Jonny94

Jonny94

Rezensionen
Jonny94 vor 10 Monaten 1 2
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Gesucht und (leider noch nicht ganz) gefunden
Seit Jahren (es dürften mittlerweile an die 10 sein) bin ich auf der Suche nach einem Duft, der einem gewissen Duschgel gleicht. Die Rede ist von "Kneipp - Männersache 2.0".
Der Duft dieses Duschgels ist lediglich mit Blutorange & Schwarzer Pfeffer beschrieben.

Nach einiger Zeit der erfolglosen Suche musste ich das Suchfeld etwas größer gestalten und generell Zitrus- sowie Pfeffernoten einschließen.
Zudem bin ich im Forum auf einen älteren Eintrag gestoßen, in dem ein User quasi das Selbe Suchproblem hatte. Die Antwort (ich glaube es war die einzige) auf seine Frage war "Ginepro Nero (Profumo) | L'Erbolario" .

Ich kannte L'Erbolario nicht, ging aber mit eher gemischten Gefühlen an die Sache heran, da ich mit Düften von Naturkosmetikherstellern bisher eher mittelmäßige Erfahrungen gemacht hatte. grade was Haltbarkeit und Sillage angeht. Zum Glück gibt es von den Düften kleine 15ml Flakons, die auch für Blindkäufe perfekt geeignet sind.

Doch jetzt zum Duft:
Die Duftpyramide enthält weder Blutorange noch schwarzen Pfeffer, jedoch scheint der namensgebende Wachholder dieser Mischung doch recht nahe zu kommen.
Direkt nach dem Aufsprühen gibt sich der Duft direkt harzig, die Zitrusnoten sind, je nach Temperatur, nur relativ schwer und eher kurz zu erahnen.
Stattdessen dominiert die Wachholderbeere. Wer schon mal aus Spaß auf eine solche gebissen hat, kennt den herb-bitteren, holzigen Charakter.
Auch Zeder, Vetiver Eichenmoos machen den Duft nicht sanfter, was aber absolut positiv gemeint ist.
Die restlichen Duftnoten sind weniger dominant oder gar nicht herauszuriechen (zumindest nicht von meiner mittelmäßig geschulten Nase)

Wenn ich den Duft mit einem Bild beschreiben müsste, würde ich sagen, er erinnert mich an eine Finka auf einer Mittelmeerinsel. Vertrocknetes Gras, knorrige (Oliven-)Bäume, ein altes, mit Weinblättern bewachsenes Natursteingemäuer und einer kleinen schnörkeligen Bank am Eingang.

H/S sind im oberen Mittelfeld angesiedelt.

Fazit: Wer auf trockene, knarzige, würzige Düfte steht darf hier zugreifen.

PS: Meine Suche geht weiter, auch wenn ich dem Ziel schon ziemlich nahe bin. Bis dahin werte ich das Ganze mal als kleines Erfolgserlebnis und der Duft wird mein zwischenzeitlicher Signature.
2 Antworten
Jonny94 vor 2 Jahren 12 6
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
5.5
Duft
350€ Pauschalreise ins 3* Hotel Nähe Palma, Mallorca (mit Hoteltransfer, nur 1,5km bis zum Strand)
Küstenmoos, Zitrone, Salbei, Rosengeranie und Zeder...
Beim Lesen der Komponenten und der Kommentare meiner Vorredner dachte ich an eine erfrischende Brise Urlaub to go. Am ehesten kommt mir einen schöner mediterraner Kräutergarten in den Sinn. Hier und da ein paar Rosensträucher, uralte, knorrige Zedern und ein paar Zitrusbäumchen, von denen ich mir im Vorbeigehen eine Frucht pflücken kann.

Nach mehrmaligem Testen bei verschiedenen Witterungsbedingungen dann die enttäuschende Gewissheit, ein Urlaub, wie ich ihn mir vorstelle, bleibt tatsächlich erstmal reine Träumerei (bis zum nächsten Urlaub).
"Aquatisch" lasse ich noch durchgehen, "frisch" aber auf keinen Fall.
Vielmehr kommt er nach kurzer Zeit pappsüß daher, wobei ich mir nicht erklären kann wieso, da die Duftpyramide nichts wirklich Süßes hergibt.
Man stelle sich eine Limonade an der Bar im 3* Hotel vor. Kostenpunkt 6,50€ inklusive 0,1l Plastikglas. Zu allem Überfluss bleibt diese künstliche Süße dann auch sehr penetrant und linear bis zum Ende, ein Duftverlauf ist nicht wirklich erkennbar.

Haltbarkeit & Sillage sind auch eher im Mittelfeld angesiedelt, wobei das bei einem sommerlichen Duft (was er definitiv trotzdem ist) nicht weiter ungewöhnlich ist.

Fazit: Nicht der Inhalt, den die Verpackung verspricht. Schade...
6 Antworten
Jonny94 vor 2 Jahren 4 1
6
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Nein! Ja? JA!
Ich hege eine Leidenschaft für blaue Düfte, die eher ins Herbe und nicht ins Süße abdriften. (Nicht umsonst ist Artisan Blu von John Varvatos bisher mein all time favourite, aber um den soll es hier nicht gehen!)

Ich hatte Acqua von JeP schon länger im Auge, habe mich aber bisher nie durchgerungen, ihn mal mit in eine Bestellung zu packen, da ich mittlerweile grundsätzlich versuche, Abstand von 100ml Flakons zu nehmen und es Acqua eben nur in dieser Größe gibt.

Sei´s drum, ich habe ihn für ca. 8€ bestellt. Ich denke mit dem Preis kommt jeder Geldbeutel zu Recht, zur Not wandert er eben weiter.

Ich mache also die Packung auf und sprühe einen ersten Sprühstoß auf einen Teststreifen. Mein erster Gedanke: "Haben die da was falsches reingefüllt, das ist doch zu 100% ein Frauenparfum!" (liegt wohl an der Rose, die in den ersten 20 Minuten alles, aber wirklich alles überdeckt).
Also erstmal wieder enttäuscht zur Seite gelegt, das war wirklich so gar nicht meins!

Jetzt, ca. 4 Wochen später (und bei ca. 10°C wärmeren Temperaturen), dachte ich, komm probiers nochmal, jeder hat eine zweite Chance verdient.
Gesagt, getan, ich sprühe standartmäßig meine 6 Sprüher auf und da kommt er mir direkt am Anfang gar nicht mehr so feminin vor. Ja, die Rose ist da, aber auf eine viel dezentere Art und Weise. Vielmehr dringen nach 3 Minuten herbere Noten durch (ganz sicher Lavendel; Kiefer und Zypresse vermag ich nicht zu unterscheiden).

Ich fühlte mich, ähnlich wie beim Artisan Blu von JV (um die Verbindung zu herben Aquaten herzustellen) direkt in eine frühlingshafte, blühende Landschaft versetzt, vllt. ist es der Lago di Como. Und genau das ist es, was einen Duft für mich so perfekt macht. Entweder gibt er mir eine Erinnerung an eine vergangene Situation oder er lässt mich von einer zukünftigen träumen.

Der Duft, wie immer Geschmacksache, für mich aber eine 8/10.
Haltbarkeit mit bisher 5 Stunden für einen blauen Duft mehr als gut, ich rieche ihn v.a. auf der Haut, auf der Kleidung hat er mittlerweile nachgelassen. 7/10
Sillage ok aber nichts weltbewegendes, so wie das bei Aquaten eben meistens ist. 6/10
Flakon und Sprüher ebenso nichts besonderes, aber auch nicht schlecht. 6/10

Fazit: Wer den Frühling/Sommer liebt, kann da guten Gewissens mal ein Auge drauf werfen, auch wenn ich mir sicher bin, dass JeP Acqua bei dem ein oder anderen erstmal auf die zweite Chance warten muss.
1 Antwort
Jonny94 vor 3 Jahren 5 2
10
Flakon
6
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Hängende Gärten von Babylon oder doch nur Amalfiküste?
Kein Handy, keine emails, keine anderen Menschen weit und breit, keine lästigen Aufgaben zu erledigen. Es sind angenehme 25°C, ein leichte Brise weht mir ins Gesicht. Ein kleiner, runder, mit Mosaiksteinchen besetzter Tisch, ein eisgekühlter Gin-Tonic (natürlich mit Rosmarinzweig) und eine frische, selbst gepflückte Feige untermalen den Augenblick der Perfektion. Ich sitze in einem schnörkeligen Pavillon, lasse meinen Blick über den in der Sonne glitzernden See schweifen und rieche gelegentlich an der Rose, die vom Pavillondach direkt neben meine Nase baumelt. Ich stehe auf und schlendere langsam durch die Allee von alten, knorrigen Pinien in Richtung Kräutergarten. Ich lasse meine Hand durch den blühenden Lavendelstrauch gleiten und nehme mir ein Blatt frischen Salbei für den Weg mit. Dem Alltag entflohen, den Kopf ausgeschaltet genieße ich den nicht enden wollenden Moment der Ruhe...

Auch bei meiner zweiten Rezension muss ich mich aufgrund meiner noch unerfahrenen Nase größtenteils auf die Vorstellungskraft der Leser verlassen. (Wobei ich eine florentinische Schwertlilie vermutlich auch in 20 Jahren nicht herausriechen könnte :)

Trotzdem kann ich behaupten, dass JV Artisan Blu genau das ist, was die Duftpyramide hergibt, finde aber, anstatt der Beschreibung frisch-aquatisch würde blau-grün-krautig deutlich eher zutreffen.
Basilikum, Lavendel und später holzige Noten (vermutlich Pinie und Zedernholz) lassen sich recht gut herauslesen.

Der Flakon ist optisch von einer anderen Welt. (Und ich muss zugeben, er hat seinen Beitrag zum Blindkauf geleistet - gottseidank). Wenn man ihn ins Licht hält, kann man zwar zwischen den blauen Seilen durchsehen, hat aber in etwa das Gefühl, beim Schnorcheln durch eine leicht angelaufene Brille zu schauen. Vergleichbar wäre auch eine Aquariumscheibe, die mal wieder eine Grundreinigung vertragen könnte.
Die Kappe ist schwer, sie könnte fast aus Stein sein. Einzig der Sprüher ist etwas "flach" geraten, weshalb man für die Menge eines normalen Sprühstoßes fast 2-3 mal drücken muss.

H (bei mir ca. 4 Stunden) und S sind leider die Schwachstellen an diesem sonst so hervorragenden Duft, was natürlich auch daran liegen könnte, dass er definitiv für wärmere Tage geeignet ist, wo die Haltbarkeit gegenüber "Winterdüften" ja sowieso meistens eher gering ausfällt.

Fazit: Die 125ml gibt es meistens so zw. 30 und 35€, da tun ein paar Sprüher mehr auf keinen Fall weh. Da man nicht immer in Gegenden wie dem Golf von Salerno unterwegs sein kann, tut es auch der heimische Stadtpark mit Bach... Vor Allem im Frühling, wenn alles anfängt grün zu werden.
Für jemanden der sich eher "Sommer-" als "Wintermensch" nennen würde hat JV Artisan Blu definitiv Potenzial für die Liebe auf den ersten Atemzug.
2 Antworten
Jonny94 vor 3 Jahren 12 4
9
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Eine Reise zum Mittelpunkt der Kindheit
Wir schreiben das Jahr 2000. Es ist ein nicht allzu kalter, schneefreier Januarmorgen. Meine Welt ist vollkommen in Ordnung und ich freue mich auf den Tag der vor mir liegt. Mit meinen gerade mal 6 erlebten Lenzen bewege ich mich fernab von jeglichen Problemen dieser Welt.
Mein Vater hat die Brotzeittasche schon gepackt und alle Werkzeuge auf den Anhänger geladen.
Es fällt mir kein bisschen schwer, aus den Federn zu kommen. Ich brauche exakt 3 Minuten um meine Morgenroutine zu erledigen.
Los gehts!
Die Fahrt vom Stadtrand zum Ziel dauert nicht mal eine halbe Stunde.
Der Weg wird holpriger und im Handumdrehen stehen wir mitten im Wald, was sich kurzzeitig anfühlt, als wären wir in einer weit entfernten Märchenwelt angekommen.
Keine Zeit zum Nachdenken, denn ich sehe, Opa, Onkel und meine beiden Cousins sind auch schon da.
(Was für ein Gefühl, denn ich habe die beiden schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen)
Die Erwachsenen tauschen sich kurz über den Tagesablauf aus und kurze Zeit später fällt der erste Baum. Unglaublich, was für eine schiere Wucht so ein Stück Holz haben kann...
Der lang ersehnte Augenblick rückt immer näher. Mein Vater nimmt mich kurz zu sich, schwört mich ein und gibt mir zum gefühlt hundertsten Mal die letzte kleine Einweisung.
Doch dafür habe ich mittlerweile weder Augen noch Ohren. Jetzt ist es endlich soweit.
Ich halte zum ersten mal in meinem Leben ein kleines Beil in meinen Händen.
Mittlerweile hat es leicht angefangen zu regnen.
Alles um mich herum verschwimmt und ich fühle mich wie ein Profi.
Entschlossen stapfe ich auf den gefällten Baum zu und fange an ihn zu entasten...

Wie einige vor mir schon geschrieben haben, trifft jeder Parfumo früher oder später auf Encre Noir und hasst es oder liebt es.
Auch bei mir ist es ein Blindkauf, den ich nicht bereue. Schon gar nicht bei einem Preis von 25€/100ml.

Um die Duftnoten dieses Parfums exakt herauszuriechen und zu beschreiben, fehlt mir schlicht die Erfahrung, wobei ich sagen kann, dass der Duft genau so riecht, wie die Kindheitserinnerung, die ich oben versucht habe, zu beschreiben:

Frisches, abgesägtes Holz mit einer Prise Regen. Die Feuchtigkeit, die durch die Baumwipfel dringt sammelt sich auf den ersten Farnen, die ringsum aus dem Boden sprießen. Eine leicht rauchige Note gesellt sich dazu, als die feuchten Fichtenzweige auf einem großen Haufen verbrannt werden und eine dichte weiße Rauchsäule durch die Baumwipfel nach oben zieht.

H/S sind mehr als ausreichend (locker 6-7 Stunden wahrnehmbar), zumal es eines dieser Parfums ist, die ich eigentlich 100%ig zu meinem eigenen Vergnügen trage und nicht, um Komplimente abzustauben. (Ehrlich gesagt habe ich bisher auch kaum welche für EN bekommen)

Der Flakon ist schwer und wuchtig, aber durch seine Schlichtheit inkl. der Kappe aus Holz, gleichzeitig elegant. (100ml Variante)

Fazit: Ich bin schwer begeistert. Der Duft hat alles, um ihn definitiv nicht als Mainstreamduft zu beschreiben. Und das ist mMn genau das was diesen Duft ausmacht. Natürlich sollte sich jeder wie immer selbst ein Bild machen, denn Geschmäcker sind bekannterweise verschieden. Mich lässt EN, wann immer ich möchte, in einer meiner schönsten Kindheitserinnerungen schwelgen und ich kann mit sehr großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass dieser Flakon im Laufe meines Lebens sicherlich nicht der letzte seiner Art sein wird.
4 Antworten