden. Aber man muss ihm eines lassen: der Flakon passt gut zum Inhalt.
Der Duft selbst ist an mir nur ein süßes Gemisch, bei dem ich leider kein "Play" erkenne ... verspielt ist daran nicht viel. Insgesamt zu süß, die Noten verschwimmen willkürlich ineinander und alles wirkt irgendwie zu schwerfällig trotz der eher mageren Performance. Entwicklung kann ich bei diesem Duft nicht viel feststellen, da er so schnell schon so schwach wird, dass man die Nase fest ans Handgelenk pressen muss.
Der hier zieht weiter ...