Josefka

Josefka

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6 - 10 von 16
Josefka vor 3 Jahren 29 7
10
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9.5
Duft
C'era una volta a Firenze
Auf meiner Reise mit den Düften von Francesca Bianchi bin ich noch lange nicht am Ende, aber lasst mich am Anfang beginnen. Am Anfang stand Under My Skin, von dem ich sofort hin und weg war (Review dann an anderer Stelle, aber kurz gesagt dachte ich - wow, das ist schon gleich von vorne weg der Drydown von Chypre Palatin!), und nachdem ich gehört hatte, dass die FBs alle ein ähnliches Rückgrat haben, war ich mir ziemlich sicher, ok, mehr werde ich dann wohl nicht brauchen. Selbst als mir jemand in einem Forum sagte, pass auf! - du bestellst dir ein Probenset und schwuppdiwupp hast du mehrere Flaschen FBs zu Hause stehen! Nee, ich fühlte mich da relativ sicher und bestellte also (haha!) mehrere Proben. Die mich seitdem nicht mehr loslassen. (Während ich das schreibe sind gerade zwei weitere Flakons auf dem Weg aus Italien zu mir. Q.E.D.)

Aber warum ist nun mein erster Kommentar eines FB-Dufts der zu Etruscan Water? Kurz gesagt, weil ich mich sehr zügig in ihn verliebt habe. Aber nicht auf den ersten Blick, nicht am Morgen direkt nach dem Aufsprühen, sondern am Nachmittag, nachdem ich schon einen ganzen Tag mit ihm verbracht hatte und plötzlich ganz andere Facetten wahrnahm. Außerdem erscheint es mir, als würde dieser Duft neben den anderen FBs in der öffentlichen Wahrnehmung etwas untergehen, und das hat er nicht verdient.

Um es vorweg zu sagen: Für mich ist Etruscan Water ein Meisterwerk. Ein großartiger Chypre mit Bianchi-Touch, ein feingeschliffener David unter all den grobbehauenen Fougères.

Denn als Chypre startet er und wird dann zum Fougère, ja. Hätte ich vor ein paar Jahren gedacht, dass ich mal einen Fougère tragen geschweige denn lieben würde? Nein. Aber erst kam "Sartorial" von Penhaligons und dann das hier.

Der Auftakt bereits ist ein Traum. Ich nehme zitrische Noten wahr und fühle mich an "New York Intense" von Parfums de Nicolai erinnert, aber so als hätte man NYI einmal durch eine fette Flüssigkeit gezogen. Und schon bald kommt die so Bianchi-typische Wächsrigkeit zum Vorschein, das, was viele hier ihre Desoxyribonukleinsäure nennen. Dem Zitronigen wird etwas Süße (Immortelle?) hinzugefügt, aber der Duft wird zu keiner Zeit klebrig. Es ist einfach nur sexy, smooth und nochmal sexy.

Im Verlauf weht immer mal wieder feines Leder rüber, wenn man sich bewegt, aber es ist weit entfernt von Lederkrachern wie FBs The Black Knight (zu dem dann auch an anderer Stelle mal mehr), sondern es ist eher als würde man an einer Gerberei vorbeilaufen, die aber aus Betriebsgründen schon länger geschlossen hat. Dazu Eichenmoos, das riecht, als wäre Eichenmoos niemals durch die IFRA von der Zutatenliste gestrichen worden, flankiert von Gewürzen und Blumen, perfekt orchestriert.

Ab dem frühen Nachmittag kommen dann deutlich das Eichenmoos und der Vetiver zum Vorschein. Und ja, ich verschweige es nicht, ab diesem Zeitpunkt ist Etruscan Water ein derber Kracher. Ab und an bekomme ich sogar einen Haarspray-Vibe. Aber, und das ist das Tolle: da ist nichts Künstliches. Ja, es britzelt ab und an in der Nase, so sprüht der, aber so ist das eben, wenn man seinen Rüssel in den Waldboden drückt.

Etruscan Water ist sehr gut im Winter zu tragen, auch bei sehr kalten Temperaturen, wie ich in den letzten Wochen feststellen durfte. Das hat mich zunächst überrascht, weil ich mir bei dem Duftnamen etwas Kühles, Erfrischendes vorgestellt hatte. Das etruskische Wasser aber ist eher eines, das über einen alten Stein fließt (z. B. den David in Florenz) und dabei schon leicht Moos angesetzt hat, während von Ferne her die salzige Luft des Meeres von der Maremma herüberweht. Ich freue mich natürlich auch darauf, den im Hochsommer zu tragen, denn ich gehe jede Wette, dass er dann wieder ganz neue Facetten offenbart.

Meine Güte, ist das schön, wenn einen ein Duft so richtig packt! Einer der beiden YouTuber von Wafts From the Loft (Joe?) sagte mal - und da hat er verdammt Recht - die Düfte von Francesca Bianchi eint, dass sie nicht wirken wie Parfums. Wenn du jemandem begegnest, der FB trägt, fragst du nicht: "Oh, was trägst du?", sondern sagst anerkennend: "Wow, du riechst aber gut!" Das ist es. Diese Düfte werden eins mit ihrer Trägerin.

"Wow, du riechst aber gut!" Das jedenfalls sage ich mir immer, wenn ich mir begegne, während ich Francesca Bianchi trage.
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Josefka vor 3 Jahren 19 7
Herbe Umarmung
Eigentlich hätte mir als Chypre-Liebhaberin klar sein müssen, dass mir Sublime gefallen würde. Trotzdem hatte ich zunächst keinen blassen Schimmer was ich tat, als ich mir aus der einem Kauf zugegebenen Probe etwas aufs Handgelenk sprühte. Wow!

In der Kopfnote rieche ich einen bitteren Auftakt, energetisch, frisch, mit viel Bergamotte und jeder Menge Zitrik. Viele grüne Noten sind dabei, es ist das vielbeschworene grüne Gras, das hier immer wieder durchkommt. Die Mandarine nehme ich nicht so stark wahr, und wenn, dann ist es eine noch sehr grüne, unreife Mandarine. Eher noch vermag ich einen Hauch Minze zu erpüren, fast wie bei einem Kräutertee, bei dem man in die Tüte hineinriecht. Ja, krautig, aldehydisch ist das, und käftig. Eine kühle Frische, die die Nase frei macht, fast an leichtes Patchouli erinnernd.

Aber schon zu Beginn sind auch schon die Herz- und Basisnoten erspürbar. Ein bisschen ist es wie bei einem Orchester, das zu Beginn gemeinsam spielt, bevor das Thema dann bei den Bläsern, den Geigen etc. weiter ausgeführt wird.

Die Herznote ist ein Bouquet aus Blüten, die sich aber für mich eher als Strauß gebärden denn als einzelne Blätter – ganz vorne ist die Gartennelke zu nennen, die am ehesten ein Eigenleben entwickelt.
Aber schon jetzt kann man, ganz unten sozusagen, das Moos spüren, das die Zitronenbäume und Blütenstengel im Boden hält. Auch Spuren von Verbeine (gibt der Vetiver diesen Eindruck?) sind zu erkennen.

Nach ca. einer Stunde wird der Duft seifiger, holziger auch, ambrierte Noten kommen dazu, die mittags, nach ca. vier Stunden, den Vordergrund bilden. Zu diesem Zeitpunkt würde ich Sublime als seifige Süße oder vielmehr süße Seifigkeit bezeichnen, sehr interessant. Sehr erwachsen auch, ich fühle mein Rückgrat gestärkt. Der Begriff „Mother Nature“ kommt mir in den Sinn – die grasigen Noten plus die Umarmung einer sich sorgenden Seele, die schon auch mal einen Pudding auf den Herd stellt, ergeben wohl diesen Eindruck. Geborgenheit, Selbstvertrauen.

Nach ca. drei Stunden gesellt sich ein wenig Zibet dazu, ganz dezent aber, man muss schon sehr nah an die Haut gehen, um das zu riechen, aber da ist es evident. Sublime ist keine Stinker, aber gefällig? Nee, eben auch nicht. Bisschen Raubkatze muss sein.

Ganz am Ende, wenn die Vanille auf leisen Pfoten dazukommt und der Duft langsam ausklingt, erinnert mich diese Mischung an Vétiver Tonka von Hermès – auch so ein Duft, der seine Spannung aus Gegensätzen entwickelt.

Es mag sein, dass, wie Luca Turin in „Perfumes“ schreibt, das Sublime dieser Tage nichts mehr gemein hat mit dem Sublime von früher, dass, was vorher eine Offenbarung war, nun zu einem unzusammenhängenden Mischmasch verkommen ist – ich kenne nur die neue Formulierung und finde sie sophisticated, herb und dennoch umarmend.

Eigentlich hätte mir als Chypre-Liebhaberin klar sein müssen, dass davon sofort ein kleiner Flakon angeschafft werden musste. Und so war es natürlich auch.
7 Antworten
Josefka vor 3 Jahren 7 3
Sex an Weihnachten
Der Namenszusatz "The Main Act" sowie die bisher hier gelesenen Kommentare und Statements machten mich neugierig - das musste ja ein ganz geiles (Tschuldigung) Tröpfchen sein! Die Zusammensetzung der einzelnen Noten taten ihr übriges. Also testete ich mal im Homeoffice, wo man eh niemanden vor den Kopf stoßen kann.

Der Beginn mit der Kopfnote ist heftig: Ein gewaltige Wolke aus Weihrauch und - ganz vorne dran - Zimt umstäubt mich. Zwei Sprüher aus einem kleinen Tester, und ich muss kurz nach Luft schnappen. Holla, die Waldfee! Doch schon nach wenigen Minuten legt sich das Chaos und es machen sich ganz klar Immortelle und Davana daran, den Duft trockenzulegen. Das Ganze wird im übrigen zusammengehalten von dem schon erwähnten Weihrauch und insbesondere einer Zimtnote, die den ganzen Verlauf des Duftes sehr präsent ist. Diese Note erinnert mich sehr an Carner Barcelonas "Megalium", für mich einer der besten Zimtdüfte überhaupt. Wo "Megalium" aber warm-würzig wird, da bleibt "Dev#2" irgendwie kühl.

Nach einer halben Stunde wird der Duft sogar noch eisiger, etwas Krautiges macht sich breit. Ich tippe hier auf die Zedernwacholder, sehr apart. Nach etwa einer Stunde nehme ich sogar eine kühle Minznote wahr sowie den Duft (und fast möchte ich sagen auch die Textur) von ausgeblasenen Kerzen. In diesem Stadium erinnert mich Dev#2 ein wenig an "2 Man" von Comme des Garcons.

(Mittags, also nach ungefähr vier Stunden Tragezeit, gehe ich mir was zu Essen kaufen. Im Supermarkt luge ich bei der Bäckereiabteilung vorbei, weil es dort so lecker nach Zimtbrötchen riecht. Bzw. nee, das bin ich selbst, wie ich dann trotz Maske bemerke. Ha!)

Soweit, so unterhaltsam. Aber ich vermisse doch etwas die angekündigte Animalik. Die stellt sich dann nach etwa fünf Stunden ein, blieb aber sehr hautnah, was ich auch als sehr angemessen empfinde. Es ist so ein gaaaaanz subtiler Duft von nicht ganz sauberer Haut, eigentlich sehr angenehm. Überhaupt ist das eher ein Duft, den man für sich selber trägt, nichts, womit man andere beeindrucken kann.

Durch die Eindrücke von Zimt, Weihrauch und erkaltete Kerzen erinnert mich "Dev#2" an die Adventszeit, aber nicht mit Süßigkeiten und gewürztem Tee, sondern weniger kuschelig, eher streng.

Daher also, wenn das Sex in a Bottle ist, dann aber Sex an Weihnachten - und zwar an einem Weihnachten im Lockdown, an dem man eh niemand anderen trifft.

"Dev#2" ist ein wirklich guter Duft, und von Dr. Ellen Covey, die das originale "Bat" von Zoologist gemacht hat, einer der besten Düfte überhaupt, habe ich nichts anderes erwartet. Hätte ich nicht schon „Megalium“ in meiner Sammlung, dann wäre das ein echter Kaufkandidat.
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Josefka vor 4 Jahren 21 6
5
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
5
Duft
Der Tinnitus unter den Parfums
An Samstagen gehe ich gern in die Kreuzberger Markthalle. Fast immer sehe ich dort Geza Schön beim Einkaufen, und dann muss ich immer an den einzigen seiner Düfte denken, der es in meine Sammlung schaffte, mittlerweile aber wieder ausgezogen ist: "Molecule 01". Ein Meilenstein der Parfumgeschichte gewiss, weshalb ich ihn mir auch gekauft hatte, ohne ihn vorher getestet zu haben.

Beim ersten Tragen am Abend des Kaufs erkenne ich eine deutliche Ähnlichkeit zu Ellenas "Poivre Samarcande" aus der Hermessence-Reihe. Mit dem habe ich auch so meine Schwierigkeiten, und jetzt weiß ich auch warum: Auch PS wird beherrscht von ISO E Super.
Dann am nächsten Tag morgens: ja, deutlich Pfeffer, aber ziemlich dezent. Ich trage 01 ins Büro. Nach etwa drei Stunden nehme ich etwas Gourmandiges wahr und denke, das ist das Parfum des Kollegen. Hä? Seit wann trägt der Parfum? Ach nee, bin wohl doch ich. An was erinnert mich das? Und 1, 2 Stunden später fällt es mir ein: "By The Fireplace" von Maison Margiela, ein Duft, den ich liebe! Wo kommt das denn her? Der hat seine Charakteristik doch von Cashmeran?

So weit, so verwirrend. Der nächste Versuch dann bei 7 Grad Außentemperatur. Den ganzen Tag über nehme ich immer wieder so ein paar holzige Schübe wahr, die viel beschworenen "pencil shavings". Insgesamt habe ich aber den Eindruck, dass viele Menschen heute besseres Parfum tragen als sonst. Kann es sein, dass mir meine Nase meinen eigenen Duft als den der anderen ausgibt? Bei diesen kalten Temperaturen nehme ich nichts Gourmandiges wahr, eher wirkt der Duft (der mehr ein Hauch ist, mal hier, mal dort, mal weg) staubtrocken.

Dann im Juni, draußen ist es schwül. Ich rieche hauptsächlich Holz, ein helles Holz, und das auch nur, wenn ich den Arm zur Nase bewege. Am Anfang ist dieses Holz so stechend, dass ich das Gefühl habe, meine Nasenhaare fangen an zu britzeln, wenn ich zu nahe komme. Das ist nicht wirklich angenehm.
Nun wird "Molecule 01" ja nachgesagt, dass er die Haltbarkeit anderer Parfums verbessert, wenn man ihn layert. Am selben Abend dann also "Osmanthus" von The Different Company aufgetragen, den ich ebenfalls sehr liebe, der aber wirklich mehr Haltbarkeit vertragen könnte. Und ich bilde mir tatsächlich ein, er hat mit Molecule darunter eine stärkere Projektion. Allerdings dringt dieses Holz! Holz! Holz! immer noch durch und nervt mich langsam gewaltig.

Ja, 01 ist für mich zu monothematisch holzig. Beim Tragen habe ich das Gefühl, mein Duftempfinden wird durch das beherrschenden ISO E Super nachhaltig gestört, als ob ich bei längerer Konfrontation damit die Fähigkeit verlieren könnte, andere Parfums mit ISO E Super überhaupt noch zu ertragen. Bzw. ist es, als ob durch 01 die Synapse, die für ISO E Super zuständig ist, so überstrapaziert wird, dass sie durchgängig sendet und ich überall nur noch dieses Molekül rieche. Ein bisschen wie bei meinem Tinnitus, der laut Wikipedia aus einer neuronalen Veränderung des Gehirns entsteht. Wiederholte bewusste Beachtung verstärkt den Tinnitus, und das wollte ich meiner Nase nicht antun. Neueste Therapien versuchen den Tinnitus zu lindern, indem der Patientin Musik vorgespielt wird, bei der genau der Ton oder die Frequenz fehlt, auf der ihr Tinnitus sendet. Genau so mache ich es jetzt auch und meide Parfums mit zu viel ISO E Super (mein einst geliebtes "Terre d'Hermès" habe ich verschenkt).

Es sollte aber jeder, der sich mit Parfums beschäftigt, wenigstens einmal die Begegnung mit 01 machen.
6 Antworten
Josefka vor 6 Jahren 20 5
Es wird Herbst, hurra!
True story: Vor ein paar Jahren, zu Beginn meiner Parfümleidenschaft, trug ich zum ersten Mal Dior Homme Intense. An diesem Tag fuhr ich mit meiner Freundin nach Prag. Es war war im September, und die Tage begannen kühler zu werden. Als Stärkung für die Fahrt holten wir uns noch ein paar Stullen vom Bäcker am Bahnhof. Wir wollten grade zahlen, da sagte die Verkäuferin: "Einer von Ihnen riecht aber verdammt gut!" Ha, ich wusste, wer das war! :)

Seitdem ist dieser Duft für mich die Quintessenz des Herbstes, und auch den Herbst 2018 habe ich in der vorigen Woche mit ihm eingeläutet. Wenn ich ihn trage, fühle ich mich einfach zuhause. Diese Iris in der Kopfnote ist unglaublich. Iris und ihre Eigenschaften muss man schon mögen, sonst wird man mit DHI nicht warm. "Herrenpuder" ist meine Kurzform dafür, auch wenn dieser Duft meiner Meinung nach komplett unisex einzustufen ist. Je länger man den Duft trägt (und er hält lang, bei mir mindestens acht Stunden), desto mehr kommt eine vanillige Süße durch, die aber nie klebrig wird. Der Duft entwickelt einen cremigen Schmelz, der die Trägerin den ganzen Tag umschmeichelt. Die Sillage ist offensichtlich nicht zu verachten, siehe oben.

Mittlerweile besitze ich auch Dio Homme EdT und Le Parfum und bin überzeugt, dass das einer der großen modernen Klassiker ist. Jede dieser Veröffentlichugen hat ihre Berechtigung - zum Beispiel kann man ohne Probleme tagsüber das EdT tragen und abends das Parfum folgen lassen. Doch Dior Homme Intense wird immer einen speziellen Platz in meinem Herzen haben.

Und mich ganz nebenbei immer an das alte Mütterchen Prag erinnern. So wie sie hat auch dieser Duft Krallen.
5 Antworten
6 - 10 von 16