Katinka

Es gibt hier viel zu schöne Kommentare, als dass ich mit ein paar schnöden Zeilen noch Weiteres hinzufügen könnte. Als ich den Duft das erste Mal probierte, war ich gerade süße Neunzehn - trotzdem hat mich Le Premier Parfum von Anfang an geflasht. Süß, lakritzig, orientalisch, pudrig-sinnlich - Dinge, die ich mag, und Dinge, von denen ich bis dato noch nicht einmal wusste, ob ich sie mögen könnte, vereinten sich in diesem Parfum zu einer undurchdringbaren Melange. Ähnlich ergeht es mir heute, wenn ich Lolita Lempicka aufsprühe - das Parfum verändert sich scheinbar regelmäßig, lässt wie ein Chamäleon immer neue Facetten aufblitzen und bleibt doch seltsam vertraut. Eine Persönlichkeit von einem Duft, soviel hatte ich schon damals geahnt. Und ja, diese Zeilen waren´s wert.

Nun möchte ich einmal eine Lanze brechen für diesen Duft, welcher eigentlich so gar nicht in mein Sortiment passt. Oder doch?
Boss Orange liefert für mich den perfekten Start aus sinnlichen und fruchtig-süßlichen Noten. Tatsächlich rieche ich in erster Linie Orange und Vanille, mit ein wenig Phantasie vielleicht das Sandelholz. Und so synthetisch der Duft sein mag, er verfehlt seine Wirkung nicht: Ich bin wieder 16. Lungere vor der Drogerie herum und spare auf dieses Parfum, welches mir das ultimative Lebensgefühl verpassen wird. Für eine Saison. Danach gerät der Flakon ein wenig in Vergessenheit (übrigens schwierig, bei dem Format!), verschwindet hinter neuen Duftkreationen, bis er irgendwann wieder hervorgekramt wird. Im nächsten oder übernächsten Sommer. Ob dann immer noch alles genauso sein wird? Nö. Selbstverständlich nicht. Man ist erwachsen geworden, Abifeten und Freibad passen irgendwie nicht mehr so. Und trotzdem: Ein Spritzer genügt, und ich bin wieder voll drin.

Schwieriger Duft. Ich habe die Eau de Parfum Variante, die ich sehr gemocht habe. Dann das Eau de Toilette an einer Freundin entdeckt und begeistert aufgenommen - so viel verwegener, würziger, auch frischer als das Original. Bestellt, aufgesprüht - plötzlich wünsche ich mir die rosé Variante zurück. Ausprobiert. Auch die gefällt nicht mehr so. Parfumkrise? Narciso Rodriguez For Her verwirrt. Definitiv. Mal rieche ich süßen Moschus (Honig passt da sehr gut!), mal dominieren holzig-frische Noten. Dann wieder dringt ein scharf-würziger, animalischer "Duft" aus dem Flakon. Ich bleibe dabei: Verwirrung. Eine Anziehungskraft, die schon beim Aufsprühen enttäuscht wird - oder eben nicht. Definitiv nicht für jeden Tag & mich geeignet.

BIG LOVE. Die ist unvernünftig, von außen kaum nachvollziehbar, für mich aber unersetzlich. PUNKT. Zuckerwatte, Jasminblüten, und das düstere Patschuli haut erst später rein. Auf genausoetwas habe ich Jahrelang gewartet. Fan der ersten Stunde. Alles an diesem Parfum ist opulent und streitwürdig - mein Gehirn schaltet sich aus, ich wills nur noch haben.

Ein Exempel statuieren: Dinge machen, die so vorher nicht möglich schienen. Zeichen setzen. In diesem Fall: Gefallen, obwohl unsägliche Erinnerungen an frisch-sportliche (oh nein!) und später erstickend pudrige (ich sage nur:Sun!) Düfte geweckt werden.
Auf den ersten Test war ich abgeneigt, doch schon bald konnt eich nicht mehr genug bekommen von den Partikeln, die sich am Wollpulli und in den Haaren abgesetzt hatten. Ein schmeichelnder, rundum einlullender Duft, absolut abendlich / herbstlich / warm, ohne süß zu sein. Die Kombination aus zitrischen Noten und pulsierender Sinnlichkeit habe ich so noch nicht erlebt. L´Eau Ambrée ist der intellektuellste Kandidat in meiner kleinen Duftsammlung, perfekt für den Kunstdiskurs am Abend - und andere Anlässe, an denen ganz besonderes Charisma gefragt ist.