Iridia

Den Duft habe ich über einen Aufsteller vor einem Barbershop in London entdeckt in brütender Sommerhitze. „Alle Männer sind gleich geboren, manche riechen nur einfach besser“. Ich ging rein und kaufte das aus dem Stand.

Soll eigentlich ein Herrenduft sein, aber mein Mann und ich haben uns fast darum geschlagen, wir waren gleichzeitig fasziniert davon. Man merkt, dass er sehr gut gemacht ist und dass ihn keiner hier kennt.
Er ist eindeutig herb, man riecht Tee, Hölzer, Leder - eine tolle Mischung. Ich würde ihn im Sommer ansiedeln. Obwohl die Sillage gut ist, ist er nicht zu schwer und ganztags tragbar.

Ich liebe den Duft, meine spontane Reaktion war aber: Abwehr.

Ich hatte ihn mir aufgesprüht und wollte ihn sofort wieder loswerden. Nach kurzer Zeit allerdings gab es eine Note, die mich total faszinierte. Ich wusste nicht, ob ich ihn hassen oder lieben soll.

Ich kaufte mir die Flasche trotzdem. Die große Zeit dafür kam dann im heißen Sommer. Ich empfinde den Duft mit meiner Haut herrlich trocken erfrischend - und zwar knochentrocken. Er ist für mich wie ein lockeres weißes Hemd in der Hitze der Stadt. Die Trockenheit erdet mich.

Es ist einer der wenigen Düfte, die ich jeden Sommer wieder raushole und benutze und der alles andere als weit verbreitet ist. Ich werde immer mal wieder darauf angesprochen.

Ich bin ein Fan des ersten Duftes und finde diese Version etwas leichter und strahlender, aber ansonsten wie das EdP, das mir mitunter schon ab und zu zu intensiv war.

Bei mir hat sich der Duft folgendermaßen entwickelt: erst deutlich wahrnehmbar, dann ganz sanft und zart, kaum zu riechen, dann wieder stärker. Ich hatte ihn am frühren Abend aufgesprüht und hab ihn beim Auwachen morgens deutlich wahrgenommen. Das ist so ein Duft, der bei mir nie falsch wirken dürfte, angenehm, unaufdringlich, diskret - für jede Situation. Nicht der Duft, dessen Ausstrahlung mich umwirft, aber einer, den ich gern auf Dauer in Begleitung habe, wie eine leichte, weiche Lieblingsjacke.

Ich empfinde den Duft clean und hipp, schnörkellose Klarheit und Focusierung. Dabei kann ich durchaus nachvollziehen, was hier andere über englische Aristokratie schreiben - das hat er auch, ist aber nicht meine erste Assoziation.

Ich sehe moderne Architektur, helle Räume, Jeans mit lichtgrauen T-Shirts, GinFizz, Flughäfen, Jil Sander- oder Akris-Kamotten (sorry, Tom), Frauen mit reduziertem Make-Up Männer mit coolen Brillen, Tablets, steinfarbene Wolldecken, Morgenstimmung, Erholung, Gesundung, Weglassen, sammeln von Inspirationen, der Moment, bevor alles (wieder) möglich ist.

Das ist ein Duft wie ein Hauch Frühlingswiese, leicht, aber bei passender Hautchemie mit wunderbarem Nachklang. Der ist so nebebei angenehm wie eine leichte, kuschelige Jacke, die man einfach immer wieder gern überzieht. Ein Duft, herrlich unaufdringlich und mit dem Eigenduft verschmelzend. Der erste Eindruck war angenehm, aber nicht ungewöhnlich, wurde aber immer interessanter und besser und hielt sehr lange.
Für mich die Entdeckung. Genau sowas hab ich immer gesucht.